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Logo Unter weißen Segeln

Carina's Logbuch

2. Etappe Teil 2 - Zwischenstopp 2014

Bootspflege und Segeln in der Südbretagne

 

Stationen dieser Reise



17. April bis 28. April  - 2 Wochen auf dem Trockendock

Mastlegen, Riggcheck, Bootspflege und weiterer Ausbau der CARINA


29. April bis 22. Mai - 3 Wochen zu Hause

Arbeit im Büro - Herstellung der Maststufen


23. Mai bis 5. Juni - zurück in Concarneau auf dem Trockendock

angefangene Arbeiten zu Ende bringen, Maststellen, segelfertig machen


06. Juni bis 23. Juni SEGELN


Stationen:
zwischen Concarneau und der Baie de Quiberon

Concarneau - Port La Foret - St Nicolas (Glenan Inseln) - Port Manech - Ile de Groix (Port Tudy) - Ile de Houat (Treac'h Salus) - Port Haligun (Quiberon) - Port Louis (Lorient) - Port La Foret - Concarneau


Crews

wie geplant -> keine

 

Aus dem Logbuch:


Den Winter über hatte ich mir viele Gedanken gemacht über die weitere Ausstattung der Carina, viele Messen besucht und mit Hilfe lieber Freunde so manches Schnäppchen ergattert, gute Ratschläge und Sonderkonditionen bei Neukäufen erhalten.
DANKE an Euch Alle.
All die Errungenschaften lagerten nun bei mir zu Hause in Vilshofen an der Donau (Niederbayern). Die CARINA liegt 1700 km von mir entfernt in Concarneau in der Süd-Bretagne wo sie auf mich wartet. Da ich in einem 1-Zimmer-Appartement lebe habe ich mich in diesen Tagen oft gefragt:

Wohnzimmer oder Werft?

Ist das noch mein Wohnzimmer?



Jede Menge Bootszubehör lagert hier verstreut in allen Ecken:
vom Radar, über Maststufen, zu Anker, Windsteuerung und Werkzeug und jede Menge Kleinkram, warten bis sie zu Ostern in mein 20 Jahre altes Auto gepackt und in die Bretagne, nach Concarneau, zum Schiff gekarrt werden. Dort habe ich dann 2 Wochen Zeit um dies alles zu verbauen, zu montieren, zu installieren.

Endlich sind auch die letzten Lieferungen eingetroffen und der Tag der Abreise naht. Ob das alles in mein Auto passt?


Alles drin - es kann losgehen!

 

Do 17. - Fr 18 April 2014 - Anreise mit dem Auto

 
Donnerstag mittag schalte ich meinen Laptop aus, schließe die Bürotür hinter mir, setz mich ins Auto und fahre los. 1700 km sind es bis Concarneau. Viel Verkehr und aggressive Fahrer auf der deutschen Autobahn - Lichthupen, Rechtsüberholer, Stau rund um Stuttgart - anstrengend und ermüdend. An diesem Tag fahre ich nur bis Metz. nehme mir ein Hotelzimmer und mache noch einen schönen Abendspaziergang rund um den kleinen See beim Hotel.

Karfreitag ist auch in manchen Teilen Frankreichs ein Feiertag. Ich fahre morgens um 08:00 weiter um Paris möglichst schnell hinter mich zu bringen. Auf den französischen Autobahnen darf man maximal 130 km/h fahren, woran sich hier fast jeder hält. Wer es nicht tut wird garantiert am nächsten Rastplatz von der Polizei rausgeholt. Das ist eine sehr angenehme Reisegeschwindigkeit, die eigentlich jedes Fahrzeug schafft. So gibt es kein Gedrängel, kein Überholen, es ist beinahe entspannend hier Auto zu fahren. Auch Paris war kein Problem - alles gut beschildert und nur einmal ein ganz kleiner Stau. Abends um 20:00 erreiche ich Concarneau, gerade noch rechtzeitig zu einem Bilderbuchsonnenuntergang. Insgesamt bin ich 20 Std. gefahren. Die befürchteten Autobahngebühren hielten sich in Grenzen. Ich habe knapp 60 € für die 1000 km quer durch Frankreich bezahlt.

Heute habe ich keine Lust mehr das Schiff noch bewohnbar zu machen und so verbringe ich die Nacht in der Jugendherberge von Concarneau mit Blick aufs Meer von meinem Bett aus.

 

Sa 19. April - Ankunft auf der CARINA


Um 10:00 stehe ich bei strahlendem Sonnenschein vor der Werft in der die CARINA überwintert hat und warte auf Pierrick (den Werftinhaber). Die CARINA steht hier im Hinterhof des abgeschlossenen Werftgeländes in dem ich die nächsten 2 Wochen wohnen werde.



Sanitäre Einrichtungen gibt es hier nicht. Ich bin froh dass mir Pierrick so viel Vertrauen entgegenbringt und mir den Werftschlüssel überlässt, so dass ich wenigstens eine Toilette habe, denn die Toilette im Schiff kann ich nicht benutzen wenn die Carina an Land steht. Dusche gibt es in der Werft keine - dazu muss ich in die Stadt gehen und die öffentliche Dusche neben der Marina benutzen (die ist aber sehr sauber und hat warm Wasser). Was tut man nicht alles um auf seinem Schiff zu sein.

Dann kommt der immer wieder gefürchtete Moment wenn ich nach fast einem Jahr Abwesenheit aufs Schiff klettere und den Niedergang aufsperre - wie wird es darin aussehen? Hab ich Wasser im Schiff? Ihr werdet Euch vielleicht wundern wie ein Schiff das an Land steht Wasser im Schiff haben kann. Nun, die CARINA hat einen durchgesteckten Mast, das heißt er wird durch ein Loch an Deck in das Schiff auf den Kiel gestellt. Das bedeutet dass alles Wasser das bei Regen durch die Durchlaässe für die Fallen oder weitere Öffnungen  in den Mast eindringen kann durch ihn hindurch in das Schiffsinnere läuft und es im schlimmsten Fall von innen mit Wasser auffüllt. Um dies zu verhindern habe ich zwar eine automatische elektrische Bilgepumpe installiert, aber wer weiß ob sie das ganze lange Jahr durchgehalten und funktioniert hat, ob immer ausreichend Strom durch Windgenerator und Solarzellen zur Verfügung stand. Darüber mach ich mir eigentlich das ganze Jahr Sorgen.

UUUFFF, ich finde die CARINA in absolut trockenem Zustand vor. Alles hat vorbildlich funktioniert. Nicht einmal Kondenswasser ist zu finden. Das Salz in der Küche ist noch streufähig. Die Batterien sind voll geladen. Meine kleine Welt ist wieder in Ordnung. Den einzigen Ärger haben wie immer die Möwen geamacht die hier ihre Haupteinflugschneise haben, zwischen Fischhalle und den Fabrikanlagen. Das Schiff schaut aus ... und natürlich der Staub eines ganzen Jahres.

Also erst mal putzen, Wasser auffüllen, Proviant einkaufen, Bett herrichten bis es wieder wohnlich und gemütlich ist. Zum Glück ist es das gesamte Osterwochenende warm und sonnig.

