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Carina's Logbuch

Mai und Juli 2015 - Vorbereitungszeit


Mai 2015


Im Mai habe ich meine letzten Urlaubswochen genutzt um zum Schiff in die Bretagne zu fahren, mein Hab und Gut aufs Schiff zu bringen und mit den Vorbereitungen zu beginnen die notwendig sind um auf dem Schiff leben zu können und das Schiff autark und hochseetauglich zu machen.
Eine sehr aufwändige Arbeit war die Runderneuerung der Elektrik. Die bisherigen Batterien (2x 85 Ah für die Bordnetzversorgung und 1x 85 Ah als Starterbatterie) waren alt und kaputt und zudem unterdimensioniert. Sie wurden ausgetauscht durch 2x 150 Ah für das Bordnetz und 1x 55 Ah als Starterbatterie. Da diese nun andere Dimensionen haben mussten neue Befestigungen geschaffen werden und viele Kabel waren nun zu kurz. Weitere Kabel waren nötig um den Batteriemonitor und den neuen Solarregler anzuschließen. Das alles war zwar technisch kein Problem für mich, hat mich aber trotzdem oft zur Verzweiflung gebracht. Es scheint nahezu unmöglich zu sein in einer mittelgroßen Kleinstadt wie Concarneau die zudem 3. größter Fischerhafen Frankreichs ist Kabel in kleinen Durchmessern per Meter zu kaufen. 2 Tage war ich unterwegs, wurde von Laden zu Laden geschickt, jedoch niemand konnte mir die benötigten Kabel verkaufen – bestenfalls als 100 m Rolle. Was soll ich mit 100 m Kabel wenn ich nur einen benötige? Nach einer Woche täglicher Müh und Plag war alles fertig installiert. Beim Anschluss des letzten Kabels flog die Sicherung und das bei Einbruch der Dunkelheit, kein Licht, kein Strom für diese Nacht und somit auch die Fehlersuche erst am nächsten Tag möglich. Fehler gefunden … er ist so idiotisch, dass ich mich schäme hier zu schreiben was ich falsch gemacht hatte, aber jetzt läuft alles wie es soll und ich bin stolz und zufrieden mit dem Ergebnis.
In dieser Zeit hätte auch der Austausch der Saildrive-Dichtung stattfinden sollen. Der Yanmar Service kam wie geplant. Die Arbeiten mussten jedoch auf meinen nächsten Besuch im Juli vertagt werden, da einige Ersatzteile besorgt werden mussten, die nicht innerhalb weniger Tage zu besorgen waren.

Die neue Windsteuerung (Pazific light) hab ich montiert. Verlief ohne Probleme nur die Badeleiter muss versetzt werden.

Der Segelmacher kam, wie vereinbart um Maß zu nehmen für das neue Bimini. Denn ohne Sonnenschutz in den Süden zu wollen wäre äußerst unkomfortabel. Das Angebot kommt rechtzeitig und der Termin für die Fertigstellung wird wunschgemäß Mitte Juli sein. Schön wenn auch mal was auf Anhieb klappt.
Aber jetzt geht’s erst mal zurück nach Deutschland. Ich muss noch meine letzten Arbeitswochen hinter mich bringen bevor im Juli das wahre Fahrtenseglerleben auf unbestimmte Zeit beginnen kann.

 

Juli 2015


Nun bin ich also endgültig umgezogen auf die Carina. Wohnung, Arbeit alles ist Vergangenheit. Schön wäre es jetzt einfach lossegeln zu können. Aber da gibt es vorher noch jede Menge Arbeit. So sitze ich nun hier noch einige Zeit in Concarneau (Bretagne) im Hinterhof einer Werft auf dem Trockenen.

