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Carina's Logbuch

Segler Weihnacht

 

Ich liebe meine Familie, meine beiden Kinder, deren Partner und meine 5 Enkel. Und ganz besonders schön war immer der Weihnachtsabend den wir die letzten Jahre immer alle gemeinsam verbracht haben und manchmal hab ich mich gefragt ob ich traurig sein werde, dass ich diesmal nicht dabei bin?

Nein, ich bin nicht traurig, im Gegenteil ich freue mich eine Familie zu haben die so zusammenhält und wünsche mir zu Weihnachten dass das so bleibt.

Den größten Teil der Weihnachtszeit werde ich im Rio Guadiana mit vielen liebgewonnenen anderen Seglern verbringen. Ich habe ja bereits über den Rio berichtet und was wir so alles geplant haben.

Hier in den Dörfern merkt man nichts vom Weihnachtsrummel. Keine Weihnachtsmusik in den Supermärkten (es gibt ja gar keine - sind ja nur Kramerläden), kein Einkaufswahn (gibt ja auch nichts zu kaufen hier) keine Hektik, kaum Weihnachtsschmuck in den Strassen. In Spanien, in Sanlucar gibt es nur eine Leuchtgirlande in der Hauptgasse, in Portugal in Alcoutim ist auf dem Hauptplatz eine grosse Krippe aufgebaut und am Haus dahinter hängt in Leuchtschrift „Boas Festas“ umrahmt von 2 Kerzen. Das ist das was man sieht.

Was wirklich passiert hier, ist das was man nicht sehen, aber spüren kann. Dass die Menschen sich gern haben und dass sie gemeinsam feiern egal woher sie kommen, unabhängig davon ob sie sich bereits kennen oder gerade erst hier angekommen sind.

Am Samstag des 4. Advent wurde in der Kirche von Sanlucar in Spanien eine Weihnachtsfeier abgehalten und am Sonntag des 4. Advent fand die Feier in der Kirche von Alcoutim in Portugal statt. Es war keine kirchliche Feier und keine Messe, sie fanden nur deshalb in den Kirchen statt, weil es die einzigen Lokalität sind, die groß genug sind. JEDER war willkommen. Spanische Dorfbewohner, portugiesische Dorfbewohner, die Segler die hier im Fluss ankern und die Segler, die hängen geblieben sind und inzwischen eine kleine Hütte in der Umgebung bewohnen (man nennt das hier Finka) hatten sich zum Weihnachtschoral eingefunden.

Das war richtig schön. Die Spanier sangen spanische Weihnachtslieder, begleitet von einer Spanischen Gitarre, einem Cembalo und einer Schnapsflasche auf der mit einer ganz normalen Besteck-Gabel Rhythmus erzeugt wird.

Die Portugiesen sangen begleitet von einer Gitarre portugiesische Weihnachtslieder und eine kleine Gruppe Segler und Hängengebliebene aus verschiedenen Nationalitäten sang englische Weihnachtslieder, begleitet von einer Hammondorgel. Der Kontrast war sehr interessant. Die englischen Lieder waren eher besinnlich, klassisch, anspruchsvoll, mit hervorragenden Stimmen. Die spanischen voller Energie, Power, Lebensfreude und Rhythmus. Aber trotzdem von musikalisch hohem Niveau, sowohl instrumental also auch stimmlich. Die Portugiesischein lagen so dazwischen.

Dann sangen die Segler aus allen Nationalitäten eine Strophe von „Stille Nacht“ in ihrer Sprache. Für Deutschland waren wir nur zu dritt (Ralf und Henrieke von der Segelyacht Dolfin und ich, und alle 3 waren wir keine geübten Sänger) und so waren wir recht froh dass die holländischen Kameraden uns unterstützten, die erstaunlicherweise alle ein hervorragendes Deutsch sprechen. Am Schluss sangen alle Nationalitäten zusammen eine Strophe. Es war einfach nur schön, diese Gemeinsamkeit, die Freundschaft unter den Seglern und den Dorfbewohnern. Danach das gab es Kuchen und Süßigkeiten und Getränke, denn jeder hatte etwas mitgebracht und alles war auf langen Tafeln aufgebaut. Und natürlich gab es auch den Schnaps aus der Flasche auf der musiziert wurde.

Dorfbewohner und Menschen aus aller Herren Länder standen beisammen und unterhielten sich fröhlich auch wenn sie oft nicht die selbe Sprache sprechen konnten. Die Toleranz und Akzeptanz war es, die die Sprache nebensächlich macht und zur Gemeinsamkeit beitrug.