 

Di. 22. April - Mastlegen im Regen


Für diese beiden Wochen hatte ich viel Arbeit geplant. Das neu erworbene Radar möchte ich installieren genauso wie die Maststufen die ich gekauft hatte. Dazu will ich den Mast legen und dabei auch gleich einen kompletten Riggcheck durchführen. Das Osterwochenende habe ich damit verbracht schon alles für das Mastlegen vorzubereiten das für Dienstag terminiert war. D.h. Fallen ausscheren, Kicker und Baum abbauen ... und all die Endlosleinen die auf meinem Schiff für die Reffs verwendet werden aus den Führungsblöcken nehmen. Wanten und Stagen vermessen und  markieren um hinterher wieder den vorherigen Zustand herzustellen. Damit war ich ausreichend beschäftigt, was mir aber bei diesem Traumwetter leicht von der Hand ging. Heute wo der Mast gezogen und gelegt werden soll hängen dichte Wolken am Himmel. Und als der Kran endlich neben meinem Schiff startklar ist beginnt es in Strömen zu regnen. Es hilft nichts - ein Seemann / eine Seefrau darf nicht wasserscheu sein, egal aus welcher Richtung das Wasser kommt. Eine Stunde später liegt der Mast im Mastregal an der Werftwand, wir sind alle tropfnass und die Sonne lacht uns freundlich ins Gesicht als wär nichts gewesen.

 

Mi 23. bis Sa 26. April - Arbeit am Schiff und stürmisches Meer

Riggarbeiten

Die nächsten Tage scheint die Sonne wieder, teilweise erbarmungslos heiß. Mehrere Tage verbringe ich damit Hunderte von Meteren Tauwerk zu waschen. Immer wieder fragt ein Bootsnachbar welchen Trick ich denn verwende - aber ich habe keinen, wasche mühselig per Hand, Zentimeter für Zentimeter in einem kleinen Eimer -  alle meine Fallen und Leinen (das erste Mal seit 5 Jahren - dementsprechend verschmutzt, versalzt und grün waren sie auch). Ich bin total neidisch wenn einer beiläufig erwähnt er macht das in der Waschmaschine. Toll - meine ist 1700 km entfernt und in den Waschsalons der Stadt ist es verboten Tauwerk in den Maschinen zu waschen. Ich hab inzwischen Blasen an den Händen.

Ein Lichtblick ist dass mein Rigg in absolut gutem Zustand ist und ich beruhigt bin, diese Arbeit erledigt zu haben.


Maststufen

Leider muss ich feststellen dass die gekauften Maststufen nicht an meinen Mast passen obwohl mir versichert wurde dass sie an JEDEN Mast passen. Das hätten sie auch wenn die Carina nicht 2 zusätzliche Schienen am Mast hätte - eine für den Spibaum (die hätte noch nicht gestört) und eine für das Trysegel - daran kamen die Stufen nicht vorbei.

Das wirft alle meine Pläne über den Haufen. Nachdem die Stufen und das Radar installiert sind, sollte der Mast noch vor meiner Abreise wieder gestellt werden so dass ich dann bei meiner Rückkehr Ende Mai das Schiff  zu Wasser lassen und segeln kann. Damit sieht es nun schlecht aus.

Also entwerfe ich selbst Stufen die an meinen Mast passen. Pierrick dem ich meine Zeichnung zeige versichert mir er könne die Maststufen bauen - aber eigentlich meinte er "bauen lassen". So warten wir nun auf ein Angebot das aber bis zu meiner Abreise nicht kam (und auch nach meiner Rückkehr 4 Wochen später ncoh nicht vorlag)

Radarinstallation


Das erschien mir als eine einfache Arbeit, für einen Tag, die ich alleine durchführen kann. Außer dem Einziehen des Kabels. Dabei hatte ich von vornherein Schwierigkeiten erwartet, da der Mast innen mit einem Schaumkissen und Epoxy versiegelt ist um das Eindrignen von Wasser ins Bootsinnere auf ein Minimum zu reduzieren. Die daneben verlaufenden Kabelkanäle waren bereits voll. Marvin, der den Job zum Kabeleinziehen übernehmen sollte wechselt einfach im vorderen Kabelkanal das sehr dicke, ohnhin schon sehr alte, Kabel für das Dampferlicht gegen ein flaches dünnes und schafft so Platz für das dicke Radarkabel. Ich bin happy dass es so einfach ging.
Lang sollte mein Glück nicht anhalten, denn als am Abend das Kabel immer noch nicht im Mast ist, erfahre ich dass der Kabelkanal verschlossen ist und das Kabel nach nur ca 2 m blockiert. Meine Helfer beenden den Job mit "geht nicht" und wollen mich überzeugen das Radar auf einem eigenen Mast am Heck zu installieren oder ganz darauf zu verzichten. So einfach gebe ich mich nicht geschlagen - mein prüfender Blick auf den Mast entdeckt eine Schraube die die untere Halterung des Spibaumes fixiert und die so lang ist dass sie in den Kabelkanal hineinragt. Die Schraube wird gekürzt aber meine Helfer haben jetzt erst mal "andere Arbeit' wie immer wenn etwas kompliziert erscheint. Diese Baustelle liegt nun einige Tage brach.


Windex und stürmisches Meer

Es ist Samstag und ich benötige einige Zusatzteile fürs Schiff, darunter auch eine Windex die ich im Nachbarort "La Foret" bekommen werde. Dort befindet sich eine große Marina mit allen Werkstätten, Geschäften und Einrichtungen die ein Segelboot benötigt.
An diesem Tag haben wir sehr stürmischen Westwind und ich beschließe, jetzt wo ich schon unterwegs bin, ihn zu einem Ausflug entlang der Küste zu nutzen um ein wenig zu entspannen. Das Meer ist faszinierend wild und respekteinflössend stürmisch heute.



Ich bin froh an diesem Tag nicht im Wasser sondern an Land zu sein.

Windgenerator


Mein Windgenerator läuft etwas unrund was starke Vibrationen und Lärm verursacht. Der Hersteller hat mir deshalb eine neue Hub (Scheibe auf der die Rotorblätter montiert sind) mitgegeben. Die auszutauschen ist ein kleiner 15 Minuten-Job den ich alleine ausführen kann - habe ich gedacht!
Die alte Scheibe sitzt so fest, ich kann die Mutter nicht lösen. Auch die zu Hilfe gerufenen Werftarbeiter schaffen es nicht. So bleibt uns nach 2-stündigen vergeblichen Versuchen nur noch die Hub mit der Trennscheibe vom Windgenerator zu schneiden. Ob die später von mir ausgetauschte Hub tatsächlich das Problem löst? Auf diese Antwort sollte ich noch bis Ende Juni warten müssen, denn die gesamte Zeit war entweder kaum Wind, oder Wind und Sonne. Dieser Windgenerator arbeitet nur wenn die Batterien Nachschub brauchen. Da aber die Solarzellen genug Leistung bringen hat der "Windi" bei schönem Wetter frei.

Anker

Ich habe der CARINA einen neuen Rocna-Anker gekauft und große Bedenken dass er nicht auf die vorhanden Bugrolle passt. Ich habe mich bereits mit dem Gedanken angefreundet dass ich eine neue fertigen lassen muss. Aber - sieh da - endlich funktioniert mal etwas ohne Problem. Der neue Anker passt auf die alte Bugrolle und der alte Anker darf in den Ruhestand (bzw. auf Bereitschaft) gehen.




Fazit am Ende der Arbeitswochen

Ich habe viel geschafft und die CARINA hat viel Pflege und kleine Neuerungen erhalten, aber die Arbeiten wegen denen ich gekommen bin und wegen denen der Mast gelegt wurde, bleiben leider bei meiner Abreise unvollendet - kein Radar, keine Maststufen installiert - dar Mast nicht gestellt, weder die Windex noch die Windsteuerung (Pacific light) sind montiert  ...
Aber zumindest war ich am Meer und habe mir abends meist einen schönen Küstensparziergang geleistet.
In den 3 Wochen in denen ich zu Hause sein werde, muss ich es schaffen meine entworfenen Maststufen herzustellen. Bei der Rückkehr sind all die offenen Arbeiten zu beenden und ich stelle mich bereits darauf ein in diesem Jahr gar nicht ins Wasser zu gehen und nicht segeln zu können. Statt dessen nur am Schiff zu arbeiten. Etwas frustriert trete ich am 02. Mai die Heimreise an.

