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Leben im Camper

Jumpino on Tour #5 - Oktober 2024

Campers Alptaum - Ligurien und die Cote d'Azur

 

Puderzuckerstrand und Sonnenuntergänge

Weit bin ich wieder mal nicht gekommen seit ich Michis und Claudias Olivenhain bei Roccastrada verlassen hab.  Und ich frag mich warum ich das überhaupt erwähne – es spielt doch wirklich keine Rolle solange ich bis zum 17. Dezember in Huelva ankomme um meine Fähre auf die Kanaren nicht zu verpassen. Aber eigentlich dachte ich, heute bis La Spezia oder darüber hinaus zu fahren. Stattdessen nehme ich den direkten Weg an die Küste und halte erstmals in Cecina zum Lunch-break. Und dann tingle ich die Küste entlang, halte zwischen Vada und Rosignano an einem langen weißen Sandstrand (offiziell bekannt und benannt als Spiagge bianche) mit türkisblauem Wasser und schneeweißem feinstem Sand. Sogar einen geeigneten Übernachtungsparkplatz gibt es der aber keinen Blick aufs Meer bietet. Ich fahre rein nach Rosignano um mir einen Parkplatz direkt am Strand mit Meerblick anzuschauen.

Es war gar nicht geplant hier für die Nacht zu bleiben aber der Platz ist so ideal dass ich einfach nicht weiter fahren kann. Ich steh wieder mit Blick aufs Meer auf einem ruhigen Platz (obwohl mitten im Ort) der nie auch nur halb voll ist. Hier endet die Promenade, nur zur Mittagszeit und zum Sonnenuntergang kommen die Leute. Die Polizei patrolliert regelmäßig was zur Sicherheit beiträgt und nachts ist es beleuchtet. Sonst ist es ganz ruhig, man hört nur die Wellen.

Der Sonnenuntergang war traumhaft und am nächsten Morgen wecken mich die Sonne und ein strahlendblauer Himmel – wer wohl blauer ist? Das Meer oder der Himmel? Der Blick ist so wunderschön und es ist so herrlich ruhig hier - es wäre echt dumm schon weiter zu fahren – wer weiß wann man wieder so einen schönen Platz findet.

Ich bleibe also, vertrödle den Vormittag,  wasche meine Wäsche, setz mich in den Schatten des Jumpinos, lese, schau aufs Meer, warte bis die Wäsche am Heck des Jumpino getrocknet ist und genieße einfach diesen wunderschönen Tag. In dieser Zeit lädt auch meine zweite mobile Solarzelle die Powerbox wieder auf 100 %, denn die auf dem Dach (obwohl mit doppelter Leistung) bringt zurzeit nicht so viel. Die Sonne steht um diese Jahreszeit nicht hochgenug um einen guten Einstrahlwinkel auf die flach liegende Solarzelle zu erlangen und die Tage sind kurz. Aber gemeinsam mit der mobilen Solarzelle die ich nach der Sonne ausrichten kann ist meine Powerbox innerhalb von 2 Stunden wieder auf 100 %.

Ich pack wieder mal das Fahrrad aus und mach mich auf die Suche nach Trinkwasser das ich an einem Trinkwasserbrunnen am nahe gelegenen Spielplatz finde. Die gefüllten Kanister werden zum Jumpino gebracht und dann radle ich einfach ziellos durch die Gegend, den Strand entlang und durch den Ort.  Der ist unspektakulär, einer von vielen langweiligen Badeorten an der Küste, nur die hohen alten Pinien sind wunderschön. Der Abend beschert wieder einen Traum-Sonnenuntergang und ich bin mir gar nicht mehr so sicher ob ich morgen wirklich, wie gestern schon geplant, weiter fahren werde.

Ich kann nicht-  es ist zu schön hier - das Meer so blau und der Himmel auch  - ein Sommertag vom Feinsten und ich kann stundenlang hier sitzen und aufs Meer hinausschauen, beobachten wie gelegentlich ein Segelschiff vorbeizieht. Der große Frachter der schon gestern hier vor Anker lag manövriert laut tutend rückwärts an den ellenlangen Steg. Heute ist die Luft so klar dass man bis Piombino und Elba schauen kann.

Früh morgens um 09:00 ist mein Parkplatz heute bereits rammelvoll, ca 40 Autos und 8 Wohnmobile parken da, wo gestern und vorgestern nur 2 Womos und max 8 Autos zur gleichen Zeit waren. Mir wird schnell klar dass heute kein guter Tag für einen Ortswechsel ist. Überall woanders wird es wohl genauso sein, denn heute ist Allerheiligen und ganz Italien scheint unterwegs zu sein. Da ist es recht aussichtslos auf der vor mir liegenden bedeutend touristischeren Strecke einen Platz für die Nacht zu finden. Also bleib ich ‚noch mal‘ einen Tag und beschließe meinen Grundsatz treu zu bleiben, weder an einem Feiertag noch am Wochenende einen Ortswechsel vorzunehmen wenn ich gerade einen guten Stellplatz habe. Da auf diesen Feiertag das Wochenende folgt, heißt das noch 3 Tage hier bleiben.

