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Carina's Logbuch

Quer durchs Land – oder – das Leihwagen-Abenteuer

Es ist morgens 09:00 Uhr als ich das Marinabüro betrete. Auf einem Stuhl an der Wand sitzt, oder besser gesagt hängt, schläfrig ein sehr korpulenter Herr in Jogginghose rum. Mein Eintreten scheint ihn zu wecken. „Erika?“ höre ich ihn fragen. Ja, das bin ich. Ach er ist der Herr der mir den Leihwagen übergeben soll.

Er erklärt mir gerade auf spanisch etwas, woraus ich erahne (ich kann ja kein spanisch) dass es für mich günstiger wäre den Leihwagen für 2 Tage zu mieten, da ich für die geplante Strecke die Freikilometer überschreiten würde und die Gebühr für die zusätzlichen Kilometer höher wäre als der Aufpreis für den 2. Tag. Hmm, die Dame die mir gestern den Leihwagen reserviert hatte, sagte doch es wäre alles im vereinbarten Preis von 64,- € enthalten, auch unbegrenzte Kilometer. Und so sage ich dem Herrn dass ich ihn nicht verstehen würde. Er bittet die Dame am Tresen zu übersetzen, die sich auch sofort an die Arbeit macht. Da kommt aus dem hinteren Büro die nette Dame von gestern und mischt sich ins Geschehen. Ein 10 minütiges spanisches Palaver beginnt an dessen Ende mir die nette Dame erklärt es bleibt bei 64,-€ all incl. und der korpulente Herr entschuldigt sich bei mir. Alles wieder ok. Ich übernehme den Ford Fiesta und auch den korpulenten Herrn nehme ich mit, den er müsste jetzt zu Fuss zurückgehen. Sein Ziel, am anderen Ende der Stadt, liegt aber auf meiner Strecke und so tue ich ihm gern den Gefallen. Als er aussteigt frage ich: „Und wie komme ich jetzt nach Malaga?“ Am nächsten Kreisverkehr rechts geht’s nach Malaga – ok, alles klar, und ich gebe Gas, denn heute abend wird Claudia am Flughafen in Malaga landen wo ich sie abholen werde.

Ich habe kein Navi im Auto und auch keine Straßenkarte, nur eine kleine Landkarte aus dem Reiseführer, und so verfahre ich mich erst mal wie erwartet. Macht ja nix, hab ja den ganzen Tag Zeit bis nach Malaga. Ich fahre nicht die Autobahn, sondern quer durchs Land. Anfangs ist die Landschaft flach. Es gibt kaum Dörfer aber große Weingüter, denn dies ist die Gegend in der die Manzillatraube angebaut wird aus der Sherry gemacht wird. Wir befinden uns hier im Sherry Centrum und Jerez de la Frontera, in der die großen Bodegas ansässig sind liegt nur 20 km von meinem Hafen entfernt. Da aber die Engländer „Jerez“ nicht so gut aussprechen konnten wurde daraus „Sherry“.

Weiter landeinwärts wird es immer hügeliger, es gibt wieder kleine Städtchen und Stauseen

während die Hügel in Gebirge übergehen, bis ich schließlich auf halber Strecke am frühen Nachmittag in Ronda ankomme.

Ronda liegt auf einem hohen Felsen mitten im Gebirge und besteht aus 2 Stadtteilen, die durch eine 100 m tiefe Schlucht getrennt sind. Diese Schlucht wird durch 3 Brücken überspannt wovon diese die imposanteste ist.

Bild folgt

Beim Blick in die Tiefe von den überhängenden Felsen muss ich mich am Geländer festhalten, so schwindelig wird mir. Ich bin überrascht. In den Alpen aufgewachsen und als Kind ständig in den Bergen rumgeklettert dachte ich dass ich schwindelfrei sei. Ein schmaler Pfad führt nach unten aus der Stadt hinaus und unter die Brücke unter der sich der Tejo das letzte Drittel als Wasserfall in die Tiefe stürzt.

Der weitere Weg von Ronda ans Meer, nach Marbella, führt auf einer Passstrasse durch die bis zu 1900 m hohen Berge. Für mich ist das eine Traumstrasse und wunderschön, da ich die Berge so liebe und in der letzten Zeit außer Wellenbergen keine mehr gesehen hatte.