Paul, ein irischer Musiker hat einige Jahre hier am Fluss verbracht, ist aber für dieses Weihnachten nach Irland zu seiner alten Mutter gesegelt. Aber er hielt es nicht aus, dieses Jahr nicht am Guadiana mitzusingen, nahm den nächsten Flug um für diese Chorals anwesend zu sein, mitsingen zu können und um am sozialen Leben hier teilzuhaben, dass hier so speziell ist. Dazu nimmt er sogar in Kauf auf dem Schiff eines nicht anwesenden Freundes zu wohnen in dem es keine Heizung gibt. Nicht mal einen Schlafsack oder eine Bettdecke hat er. Nachts wird es hier am Fluss ganz schön kalt, wie ihr im letzten Bericht lesen konntet. Deshalb hatte er sich auch 2 Wärmflaschen gekauft. Auch darüber hatte ich bereits berichtet. Ich hatte ihm bei den Weihnachtsfeiern irgendwann von der Nacht erzählt in der meine Heizung nicht anspringen wollte und ich mich mir nun auch eine Wärmflaschen kaufen wollte während Paul mich gefragt hatte ob er mal mein Schiff anschauen dürfte, denn der Bootstyp interessiert ihn. Und so kam Paul am nächsten Tag zu Besuch auf eine Tasse Tee und einen Rundgang übers Schiff – und was hat er mir mitgebracht: Eine seiner Wärmflaschen! Das finde ich sehr rührend, aber das kann ich nicht annehmen. Meine Heizung geht doch wieder, und Paul braucht doch seine Wärmflaschen viel nötiger als ich. Aber er besteht darauf. Eine würde ihm auch genügen und außerdem hat er von einem anderen Schiff eine Steppdecke geliehen bekommen. Diese bedeutend größere Wärmflasche wird von nun an mein ständiger Begleiter werden.

 

Unterwegs auf Schmugglerpfaden - das Weihnachtsessen

2 Tage später klopft es morgens bei mir am Schiff. Draußen sitzen Henrieke und Ralf im Beiboot. Ob ich Lust hätte auf einen Spaziergang mitzukommen. Ja, habe ich, aber ich bin noch in Schlafkleidung und habe noch nicht fertig gefrühstückt. Macht nix, es eilt ja nicht. Und so sitzen die beiden nun bei mir im Salon, trinken eine Tasse Tee bis ich auch endlich startklar bin. Dann fahren wir mit unseren Beibooten ein Stück den Fluss hinauf, machen an einem kleinen Steg fest und wandern auf einem ehemaligen Schmugglerpfad den Fluss hinauf, zwischen uralten bemosten Olivenbäumen, Farnen, Orangen und Granatapfelbäumen  an den steilen Hängen entlang, in der Hoffnung irgendwann auf die Strasse zu stoßen die uns zurück nach Alcoutim bringen soll. Unterwegs pflücken wir Granatäpfel und Oliven. Die wachsen wild, fallen zu Boden oder verfaulen an den Bäumen weil sie niemand gehören. Auf eine Strasse stoßen wir, aber die endet im Nichts. Jetzt haben wir es aber eilig. Es ist bereits 12:30 und wir müssen den selben langen Weg wieder zurücklaufen. Um 14:00 ist in der Riverside Tavern in Alcoutim das Weihnachtsessen für die Segler für das wir uns auch eingetragen haben.