 

02. bis 22. Mai – Zwischendurch mal schnell nach Hause

Die 3 Wochen zu Hause sind gefüllt mit arbeiten gehen und der Suche nach jemand der meine Maststufen herstellen kann. Alex, ein lieber Freund, mit eigener Werft in der Nähe, hilft mir sehr indem er eine Firma beauftragt meine Alu-Stufen zu fräsen und zu kanten. Mir gibt er die Möglichkeit sie in seiner Werft weiterzubearbeiten. So stehe ich noch einige lange Abende in der Werft und entgrate, schleife, bohre Löcher. Ohne meine Freundin Elisabeth die fleißig den Feinschliff der Stufen übernommen hatte, wären die Stufen nicht bis zu meiner erneuten Abreise fertig geworden. Am Tag vor der Abreise übergebe ich sie meinem Sohn Thomas der sie pulverbeschichten und dann nach Frankreich schicken wird.


Inzwischen hatte ich mich auch damit abgefunden dass es dieses Jahr mit dem Segeln nichts wird und ich stattdessen die gesamten 4 Wochen der CARINA widmen werde mit evtl ein paar kleinen Land-Ausflügen zwischendurch.

 

Freitag 23. Mai – Wieder zurück in der Bretagne


Diesmal fliege ich, von München nach Nantes (Volotea bietet günstige Direktflüge an), übernachte in Nantes und komme Samstag mittag in Concarneau an. Ich bin etwas beunruhigt, da Pierrick auf mein Ankunfts-Email nicht geantwortet hatte. Ohne ihn kann ich nicht zu meinem Boot, den er hat die Schlüssel die mir den Zugang zur Werft ermöglichen in deren Hinterhof CARINA steht. Auch auf meinen Anruf und mein SMS kommt keine Antwort. Ich stehe bereits vor dem Tor, habe aber immer noch keine Antwort. Ich nutze die Gelegenheit als ein anderer Bootsbesitzer die Werft verlässt und schlüpfe durch das Tor als es einen Moment geöffnet ist. Nun sitz ich zwar auf meinem Schiff bin aber im Werftgelände eingesperrt. Stunden später erreiche ich endlich Pierrick – er macht in Lyon Urlaub und hat meine Ankunft total vergessen. Wenig später klopft es am Schiff und ein von Pierrick telefonisch beauftragter Herr überreicht mir leihweise fürs Wochenende seine Schlüssel. Ufff, nochmal gutgegangen, ich bin wieder frei. Sonst hätte ich das gesamte Wochenende bis Montag früh hier verbringen müssen – ohne Proviant, denn zum Einkaufen war noch keine Zeit.

In meiner 3-wöchigen Abwesenheit ist nichts weiter passiert. Das Radarkabel liegt immer noch neben meinem Mast, das sieht nicht gut aus.

 

Mo 26. Mai - Nichts läuft wie geplant

Montag 08:00 Uhr, die Arbeiter erscheinen in der Werft und auch Pierrick ist wieder da, dem es unendlich peinlich ist, dass er mich vergessen hat. Mein Radar – ach ja, sie haben auf mich gewartet – es gibt wieder Probleme – das Kabel ist nicht in den Mast zu kriegen. Es ist gar nicht so leicht mit den Arbeitern hier fachzusimpeln, da mein französich genauso schlecht ist wie deren englisch. Gut dass wenigstens Pierrick fließend englisch spricht.
Schließlich verstehe ich das Problem. Der Winkel vom Einführungsloch zum Kabelkanal ist zu eng, das dicke Radarkabel nicht felxibel genug und so staut es wieder. Ich wundere mich ohnehin, warum sie es seitwärts einführen, wo der Mast doch unten offen ist und sowieso durchs Deck durchgeht. Ich weise sie an, das Kabel von unten einzuführen und zeige ihnen genau das gewünschte Einführungsloch. Wenige Minuten später höre ich sie rufen: FERTIG!! 10 Min hat das gedauert, wofür wir vorher Tage und Wochen gebraucht hatten. Na, das wär geschafft.

Inzwischen ist das Paket mit den Maststufen angekomen und ich beginne den Mast zu vermessen und zu markieren. Der Versuch die 108 Löcher für die Nieten selbst zu bohren scheitert entweder an meiner Kraft oder der Kraft meiner Bohrmaschine. Wieder muss ich eine Arbeit die ich eigentlich selber machen wollte von anderen ausführen lassen. Das ging aber dann diesmal doch schnell und ohne Probleme.



Ich nutze die dadurch gewonnene Zeit, eine Konsole für das Radardisplay zu bauen und auszutüfteln wie ich das Radarkabel am einfachsten im Schiff verlege. Auch hier stosse ich wieder an meine Grenzen. Die einzige Möglichkeit das Kabel anständig und optisch unauffällig zu verlegen erfordert einen Bohrer der dicker und länger ist als mein größter Bohrer - meine hören bei 10 mm auf. Wieder muss Hilfe in Anspruch genommen werden. Aber dann endlich ist das Radar montiert, angeschlossen und betriebsbereit.

Als weitere Arbeit ist die Holzpflege an Deck zu erledigen. Alles Teak ordentlich säubern, schrubben und hinterher mit Teaköl behandeln. Das war ordentlich Arbeit - hat sich aber gelohnt. Das stark vergraute Holz strahlt wieder goldbraun.

Auch die Winschen warten schon lange darauf zerlegt und gereinigt zu werden. Keine schwierige aber zeitaufwändige Arbeit.


Und so vergehen Tag um Tag und immer wieder gibt es etwas zu erledigen. Eine neue Navitischlampe installieren (endlich mal was das ich alleine kann) und vieles mehr.
Pierrick kommt vorbei fragt nach dem Termin an dem ich ins Wasser will. Eigenlich wollte ich ja gar nicht, hab mir doch sooo viel Arbeit vorgenommen – aber das hält doch keiner aus – am Meer sein, zuschauen wie die anderen segeln und selbst auf einem Schiff auf dem Trockenen sitzen. Am Pfingst-Freitag könnte er mich kranen – das heißt ich hätte noch 2 Wochen Zeit zu segeln bevor ich wieder nach Hause und zurück zur Arbeit muss. Da sag ich nicht nein und verstaue die Windsteuerung im Vorschiff und verschiebe deren Montage auf nächstes Jahr. Und die restlichen Arbeiten - die könnte ich ja zum größten Teil auch unterwegs im Wasser ausführen.

 

Di 3. Juni - Maststellen und Riggarbeiten


Heute soll der Mast gestellt werden. Dazu muss Pierrick die CARINA aus ihrer Ecke herausholen. Sie ist von anderen Schiffen dicht umringt. Das war eine Meisterleistung die CARINA mit dem Kran zwischen den Masten der umstehenden Schiffen hinduchzubalancieren. Dann hängt Pierrick den Mast an einer der neuen Alu-Maststufen auf um ihn an Bord zu heben. Das Maststellen verlief ohne Probleme, aber Alu-Maststufen sind nicht für diesen Job geeignet wie man auf dem Bild sehen kann.


links: durchs Kranen verbogene Stufe; rechts: Originalstufe

Zum Glück hab ich ein paar Reservestufen gefertigt so dass wir sie austauschen konnten. Dazu musste aber jemand hochklettern und so kamen die anderen Stufen gleich zu ihrem ersten Einsatz.
Beim Befestigen der Wanten und Stagen stossen die Helfer auf neue Probleme. Das Achterstag ist sehr kurz und lässt sich auch mit sehr großem Kraftaufwand nicht befestigen. Ich weiß das, denn seit Jahren muss ich für jedes Kranen das Stag lösen und wieder fest machen. Ich verwende dazu eine Talje, die ich ihnen auch anbiete – «nein, das geht auch so» lehnen sie ab und weinge Minuten später in denen das Stag immer noch nicht befestigt ist höre ich sie sagen «es ist Mittag – wir machen später weiter». Sie lassen alles stehen und liegen und erscheinen an diesem Tag lange nicht mehr. In der Zwischenzeit habe ich längst das Rigg alleine feritggestellt, den Baum montiert, die Fallen eingeschoren und die Segel angeschlagen.