Der Flughafen in Malaga ist leicht zu finden. Ich parke an der Kurzparkerstarasse. Aber ich bin eine Stunde zu früh dran. So bleibe ich einfach im Auto sitzen, denn ich will nicht in die Parkhäuser fahren. Ein Herr schaut aufmerksam immer wieder auf die parkenden Autos und dann wieder auf einen Zettel den er aus einem Rucksack zieht. Ob das ein Parkwächter ist, der hier die Nummern derer aufschreibt die zu lange parken? Ich glaube eher nicht aber ganz wohl ist mir nicht. Trotzdem gehe ich jetzt in den Flughafen um nachzusehen ob Claudias Flug pünktlich sein wird. Aus dem Flughafengebäude heraus sehe ich ein oranges Blinklicht auf der Parkstrasse. Oh, M…, ein Abschleppwagen. War das doch ein Parkwächter und jetzt wird mein Leihwagen abgeschleppt? Schnell zurück zum Auto. Der Abschleppwagen fährt vorbei. Uufff !Trotzdem parke ich einfach 15 Plätze weiter vorne erneut und laufe schnell zurück zum Ankunftsterminal, denn die Maschine landet jetzt gerade. Wenig später kann ich meine Tochter in die Arme schließen. Gemeinsam gehen wir zurück zum Auto vor dem jetzt wirklich ein Parkwächter steht und mich gerade aufschreibt. Ich frage scheinheilig was ich denn falsch gemacht hätte, obwohl ich es genau weiß. Ich parke im Parkverbot! Er sagt was auf spanisch und ich erkläre wieder mal dass ich nichts verstehe. Er kann englisch! Parken verboten! erklärt er. Ich frage was wir denn jetzt machen, denn er hatte mich ja bereits aufgeschrieben. Einfach wegfahren, meint er – und das hatten wir ja sowieso gerade vor. Nochmal Glück gehabt.

Für die 250 km zurück nach Chipiona bei Cadiz nehmen wir jetzt die Autobahn. Es ist 23:00 als wir Jerez de la Frontera erreichen. Dort müssen wir die Umgehung nehmen und dann runter von der Autobahn. Noch 20 km und wir sind da – noch vor Mitternacht – und tanken müssen wir auch nicht mehr. Juhuu!

Wieder mal zu früh gefreut. Wir finden die richtige Abfahrt auf die Umgehung nicht und sind jetzt auf direktem Weg nach Sevilla. Ist ja nicht schlimm, nehmen wir halt die nächste Abfahrt. Nur kommt leider keine mehr. Das Benzin wird allmählich knapp. Es ist 23:15 Uhr. Die Autobahntankstelle die wir anfahren hat seit 23:00 geschlossen. Wir sind inzwischen schon fast in Sevilla, und fahren schon auf Reserve und noch immer keine Abfahrtsmöglichkeit. Mir wird allmählich mulmig. Mir graut bei dem Gedanken hier ohne Benzin liegen zu bleiben. Absolute Pampa, kein Ort, keine Tankstelle weit und breit und die Autovermietung wird um Mitternacht auch nicht erreichbar sein. Da kommt eine Mautstation. Hier können wir endlich runter. Zum Glück spricht der Herr an der Mautstelle englisch. Bis Chipiona sind es 50 km wieder zurück. Soweit kommen wir mit unserer Tankfüllung niemals. Alle Tankstellen haben bereits geschlossen. Da fällt ihm zum Glück eine Automatentankstelle ganz in der Nähe ein. Wir sind gerettet. Um 01:00 erreichen wir den Hafen von Chipiona und gönnen uns erst mal einen Entspannungsdrink auf der Carina bevor wir müde ins Bett fallen.

 

Sylvester auf Spanisch

Claudias erster Tag an Bord und auch der erste Tag in Spanien ist der 31. Dezember. Sie hat sich darauf gefreut mal ein lebhaftes Sylvester zu verbringen, denn sie wohnt sehr abgeschieden im tiefsten Bayrischen Wald.