 


Auf der Jobliste stehen:

  • Saildrive-Dichtung austauschen
  • Auf Lieferung und Anpassung des neuen Biminis warten
  • Badeleiter versetzen
  • Cockpitdrainage-Seeventile austauschen (die alten sind unbeweglich fest)
  • Relingsstütze befestigen (da war eine „Nicht-Edelstahl-Schraube“ drin die durchgerostet und abgebrochen ist)
  • Altes Antifouling abkratzen
  • Neues Antifouling streichen
  • Zierstreifen auf Deck neu lackieren
  • Solarvent austauschen (der alte war gebrochen)
  • Kleinigkeiten an der Elektrik ergänzen
  • 1 Bodenbrett im Salon austauschen und streichen
  • Zwischenablagen in die Schränke bauen
  • Teak an Deck reinigen und ölen
  • Einen Ankerhalter erfinden und bauen
  • Handläufe auf dem Niedergang montieren
  • Segel anschlagen
  • Schiff zu Wasser lassen

Das alles und weitere kleine Jobs hoffte ich in 2 Wochen erledigt zu haben. Weit gefehlt!!!

Dabei hat eigentlich alles gut begonnen.
Die Werftarbeiter kamen wie vereinbart am ersten Tag und begannen mit dem Austausch der Seeventile. Leider mussten sie feststellen dass das Gewinde der Borddurchlässe nicht auf das der neuen Seeventile passt und so mussten erst mal neue Borddurchlässe besorgt und eingebaut werden. Als das geschehen war und die Ventile montiert waren, waren die Schläuche zu kurz und neue mussten besorgt werden. Alles in allem hat diese Arbeit für die ca. 2 Std. hätten reichen sollen 4 Tage gedauert. 4 Tage in denen alles, was sonst in der Backskiste verstaut ist (und das ist richtig viel,) auf Deck rumlag und somit alle anderen Arbeiten an Deck verhinderte.

Das Warten auf den Motor beginnt

Der Yanmar Service kam wie vereinbart und baute den Saildrive aus.
Dazu musste der Motorblock vom Getriebe entkoppelt werden und in das Schiffsinnere gestellt werden. So lebte ich nun mit dem Motor zwischen Küche, Navigationsecke und Salon.

Foto Motor

Der Niedergang (die Treppe über die man ins Schiff und aus dem Schiff kommt), musste dazu entfernt werden. Kein Problem aber viel Kletterei. Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Motor gründlich inspiziert und, O Schreck, ein Problem festgestellt. Der Auspuffkrümmer war gebrochen und somit kann das Kondenswasser nicht mehr in den Wassersammler laufen, sondern läuft zurück in den Motorblock. Kein Problem einen neuen Krümmer zu bestellen und auszutauschen, aber da dies bereits letztes Jahr oder früher passiert sein muss, befindet sich nun seit mindestens einem Jahr Wasser im Motorblock. Der Motor wurde mit dem Kran aus dem Schiff gehoben und in die Werkstadt zur Inspektion gebracht. Dort wird er nun einige Wochen verbringen bis alle Tests abgeschlossen und die erforderlichen Ersatzteile bestellt und eingebaut sind. Das ist ärgerlich, denn eigentlich wollte ich am Montag den 20. 7 das Schiff zu Wasser lassen und habe mich schon sehr auf meinen ersten Gast an Bord gefreut. Daraus wird nun nichts. Schade, schade, und ich will noch gar nicht daran denken, was das alles kosten wird.

Der Schlumpf von Concarneau


Mit den Arbeiten an Bord die ich noch zu erledigen hatte, komme ich gut voran, bis auf eine –die scheint eine unendliche Geschichte zu werden – das alte Antifouling muss abgekratzt werden. Es handelt sich hierbei um 4 Schichten selbstpolierendes Antifouling, das mit einer ca 5 cm  breiten Klinge abgeschabt werden muss. Eigentlich wär ja noch genug drauf, aber dass das Schiff die letzten Jahre überwiegend an Land verbracht hat ist der Anstich ausgetrocknet und brüchig geworden und muss nun runter. Täglich kratze ich mehre Stunden aber das Zeug hebt wie der Teufel. In 4 Tagen kratzen habe ich nun 1/5 des Schiffes geschafft. Das heißt ich werde noch ca 2 Wochen kratzen bevor ich endlich den neuen Anstrich anbringen kann. Dabei trage ich einen Overall, eine Staubmaske, eine Schutzbrille und ein Kappi die verhindern sollen, dass das giftige blaue Antifouling sich an mir absetzt. Irgendwie kommt das Zeug aber trotzdem durch den Overall und alle Kleidung. Haut und Haare sind azulblau und da es hier in der Werft keine Dusche gibt, muss ich einen Fussweg von 40 Minuten zurücklegen um zur nächstgelegenen Dusche am anderen Ende der Stadt zu gelangen. Dazu wandere ich über den Fischerhafen und die Uferpromenade der Stadt. Manchmal steifen mich mitleidige Blicke aber was hilfts. So wandert nun Abend für Abend ein Schlumpf durch Concarneau.