Gar kein Problem. Ich pack einfach meine Badesachen und wandere hinüber zur Spiagge bianche (das sind nur 10 Min zu Fuß)

Dort ist der riesige Parkplatz, der bei meinem ersten Besuch fast leer war (nur 7 Autos) heute fast voll. Er sieht aus wie auf einem gut besuchten Zeltplatz in der Hauptsaison. Ich schätze da stehen mindestens 40 Wohnmobile und doppelt so viele PKWs, - oh Gott bin ich froh meinen heutigen Abreiseplan an den Nagel gehängt zu haben. Ich fürchte dass der Strand heute dementsprechend überlaufen sein wird, bin aber angenehm überrascht. Er ist fast 3 km lang und da verteilen sich die Besucher sehr, man hat reichlich freien Platz vor den Dünen und weiter hinten ist der Strand fast leer. Ich spann meinen großen bunten Regenschirm als Sonnschutz auf und bin erstaunt dass der Sand hier gar nicht heiß ist. Im Gegenteil er ist richtig kühl und schneeweiß und fein wie Puderzucker. Angenehmerweise klebt er auch nicht auf der Haut und lässt sich ganz leicht abstreifen oder aus Kleidung und Handtuch schütteln. Das Wasser ist so warm, dass sogar ich ein Stück hineingehe – und das heißt was. Was für ein Platz! Man darf sich halt nicht dran stören dass hier ziemlich viel Holz und angeschwemmtes Schilf am Strand liegt. Es ist ein „freier Strand“ über seine gesamte Länge und da kommt halt kein Traktor um den Strand zu säubern und den Sand zu glätten. Aus dem Treibgut haben sich mache Badegäste Tipis und Sonnenschutz gebaut. Zu meiner Freude gibt es keinen von Menschenhand erzeugten und zurückgelassenen Müll hier. Wie angenehm.

Ich lass mir die Sonne auf den Pelz brennen, wandere den ganzen langen Strand entlang und bin heute mal so ein richtiger Bade-Tourist. Das ist zwischendurch auch mal schön. Gegen 16:00 treibt mich der Hunger nach Hause. Der Jumpino Parkplatz ist noch voller geworden, kein einziges Plätzchen ist mehr zu ergattern. Ich koch mir ein Auberginengemüse und bin grad fertig um es beim Sonnenuntergang zu verspeisen. Was für ein Anblick – diese Farben! – schon den 3. Abend und es ist immer wieder faszinierend schön. Und morgen geh ich wieder an meinen Puderzucker-Strand bevor ich am Spätnachmittag das Rad auspacke und zu Lidl zum Einkaufen radle.

Sonntagmorgen ist mein Parkplatz fest in der Hand der Wohnmobile, sie belagern schon die Hälfte der für PKWs reservierten Plätze. Ich zähle 20 Wohnmobile. Gut dass ich mir den Stress der Platzsuche am Wochenende erspart hab und immer noch den Paradeplatz ganz vorne am Wasser hab. Ich freu mich jetzt schon wieder auf den Sonnenuntergang.

Montag- und ich bin immer noch da! Die für heute fest geplante Weiterfahrt – was solls -  es ist schön hier! Ich will meinen hier erworbenen Schalter und die Steckdose  für die Tauchpumpen-Dusche installieren, dusche, wasch meine Haare, radle in die Stadt zum Einkaufen und bin rechtzeitig zum Sonnenuntergang (bereits um 17:00 Uhr) zurück. Wieder versinkt der leuchtend orange Sonnenball im Meer und malt den Himmel bunt – ich kann nie genug davon bekommen. Nachdem die Sonne weg ist und der Himmel brennt, erscheint eine zarte Mondsichel. Allmählich verblassen die Farben, es wird dunkel und der Mond leuchtet genauso orange wie die Sonne vorher, wirft einen goldenen Lichtstrahl aufs Wasser - und jetzt ist auch noch der Mond ins Wasser gefallen.

 

Stress, Frust und doch so schön – Ligurien und die Alpen

Eigentlich hab ich das Gefühl ich sollte Rosignano noch nicht verlassen tue es aber trotzdem. Da wo ich viel Zeit verbringen wollte (an Spaniens Ostküste) herrscht gerade Katastrophenfall nach all den Unwettern. Und somit hab ich keine Eile. Werd mir Ligurien ein wenig anschauen.