Den Vormittag verbringen wir mit einem Strandspaziergang, einigen Einkäufen und wundern uns ein wenig, denn zur Siesta (zwischen 14:00 und 17:00 Uhr) haben heute, anders als sonst, die Cafes geschlossen und die Bodegas geöffnet und jetzt sind ziemlich viele Leute auf der Strasse unterwegs. Wir aber gehen zurück zum Schiff denn wir wollen abends in der Stadt mit den anderen Bewohnern Sylvester feiern.

Mir wurde erzählt in Andalusien trifft man sich auf dem Stadtplatz um zu feiern. Man muss ein Glas Sekt austrinken in dem 12 Weintrauben sind. Die muss man dann essen und bei jeder einen Wunsch aussprechen. Seit der Wirtschaftskrise werden aber keine Weintrauben und kein Sekt mehr gratis verteilt. Deshalb habe ich bereits im Supermarkt 2 Gläser mit den 12 Glückstrauben gekauft und dazu für jeden einen Picolo. Mit denen im Rucksack machen wir uns um 22:00 Uhr in freudiger Erwartung auf den Weg in die Stadt. Alles ist ruhig. Alle Lokale, Restaurants, Bars sind geschlossen. Kein Mensch ist auf der Strasse. Auch auf dem Stadtplatz ist niemand. Wir wandern bis 23:30 umher, aber alles ist totenstill. Mir schwant Übles. Wird das hier genauso wie letztes Sylvester in Frankreich, als ich stundenlang durch Concarneau gewandert war, nur um festzustellen dass alles geschlossen ist, dass niemand auf der Strasse ist und auch kein Feuerwerk oder Glückwünschen auf den Strassen stattfand. Arme Claudia. Sie hatte sich auf ein Fest gefreut. Allmählich dämmert es uns, dass hier wahrscheinlich die Sylvesterfeierlichkeiten bereits am Nachmittag stattfanden, dann überall wo wir vorbeikamen, lasen wir etwas von 31. Dezember und 14:00 Uhr. Schade! Wir haben es verpasst.

Wir beschließen unser eigenes Sylvester am Strand zu feiern und holen uns noch schnell eine Tüte Chips und den Kofferradio aus dem Schiff. Dann suchen wir uns ein schönes Plätzchen auf der Promenadenmauer am Sandstrand unter den Palmen, schalten den Kofferradio an und knabbern unsere Chips. Um 24:00 stoßen wir mit unserem Glückstraubensekt an und hören wie die Tankschiffe die vor uns auf der Reede ankern mit lautem Tuten das Neue Jahr begrüßen. Dann feuern sie alle rote Fallschirmraketen ab, die ja eigentlich als Notsignale an Bord mitgeführt werden. Wenn sie aber ihr Verfallsdatum erreicht haben muss man sie durch Neue ersetzen und so werden die alten gerne für Sylvester verwendet. Das sieht sehr schön aus, denn sie sind sehr hell und gleiten ganz langsam herab wobei sie das Meer in rotes Licht tauchen.

Wir beide trinken unseren Sekt und essen unsere Glückstrauben, und mir fallen gar nicht so viele Wünsche ein wie ich Trauben essen muss. Ein schönes Gefühl, so wunschlos glücklich zu sein. Und dann endlich erwacht auch Chipiona zum Leben. In den Gassen knallt es und überall sieht man Leuchtraketen und Feuerwerk.

Feliz Ano Nuevo !

 

Sanlucar de Barameda - wo Magellan die erste Weltumsegelung begann, Bodegas und Sherry

Es ist der erste Januar und wir sind mit dem Bus ins 10 km entfernte Sanlucar de Barameda gefahren. Es liegt an der Mündung des Rio Gualdequivir der bis nach Sevilla schiffbar ist. Auch Sanlucar ist eine Sherry-Stadt und viele Bodagas und Lagerhallen prägen das Stadtbild.

Die hübschen Villen und Castillos sind sehenswert aber leider heute am Feiertag geschlossen. Nur bei einer steht ein Türchen offen durch das wir neugierig hineinschlüpfen. Wir befinden uns in einem Theater und alle Türen stehen offen. Wir können hinter die Bühne, hinauf zu den Lichttechnikern, auf die Loge hinter der ein schmales Treppchen nach oben führt. Es endet in einem Glockenturm durch den wir auf das Dach gelangen von dem wir einen fantastischen Blick über die Stadt und in die Innenhöfe der umliegenden Villen haben.