Nie mehr Antifouling

Nach über einer Woche kratzen in der ich noch nicht mal ¼ des Schiffes geschafft habe, gebe ich auf. Wenn es so gut hält, dass ich es nicht abkratzen kann, dann soll es eben dran bleiben und dürfte auch keine Probleme machen. Ich werde es einfach übersteichen. Die Ränder und die schlimmsten Stellen schleife ich nun mit einer in der Werft ausgeliehenen Schleifmaschine ab. Nach 2 Tagen schleifen bin ich soweit dass ich es überstreichen könnte. Das ist ein Festtag für mich. Endlich Schluss mit dem ewigen giftigen blauen Staub und der Schlumpf von Concarneau ist Vergangenheit. So hol ich mir in meinem bevorzugten Fischladen frische Muscheln die ich mir zubereite und mit einem gut gekühlten Rose´ zur Feier des Tages schmecken lasse.

Der nächste Tag bringt die grausame Wahrheit zurück. Durch das Schleifen ist nun das gesamte Schiff mit blauen feinsten Staub überzogen, der sich nicht einfach abwaschen lässt. Zentimeter für Zentimeter schrubbe ich nun den ganzen Tag am Schiff um es wieder weiß werden zu lassen und endlich mit dem Streichen beginnen zu können. Der ab jetzt beginnende und anhaltende Dauerregen verschafft mir eine Zwangspause, die ich auch dringend nötig hatte. Meine Arme und Hände (ohnehin von einem schweren Unfall in Mitleidenschaft gezogen) haben das nicht ganz verkraftet, schmerzen furchtbar und brauchen dringend eine Pause. Das zehrt an den Nerven, denn ich will doch endlich fertig werden und aufs Wasser. Auf der anderen Seite habe ich wahrscheinlich genügend Zeit, denn die Rückkehr des Motors steht noch in den Sternen.


So blieb ein wenig Zeit für kleinere Jobs im Schiff und um die Homepage mal wieder zu aktualisieren.

Leben in der Werft

Leben in der Werft

 

 

Dienstag 28.07.2015


Aliens, Großkampftag im Supermarkt und Möwen fliegen nicht bei Nacht?


Noch immer sitze ich im Hinterhof der Werft in Concarneau und warte auf meinen Motor während ich diese Zeilen schreibe.

Wie ihr im letzten Bericht vielleicht gelesen habt, habe ich sehr viel Arbeit hier auf dem Schiff und besonders die Geschichte mit dem Antifouling (diesem Anstrich für das Unterwasserschiff) hat mir besonderen Stress gemacht. Beim Kratzen, bzw. späteren Schleifen sah ich aus wie ein Alien.

Alien

auf dem Weg zur Dusche wie ein Schlumpf. Irgendwann kam der Tag an dem ich es satt hatte und mir eingestehen musste, dass das Entfernen des Antifoulings eine Arbeit war die ich nicht bewältigen konnte. So beschloss ich, wenn das verfl… Zeug nicht runter will dann soll es eben dranbleiben, holte in der Werft eine Schleifmaschine um die Kanten und Ecken anzugleichen und die schlimmsten Stellen wegzuschleifen und begann mit dem Streichen des neuen Antifoulings. Dies und weitere Arbeiten füllten meine Tage von morgens bis abends, so dass es mir gar nichts ausmachte dass der Motor noch auf sich warten ließ.