Donnerstag früh ist alles startklar und ich kann mich ein weing erholen, in der Stadt Proviant besorgen und alles für Freitag früh fürs Kranen vorbereiten.

Ich werde im Militärhafen an der Mauer ins Wasser gekrant, wie immer. D.h. ich muss also gleich los und habe keine Gelegenheit erst mal das Schiff zu beobachten ob alles in Ordnung ist. Diese Gelegenheit habe ich erst wenn ich im 5 sm entfernten La Foret angekommen sein werde. Die Marina von Concarneau mag ich nicht so gerne – die ist eng, überfüllt und laut.

Donnerstag abend starte ich noch den Motor um am nächsten Tag keine böse Überraschung zu erleben. Nach dem 2. Versuch springt er an und läuft brav wie immer. Allerdings wackelt er sehr stark in seiner Aufhängung was mich etwas beunruhigt und mich zu einer näheren Inspektion verleitet. Oh Schreck – die Aufhängung des Motors ist gebrochen – so kann ich nicht ins Wasser. Nach langem hin und her beschließe ich doch zu segeln, es wird schon gehen, habe eine unruhige Nacht deshalb und schlafe kaum. Die Motorgeschichte macht mir doch Sorgen.

 

Fr. 4. Juni – viel Aufregung um Nichts - Juhuu wir schwimmen wieder – erste Fahrt bei 7 Bft


Als Pierrick mich morgends fragt ob ich startklar bin, bin ich mir meiner Sache nicht mehr so sicher und bitte ihn um Rat. Pierrick meint – das geht nicht – so kann ich nicht ins Wasser, das wäre zu gefährlich. Ich bin so enttäuscht, dass mir die Tränen kommen. Das ganze Jahr hatte ich geschuftet und gespart um ein paar Wochen zu segeln und jetzt soll alles umsonst gewesen sein. Pierrick ist absolut überfordert, allein mit einer tränenüberstömten Frau auf einem Schiff. Er versucht mich ziemlich ungeschickt zu trösten und verspricht mir Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen um das noch heute reparieren zu lassen. Ein utopisches Versprechen - es ist Freitag 10:00 – kein Franzose wird an einem Freitag nachmittag oder gar am Pfingswochenende arbeiten.
Wenige Minuten später steht der erste Inspekteur vor mir, prüft, hebt, rüttelt und meint – das wär in Ordnung – die Federn etwas ausgeleiert (sind ja schon 25 Jahre alt) aber ich könnte ins Wasser. Ich bin erleichtert. Er hat das Schiff kaum verlassen rauscht das Yanmar-Service-Auto in den Hof. Der Monteur springt heraus, und klettert zu mir herauf. Auch er bestätigt dass ich Segeln gehen kann, aber demnächst mal die Federn austauschen sollte.
Oh ich Idiot – in meinem Übereifer alles perfekt und in Ordnung haben zu wollen, dachte ich dass der Bügel über der Feder der ja nach unten offen sein muss um federn zu können gebrochen sei, weil er nicht fest mit dem Sockel verbunden ist. Manchmal macht man sich das Leben selbst schwer.

Pierrick ist bereits unterwegs mit dem Kran und Christoph spannt den Traktor vor den Trailer auf dem die CARINA steht - und los gehts, die 500 m hinuter in den Hafen.

Wenige Minuten später schwimmt die CARINA und ich kämpfe mich bei Windstärke 7 gegen den Wind und 2 m Wellen die 5 sm nach Port La Foret durch. Am ersten Tag im Wasser nach all der Aufregung und allein an Bord, macht so ein Wetter keinen Spass. Ich bin froh als ich den Wellenbrecher von La Foret erreiche hinter dem es schlagartig ruhig wird. Ich funke die Capitainerie an um einen Liegeplatz zu erfragen, erhalte aber keine Antwort – ist ja auch klar – es ist 13:00 - heilige Zeit in Frankreich «midi» da erreicht man niemand – da sind sie alle beim Essen. Zum Glück ist am Besuchersteg Platz. Der Wind kommt von hinten so dass ich einfach den Rückwärtsgang eingelegt lassen kann und in aller Ruhe meine Leinen festmachen kann. Wie üblich ist hier niemand am Steg der beim Anlegen helfen und Leinen annehmen könnte.

Es wird Zeit einen Plan zu machen wohin ich denn überhaupt in diesen beiden Wochen segeln will und die Karten zu studieren. Ich lass mir Zeit. La Foret ist so friedlich und still, Sandstrände, Wälder, ein kleiner netter Ort mit einem geschäftigen Markt. Es gefällt mir hier – ich bleib noch einen Tag – kauf auf dem Markt Käse und frische Muscheln für Abends und dazu einen schönen Muscadet aus der Region. Jetzt hat für mich der Urlaub begonnen.

Mo 9. bis Mi 11. Juni - Bretonische Karibik – Glenan Inseln


Inzwischen hab ich mich mit meinen Bootsnachbarn angefreundet und da er ohnehin sein Boot hier für längere Zeit liegen hat, verabschieden wir uns mit einem Wiedersehensversprechen am Do in 2 Wochen. Dann lege ich ab und verlasse bei schwachen westlichen Winden die Marina von La Foret. Es ist sonnig mit einigen Zirren am Himmel und rund um meinen Mast hat sich ein kreisrunder Regenbogen gebildet – das sieht sehr schön aus.



Die CARINA gleitet lautlos dahin, vorbei am Beg Meil mit Ziel «Glenan-Inseln» eine Gruppe winziger Inseln ca 15 sm vor der Küste, mit herrlichen schneeweißen Sandständen, glasklarem Wasser und Unterwassergärten die man zu Fuß betrachten kann, da das Wasser zwischen den Inseln sehr flach ist, z.T. nur 0,2 m Kartentiefe. Sehr detaillierte Karten und ein niedriger Gezeiten-Koeffizient sind Voraussetzung um hier her zu kommen. Man behauptet es sähe hier aus wie in der Karibik.

Ich steuere die Bucht zwischen den Inseln Saint Nicolas und Bananec an. Eine schmale Zufahrt durchs Riff, das jetzt bei Hochwasser nicht sichtbar ist, muss gefunden werden. Mit GPS und guten Karten kein Problem. Außerdem kommen mir jede Menge Tagesausflügler entgegen die den Ankerplatz und das Bojenfeld schon wieder verlassen.
Da Wind bis 5 Bft für die Nacht angesagt ist entscheide ich lieber an die Boje zu gehen als zu ankern. Alleine an der Boje anlegen hatte ich bisher noch nicht probiert, aber es klappt auf Anhieb.
Leider ist es bewölkt, aber kurz vor Sonnenuntergang reißt der Himmel auf.

Das Riff das nun bei Niedrigwasser sichtbar ist und einen schützenden Ring um uns bildet leuchtet in der Sonne und «ja, es sieht wirklich aus wie in der Karibik - nur die Palmen fehlen.».


Ich blase das Beiboot auf, hole die Bohrmaschine raus, montiere die neu gekauften Räder an den Spiegel des Beiboots, denn hier muss man das Boot weite Strecken über den Strand tragen, damit es die Flut nicht wegspült.  Die Nachbarn, die gerade mit ihrem Beiboot von der Insel zurückkommen, machen Zwischenstopp bei mir und bieten an zu helfen den Außenborder ins Beiboot herunterzuheben – das nehm ich gerne an, das macht das Leben doch viel leichter.