Am Ufer entlang wandern wir zu der Stelle an der Magellan 1519 seine Weltumsegelung begann und an der die 18 Überlebenden 3 Jahre später erfolgreich wieder zurückkehrten. Allerdings ohne Magellan, der diese Reise nicht überlebte wie so viele seiner Begleiter.

 

Auf der Flucht vor den Möwen – stürmische Wintertage

Das Geknalle an Sylvester hatte die Möwen verschreckt und sie sind wahrscheinlich in den angrenzenden Donana Nationalpark geflüchtet. Welche Wohltat – ein Steg ohne Möwen, der seit meiner letzten Schlauchattacke am Morgen des 31.12. immer noch sauber ist, denn auch am ersten Januar trauen sie sich noch nicht zurück. Erst am Abend des 2. Januar kommen die ersten Späher denen bestimmt bald die anderen folgen werden. Deshalb beschließen wir am nächsten Tag Chipiona zu verlassen und segeln (oder besser gesagt motoren mangels Wind) nach Rota am nördlichen Rand der Bahia de Cadiz. Auch hier teilen sich Sportboote und Fischerboote den Hafen, aber alles ist sauber. Wir haben die Wahl zwischen 8 Liegplätzen und sind jetzt am Steg in bester Gesellschaft mit anderen Segelbooten. Leider wieder alles einheimische Boote auf denen wir außer am Ankunftswochenende keine Menschenseele mehr gesehen haben. Wieder mal eine Marina für uns alleine.

Das Wetter ist leider nicht so wie ich es mir für Claudia gewünscht habe. Es ist meist bewölkt, immer wieder mal gibt es ein wenig Nieselregen und für die Nacht und die folgenden Tage ist wieder Sturm angekündigt. Das Schiff schaukelt und Claudia kann kaum schlafen. Ich empfinde es nicht so schlimm, aber ich bin ja seit Monaten ans Schaukeln gewöhnt.

Stadt- und Strandspaziergang und die Suche nach den Chamäleons die es hier noch freilebend gibt füllen unsere Tage. Leider haben wir kein Chamäleon gesehen, wahrscheinlich ist es ihnen zu kalt, dafür sehen wir ewig lange Raupenkolonnen ihres Weges ziehen. Bis zu 40 Raupen zählen wir die in einer Reihe Kopf an Popo diszipliniert dahinmarschieren.

Rota ist ein nettes Städtchen mit einer netten Altstadt, einem alten Castillo ein paar Kirchen, Cafes und Geschäften und herrlichen Sandstränden. So empfinde ich es gar nicht so schlimm dass wir hier bleiben müssen, denn bei diesem Wetter können wir nicht mal die 10 Seemeilen nach Cadiz hinübersegeln. Nicht einmal die Fähre fährt mehr. Sie wird durch den Bus ersetzt den wir morgen früh nehmen werden um uns Cadiz anzusehen.

 

CADIZ – Stadt im Meer

Die Heiligen 3 Könige und die fliegenden Äste

Wir haben Glück, ist es sonnig als wir morgens mit dem Bus in Cadiz ankommen. Seltsame Preise haben die hier: 5,05 € für die 1-stündige Busfahrt.

Cadiz erwacht gerade, Geschäfte und Cafes öffnen allmählich während wir durch die noch stillen schmalen Gassen der Altstadt wandern. Die Kathedrale wird von der Morgensonne angestrahlt und Claudia ist ziemlich entsetzt dass man Eintritt zahlen soll um in eine Kirche gehen zu können.

Wir sparen uns die 6,- € Eintritt und wandern weiter zur Markthalle in der bereits buntes Treiben herrscht. Fisch, Gemüse, Früchte … die Stände quellen über und alles sieht so frisch und appetitlich aus. Leuchtendrote riesige Erdbeeren verströmen einen Duft dem wir nicht wiederstehen können. So kaufen wir ein Pfund Erdbeeren für 70 Cent die auch nach Erdbeeren schmecken – und das im Januar! Und weil es einfach zum Marktbesuch dazugehört setzen wir uns in eines der angrenzenden Cafes in die Sonne und trinken einen Cafe con Leche (für 1,10 €) und knabbern dazu eine Portion Churros (das hier typische Schmalzgebäck).