Ich war so beschäftigt mit all meinen Arbeiten, dass ich die ganze Woche nicht in die Stadt kam, und als ich feststellen musste dass Kühlschrank, Gemüse- und Obstregal leer waren, war es Sonntag. Das ist kein Problem in Frankreich, denn die Bäcker und Supermärkte haben Sonntag Vormittag bis 12:30 Uhr geöffnet. Also auf zum Supermarkt. Da ist Sonntags Großkampftag. Der Supermarkt ist unter der Woche normal bis wenig besucht, aber Sonntag Vormittag drängen Menschmassen durch die Regalreihen, quellen Einkaufswagen über und lange Schlangen bilden sich vor 6 geöffneten Kassen, vergleichbar mit dem letzten Tag vor Weihnachten in deutschen Supermärkten, aber hier halt jeden Sonntag. Es gibt Sonntags nichts anderes als die übrige Woche auch und die Preise sind auch dieselben. Vielleicht geht’s ja hier vielen genauso wie es mir an diesem Sonntag erging.

Auf dem Weg zur Stadt, muss ich um den gesamten riesigen Hafen von Concarneau herummarschieren. Dabei komme ich auch jedes Mal am Trockendock vorbei, dass gleich bei mir ums Eck liegt. Dort werden abwechselnd große Tanker, Cargoschiffe usw. repariert. Zur Zeit liegt hier der Katamaran „Türanor PlanetSolar“

TuranorTueranor Planet Solar

das größte solarbetriebene Motorboot der Welt. Sie hat keine Segel, ein reiner Motorkat, aber sie hat bereits eine Weltumrundung und mehrere Atlantiküberquerungen hinter sich und dabei den Rekord in Geschwindigkeit gebrochen. Komplett mit Solarzellen abgedeckt sieht das von oben gesehen nicht sehr attraktiv aus – darunter ist es aber schon sehr hübsch. Sehr interessant auf alle Fälle. Könnt ja mal im Wikipedia und im Google nachschauen.

Bei mir an Bord war in der Zwischenzeit der Segelmacher gekommen und hatte das neue bestellte Bimini (Sonnendach) gebracht. Es ist schön es einfach auf – oder wegklappen zu können um entweder Sonnen- und Regenschutz zu haben oder freie Sicht auf den Sternenhimmel zu genießen.

Am Mittwoch letzte Woche kam überraschend das Yanmar-Auto in den Hof gerauscht und  lud meinen Saildrive ab um ihn am Nachmittag einzubauen. Und der Motor? Termin dazu sei noch ungewiss.
Der Saildrive sieht sehr renovierungsbedürftig aus, und so werden wieder Scrapper und Sandpapier ausgepackt und wieder wird blaues Antifouling abgekratzt und abgeschliffen. Der Schlumpf ist wieder zum Leben erwacht, aber diesmal ist es nur ein „kleiner lächelnder Schlumpf“.
Der Saildrive wäre fertig, aber da er aus Aluminium ist, kann ich ihn nicht einfach überstreichen sondern muss eine Grundierung, ein Primocon aufbringen. Das muss ich aber erst kaufen. Also ab aufs Fahrrad, (bin jetzt der „Radl-Schlumpf“ da keine Zeit war zum Duschen) und ab in die Stadt. Seltsamer Laden hier, dieser Bootsausrüster. Egal was ich kaufe (Primocon, Holzlack, Teaköl, Leuchtraketen, Rauchtöpfe, ….), alles hat den selben Preis - es kostet immer 30,- €, Es ist überhaupt alles teuer hier. Der Segelmacher erzählte mir, sie bestellen alles in Deutschland bei SVB, weil es da billiger ist. Und dann verkaufen sie ja das was sie damit produzieren und verdienen noch dabei, da könnt ihr euch vorstellen was das Zeug hier kostet.