Die nächsten Orte sind fad. Pisa und seinen Schiefen Turm den ich von der SS1 aus sehen kann lass ich links liegen (hab ihn ja schon vor 35 Jahren bewundert) und fahr weiter nach Lerici. Schon lange gibt es keine Parkmöglichkeiten mehr- entweder voll oder sauteuer (2,50 pro Stunde rund um die Uhr) unmöglich hier zu übernachten.

Lerici, mit seinen bunten Häusern, liegt schön am Hang und ich fahre eine abenteuerliche Straße zu einem Kap mit dem auserwählten Parkplatz. Und dann endet alles in einer Sackgasse, die Zufahrt zum Parkplatz ist abgesperrt. Der Weg war also umsonst – na ja nicht ganz, denn das Panorama dorthin war großartig.

Durch enge steile Gassen quäl ich mich durch den Ort nur um festzustellen dass er zwar hübsch ist aber keinerlei Parkmöglichkeiten bietet, nicht mal für einen kurzen Spaziergang - also weiter zum nächsten Ort.  Kurz vor Sonnenuntergang finde ich in einer abgelegenen Siedlung ein Plätzchen für die Nacht. Bereits früh am nächsten Morgen geht’s auch schon weiter. Der nächtliche Parkplatz war so düster dass ich dort nicht mal frühstücken wollte. Das heb ich mir auf fürs eine Stunde entfernte La Spezia. Das wollte ich mir anschauen und falls möglich bleib ich da. Nix wars mit Frühstück in La Spezia oder Sightseeing - weil keine Parkplätze für Campervans!!

Frustriert von der Parkplatzsituation der letzten beiden Tage und gestresst vom Verkehr in den engen Straßen reichts mir.  Ich plane um, auf eine Route durchs bergige Hinterland, mach im nächsten Bergdorf halt in dem es einen geräumigen Parkplatz gibt, frühstücke und plane die weitere Route. Ich will diese Küste so schnell wie möglich hinter mich bringen und zumindest über Genua hinauskommen. Ein paar Parkplätze in den nördlichen Vororten von Genua hatte ich mir bereits ausgesucht.

Die Strecke durchs Landesinnere beginnt mit einem langen Tunnel und führt dann durch landschaftlich reizvolle Gegenden. Hohe Berge an denen kleine Dörfer kleben und dann kommt erstmalig wieder die Küste in Sicht. Von ganz weit oben kann ich über die Berge, Hügel und Dörfer das Meer schimmern sehen mit Portofino im Hintergrund auf einer langen Landzunge. Leider ist es ein bisschen diesig heute aber trotzdem ist der Blick wunderschön. Vor einer geschlossenen Pizzeria kann ich anhalten, wandere ein bisschen auf und ab, wechsle ein paar nette Worte mit einer älteren Italienerin die meinen Weg kreuzt und weiter geht’s.

Oh mei - is des schön hier, entfährt es mir bei jeder Kurve die wieder neue Panoramablicke freigibt oder traumhaft schöne Villen ins Blickfeld bringt die an den steilen Hängen kleben.

Der Jumpino ist glücklich weil er fahren darf und das auf bestem glattem Asphalt ohne Risse oder Schlaglöcher und ich genieße diese herrliche Gegend. Auf und ab geht’s, rauf und wieder runter mit vielen Kurven und Engstellen. Es ist anstrengend hier zu fahren aber halt auch sagenhaft schön. Geschwindigkeitsbegrenzungen von 50 oder 30 km/h wechseln sich ab so dass man auch als Fahrer ein bisschen „schauen“ kann. Anhalten kann man leider nirgendwo, denn die Straßen sind entweder zu eng, alle Parkplätze voll oder mit Schranken abgeriegelt die eine Durchfahrtshöhe von max 2m zulassen. Das ist sogar für den kleinen Jumpino zu niedrig.

Und jetzt kommt Genua mit 500 000 Einwohnern. Ich hätte mir die Stadt gerne angeschaut, ist sie doch geschichtlich für mich sehr interessant, speziell die Seefahrt und den Hafen betreffend. Aber meine Suche nach einem geeigneten Parkplatz blieb erfolglos. Also werde ich mich ins Gewühl stürzen, mitten durch die Stadt fahren und hoffen ein wenig von deren Glanz zu sehen. Mir graut davor ganz schrecklich, aber die Neugier siegt. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Vom Meer sieht man eigentlich nichts, denn die Bahnlinie trennt die Stadt vom Meer und der industrielle Hafen erststreckt sich kilometerlang vor der Stadt und versperrt ebenfalls mit all den Containern und weitläufigen Umschlagplätzen die Sicht. Aber ich sollte trotzdem belohnt werden. Viele der prachtvollen Bauten kann ich bewundern während ich an einer roten Ampel  oder einem Fußgängerüberweg warte. Und dann kommt das alte malerische Hafenviertel mit seinen hohen prachtvollen bunten Häusern. Meine Straße führt über eine Art Brücke daran entlang und bietet mir den allerbesten Blick darauf. Von unten wäre es wahrscheinlich gar nicht so schön gewesen weil die davor verlaufenden Straßen und die Eisenbahn das schöne Panorama zerstört haben.