Cadiz liegt auf einer Halbinsel mitten im Atlantik. Nur eine schmale Landzunge auf der gerade mal die Eisenbahnlinie, eine Strasse und ein Sandstrand Platz haben verbindet die Stadt mit dem Festland. Typisch für Cadiz sind die Aussichtstürme auf den Häusern von denen aus die Händler die Ankunft der Schiffe mit den Reichtümern aus Amerika beobachteten. Sie entwickelten sich zu Prestigeobjekten für die Häuser und verbreiteten sich so stark, dass der Gemeinderat den Bau der Türme auf einen Turm pro Haus beschränkte. Der charakteristischste Aussichtsturm von Cadiz, der Torre Tavira ist mit 45 m der höchste der Stadt und wurde 1778 zum offiziellen Wachturm des Hafens erklärt. Heute ist er der Öffentlichkeit zugänglich und man hätte einen schönen Blick über die Stadt, wenn einem das 5 € wert ist. Es gibt genug zu sehen in der Stadt und an den Stränden. Das Castillo San Lorenzo das auf einer Insel liegt und über einen Damm erreichbar ist, Parks, eine Flamencoschule mit einem hübschen Lokal, Kirchen, Innenhöfe

Wir wundern uns etwas über die Absperrungen entlang der Strasse die am Ufer rund um die Stadt bis zum Kongresszentrum führt. In der Touristinfo erfahren wir den Grund.

Um 17:00 beginnt der Umzug der Heiligen 3 Könige – das will ich mir ansehen - und so suchen wir uns einen Platz mit guter Sicht an der Uferstrasse. Leider ist der Himmel jetzt bewölkt und wenige Minuten bevor der Umzug beginnen soll fegt eine Sturmböe über Cadiz begleitet von heftigem Regen. Äste fliegen durch die Luft, die eisernen Absperrungen werden vom Sturm umgerissen, die Verkäufer die mit den gasgefüllten Luftballons unterwegs sind können sich kaum noch am Boden halten und Hunderte Menschen flüchten zurück in die schützenden Gassen der Stadt. Der Sturm heult in den Gassen und der Regen prasselt und obwohl wir uns anbrüllen verstehen wir kein Wort. Es herrscht Katastrophenstimmung und ich frage mich wohin wir eigentlich laufen, denn es wird kein Cafe oder Restaurant geben in das wir noch hineinpassen. Da sehe ich einen offenen Hauseingang und nutze die Chance. Die Hauseingänge führen hier immer erst in einen überdachten Innenbereich von dem aus die Treppen zu den Wohnungen führen. Hier finden wir gemeinsam mit anderen Flüchtenden Schutz vor dem Sturm. Wir glauben damit ist der Umzug erst mal gestorben. Da haben wir uns aber getäuscht. Kaum wird es etwas leichter strömen die Menschenmassen zurück zur Uferstrasse und warten geduldig. Polizisten stellen die Barrieren wieder auf, lassen schnell noch ein paar Autos und Taxis durch die vollgestopft mit flüchtenden Menschen nach Hause wollen und dann beginnt der Umzug. Hatte ich mir hier etwas historisches oder kirchliches vorgestellt so werde ich jetzt eines Besseren belehrt. Ich hatte mich auch schon gewundert warum die Kinder gar so aufgedreht und mit freudiger Erwartung an den Gittern stehen. Es ist ein Umzug wie bei uns im Karneval. Musikkapellen, reich geschmückte Umzugswägen von denen Bonbons geworfen werden, und viele maskierte Gruppen ziehen durch die Stadt an dessen Ende als Highlight der Wagen mit den Heiligen 3 Königen in prachtvollen Gewändern fährt.