Morgens um 08:30 klopft es, der Hafenmeister von St. Nicolas kommt zum Kassieren 12,80 € kostet eine Nacht an der Boje, das ist mehr als mancher Hafen hier verlangt. Nachdem es aber hier bei Hochwasser sehr rauh wird, bleibe ich an der Boje anstatt auf den kostenlosen Ankerplatz zu wechseln.

Die Sandbank vor uns wächst bei Niedrigwasser einige Meter hoch und verbindet die Inseln St.Nicolas und Bananec, bei Hochwasser verschwindet sie komplett.

 

Mi. 11. Juni – Delfine – Delfine – Delfine - auf dem Weg nach Port Manech


Bei strahlendem Sonnenschein und einem gemütlichen 3er Wind segelt die CARINA ganz alleine. Es ist eine Freude zuzusehen wie sie den Kurs hält ohne dass ich die Pinne in die Hand nehmen muss. Der Autopilot hat frei und lümmelt tatenlos im Schapp rum. Die CARINA braucht keinen von uns beiden, solange ich die Segel anständig getrimmt habe. Ich kann also unbesorgt mal nach unten gehen, Logbuch schreiben, Brotzeit richten denn nach 3 Stunden auf dem Wasser mit Kurs auf Port Manech an der Mündung der beiden Flüsse Aven und Belon, habe ich Hunger bekommen. Als ich mit meinem Baguette und Käse wieder an Deck komme habe ich Besuch gekommen. Rund um die CARINA spielt eine Schule Delfine, 10 bis 15 Delfine tauchen unter ihr hindurch, schwimmen synchron neben ihr her und haben sichtlich Spass.



Ich vergesse meinen Hunger und die Welt um mich herum und kann mich gar nicht satt sehen an ihrem Spiel. Sie sind so nah, wenn ich die Hand ausstrecken würde, könnte ich sie anfassen.



Mindestens eine Stunde begleiten sie mich während CARINA sich immer noch alleine auf Kurs hält. Als auch der letzte der Delfine abdreht, habe ich schon fast die Küste und Port Manech erreicht und es wird Zeit mich wieder auf die Navigation und die zahlreichen vorgelagerten Felsen zu konzentrieren. Diese lang andauerde Gesellschaft der Delfine war für mich eines der schönsten Geschenke die man erhalten kann.
Port Manech ist ein netter kleiner Ort mit einem winzigen Hafen der aber nur für kleine Fischerboote geeignet ist. Davor gibt es 3 Besucherbojen und Platz zu ankern. Obwohl noch Bojen frei sind, beschließe ich den neuen Anker zu testen – und er hält (ist auch nicht schwer hier auf sandigem Boden). Auch der Wechsel der Gezeiten und die doch beachtliche Strömung rühren ihn nicht. Leider ist es schon sehr spät und damit fällt der Besuch an Land diesmal aus. Auf der Rückreise will ich wieder hier anhalten und ein wenig länger bleiben, denn man könnte am Fluß, dem wunderschönen Aven, entlangwandern oder einfach nur hier am Sandstrand rumlümmeln.

 

Do 12.Juni -Auf dem Weg nach Port Tudy – Ile de Groix - Das Semaphore von Etel


Es geht weiter auf die Ile de Groix in den Hafen von Port Tudy. Wieder ein traumhafter Sommertag unter vollen Segeln, heute ohne besondere Vorkommnisse und trotzdem wunderschön. Ich höre zu wie das "Semaphore Etel" die Schiffe über Funk durch die schwierige Flußmündung weist. «ein wenig nach rechts – mehr links – gerade – jetzt wieder links ...» Die Sandbänke in der Einfahrt wandern ständig so dass Karten und Betonnung für diese schwierige Zufahrt nie aktuell wären. Deshalb ruft man eine halbe Meile vor der Einfahrt das Semaphore und wartet bis man mit seinem Schiffsnamen gerufen und per Funk durchgeleitet wird. Solche Semaphores gibt es viele in Frankreich. Sie stammen aus Zeiten Napoleons. Sie haben eine Art Hebel der in die Richtung zeigt in die man fahren muss um den Gefahren zu entgehen. Manche Semaphores, wie das von Etel, werden noch heute von Menschen bedient. In Etel war das schon immer Frauensache - das Semaphore wurde von ener Frau bedient die inzwischen so alt ist, das dies ihre Tochter übernommen hat. Bei dem heutigen Freizeitschiffsverkehr hat sie jedoch Verstärkung bekommen so dass auch ab und zu eine männliche Stimme zu hören ist. In Zeiten des Funks, erfolgt die Einweisung überwiegend per Funk, aber auch der Hebel wird noch bedient und das Semaphore winkt immer noch in die entsprechende Richtung während man die Passage durchfährt. So kann es auch Schiffen helfen die nicht mit Funk ausgestattet sind. Zeigt es nach oben, muss man allerdings aufpassen. Das kann bedeuten geradeaus fahren, oder das Semaphor ist nicht in Betrieb.
Entlang der grünen Ile de Groix und den Muschelfarmen segle ich in den Hafen von Port Tudy. Der Hafenmeister kommt mir im Beiboot entgegen und fragt per Handzeichen ob ich im äußeren Hafen and die Boje gehen will oder in den inneren Hafen an den Steg. Ich will an den Steg – ich brauche Wasser, und außerdem habe ich Bedenken ob ich es alleine schaffe an diesen Mooringtrots, an denen man vorn und hinten an einer Boje hängt, festzumachen. Der Hafenmeister deutet mir ihm zu folgen und weist mich zum letzten freien Liegeplatz. Es ist erst 17:00 aber der beliebte, stets gut besuchte Hafen ist bereits voll. Plötzlich hat es der Hafenmeister sehr eilig – er hat erst jetzt bemerkt dass ich allein an Bord bin – schnell macht er sein Boot fest und läuft zu meinem Steg um meine Leinen anzunehmen. Das finde ich sehr nett, auch wenn ich inzwischen ganz gut alleine zurechtkomme beim Anlegen.



Der Hafen ist sehr hübsch und auch nicht teuer (20,-€), aber bei Niedrigwasser, wenn die Schiffe von den jetzt meterhohen Hafenmauern umgeben sind, ist es bei dieser Hitze sehr stickig. Und es ist laut, da alle Stunde die Fähre aus Lorient hinter uns anlegt. Ich haste den Berg hinauf zum Supermarkt um noch rechtzeitig ein paar Lebensmittel und Wein zu ergattern, denn mein Proviant geht zur Neige. Am nächsten Tag wollte ich auf die andere Seite der Insel in die Ankerbucht und ein bis zwei Tage die Insel mit meinem Bordfahrrad erkunden.

 

Fr. 13. So 15. Juni - Ile de Houat – Seespinnen - Ein Salto und ein Ertrunkener

Beim Frühstück ändere ich spontan meinen Plan. Ich werde heute noch auf die Ile de Houat segeln. Ich hab zwar noch keinen Tourplan erstellt, aber da die Ausfahrt hier ohne Gefahren ist, heute wenig Wind weht und die Houat 25 sm entfernt ist, hab ich genügend Zeit das unterwegs auszuarbeiten. Leinen los und weg bin ich. Bei der Ausfahrt aus dem inneren Hafen wird es dann verdammt eng. Es ist Niedrigwasser wodurch die Fähre viel weiter hinten liegt, und über dem Felsen an der Hafenmauer der in die Einfahrt hineinragt ist nicht mehr ausreichend Wasser. Ich komme ganz schön ins Schwitzen – knapp 4 m Durchfahrtsbreite bleiben und wie überall in der Bretagne hab ich auch hier Strömung. Es ist Freitag der 13. Gut dass ich nicht abergläubisch bin.