Um 13:50 erreichen wir Alcoutim. Fast schon etwas zu spät. Die beiden langen Tafeln in der Riverside Tavern sind voll, kein Platz für uns. Hmm, da schauen wir erst mal dumm aus der Wäsche. Aber draußen auf der Terrasse ist auch noch ein Tafel aufgebaut und da ist auch noch Platz für uns. Das finden wir viel schöner als drinnen zu sitzen. Es ist ein herrlicher sonniger Nachmittag und von hier haben wir einen fantastischen Blick auf den Fluss, die ankernden Schiffe und auf das gegenüberliegende weiße Dörfchen Sanlucar. Auf den Tischen stehen Wasser- und Weinflaschen und jede Menge Tapas. Aber zum Tapas essen kommen wir gar nicht mehr, denn jetzt wird bereits der Hauptgang gebracht. Tafeln mit Salat, mit Pommes und 6 verschiedenen gegrillten Fleischsorten werden auf den Tischen verteilt, und sobald eine leer ist wird sie wieder aufgefüllt. Das selbe passiert mit Wasser und Wein. Es schmeckt köstlich, wir schmausen und plaudern und trinken und die Stimmung ist großartig. Wir platzen schon fast, so gut schmeckt es, aber da wir vermuten dass es auch noch was Süßes geben wird versuchen wir dafür noch etwas Platz zu lassen. Das war eine gute Entscheidung, denn jetzt gibt es Kaffee und portugiesischen Weihnachtskuchen. Es ist schon fast 17:00 bis wir mit dem Essen fertig sind und die Ersten das Lokal verlassen. Auch ich verlasse es kurzfristig um schnell im jetzt geöffneten Kramerladen Brot, Wurst und Käse zu kaufen, meine Wasserkanister aufzufüllen, alles aufs Schiff zu bringen um 30 Minuten später wieder in der Tavern zu sein. Denn jetzt hat inzwischen die Jam Session begonnenund die meisten Segler sind ja noch da. Im Laufe des Abends verabschieden sich die Segler die morgen nach Hause fliegen um zu Heilig Abend bei Ihren Eltern, Kindern und Enkeln zu verbringen. Mir ist ganz wehmütig ums Herz, denn auch ich werde mich bald verabschieden von so vielen liebgewonnenen Menschen, einer traumhaften Landschaft, einem freundlichen Dorf und dem Rio Guadiana der auch mich in seinen Bann gezogen hat. Aus 2 Tagen sind zweieinhalb Wochen geworden. Noch zögere ich, Zeit habe ich doch, ich könnte doch ruhig noch ein oder zwei Tage bleiben. NEIN, wenn ich jetzt nicht gehe, komme ich hier nie mehr weg. (muss ich doch auch nicht, oder?) Das Wetter ist gerade günstig um weiterzusegeln. Ich bleibe standhaft und tapfer und schaffe es diesmal sogar, keine Tränen zu vergießen beim Abschied. Aber dann muss ich schnell raus hier, laufe noch eine Abschiedsrunde durchs Dorf, werfe einen letzten wehmütigen Blick auf den Fluss und all die Segelschiffe, steig ins Beiboot und motore zur Carina. Morgen werde ich den Fluss wieder hinunterfahren.

Als ich am Mittwoch mittags den Anker lichte und im strahlenden Sonnenschein die kleinen Dörfer und all die Schiffe hinter mir lasse, vergieße ich doch ein paar Tränen und weiß ganz sicher dass ich eines Tages wieder zurück kommen werde.

Am Abend erreiche ich die Hängebrücke die ca. 2 Seemeilen von der Flussmündung und von Ayamonte entfernt liegt. Hier werde ich ankern und den Morgen abwarten um dann ostwärts in die Bay von Cadiz zu segeln. Es ist herrlich still hier. Keinerlei Zivilisation, nur die Reiher die auf den trockengefallenen Schlammbänken nach Futter suchen. Ich sitze noch einige Zeit im Cockpit, beobachte die Vögel, sehe der untergehenden Sonne und dem aufgehendem Mond zu.

Die Nacht wird sehr unruhig, die Strömung ist sehr stark hier und der Wind weht nun auch ordentlich. Ungewohnte Geräusche locken mich immer wieder aus der warmen Schiff um nach dem Rechten zu sehen. Dann fällt dichter Nebel ein, und ich habe keinerlei Orientierungspunkte mehr. Ich bin auch viel zu müde um immer wieder nachzuprüfen und ergebe mich meinem Schicksal. Wird schon halten der Anker, hat doch die letzten 2 ½ Wochen im selben Fluss auch gehalten, und außerdem hätte ich in diesem Nebel hier sowieso keine Chance hier zu entkommen, nicht einmal die Leuchttonnen sind noch zu sehen. Und so schlafe ich endlich ein.