Ufff, geschafft, der Saildrive ist fertig bevor der Mechaniker kommt um ihn einzubauen. Und er baut nicht nur den Saildrive ein, sondern bringt auch gute Nachrichten: Der Motor ist wieder in Ordnung, das benötigte Ersatzteil unterwegs und morgen (Donnerstag) oder übermorgen (sobald das Teil da ist) wird der Motor eingebaut. Das würde heißen, spätestens Montag (also gestern) könnte ich ins Wasser.

Donnerstag – kein Motor – na gut, dann eben morgen.

Freitag – strömender Regen und kein Motor – eh klar bei dem Wetter am offenen Schiff arbeiten würde ich auch nicht wollen. Am Nachmittag erfahre ich den wahren Grund. Das Ersatzteil ist noch nicht angekommen. Die Hoffnung bleibt, dass es jeden Tag kommen muss und wir bald wieder schwimmen werden.

Inzwischen habe ich auch alle meine Arbeiten am Schiff abgeschlossen so dass es jederzeit losgehen könnte.
Eine dieser Arbeiten war der Service-check der Rettungswesten, den ich diesmal selbst übernommen habe. Ich bin froh darum, denn es hat mir viele neue Erkenntnisse gebracht. Die CO2 Patronen müssen ausgetauscht werden und die Westen geprüft werden ob sie noch für mindestens 24 Std die Luft halten. Das ist eine gute Gelegenheit mal die eigenen Westen aufgeblasen zu sehen. Um auch mal zu spüren wie es sich anfühlt wenn sich eine Weste aufbläst ziehe ich meine Weste an, zieh an der Reißleine und – pufff – bläst sie sich auf. Alles so wie es sein soll. Alles sitzt perfekt, so perfekt dass ich mich kaum noch rühren kann.

Rettungsweste rettungswesten beide

Mit so einer aufgeblasenen Weste ist man ein ziemlich hilfloses unbewegliches Teil geworden. Damit aus dem Wasser wieder auf das Schiff zu klettern oder gar in eine Rettungsinsel einsteigen scheint mir unmöglich. Es ist mir auch nicht möglich die Weste wieder auszuziehen. Der Verschluss ist nun durch die aufgeblasenen Schwimmkörper nur sehr schwer zugänglich und lässt sich nicht öffnen. Einfach rausschlüpfen geht auch nicht. Bleibt eigentlich nur noch Luft ablassen über das Mundventil und dann ausziehen. Das will ich aber nicht: Ich will doch testen ob die Nähte dicht sind und die Luft hält. Nach 15 Min Kampf hab ich es geschafft den Brustgurt soweit zu erweitern dass ich an den Verschluss rankomme um ihn zu öffnen und die Weste auszuziehen. Im Wasser wäre das unmöglich gewesen, da sich die Verstellung an meinem Rücken befand. Abgesehen davon befindet man sich im Ernstfall in einer Stresssituation und im Wasser geht ohnehin alles viel schwerer. Weste Nr 2, obwohl anderes Modell und anderer Hersteller hat die selben Probleme. Mit der ist man noch unbeweglicher da sie im Vergleich zu Weste Nr 1 mit 150 N, 275 N und damit noch größerer Auftriebskörper hat. Für mich bleibt als Fazit: Ohne die Luft aus der Schwimmweste abzulassen hat man keinerlei Chance. Ist aber die Luft raus und der Einstiegsversuch gescheitert hat man wieder ein Problem. Mir persönlich sind eigentlich einfache Brustgeschirre ohne Schwimmkörper und eine gute Safetyline lieber als alles andere. Es hält einen an Bord beweglicher, behindert nicht, stört nie und dass mich jemand rausholt, darauf brauch ich, wenn ich alleine unterwegs bin sowieso nicht hoffen, da muss ich mir eh selbst helfen können. Also gar nicht erst reinfallen!!!