Unterwegs zur Ile de Houat plane ich meine Zufahrt in die Bucht "Treac'h Salus" für die ich mich entschieden hatte.
Es ist abends 20:00 als ich in die Bucht einlaufe, in der bereits gut 20 Schiffe ankern. Der Anker fällt und hält. Allerdings komme ich näher an das Nachbarboot als ich geplant hatte.



Obwohl auch dieser Abstand noch leicht ausreicht, frage ich höflichkeitshalber auf französich ob ich ihm zu nahe wäre. Die Antwort kommt auf deutsch «Nein, alles in Ordnung» Ich staune, in dieser Bucht auf einer fast unbewohnten Insel Deutsche anzutreffen, denn deutsche Schiffe sind in dieser Gegend sehr sehr selten. Ich kümmere mich weiter um mein Schiff, als vom Nachbarschiff die selbe Stimme rüberruft: «Sind Sie allein?» und auf mein «Ja» folgt « Wollen Sie mit uns Abendessen?» Das finde ich sehr nett und hungrig bin ich auch nach einem langen Tag auf See. So nehm ich gerne an.
Ich spring ins Beiboot und rudere hinüber. Auf dem Weg dorthin höre ich vom Schiff französische Wortfezten herüberwehen. Oh weh, doch kein deutsches Schiff, das wird schwierig. Mein französich reicht zwar um das Nötigste zu bekommen aber für einen ganzen Abend Konversation – no way. Drei Männer empfangen mich, machen mein Beiboot fest und stellen sich als Jaques, Jean-Luc und Harald vor. Ich erkläre Harald etwas verlegen, dass ich eigentlich kaum französisch kann. Die Verwunderung auf den 3 Gesichtern war schon beinahe amüsant. "Wie das denn geht? Alleine unterwegs und nicht mal die Landessprache beherrschen?" Es geht, schon, wenn auch manchmal mühsam.

Der Tisch ist bereits gedeckt. Als Vorspeise gibt es «Araignee du Mer» (eine Krabbenart die auch bei uns "Seespinne" heißt). Ich hab noch nie Seespinnen gegessen und muss mir zeigen lassen wie man mit dem Nussknacker die langen dünnen Beine knackt um an das leicht süsslich schmeckende Fleisch zu kommen.



Sie erzählen mir dass sie die Seespinnen heute selbst mit der Hand gefangen haben und dass es als Hauptspeise «Dorade Royal» gibt, von Jean-Luc heute persönlich harpuniert, worauf er (mit Recht) sehr stolz ist.

Wir speisen, trinken Wein und plaudern. Harald, der Deutscher ist und sich in der Bretagne niedergelassen hat, übersetzt wo es nötig ist, und so klappt das ganz gut. Sie erklären mir dass es ganz etwas besonders sei, dass ich auf diesem Schiff mit ihnen speise, denn ich bin die erste Frau die jemals auf ihrem Schiff war. Ihre eigenen Frauen mögen nicht segeln und so sind sie immer nur unter sich.
Jaques kann es gar nicht fassen und findet es «extaordinaire» dass
1.) ein «deutsches» Schiff in diese Bucht auf diese Insel findet, auf die sich eigentlich nur Insider verirren.
2) dass dieses Schiff «Einhand «gesegelt wird - und
3) für ihn ganz unfassbar, diese Person eine «Frau» ist.
Nachdem wir auch die Dorade verspeist hatten und auch die 30 Möwen satt waren die uns umkreisen und sich um die Reste raufen (Krebsschalen, Fischreste) die wir über Bord werfen, gibt es bei uns inzwischen Käse, danach noch was Süsses und als Abschluss einen "IrishCoffee a la Jean-Luc" begleitet von einem Bilderbuch-Sonnenuntergang. Als ich gegen Mitternacht auf mein Schiff zurückrudere geht der Vollmond über der Insel auf. Ein Märchen oder ein Kitschfilm kann nicht schöner sein. Ich bin glücklich. Das Leben ist schön.

Am nächsten Morgen frühzeitig sind Jaques und Jean-Luc schon wieder in ihren Neoprenanzügen mit dem Beiboot unterwegs um für das Abendessen zu sorgen. Ich sitz ich auf meinem Schiff und kann mich gar nicht satt sehen an dieser Traumbucht. Ich nehme den Außenborder von der Reling und hebe ihn ins Beiboot. Das geht ganz gut mt dem kleinen Kran den ich am Heck montiert montiert habe. Später werde ich zum Strand fahren und die Insel erwandern.
Jaques kommt zurück und schenkt mir von seinem Fang 2 riesige Seespinnen, denn er kann sich gar nicht vorstellen wovon ich mich sonst ernähen soll, wenn nicht vom Meeresgetier. Er erklärt mir wie ich sie zubereiten muss und verrät mir auch sein Rezept für die zugehörige Mayonaise. Ich steck die beiden erstmal in die große Pütz und freu mich auf mein Abendessen. Aber jetzt will ich erst mal die Insel erkunden. Ich packe Rucksack, Schuhe, Blasebalg und Ösfass ins Beiboot und motore los. Erst noch schnell am Nachbarboot vorbei zum Verabschieden, denn die werden noch heute mittag weitersegeln auf die Belle Ille. Dann motore ich weiter zum Strand.

Hier sind ganz schön hohe Wellen, richtige Brandung. Eine Welle trägt mich zum Strand – ich nehm das Gas weg und mach mich fertig zum rausspringen – oh es reicht nicht, die Welle zieht mich wieder zurück – ich dreh mich um will noch mal Gas geben seh eine sehr große Welle – und dann geht alles blitzschnell – ich tauche wieder aus dem Wasser auf, schnappe das Boot neben mir und zerre es an den Strand bevor ich überhaupt zum Denken komme. Die Welle hat uns einmal komplett überschlagen. Zum Glück ist mir nichts passiert. Ich bin tropfnass, der Außenborder hat genauso einen Tauchgang hinter sich wie ich. Das Sitzbrett ist rausfgefallen und hängt seitwärts, alles andere ist noch da. Ich setz mich erst mal aufs Boot und muss furchtbar lachen während meine neuen Bekannten besorgte Blicke herüberwerfen. Ich deute ihnen dass alles Ok ist und schleife das schwere Boot den Strand hinauf. Beiboot fahren konnte ich noch nie, da passiert mir immer irgendwas, aber der Salto heute - das war Premiere.

Es ist Niedrigwasser, bis ich wiederkomme wird Hochwasser sein und vom jetzt ca 100 breiten Strand wird nur noch ein Zehntel übrigbleiben. Nachdem das Boot in Sicherheit ist wandere ich über die Insel auf der es keine Strassen gibt, auch keine Bäume und kaum Büsche – nur niedriges Gras und unwahrscheinlich viele Arten von Wildblumen. Die Ile de Houat ist bekannt als Blumeninsel. Der einzige Ort auf der Insel «St Gildas» ist ein Bilderbuchort. Kleine Häuschen von Blumen überwuchert, statt Autos findet man Fahrräder und Schubkarren. Hinterm Ort geht es den Berg hinuter zum kleinen Fischerhafen in dem es keine Stege gibt. Die Fischerboote und auch die kleine Fähre hängen an Bojen. Für Besucher gibt es auch ein paar Bojen oder man ankert vor dem Hafen.

Als ich abends bei Hochwasser wieder am Strand bei meinem Beiboot stehe ist die Brandung noch stärker geworden. Wie soll ich da nur heil durchkommen? Nach dem Erlebnis von heute mittag hab ich nun doch ein weing Angst. Ich schleife das schwere Boot einige hundert Meter den Strand entlang in der Hoffnung dass die Brandung am anderen Ende, wo es schneller tief wird nicht so stark ist.