Ouuff und jetzt bin ich durch, das Schlimmste aber auch Schönste von Genua liegt hinter mir und ich beginne im Vorort Voltri die Suche nach einem Parkplatz – keine Chance – entweder voll oder nur 1 Std per Parkscheibe oder mit zu niedriger Schranke – also weiter. Ca. 20 km nach Genua habe ich in Arenzano Glück und finde einen Parkplatz der keine Schranke hat, aber mit 2,50 Euro pro Stunde rund um die Uhr aus Kostengründen einfach nicht in Frage kommt. Direkt davor gibt es einen kleineren kostenfreien Platz, aber der ist voll und die Wendeplattform am Ende ist ebenfalls von Autos und Rollern so dämlich beparkt dass ich nicht mal umdrehen kann. Mühselig versuche ich da wieder raus zu kommen als ein älterer Herr aus der Segelschule kommt, die sich hier am Wendekreis befindet und deutet ich soll doch einfach hier parken wo ich gerade festhänge. Hmmm … das wär schon ein guter Platz aber die warnenden Abschleppschilder? … ich park jetzt erst mal hier weil ich schrecklich Hunger hab. Seit dem Frühstück im Bergdorf habe ich noch nichts gegessen, ging ja nicht, konnte ja nirgendwo anhalten und jetzt dämmert es bereits. Also erst mal Abendessen und dann hab ich Glück und ein Platz wird am regulären Parkplatz frei den ich mir jetzt schnappe.

So jetzt steh ich zwar viel zu schräg, seitlich gekippt aber zumindest offiziell. Ich habe keine Hoffnung mehr irgendwo an dieser Küste einen bezahlbaren Platz für die Nacht zu finden und nehm die Schräglage einfach in Kauf. Ich hätte zwar Auffahrrampen, aber die scheinen mir an einem öffentlichen Parkplatz unangebracht.

Und jetzt will ich wissen wo ich eigentlich bin und mach mich auf den Weg in den Ort, such einen Bankautomat damit ich beim nächsten Mal in der Lage bin auch einen gebührenpflichtigen Platz aufzusuchen (denn mir war das Bargeld ausgegangen) und dann wandere ich bereits im Dunklen die Gassen hinauf und komme zu einem Park. Durch die nur noch spärlich belaubten Bäume kann ich ein Licht von einem Turm sehen und als ich ihn erreiche stehe ich vor einem sagenumwobenen mittelalterlichen Schloss. Das ist bewohnt und der Park gehört dazu, aber bis 18:00 Uhr darf jeder diesen wunderschönen Ort mitbenutzen und das schöne Gebäude von außen bewundern.

Die Nacht auf dem schrägen Parkplatz war sehr unbequem und der Schlaf nicht sehr erholsam. Drum bin ich für meine Verhältnisse schon früh auf und plane die nächste Strecke. Ich werde diese Küste ganz schnell hinter mich bringen, denn die Suche nach einem Platz zum Anhalten oder gar für die Nacht stresst mich zu sehr. Es ist traumhaft hier und man kann nicht sagen welcher Ort der Schönste wäre aber für Camper ist es ein Alptraum. Ich habe auch kaum geöffnete Zeltplätze gesehen.

Bei Savona verlasse ich die Küste wieder und nehme eine Strecke durchs Hinterland um erst bei Imperia wieder an die Küste zu stoßen. In Bordighera, kurz hinter San Remo und 7 km vor der französischen Grenze hab ich per Google maps  ein paar Plätzchen ausgesucht von denen ich hoffe dass sie nicht per Schranke abgeriegelt und nicht gar zu teuer sind.