Draußen herrscht gerade wieder mal ein furchtbares Spektakel. Abgesehen von den allabendlichen Konzerten die in der Stadt abgehalten werden und bis zu mir herüberklingen hat der allabendliche Möwen-Gute-Nacht-Sagen-und-Männer-und-Kinder-heimrufen-Flug  begonnen und wird noch bis spät in die Nacht dauern. Unzählige Möwen sind unterwegs, kreisen über Schiff und Dächern und geben ihr gesamtes Stimmreportoire wieder. Ich wusste gar nicht wie viele Arten von Lauten sie von sich geben können. Bei manchen klingt es wie kichern, bei anderen wie bellen, kreischen, armseliges fiepen oder krikri, manches wie munteres Geplauder und manches richtig garstig. Ich habe so etwas auch noch nirgendwo anders erlebt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mich genau zwischen Fischerhafen und Fabrikhallen befinde. Auf den Dächern der riesigen Werften und Fischfabriken wohnen die Möwen, im Fischerhafen versorgen sie sich und so sind sie ständig über mir unterwegs. Ich finde es sind sehr schöne Vögel, groß, stolz, schön gezeichnet und sie können alles gleichermaßen gut – Fliegen, Laufen, Schwimmen. Besonders interessant ist es so zwischen 22:00 und 23:00 Uhr, das ist hier Dämmerungszeit. Wenn man dann zur Brücke hinaufgeht von der man auf die Dächer schauen kann, kann man sie am Besten beobachten. Da sitzen sie und schnattern. Über Ihnen gleiten, schweben, kreischen, andere Möwen und werden mit lautem Gekreische derer die auf den Dächern sitzen begrüßt oder weggescheucht, wer weiß das schon. Bei unseren Vögeln zu Hause war mit Einbruch der Dunkelheit Ruhe. Nicht so bei den Möwen von Concarneau. Das geht hier so bis spät in die Nacht, um 02:00 kann man sie immer noch hören und fliegen sehen. Kennt ihr das Buch „Die Möwe Jonathan“? Dieser Autor, er schreibt „Möwen fliegen nicht bei Nacht“, war sicher noch nie in Concarneau.
Spätestens um 04:00 geht das Spektakel wieder von vorne los unterstützt von allen anderen Vogelarten die es sonst noch hier gibt und wenn ich morgens in die Stadt gehe komm ich am Möwenkindergarten vorbei. Das habe ich schon öfter auch an anderen Orten beobachtet, dass in geschützten Bereichen eine große Schar ganz junger Möwen schwimmt, begleitet von 1 . 2 erwachsenen Möwen.

Das Wetter war die letzten beiden Wochen sehr wechselhaft hier, mal Sonne und warm, dann stundenlanger Nieselregen, dann Sonne, dann Wolkenbruch, Böen und Windstille, Sonne usw. bretonisch eben. Heute hat es den ganzen Tag geregnet und gerade am Spätnachmittag mal wieder so richtig. Klatschnass kam ich in der Stadt an, begleitet von vielen anderen tropfenden Menschen die sich alle im Hafen versammelt hatten um die wunderschönen Traditionsschiffe zu begrüßen die heute hier ankamen. Es ist „Route de’l Amitee“ bei der unzählige Schiffe schön geschmückt und beflaggt von Hafen zu Hafen wandern. Die Marinas sind dann reserviert und alle Gastlieger müssen den Hafen verlassen. In den Häfen ist dann Feststimmung mit Livemusik, es wird gegrillt, gegessen getrunken und getanzt. Der Regen hält die Leute hier davon nicht ab. Ich kenn das bereits aus den letzten Jahren (musste selbst schon mal einen Hafen deshalb verlassen) und habe schon mehrere solcher Events miterlebt. Die Schiffe sind immer wieder schön anzuschauen und die Stimmung ist immer großartig.

Trotz Regen ist auch meine Stimmung großartig, denn direkt vor der Carina steht der Kran bereits startklar um den Motor ins Schiff zu heben. Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen, dass es nicht mehr lange dauern kann bis wir starklar sind und ich Euch das nächste Mal von unseren Erlebnissen auf dem Wasser berichten kann.