Bucht Treac'h Salus bei Niedrigwasser

Immer wieder schau ich suchend um mich, ob nicht irgendwo jemand wäre den ich um Hilfe fragen könnte, aber der Strand ist menschenleer. Beim ersten Versuch durch die Brandung zu kommen kentert das Beiboot bereits bevor ich überhaupt einsteigen kann. Meinen Rücksack, jetzt tropfnass weil ins Wasser gefallen, krieg ich gerade noch zu fassen bevor ihn die Wellen davonziehen. Nach 30 Minuten steh ich immer noch am Strand und schau konzentriert auf die Wellen um einen günstigen Moment abzupassen. Ich sehe ca 10 m neben mir einen Kopf im Wasser und denke mir «ein Schwimmer». Dann sehe ich ein Beiboot Richtung Strand kommen und bin etwas erleichtert – wenn ich es allein nicht schaffe könnte ich sie um Hilfe bitten. Ich sehe dass im Wasser wo vorher ein Kopf war, ein Körper flach im Wasser treibt und denke - «jetzt schnorchelt er» und konzentriere mich wieder auf die Wellen. Jetzt, das ist mein Augenblick – ich komme heil durch die Brandung, der Motor springt sofort an und ich düse los Richtung CARINA – weg von der Brandung. Ich sehe noch wie das andere Beiboot, das auf dem Weg zum Strand war abdreht in Richtung Schwimmer/Schnorchler, machmr aber keine grossen Gedanken darüber. Ich hab die CARINA noch nicht erreicht als ich ein Martinshorn höre und ein Krankenwagen am Strand auftaucht. Gleichzeitig setzt ein Hubschrauber zur Landung auf dem Hügel an. Jetzt erst wird mir bewusst was neben mir im Wasser trieb und ich mach mir Vorwürfe dass ich das nicht registriert hatte vor lauter Angst vor der Brandung. Wäre das andere Boot nicht gekommen wäre ich die einzige gewesen die hätte helfen können - und ich habe es nicht einmal bemerkt. Nach 2 Stunden in denen sich Ärzte und Sanitäter um den Ertrunkenen am Strand bemühen verlassen Hubschruber und Krankenwagen den Strand. Scheinbar konnte man ihm nicht mehr helfen. Das trübt natürlich meine Stimmung und nimmt der Bucht etwas von ihrem Zauber.

Bei mir an Bord warten noch 2 große Seespinnen auf den Kochtopf und ich freu mich schon auf mein leckerers Abendessen. Man muss sie in kochendes Seewasser werfen und 9 Minuten kochen, dann rausnehmen und abkühlen lassen. Man isst sie kalt. Ich hole meinen größten Kochtof heraus und lasse eine der beiden erst mal Probe sitzen. Oh je, sie sind zu groß für meinen Topf. Vom Durchmesser her wäre es ja grad noch gegangen, aber der Topf ist zu niedrig. Sie schaut mich über den Topfrand hinaus an. .


Das geht natürlich nicht. Gut dass ich sie noch bevor das Wasser auf den Herd kochte Probe sitzen ließ. So entlasse ich sie beide wieder in die Freiheit und werfe sie zurück ins Meer. Schade – jetzt gibt es leider nur trockenes Baguette heute abend.

 

So 15. bis Di 17. Juni - Stürmischer Ostwind in der Baie de Quiberon


Der Wind hat zugelegt und es wird ungemütlich in der Bucht. Außerdem wird es Zeit allmählich an den Rückweg nach Concarneau zu denken. Mein nächstes Ziel ist die Halbinsel Quiberon. Noch am Ankerplatz hol ich das Groß heraus und los gehts. Das war ein wenig voreilig, denn außerhalb der Bucht ist der Wind zu stark für so viel Segel und ich muss gleich mal reffen. Das ist nicht so ohne, denn die Gegend hier ist gespickt mit Riffs und Felsen die man nicht sieht und der Platz für Manöver ist sehr eingeschränkt. Aber jetzt geht es wieder. Ich habe mir die kleine Südpassage ausgesucht, den die Baie de Quiberon wird von einem durchgehenden Riff, bis zur südlich der Ile de Houat liegenden Ile de Höedic, abgeriegelt. Es gibt nur 2 enge Passagen duch das Riff. Dass da entsprechende Strömungen entstehen ist mir klar, aber irgendwie hab ich das heute nicht so ernst genommen. An der Passage bin ich zum falschen Zeitpunkt – alle Schiff kommen mir entgegen, keines segelt meine Richtung. Ich weiß jetzt auch warum. Die Strömung setzt bereits nach Westen und der Wind kommt mit 5-6 Bft aus NordOst. Das war sehr ungemütlich, von einer Welle in die nächste zu knallen, denn Platz ist hier nicht viel um sie auszusteuern. Endlich durch finde ich ein aufgewühltes Meer mit Wind gegenan. Ich nehme den kürzesten Kurs nach Port Haligun, denn das hier hat nichts mehr mit Seglerfreuden zu tun. Eingehüllt in dicke Pullover und Jacken kämpfe ich mich durch die Wellen bis endlich die Einfahrt nach Port Haligun erreicht ist. Kaum hinterm Wellenbrecher ist es sommerlich heiß und relativ ruhig. Ich motore den Besuchersteg entlang an dem die Boote im Päckchen liegen. Außendran anzulegen wäre jetzt einfach, aber diese Plätze lass ich doch lieber für die größeren Schiffe frei. Ich finde eine Lücke in der ein Boot meiner Größe liegt in die ich genau hinenpasse. Ich bin froh dass die Nachbarn zu Hause sind und meine Leinen annehmen.


Port Haligun auf der Halbinsel Quiberon

Wohin der Fischer wohl schaut? Aufs Meer hinaus...?

Oder auf die Meerjungfrau?


Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage Wind aus NO 6-7 Bft. Da hab ich keine Lust auf Segeln und beschließe das hier abzuwettern. Meine Nachbarn wollen am nächsten Tag weiter und so müssen wir das Päckchen auflösen was mir die Gelegenheit verschafft an einen freien Fingerpontoon zu wechseln. Hier liegt man sehr geschützt, muss aber einen langen Weg auf dem Wellenbrecher zurücklegen um an Land zu kommen. Bei Hochwasser muss man schnell sein wenn man nicht nass werden will, und immer den richtign Moment abpassen um zwischen den überkommenden Wellen durchzukommen. Die Anlagen der Marina bieten alles was man sich wünscht und der Preis ist moderat. 18,- € die Nacht.
Hier habe ich 2 Tage Zeit, wintere mein Beiboot ein, mache lange Spaziegänge an der Küste und nach Quiberon. Es hat sich viel verändert in den 37 Jahren die ich nicht mehr hiergewesen bin. Leider bringt der Tourismus viele hässliche Gebäude mit sich die nun die Traumlandschaft stören.


Port Maria - Fischerhafen von Quiberon Stadt

Da bin ich wieder einmal froh ein Schiff zu haben und dem Tourismus entfliehen zu können. Ich kann draußen auf dem Meer alleine sein oder kann mir eine unbewohnte Insel und eine einsame Bucht suchen und das Gefühl haben ich sei der einzige und unbedeutendste Mensch weit und breit. Das ist ein schönes Gefühl.