Ich verlasse die Küste und kaufe bei Italienisch-Lidl, italienische Spezialitäten und Vorräte für die nächsten Tage denn ich fürchte, ich werde mehr auf der Flucht als auf Reisen sein. Frankreichs Cote d‘ Azur ist ja auch nicht besser – also sollte ich bis Spanien durchhalten können. Aber jetzt geht’s erst mal in die Berge, entlang munteren Gebirgsflüsschen und durch herbstbunte Wälder. Richtig schön. Und dann wähle ich, ohne es vorher geahnt zu haben, eine sehr abenteuerliche Strecke. Es geht rechts weg auf eine extrem enge Straße. Hmm, soll ich da wirklich lang fahren? Na ja ist doch eine ‚Strada Nationale‘, kann nicht so schlimm werden. Inzwischen weiß ich, alles was 3 Nummern hat bei den Straßenbezeichnungen, sollte man besser meiden. Es geht also auf einer einspurigen Piste, wir würden es Forststraße nennen, durch den Wald, entlang einem munter gurgelnden Bach. Grad denk ich mir‚ hoffentlich kommt mir da niemand entgegen‘ als es auch schon passiert. An der ungeeignetsten Stelle. Nur mit Zentimeterarbeit schaffen wir es dass ich nicht den steilen Hang rechts von mir streife und das andere Auto nicht in den Bach fällt – und dann kommt auch gleich das nächste Auto. 7 km sagt Tante Google, dann wärs zum Abbiegen (wie ich glaube wieder auf eine befestigtere Straße).  Also weiter - umdrehen geht hier eh nicht und rückwärts 1 km? Nee lieber nicht – also vorwärts. Es geht durch wunderschönen Herbstwald und in so manchen gottverlassenen Weiler. Dann endlich die Abzweigung - die es aber nicht besser macht – nur schlimmer! Jetzt geht es über einen Pass weit hinauf in die Berge. Und dann eine Absperrung. Ende? Was jetzt? Mich verwirrt das Schild – gesperrt für LKWs – so einer kommt doch hier ohnehin nicht rauf. Umkehren kann ich nicht – ich müsste viele km rückwärtsfahren auf diesem, ich würd es schon eher Feldweg nennen, über steile enge Serpentinen und durch Schlaglöcher. Schwitz! Nein das kann ich nicht! Ich zwäng mich einfach an der Absperrung vorbei, wird schon hoffentlich gut gehen. Diese gesperrte Teilstrecke ist weggebrochen aber gerade noch so breit dass wir drüber kommen und dann geht’s wieder langsam bergab. Ein Reiter mit 2 Pferden kommt mir entgegen – ein Fahrradfahrer kämpft sich mühselig hier hinauf – ob es ihm so wie mir ergangen ist und er auch nicht wusste worauf er sich da eingelassen hat?

Die Aussicht ist gigantisch schön und tief unten im Tal kann ich eine Ortschaft erkennen - noch ca 10 km dann ist‘s geschafft. Hätte ich das vorher gewusst … 25 km Horror – aber es ist ja zum Glück gut gegangen und in solch tolle einsame Gegenden mit so dichten Wäldern und herrlichen Ausblicken kommt man ja sonst nur zu Fuß als Wanderer. Jetzt haben wir wieder normale Straßen vor uns und es ist schon spät Nachmittag. Bis ich an der Küste bin wird es dunkel sein und damit die Parkplatzsuche noch schwieriger. Darum bleibe ich hier in den Bergen und such mir ein Dorf aus in dem ich übernachten will. Da sagt Tante Google ‚rechts abbiegen‘. Oh nein – schon wieder so eine 3 stellige Strada Nationale – diesmal kriegt sie mich nicht dran – ich drehe sofort um und bleibe auf der Hauptstraße der SS 28. Die Landschaft ist wie bei uns in den Alpen. Hohe Berge, bunte Wälder, Gebirgsbäche, Tunnels, Pässe – na ja das sind ja auch die Alpen die hier enden – oder beginnen? Auf alle Fälle bin ich noch in höheren Lagen in denen es nachts sehr kalt werden wird. Ich versuche noch ein wenig weiter runter zu kommen und finde in einem Dorf einen großen Supermarktparkplatz auf dem ich die Nacht verbringe.

 

Die Landyacht

Heute hab ich wirklich Glück und finde einen Platz auf einer Panoramaterrasse am Yachthafen. Genau nach meinem Geschmack – ruhig, ein wenig abseits der Straße und ein ungestörter Blick über den Yachthafen und darüber hinaus auf das Meer und die Küste mit San Remo im Hintergrund. Viel Grün um mich herum, hohe Pinien, verschiedene Arten von Palmen, Kakteen, Blumen … einfach nur schön.

Es weht ein recht stürmischer Wind und der Jumpino schaukelt genauso wie die Yachten unten im Hafen. Es ist fast wie in alten Zeiten - bin im sicheren Hafen und es schaukelt - nur dass ich jetzt eben eine Landyacht habe und weder Leinen noch Anker überwachen muss. Mein Wochenende ist gerettet. Hier gefällt es mir und ein Glücksgefühl überkommt mich  - liegt’s an den Schiffen? Am Meer das heute heftige Wellen gegen die Felsen schmettert? Keine Ahnung aber es ist ein schönes Gefühl und ein ständiges Lächeln hat sich in meinem Gesicht ausgebreitet. Das hatte ich schon lange nicht mehr. Ich freu mich darauf die nächsten Tage hier zu verbringen.