 

24. Dezember – Weihnacht auf See

Ich bin schon sehr früh aufgestanden, obwohl ich weiß dass es vor 08:00 nicht hell wird. Aber um diese Zeit möchte ich bereits die Mündung und das Meer erreicht haben um bei Gezeitenstillstand über die Barre (die flache Sandbank an der Ausfahrt) zu kommen. Es ist noch Nacht aber sternenklar. Der Mond wird gleich untergehen, dann wird es ganz dunkel sein. Aber der Fluss ist mit Leuchtbojen betonnt, so dass ich meinen Weg auch im Dunklen hinausfinden werde. Ich will nicht länger warten, denn ich weiß sobald es zu dämmern beginnt wird es wieder neblig auf dem Fluss. Etwas stromaufwärts zieht bereits Nebel auf und bis ich den Anker gelichtet und verstaut habe hat mich die Nebelbank bereits erreicht. Die Lichter der Brücke sind verschwunden, die Flussufer sind mit dem Wasser zu einem eintönigen Grau verschmolzen und die Lichter der Tonnen sind nur noch sehr schwer auszumachen. Ich weiß dass es draußen auf dem Meer keinen Nebel hat und versuche dem Nebel Richtung Meer zu entkommen, denn wenn ich jetzt hier warte bis er sich wieder aufgelöst hat, wird es Mittag. Dann ist es zu spät um mein heutiges Zwischenziel, Mazagon, noch vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen.

Den immer dichter werdenden Nebel im Nacken erreiche ich Ayamonte. Hinter der Isla Canela geht eine glutrote Sonne auf und die Ausfahrt aufs Meer ist wie erwartet nebelfrei.

Es wird ein herrlicher sonniger Segeltag mit einer leichten Brise die uns mit 3,5 Knoten voranbringt. Ich habe es heute nicht eilig, bin ja früh genug los und es sind nur 30 Seemeilen, da kann ich mir auch langsam segeln leisten. Ich stelle mir vor was gerade in den deutschen Haushalten passiert. Weihnachtsstress. Einkaufen, putzen, kochen, letzte Geschenke verpacken, ab ins Auto um rechtzeitig zur Familie zur Bescherung zu kommen, während ich es genieße lautlos und stressfrei dahinzugleiten. Das ist mein schönstes Weihnachtsgeschenk.

Abends ankere ich vor dem kleinen Sandstand von Mazagon, gut geschützt vom längsten Wellenbrecher Europas. Normalerweise ist das kein so ruhiger Ankerplatz, da unzählige Schiffe und große Tanker hier vorbeifahren und ordentliche Wellen erzeugen. Aber heute ist Heilig Abend, da fährt hier niemand lang und ich genieße die „Stille Nacht“ auf einem „Stillen Meer“, denke an alle die mir lieb und teuer sind und bin einfach nur zufrieden und kein bisschen traurig nicht dort zu sein. Ganz im Gegenteil ich möchte gar nirgendwo anders sein als genau hier auf dem Meer auf meinem Schiff. 

 

25. Dezember – Erster Weihnachtsfeiertag

Es klappert fürchterlich am Schiff und es schaukelt. Es ist mitten in der Nacht und ich bin zu müde um aufzustehen um die Fallen (das sind Leinen mit denen man Segel hochzieht) vom Mast wegzubinden. Ich lasse es einfach weiterklappern, aber richtig schlafen kann ich nicht mehr. Es weht kräftig da draußen und durch meine Luke beobachte ich den Mond und kann so sehen ob mein Schiff immer noch am selben Fleck liegt oder abtreibt. Es ist alles in Ordnung.

Ich bin bereits wieder auf bevor es hell wird. (Das ist sehr ungewöhnlich, denn ich habe mich inzwischen mit Aufstehen und Schlafen gehen an die Tageslichtzeiten angepasst, wie die Hühner.) Ich mache mich fertig um den Anker zu lichten so bald es hell ist. Kalt ist es da draußen als ich den Anker aufhole – und windig ist es. Das ist gut, da kann ich ja heute wieder segeln. Die Windrichtung ist nicht optimal, aber reicht noch für einen schönen Am-Wind-Kurs. Oh, so viel Wind! Das sind ja 5 Bft. Kommt der Sturm doch eher als angekündigt? 30 Seemeilen sind es bis Chipiona und der Seegang ist auch unangenehm. Sehr kurze steile Wellen, ca 1 bis 1,5 m hoch. Aber der Himmel ist strahlendblau und das Meer türkis. Ich versuchs mal, wenn es wirklich noch heftiger ist da draußen, kann ich ja immer noch umkehren und in der Marina von Mazagon Schutz suchen. Das wird aber nicht nötig sein. Es wird nicht schlimmer, sondern langsam etwas leichter, der Wind geht zurück auf 4 Bft und auch das Meer spukt nicht mehr so häufig nach mir. Nur mit dem Segeln, das hat leider nicht so gut geklappt. Als ich das Vorsegel rausholen will, klemmt irgendwas. Es will einfach nicht raus, und so bleibt es eben drin. Schlimmer wär umgekehrt, wenn es einmal draußen ist und nicht mehr rein will. Vom Seegang her könnte ich zwar, sobald es etwas leichter wird, angeleint nach vorne gehen um nachzusehen, aber das Wasser spritzt ständig über den Bug und ich würde tropfnass werden. Das will ich nicht, dazu ist es mir heute zu kalt und so muss das Großsegel mit etwas Motorunterstützung die Arbeit heute alleine machen.