 

Mi 18. Juni – Im Sperrgebiet

Mittwoch morgens müssen wir alle unsere Liegeplätze räumen. Die gesamte Marina ist reserviert für eine Rally die in diesen Tagen stattfindet. Das ist ein Getümmel, wenn ca 40 Schiffe innerhalb kürzester Zeit ihre Liegeplätze verlassen, denn bedingt durch Gezeitenstand und Strömung fahren alle zur selben Zeit los.
Der Wind begnügt sich wieder mit 4-5 Bft. Kaum bin ich westlich der Halbinsel ist auch das Meer wieder ruhig, der Wind etwas schwächer und ich kann wieder unter vollen Segeln Kurs auf mein nächstes Ziel, Lorient, nehmen.
Die Sonne scheint nun schon die 3. Woche unermüdlich. Weit und breit ist kein anderes Schiff zu sehen. Ich bin ganz allein auf weiter Flur. Am Funk höre ich dass heute wieder militärische Übungen im Sektor A-D stattfinden. Ich weiß dass das gesamte Gebiet um Lorient bis hinunter zur Quiberon militärisches Sperrgebiet ist, durch das man segelt und auch segeln darf. Aber auf keiner meiner sehr detaillierten Karten und in meinen Handbüchern sind die Sektoren angegeben. Ich habe keine Ahnung wo dieser heute gesperrte Bereich liegt und segle einfach weiter, Kurs 300 ° Ziel Port Louis im Rade de Lorient.
Nachdem es heute wieder richtig heiß ist und weit und breit weder Land noch Schiff in Sicht sind, mache ich etwas, was ich sonst nie tue. Ich zieh mich komplett aus und segle fröhlich und pudelnackt ganz allein dahin. Nach einer Weile zieh ich mich wieder an, um einen Sonnenbrand zu vermeiden und geh nach unten an die Karten. Ich bin nicht lange unten als ich neben mir Motorengeräusch höre. Ich geh raus und seh ein Behördenboot neben mir. Kontrolle! denk ich –au weia! denn ich finde meine Bootsführerscheine und Funklizenzen zur Zeit nicht. Der junge Mann auf dem Boot ruft etwas herüber was ich aufgrund des Motorenlärms schlecht verstehe. Er deutet mir an den Funk auf Kanal 06 zu gehen. Dort erklärt er mir dass ich mich im militärischen Übungsbgebiet befinde und es nun Richtung Süden verlassen soll. (das ist die Richtung aus der ich gerade komme) Ich solle auf 06 Standby bleiben - sie werden mir weitere Anweisungen per Funk geben und mir die Kurse vorgeben um nach Lorient zu kommen. Ich bin erleichtert – keine Kontrolle - aber wie peinlich – sie müssen mich schon lange beobachtet haben, eventuell sogar mit dem Fernglas und ich hatte nichts an …
Wenige Minuten später erhalte ich per Funk die Ausnahmegenehmigung nun doch meinen Weg quer durchs Übungsgebiet fortzusetzen und Lorient direkt anzusteuern. Ich höre dann auch dass ich nicht das einzige Schiff hier bin. Auch ein Fischer befindet sich in diesem Sektor und auch er darf seinen Kurs fortsetzen.

 

Do 18. Juni - von Port Louis nach La Foret – Wenn es dem Esel zu wohl ist ...

 

Lorient und Port Louis haben mir nicht so gut gefallen. Industriehäfen, laute Fähren, Baustelle in der Marina, und so bin ich gar nicht traurig dass ich heute schon wieder weiter muss. Es ist mein letzter Segeltag. Morgen vormittag muss ich in Concarneau sein, da wird die Carina wieder ausgekrant, denn mein Urlaub geht mit dem Wochenende zu Ende.


Lorient

Ich genieße den letzten Tag wieder bei Sonnenschein und einem herrlichen 4er Wind. Jetzt wo ich mein Schiff so richtig im Griff hab und mich an das Seglerleben gewöhnt hab soll ich nach Haus? – ich will gar nicht dran denken. Die CARINA segelt wieder vorbildlich. Gegen Abend hat der Wind wie immer ordentlich zugelegt und leider kommt er aus der falschen Richtung. Ich muss kreuzen. Dadurch wird es allmählich spät, und so werde ich etwas übermütig wofür ich auch umgehend mit Stress gestraft werde. Mit vollen Segeln und 7 kn (für die kleine CARINA ist das sehr schnell) düse ich dahin. Eigentlich bin ich an der Grenze zum Reffen angelangt, aber es ist bereits 19:00 und ich hab noch 10 sm vor mir und will vorankommen. Ich beschließe die Abkürzung zwischen den Felsen am Pointe de Trevignon zu nehmen. Ich berechne mir die Stellen an denen ich aufkreuzen muss – ja das müssste gehen. Dummerweise hab ich nicht mit den veänderten Windverhältnissen am Kap gerechnet und nun ist es wirklich zum Reffen. Aber dazu ist hier zwischen den Felsen kein Platz und keine Zeit. An dem Felsen da vorne komme ich voraussichtlich so nicht vorbei. Mir wird ein wenig bang und so starte ich den Motor, lass die Segel flattern und fahre einfach gegen den Wind bis ich nach 15 Minuten wieder aus dem Gefahrenbereich heraus und um das Kap herum bin. Danach kann ich mit gerefften Segeln meine Fahrt fortsezten und die letzten Stunden doch noch genießen.

Als ich um 21:00 in die Marina von La Foret einlaufe hält man schon Ausschau nach mir. Ich hatte ja meinem Ex-Bootsnachbar vom letzten Besuch hier, angekündigt dass ich am Donnerstag zurück bin. Mit einem besorgten «Du kommst aber spät» werde ich begrüßt. Es ist schön zu wissen dass man obwohl man alleine segelt doch nie allein ist. Irgendwo ist immer jemand der/die an mich denkt und sich um mich sorgt. Es wird noch ein netter Abend an dem wir plaudernd auf unseren nebeneinander liegenden Booten sitzen, denn der Platz direkt war genau wie bei meiner Abreise wieder frei.

 

Fr. 20. - Mo 23. Juni – Auskranen und Einwintern


Heute hab ich einen Termin – das ist ungewohnt, denn normalerweise steh ich auf und segle los wann ich Lust dazu habe, und wenn ich keine habe, dann tu ich eben nichts. Heute ist das anders. Um 11:00 muss ich in Concarneau sein. Für 11:00 ist der Krantermin vereinbart. Nachdem heute kaum Wind ist muss ich früh los, denn ich will die letzten 5 sm in diesem Jahr unbedingt unter Segeln zurück legen und wenn ich nur mit 2 kn dahinsegele – und so sollte es auch werden. Nur ein leises Lüftchen weht und die CARINA schleicht langsam Richtung Concarneau. 2 Std brauchen wir und Punkt 11:00 erreichen wir die Mauer an der auch schon der Kran startbereit steht. Ich halte Ausschau nach Pierrick der die Leinen nehmen sollte, denn an einer nackten mehrere Meter hohen Hafenmauer, an der die Hochseefischer und die Militärschiffe liegen kann ich nicht alleine festmachen. Der Kran ist zwischen 2 Ozeanriesen postiert zwischen denen ich anlegen sollte – aber keine Menschenseele ist da. Ich fahre Kreise im Hafenbecken und warte - nichts geschieht. Ich nehm das Handy, aber Pierrick geht nicht dran. Hmm, was nun? Nach einer Viertelstunde kreisen seh ich den Traktor mit dem Trailer den Hügel hinunterkommen und darauf 2 fröhlich winkende Männer - Pierrick und Christoph. Gott sei Dank.
Der Rest geht dann ganz schnell. Ich lege an der Mauer an, werfe Ihnen die Leinen hinauf und 20 Minuten später tuckert CARINA auf dem Trailer Richtung Werft.

Das wars dann für diesen Sommer. Jetzt hab ich noch 2 Tage Zeit für die üblichen Einwinterungsjobs und dann ist mein Urlaub zu Ende.

Am Monntag mittag sperre ich den Niedergang ab, verstaue die Leiter und lasse die CARINA in der Werft zurück. Mal sehen ob ich es aushalte bis nächstes Jahr nicht wieder zu kommen, oder ob ich doch noch mal ein verlängertes Wochenende nutze um nach ihr zu schauen.

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