Es grüßt eine entspannte zufriedene Erika

Erika

 

Mittwoch 29.07.15 - Wie schön, dass ich so viel Zeit habe

Die Nacht war verdammt kalt, das Thermometer fiel unter 10 °. Da kostet es schon Überwindung aus der warmen Koje zu kriechen. Aber heute könnte der Motor kommen, also nix mit lang schlafen, da muss ich rechtzeitig aufstehen. Draußen ist es sonnig – es scheint ein perfekter Tag zu werden und die Hoffnung auf ein morgen bereits schwimmendes Schiff lässt den Morgen noch strahlender erscheinen. Diese Hoffnung wurde ganz schnell zu Nichte gemacht. Auf dem Weg zur Toilette (in der Werft) begegnet mir der Yanmar Mechaniker. Er hat keine guten Nachrichten. Das erwartete Ersatzteil kommt nicht vor August – wann im August kann niemand sagen – es ist Ferienzeit in Frankreich -  ein Termin ist nicht absehbar. „Nix gwiss woas ma ned“ würden wir Bayern sagen. Da hilft halt nix, Fassung und Ruhe bewahren, abwarten und Tee trinken. Das Warten geht also weiter. Würde es mir nicht leid tun um meine angekündigte Crew, die nun überlegen muss ob sie absagt oder mit mir „Urlaub in der Werft“ macht, hätte ich kein Problem damit. Ich habe doch jetzt alle Zeit der Welt, was sind da schon 2 Wochen hin oder her!

Viele Grüße von einer unerschütterlich frohgemuten Erika

 

Dienstag 05. August – das Warten nimmt kein Ende - die Bretagne ist schön

Noch immer sitz ich in der Werft auf dem Trocken und hoffe jeden Tag dass, das Ersatzteil für den Motor bald kommt und wir bald ins Wasser können. Manchmal frage ich mich ob ich jemals hier wieder weg komme ;)

Wer sich hier langweilt ist selber Schuld. Abgesehen dass man am Schiff immer was zu tun findet, gibt es auch in Concarneau genug zu tun und zu sehen. Täglich finden Events statt, Regatten, Fahrradrennen, Konzerte wechseln sich ab. Mir genuegt jedoch das Alltagsleben hier in der Stadt. Mein Abendspaziergang führt mich oft zum Fischerhafen. Dort kann man zusehen wie die Hochseefischer ihren Fang ausladen und wie sie in der riesigen Fischhalle sortiert werden für die morgendliche Auktion. Andere sortieren und flicken Ihre Netze und über allem haben die Möwen ein wachsames Auge


Auch die Umgebung bietet genügend Abwechslung. Die Busverbindungen sind gut und günstig (2,- € egal wohin man fährt). Ein Ausflug führte mich nach Quimper, die Hauptstadt des Finsiterre mit ihren geplasterten Strassen, schönen alten Gebaüden und unzähligen mit Blumen geschmückten Brücken die über den Odet führen. Am Place du Beurre, an dem früher Butter geschöpft wurde, befinden sich heute einige nette Creperien und es riecht immer noch nach warmer gesalzener Butter.

Ein anderer Ausflug führte nach Locronon, eine mittelalterliche Stadt in der früher Segeltuch hergestellt wurde. Als jedoch die Dampfschiffe die Segelfrachter ablösten, wurden die Menschen arbeitslos und die Stadt verarmte. Eines Tages kam der Bürgermeister auf die Idee die schöne alte Stadt in der keine hässliches Gebäude, kein Auto und kein Parkplatz das mittelalterliche Stadtbild stört für den Tourismus zu nutzen. Das ist ihm gelungen. Touristen gibt es hier in Hülle und Fülle und viele bekannte Filme wurden hier gedreht.

Heute ist wieder mal Waschtag auf der Carina (hier wird noch per Hand gewaschen) und bald wird das Schiff wieder über und über mit Wäsche behängt sein. Manchmal frag ich mich, was sich die Werftarbeiter denken, wenn T-Shirts, Geschirrtücher und Unterwäsche fröhlich im Wind flattern.

Und sonst bleibt nur „Geduld, warten und hoffen“ dass ich jemals hier wegkomme und endlich segeln kann.

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