Mit jeder Stunde wird das Meer ruhiger und der Wind weniger und es wird wärmer. Es ist wieder ein herrlicher Tag auf See. Die letzte Stunde ist kaum noch Wind und die Wellen sind fast verschwunden. Aber Schwell kommt auf und wird höher und höher. Der Sturm scheint doch schon eher zu kommen. Nach meinem letzen Wetterbericht vom Dienstag wäre er erst für Sonntag (in 2 Tagen) angekündigt.

Um 16:00 erreiche ich die Marina in Chipiona. Die freundliche Dame in der Rezeption begrüßt mich mit einem „Merry Christmas“ und fragt mich wie mein Schiff denn bei Sturm besser liegt, mit dem Bug oder dem Heck zum Wind, damit sie mir einen geeigneten Liegeplatz aussuchen kann, denn für morgen erwarten sie Sturm und sie zeigt mir den aktuellen Wetterbericht.

So nun liege ich sicher vertäut am Steg. Ist das heiß hier! Jacke aus, Pullover aus, T-Shirt und eine kurze Hose gesucht und erst mal die Sonne und Wärme genießen. Es ist wahr, and der Küste hat es mindestens 5° mehr als im Rio Guadiana. War also doch gut dass ich losgesegelt bin. Und den richtigen Zeitpunkt habe ich auch erwischt.

Nun habe ich bereits einen Spaziergang durchs hübsche Städtchen Chipiona  hinter mir, hab die Carina mit mehren Springs vertäut und allen verfügbaren Fendern gesichert und bin gerüstet für den Sturm.

FROHE WEIHNACHTEN für ALLE

 

Der Unterschied eines „cleaned or not cleaned Pontoons“

Als ich gestern hier in Chipiona am Rezeptionspontoon festgemacht und mich im Marinabüro angemeldet hatte, wurde mir der Liegeplatz L3 zugewiesen, da dieser bereits „cleaned“ sei. Liegeplatz L9 sei auch verfügbar, aber „noch nicht cleaned“ wird aber auch bald gereinigt. Mir war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst, was „cleaned or not cleaned“ bedeutet, und da L3 direkt hinter einer Mauer direkt an der Tankstelle lag, entschied ich mich für L9.

Jetzt weiß ich es. Der gesamte Besuchersteg, ab Liegeplatz  L1 ist leer. Kein Boot weit und breit. Diese Chance haben die Möwen ergriffen und besiedeln und „besudeln“ den Steg. Überall sitzen Möwen und man kann keinen Schritt gehen ohne in Möwendreck zu steigen – und es stinkt furchtbar. Trotzdem will ich nicht auf L3 wechseln. Sie hatte doch gesagt L9 wird auch gereinigt. Aber heute ist Samstag und vor Montag wird hier sicher nichts geschehen. So stehe ich nun seit Stunden mit dem Schlauch in der Hand auf dem Steg und spüle Möwendreck weg anstatt das Schiff, die Ankerkette und das Beiboot wie geplant zu putzen. Nach 3 Stunden habe ich einen Weg bis zur Carina freigespült auf dem ich mich nun ohne Zickzacksprünge zum Boot bewegen kann. Jetzt hab ich aber eine Dusche nötig und vor allem ist Haare waschen fällig. Darauf habe ich mich die letzen Tage schon gefreut.

Die Duschen sehen sehr ordentlich und sauber aus und es kommt auch ein anständiger Wasserstrahl aus dem Duschkopf, aber wäääähhhhh er ist KALT. Ich hasse kalte Duschen, und Haare waschen kann ich nicht mit kaltem Wasser. Ich hoffe dass es morgen warmes Wasser gibt und beschränke mich für heute nur auf eine Body-Dusche.