Ich mag den kleinen Hafen mit überwiegend kleinen Segelyachten (Carina-Größe) und kleinen Motorbooten, nichts pompöses. Auch eine kleine Fischerflotte ist hier zu Hause. Aber ich habe nur eines gesehen dass tatsächlich noch zum Fischen rausfuhr. Es lohnt sich nicht mehr. Es gibt kaum noch Fisch hier. Das erkennt man auch ganz schnell daran dass es hier keine Seevögel gibt (so wie das leider auf meiner gesamten bisherigen Reise entlang der Mittelmeerküste war).

Vom Hafen Richtung Ort geht es entlang eines hübschen Weges, mit vielen Palmen, einer kleinen alten Kirche und imposanten Felsen an denen sich die Wellen brechen. Alles ist sehr hübsch angelegt mit viel Grün, kleinen Monumenten, hübschen Plätzen. Im Gegensatz zu all den anderen Orten durch die ich gefahren bin, wirkt Bordighera ruhig, bescheidener und ich sehe keine offensichtlichen Touristen.

Es gibt auch eine Altstadt oben auf dem Hügel. Die ist sehr klein und wirklich alt und absolut Auto- und Rollerfrei. Umgeben von einer Mauer mit Arkadengängen und sehr schmalen Gassen.

Es scheint sich niemand daran zu stören dass ich hier parke. Und weil ich es so schön hier am Yachthafen finde, bleib ich. Nur wenige Schritte vom Jumpino entfernt gibt es ein paar Bänke in der Sonne und gleich ums Eck einen Wasserhahn mit Waschbecken. Ideal da kann ich mein Geschirr dort waschen und muss das Wasser nicht zum Auto und wieder weg tragen.

Bordighera selbst ist nicht so besonders attraktiv – ein typischer Badeort halt - mit allem was man halt so braucht. Die Strände sind grobsandig bis kiesig und die Promenade dahinter breit mit einigen Strandbars. Ich hab schönere Orte gesehen, aber keinen mit so einem schönen Parkplatz für den Jumpino. An dieser Stelle ist der Ort auch am allerschönsten, mit den Felsen und Palmen an denen ein hübscher Spazierweg entlangführt. Ich finde diesen Weg besonders nachts sehr schön weil dann das Meer von den Laternen angestrahlt wird so dass die Brandung an den Felsen sogar noch imposanter wirkt.

Ich bin 3 Tage hier geblieben und erst am Tag meiner Weiterfahrt sehe ich das Schild dass auf meinem Parkplatz Wohnmobile nicht erlaubt sind. Wurde wohl toleriert denn unter mir sind die Büros des Hafenmeisters und der Küstenwache stationiert. Und die müssen jeden Tag an mir vorbei. Heute, Montag 11.11., verlasse ich Italien endgültig.

 

Frankreich/Camargue - Im Golf de Leon

Bis Frankreich sind es ja nur 7 km und es gibt tatsächlich eine Grenzstation mit Kontrollen. Den Ausweis wollen sie nicht sehen, aber einen Blick werfen sie durchs Seitenfenster des Jumpino – ob sich da vielleicht jemand drin versteckt hat. Ein freundliches Bonjour und ich darf weiterfahren.

Dann kommt Menton in Sicht. So hübsch mit den bunten Häusern die sich an den Hang schmiegen. Halten kann ich hier leider nicht an der Durchfahrtsstraße. Dann geht’s wieder steil bergauf und ich kann auf Monaco hinunterblicken. Ich umfahre es weitläufig, hab es ja vor vielen Jahren schon besucht und wie ich auf dieser Reise schon mehrfach  festgestellt hab, hat sich nichts zum Positiven verändert – im Gegenteil.

Die Landschaft, die Küste entlang, ist wieder wunderschön und auch die Städte aber es wird noch viel schlimmer mit den Parkplätzen. Alles ist hoffnungslos überfüllt und ich habe nicht einen Parkplatz ohne 1,80 m Schranke gesehen. Die unbeschrankten Parkplätze am Straßenrand haben Schilder  - Womos verboten.

An einem Kreisverkehr kann ich nicht wie erforderlich die angesagte Ausfahrt nehmen da ein Polizeiauto mit Blaulicht dies verwehrt. Also nehm ich die nächste Ausfahrt und Tante Google schickt mich 15 Min über schmale Wege zurück zum Kreisverkehr. Gestresst von den letzten 15 min erreiche ich wieder den Kreisverkehr und jetzt ist das Polizeiauto weg und die Ausfahrt wieder frei. Gott sei Dank, wer weiß in welche unpassierbaren Gegenden Tante Google mich sonst noch geschickt hätte, zumindest hat sie schon mal einen Umweg von einer Stunde angekündigt.