Es ist Abend bis wir zurück in Rota sind und weil morgen der 6. Januar und damit Feiertag ist gehen wir noch mal in die Stadt um Brot zu kaufen. Wir hören Musik und Feststimmung aus der Altstadt und folgen der Musik um zu sehen was da los ist. Irgendwie kommt die Musik nach jeder Biegung der verwinkelten Gassen wieder aus einer anderen Richtung und wir laufen kreuz und quer bis gar nichts mehr zu hören ist. Wieder mal zu spät? Haben wir es wieder mal verpasst? Na dann gehen wir halt zurück zum Schiff … da hören wir die Musik wieder – jetzt ganz nah… und dann sehen wir sie auch. Ein noch schönerer und größerer Umzug zieht durch Rota und wir laufen hinter den Wägen her, versuchen sie über die Nebengassen zu überholen um weiter nach vorne zu kommen um sie alle zu bewundern. Jeder der 3 Könige hat hier einen eigenen Wagen und sie werfen nicht nur Bonbons in die Menschenmassen sondern auch Spielsachen. Jetzt verstehen wir auch die Aufregung der Kinder und wir schauen in die strahlenden Gesichter derer die ein Spielzeug fangen konnten. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen. Da kann man wirklich von „fröhlichen“ Weihnachten sprechen. Mir gefällt die Idee. Hier in Spanien werden die Weihnachtsgeschenke nicht an Heilig Abend wie bei uns, sondern am Dreikönigstag vergeben. Das entspricht der Geschichte, denn es waren die 3 Könige die kamen um das Jesuskind zu beschenken. Diese Tradition wird hier fortgeführt. Das gefällt mir besser als der 3 Königstag in Deutschland an dem die Könige von Haus zu Haus ziehen, nicht um Menschen zu beschenken sondern um zu sammeln. Na gut, das was sie sammeln wird ja dann auch verschenkt, somit ist es ja nicht so verkehrt.

 

Sevilla ist so unglaublich schön

Morgen abend wird Claudias von Sevilla aus zurück nach Hause fliegen. Wie schnell doch die Zeit vergangen ist. Wir nutzen die Gelegenheit, lassen die Carina alleine im Hafen von Rota zurück, und fahren schon einen Tag früher nach Sevilla um uns diese fantastische Stadt anzuschauen. Wir haben ein nettes Zimmer mitten im Zentrum der Altstadt gefunden und zahlen nur 23 € für das Doppelzimmer. Auch der Bus ist günstig. Für die 2-stündige Fahrt zahlen wir nur 11,28 € (schon wieder so ein seltsamer Fahrpreis). Bei der Ankunft in Sevilla regnet es – wie schade. Wir gehen erst mal auf einen Cafe con Leche und eine Portion Churros ins Cafe am Busbahnhof und wenig später hört es auf zu regnen. Am nächsten Kiosk kaufen wir uns ein 2-Tagesticket für den Hop-on-Hop-off-Bus (für 18 €) und fahren erst mal die ganze Runde durch die Stadt auf dem offenen Oberdeck um uns zu orientieren und um in der Zeit in der wir noch nicht in unser Zimmer können Claudias Reisegepäck nicht tragen zu müssen. Dabei stellen wir erfreut fest, dass eine der Haltestellen nur weinige Schritte von unserem Zimmer entfernt ist. Also fahren wir noch mal rum bis zu unserer Unterkunft und laden erst mal unser Gepäck ab. Das Zimmer befindet sich in einem wunderschönen altem Stadthaus mit herrlich gefliestem Treppenhaus. Das Zimmer ist zweckmäßig und sauber und die Lage in einer Nebengasse optimal und ruhig.

Sevilla ist eine Reise wert. Sevilla das ist Flamenco, Toreros, herrliche Plätze wie zum Beispiel die Plaza Espana, Parks wie Maria Luisa Park, träumerische Innenhöfe, die Stierkampfarena, das Santa Cruz Viertel, der Fluss

und für mich ist die Krönung von all dem der Alcazar – ein Palast aus Tausend und Einer Nacht – so unglaublich schön dass ich Stunden verbringen kann um all diese Herrlichkeit zu betrachten und in den weitläufigen Gärten auszuruhen. Für mich steht fest – ich komme wieder, aber dann länger um all das zu sehen und zu genießen für das jetzt die Zeit nicht gereicht hat.

Nachdem ich mich von Claudia verabschiedet hatte und im Bus zurück nach Rota sitze, grüble ich ob ich nicht doch mit dem Schiff nach Sevilla fahren soll. Es gibt einen Yachtclub direkt vor dem Maria Luisa Park, da hätte ich Zeit die Stadt ausgiebig zu erkunden und ich könnte die Carina hier lassen in der Zeit die ich im Februar in Deutschland sein werde. Hier läge sie absolut geschützt. In Rota angekommen verwerfe ich diesen Plan wieder. Der Liegeplatz in Sevilla würde 20 € pro Tag kosten, eigentlich günstig, aber hier an der Küste zahle ich nur 10 € pro Tag. Also hebe ich mir Sevilla für das Frühjahr oder den Herbst auf und komme dann noch mal wieder.