Am Sonntag gehe ich gleich morgens zur Dusche in der Hoffnung noch warmes Wasser anzutreffen zum Haare waschen, aber leider – nichts – das Wasser ist genauso kalt wie gestern. Unter diesen Umständen würde ich gerne die Marina wechseln und nach Rota weitersegeln, das ist aber aufgrund des inzwischen einsetzenden Starkwinds nicht möglich. Mit wenig Hoffnung auf Erfolg gehe ich ins Marinabüro und frage ob es einen besonderen Trick gibt um an warmes Wasser zu kommen. Im Gesicht der netten Damen stehen viele ?????. Es dauert ein wenig bis wir uns verstehen - sie mit wenig englisch und ich mit null spanisch. Aber ich habe Glück. Heute, obwohl Sonntag, ist ein Herr anwesend der sich darum kümmern kann und wenig später habe ich eine herrlich warme Dusche. Ihr denkt Euch vielleicht was daran Besonderes sei. Für Euch ist das ganz normal, aufstehen, Wasserhahn aufdrehen und heißes Wasser kommt soviel ihr wollt. Das ist aber nicht überall so. Es gibt sehr viele Plätze auf dieser Erde da ist das Luxus, und genau diesen Luxus genieße ich gerade.

 

Wieder mal stürmisch

Ich stehe im Cockpit bei 30 Knoten Wind und nähe an meiner Sprayhood den Reißverschluss für den Regenvorhang an. Da hatte sich die Naht gelöst und laut Wetterbericht wird es bald ein paar Stunden heftigen Regen geben. Da bin ich froh wenn ich den Regenschutz einzippen kann. Er ermöglicht mir den Niedergang (sozusagen meine Haustür) offen zu lassen und frische Luft zirkulieren zu lassen auch wenn es draußen cats and dogs regnet. Der sehr stürmische Wind kommt aus Süden und ist angenehm warm. Die Schauklerei auf dem Schiff hält sich in Grenzen da die Marina sehr geschützt liegt. Das ist gut so, denn der Sturm wird mindestens 2 Tage anhalten. Noch ist der Himmel stahlendblau und ich werde einen Spaziergang am palmengesäumten Strand zum Leuchtturm unternehmen.

Der Sturm ist in den schmalen Gassen von Chipiona und der gut geschützten Marina kaum zu spüren und der angekündigte Regen hat sich auf wenige Minuten in der Nacht beschränkt.

Es ist inzwischen wieder fast windstill und richtig heiß heute. Ein richtig schöner Tag und so macht es mir auch nichts aus, dass ich wieder, wie die anderen Tage auch mit dem Schlauch in der Hand auf dem Steg stehe und Möwendreck wegspüle. Das ist nun der Ersatz fürs Bamboo-Fighting aus dem Rio Guadiana, denn obwohl bereits Dienstag Nachmittag ist, hat sich noch niemand vom Marinastuff blicken lassen um die Stege zu reinigen. Also mach ich es halt selbst, hab ja Zeit.

 

Besuch

Gerade hab ich mir einen Leihwagen für morgen in die Marina bestellt, denn morgen ist ein ganz besonderer Tag für mich. Morgen ist der 30. Dezember an dem mich das erste Mal eines meiner Kinder an Bord besuchen wird. Ok, fairerweise muss ich sagen dass mein Sohn Thomas mich bereits beim Kauf des Schiffes 2009 begeleitet hätte, was ich aber dann umgeplant hatte. Seit dem aber hatte es sich aus begründeten Umständen nie ergeben dass mich jemand aus meiner Familie besucht hätte. Morgen abend aber wird meine Tochter Claudia mit dem Flugzeug in Malaga landen. Das ist ca. 250 km von Chipiona entfernt, und da es spätabends keine optimale Verbindung mehr gibt, habe ich beschlossen sie einfach mit dem Auto abzuholen und auf dem Weg dorthin ein weinig vom Land zu sehen. Ich habe mir bereits eine schöne Route zurechtgelegt und werde mir Zahara de Frontera und Ronda, von dem bereits Rilke schwärmerisch erzählte, anschauen und mich freuen sie abends in Malaga abzuholen. Und dann werden wir gemeinsam ins Neue Jahr segeln. Ich freue mich und ich wünsche euch allen einen ebenso freudigen Beginn des Neuen Jahres und dass sich Eure Pläne und Wünsche erfüllen werden. Vor allem sollt ihr alle gesund bleiben, nie den Mut verlieren, was auch immer kommt und das Beste aus dem machen was Euch zur Verfügung steht und sei es auch nur ganz wenig. In meinem bisherigen Leben und ganz besonders  intensiv auf dieser Reise habe ich erfahren dürfen, je weniger man hat um so einfacher ist es zufrieden und glücklich zu sein.

In diesem Sinne

Happy New Year

 

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