Außerhalb der Ortschaften, die sich hier fast nahtlos aneinander reihen, entlang der schönen roten Felsenküste, gibt es einige Parkmöglichkeiten und auf eine solche spekulier ich, da habe ich mit dem Berli vor 3 Jahren schon übernachtet. Aber - alle sind randvoll und der auserwählte abgesperrt mit Bauzäunen – also weiter – immer weiter und ich kann nirgendwo parken. Erst im Hinterland durch das ich fahre um Marseille zu umgehen finde ich in einem unbedeutenden Ort einen Parkplatz vor einem Supermarkt der geschlossen ist. Das ganze Gelände wirkt als wäre der Supermarkt längst aufgegeben. Daneben gibt es eine Selbstbedienungstankstelle 24/24 und das macht den Ort wieder etwas vertrauenswürdiger. Ich bleibe hier weil es bereits dunkel ist was das Stellplatz finden erschwert.

Am Morgen öffnet der Supermarkt wieder. Ich bin schon sehr früh aufgestanden denn ich habe beschlossen diese Camperunfreundliche Küste so schnell wie möglich zu verlassen und auf dem schnellsten Weg nach Spanien zu gelangen. Heutiges Ziel ist Sete wo ich glaube ein paar Plätzchen zu finden (weit gefehlt) und zumindest einen bezahlbaren Wohnmobilstellplatz außerhalb am langen Sandstrand weiß, der geöffnet hat.

Erster Halt in Sete ist Lidl, muss eh einkaufen und Supermärkte haben sich gut bewährt für Übernachtungen. Da ist tagsüber immer genug los um das Fzg beruhigt allein zu lassen und auf Entdeckung zu gehen und nachts bin ich ja eh da, hab das Licht an und glaube dass niemand versucht in ein bemanntes (befrautes?) Fzg einzubrechen.  Aber der hier ist so gruselig und in so einer runtergekommenen Gegend, dass ich beschließe einen anderen Platz zu finden bevor es dunkel wird. Wieder haben alle Parkplätze Schranken oder liegen in Gegenden die mir unheimlich sind. Ich war ja schon mal in Sete mit dem Berli, denn ich erinnere mich an die vielen mit kleinen Booten gesäumten  Kanäle die die Stadt durchziehen. Vielleicht liegts am Wetter dass ich es damals schöner empfand, denn heute weht ein eisiger Wind.

Ich fahre weiter durch Sete das mir jetzt mehr und mehr vertraut vorkommt und ich erkenne einige Straßen und Geschäfte wieder und erinnere mich jetzt dass ich hier 3 Tage verbracht hatte als der Berli eine neue Zündspule brauchte und hier sehr freundlich und günstig in einer Miniwerkstatt repariert wurde. Da bin ich jetzt schon fast und steuere den Parkplatz des Supermarktes „Auchan“ an. Ja den kenn ich auch noch, da hab ich stets eingekauft, denn das war nur ein paar Schritte von der Werkstatt entfernt. Und da park ich jetzt auch wieder für die Nacht – Ich bin also zum Supermarkt- Camper verkommen. Aber was will man machen, wenn sie uns nirgendwo anders hinlassen. Ich hoffe sehr, das wird wieder besser sobald ich in andere Gegenden komme.

Und weil es heute so eisig kalt ist, nehm ich Zuflucht im Einkaufszentrum, schau mir alles an was Frankreich so an Leckereien zu bieten hat, kauf noch ein paar davon und verkriech mich dann in den Jumpino in dem heute die Gasheizung läuft. Anders wär es nicht auszuhalten. Morgen will ich weiter an die Spanische Grenze nach Banyul sur Mer.

Der Wetterbericht hat gelbe Warnungen herausgegeben für die Region in die ich möchte. Also Regen, Gewitter und Wind bis zu 60 kmh. Da macht es echt keinen Sinn dort hin zu fahren wenn doch hier heute die Sonne scheint und mein Supermarkt Camp ganz gemütlich und praktisch ist. Der Parkplatz hier ist so groß und nie voll dass ich keinem Einkäufer einen Platz streitig machen würde. Und so beschließe ich noch einen Tag hier abzuwarten bis das Unwetter durchgezogen ist.