 

Das Hausboot - Alle Masten stehen schief

Aus dem fröhlichen kleinen Segelboot „Carina“ ist nun ein gesittetes Hausboot geworden. Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag liegt sie mit einer einzigen Ausnahme in der wir 18 Seemeilen von Chipiona nach Rota gefahren sind ununterbrochen an einen Steg gefesselt in den Marinas. Nicht weil mir die Lust am Segeln vergangen ist, sondern weil der Andalusische Winter doch bedeutend stürmischer und kälter ist als ich erwartet hatte. Jetzt weiß ich auch warum ich an dieser Küste nie anderen Fahrtenseglern begegnet bin und warum ich in den Marinas das einzige bewohnte Boot bin. Seit Wochen ist es bewölkt und kühl. Ein Pullover oder eine Fliesjacke sind schon angebracht. Auch wenn man nicht heizen müsste ist es doch etwas kuscheliger abends mal ne Stunde die Heizung laufen zu lassen. Zum Segeln ist es zu stürmisch und auch zu kalt. Die letzten beiden Nächte hab nicht mal ich mehr ruhig geschlafen. Es bläst was das Zeug hält. Ein Blick auf den Windmesser zeigt konstante 35 Knoten und jetzt ist es schon bedeutend ruhiger als in der Nacht. Trotzdem wird das arme Schiffchen immer wieder von heftigen Böen heimgesucht. Die Leinen und Klampen ächzen und ich wünsche mir sehnlichst dass der Lärm, das Geschaukel und die ruckartigen Bewegungen wenn sich die Leinen spannen endlich mal aufhören. Wenn ich rausschaue (was ich meist vermeide, denn es regnet und der Wind peitscht), sehe ich nur schräg stehende Masten rund um mich herum. Der Südwestwind legt uns alle auf die Seite und am schlimmsten ist es auf den kleinen Schiffen wozu die Carina zählt.

Nachmittags um 15:00 Uhr hört der Wind plötzlich auf als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Das Schiff schwimmt wieder aufrecht (alle Masten stehen wieder gerade) und ich halte erst mal ein Mittagsschläfchen, denn das extreme Geschaukel der letzen Tage und Nächte hat mich doch recht angestrengt. Dieser Sturm scheint durch zu sein und ich bin auf dem Weg den aktuellen Wetterbericht einzuholen, denn sobald es die Wind- und Seegangsbedingungen zulassen will ich endlich wieder mal aufs Wasser, auch wenn es kalt sein wird draußen auf dem Meer.

Dienstag der 12. 01. 2016

Seit Tagen prüfe ich mehrmals täglich die Wetterberichte und wäge ab und rechne wann denn der beste Zeitpunkt wäre um endlich weiter zu ziehen.

Heute weht nur ein leichtes Lüftchen, die Sonne scheint wieder und das Meer beruhigt sich allmählich. So werde ich morgen die Fahrt nach Sancti Petri, südlich von Cadiz wagen und endlich wieder ein fröhliches Segelboot haben. Hinter der Insel mit dem Castillo von Sancti Petri will ich über Nacht im Fluss ankern um am nächsten Tag das berühmt berüchtigte Kap Trafalgar zu runden, von dem Plätze auf der ganzen Welt ihren Namen erhielten. In Barbate (hinterm Cabo Trafalgar) werde ich mich dann vor dem nächsten angesagten Sturm verkriechen und warten bis der Wind wieder auf West dreht um an Tarifa vorbei durch die Strait of Gibraltar hindurch nach La Linea in die Bucht von Gibraltar zu kommen. Auf alle Fälle freue ich mich endlich wieder mal segeln zu können. Haltet mir die Daumen, dass die Wind- und Seegangsbedingungen mir wohlgesonnen sein werden.

Es grüßt, bereits in den Startlöchern stehend, eine unverwüstliche Erika

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