Aber auch hier ist es kalt geworden, nur noch 3° in der Nacht und auch tagsüber klettert das Thermometer nicht mehr über 16°. Mit dem eisigen Nordwind fühlt es sich an wie nur 10°

Ich befinde mich hier im „Golf de Leon“ wo oft extreme Windbedingungen herrschen, speziell zur Winterszeit so dass er früher zur Winterzeit für die Schifffahrt als unpassierbar galt und die Häfen geschlossen blieben.

Ich zieh mein langärmliges Merinoshirt an, darüber ein sehr warmes Fleece und darüber eine Softshelljacke, packe einen Schal ein und nach kurzem Überlegen die Mütze und die Handschuhe wieder aus. So bin ich perfekt gerüstet für die Wanderung einmal komplett um Sete herum und kreuz und quer entlang der Kanäle, ca 15 km. Nach gut einer Stunde kann ich die Jacke ausziehen, aber die restliche warme Kleidung war wirklich den ganzen sonnigen Tag lang notwendig.

Heute verschlägt es mich in ein Viertel auf einer ganz kleinen Landzunge die in die Lagune hineinragt und ein altes Fischerdorf beherbergt. Alt sind nur die Fischer und deren Boote. Überall hängen Netze und Reußen und ein paar wenige alte Männer sind zu sehen die tatsächlich ihre Netze zum Trocknen aufhängen oder auf Karren packen um sie zurück zum Boot zu bringen. Das Dorf selbst ist sehr gepflegt, die Häuser mit den Glaserkern als Eingang sind in fröhlichen Farben gestrichen, schön dekoriert und mit vielen Kübelpflanzen begrünt. Die Straßen sind zu schmal für Autos und so findet man sie nur in wenigen Querverbindungen oder am Quai. Der ist besonders interessant. Die Häuser haben alle schöne kleine Windfänge als Eingang, kleine Balkone und stehen direkt am Quai. Für Gärten oder Terrassen ist hier kein Platz. Deshalb stehen ihre Gartenmöbel einfach auf der anderen Straßenseite, wo sie auch direkt an der Kante zum Wasser ihre Wäscheleinen aufgestellt haben. Ein ungewöhnliches aber sehr hübsches und einladendes Bild.

Diesen kleinen Stadtteil fand ich am hübschesten von ganz Sete, aber nach  5 Stunden ununterbrochenem Fußmarsch  bin ich froh wieder zu Haus zu sein und die Füße hochlegen zu können. Die Heizung schafft zwar gemütliche Wärme im Jumpino aber frisst ordentlich viel Gas. Also nichts wie weg hier – so schnell wie möglich in den wärmeren Süden.

 

Auf der Route du Vin nach Banyul sur Mer

Heute fahre ich 270 km auf guten Straßen ohne viele Ortsdurchfahrten und schaffe es bis kurz vor die spanische Grenze. Über die wollte ich heut noch nicht. Will mir morgen noch ein letztes französisches Baguette und ein Croissant gönnen. Da sind die Franzosen unschlagbar. Nirgendwo auf der Welt sonst schmecken die Croissants so gut wie in Frankreich.
Durch die Camargue zu fahren ist um diese Jahreszeit ziemlich trist, es ist ohnehin nicht die Traumlandschaft wie es sich viele vorstellen, aber im Frühling blüht es wenigstens hier, jetzt ist alles ziemlich grau. Nur die immer anwesenden Flamingos bringen ein wenig Farbe in die Landschaft.

Ich muss immer wieder über Tante Google lachen. Sie liest ja (leider) auch immer die Straßennamen vor, nur kann sie halt kein Französisch und spricht es entweder englisch aus oder so wie man es schreibt. Lustig fand ich die Rue de la Plage, die sie wirklich  wie die deutsche „Plage“ aussprach. Mmhmm denk ich mir, so manche Straße ist hier wirklich eine Plage.

Erst nach Angeles sur Mer wird die Landschaft wieder interessanter, hügelig, bergig. Wunderschön ist es hier. Buntbelaubte Weinreben erstrecken sich über die Hänge und unterhalb der steilen Klippen glitzert blau das Meer. Die stark gewundene Straße führt durch so manch traumhaft schönen Ort. Aufgrund der engen Straßen findet sich kaum eine Haltemöglichkeit für Spaziergänge, aber zumindest haben die Parkplätze hier keine Schranken mehr. In Banyul sur Mer, das ich schon aus der Berli-Zeit kenne, finde ich wieder einen guten Platz für die Nacht.  Es ist recht hübsch hier, der Ort umschließt eine sichelförmige Bucht und hat nette Gässchen zum Flanieren. Aber jetzt im November ist alles geschlossen. Die Leute erholen sich jetzt nach einer anstrengenden Saison.

Am nächsten Morgen setzen wir unsere Reise fort - über die Grenze nach Spanien. Hoffentlich ist Spanien den Campern etwas wohlgesonnener!

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