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Carina's Logbuch

Der mühselige Weg nach Madeira - 500 Meilen auf der Kreuz

Wieso man 11 Tage brauchen kann und wie aus 500 Meilen 850 werden können

 

Gedanken vor der Reise

Es wird meine erste mehrtägige Soloüberfahrt – sozusagen die Generalprobe und der Test – kann ich es mit dem kleinen Schiff über die Weltmeere schaffen? Ist das Schiff robust genug und ausreichend ausgerüstet? Bin ich fit genug, körperlich wie segeltechnisch? Werde ich seekrank werden? Kann ich ausreichend essen um nicht zu schwach zu werden? Werde ich schlafen können? Wäre es besser nicht allein zu fahren sondern Crew dabei zu haben? Hoffentlich treffe ich keine anderen Schiffe. Wie auch immer die Antwort auf all diese Fragen lauten wird, ich freue mich auf diese Überfahrt und bin zuversichtlich dass alles gut gehen wird.

 

Wo das Herz entscheidet muss die Vernunft hinten anstehen

Vielleicht wundert sich der eine oder andere darüber dass ich eine segeltechnisch ungünstige Richtung einschlage. Gerade ich, der Schönwettersegler, der wo es auch immer geht den leichteren Weg einschlägt. Mir steht die ganze Welt offen, ich könnte hinsegeln wo ich wollte. Südwärts zum Beispiel mit dem Wind im Rücken. Aber nein, genau das Gegenteil tue ich – gegen den Wind und gegen die Wellen treibt es mich nordwestwärts. Madeira wird nur ein Zwischenstopp sein auf dem Weg zu den Azoren. Und dass es ausgerechnet die Azoren sein müssen und ausgerechnet jetzt im Mai, darüber hat nicht der gesunde Menschenverstand entschieden oder gar die Abenteuerlust sondern das Herz. Denn dort habe ich ein Date. Dort werde ich meine große Liebe Jim wieder treffen. (Für die Nichtwissenden: Jim, einen kanadischen Einhandsegler, habe ich vor gut 10 Jahren mitten im Indischen Ozean kennen und lieben gelernt, damals als ich mit Otto auf der Segelyacht Hanna den Indic überquert hatte. Wir verbrachten eine traumhafte Zeit bis sich unsere Wege Monate später in Panama im Mai 2006 wieder trennten, weil jeder von uns wieder nach Hause musste –ich zurück nach Deutschland – Jim zurück nach Kanada.) Wir haben uns nun 10 Jahre nicht gesehen, glauben aber dass wir genügend Gemeinsamkeiten haben und uns immer noch gern genug haben um das fortzusetzen was wir damals unfreiwillig unterbrechen mussten. So haben wir vor 1 ½ Jahren beschlossen uns wieder zu treffen. Zu diesem Zeitpunkt segelte Jim gerade in Asien (er lebt, wie ich auch, auf seiner Segelyacht) und segelt seit dem über die sieben Meere Richtung Europa, während ich ihm soweit wie möglich entgegensegeln werde. Treffpunkt wird Horta auf der Insel Fajal auf den Azoren sein. Natürlich gibt es keinen fixen Termin. Wer zuerst da ist wartet auf den anderen – so irgendwann Anfang bis Mitte Juni. Es wird spannend sich nach so vielen Jahren wieder gegenüberzustehen um herauszufinden was die Zukunft für uns bereithält. Und deshalb geht’s also heute am 02. Mai 2016 los, Richtung Azoren mit Zwischenstopp Madeira.

 

Marokko Ade

Seit Anfang März bin ich nun in Marokko und habe das Land und seine Menschen liebgewonnen und werde mit Sicherheit im Herbst wieder hier herkommen. Am Montag den 02. Mai, will ich mittags bei Hochwasser auslaufen. Das Wetter scheint zu passen – Wellen zwischen 1 und 4 Metern, erst mal viel Wind mit mir, dann etwas Flaute und später leichter Wind gegen mich – später ein Starkwindfeld vor Madeira zu einem Zeitpunkt an dem ich sicher schon lange angekommen bin. Es scheint eine leichte Überfahrt zu werden. 519 Seemeilen für die ich 5 bis maximal 7 Tage rechne.

Aber nun heißt es erst mal Ausklarieren also wieder Behördenkram. Diesmal habe ich früh genug begonnen. Bereits am Samstag war ich im Marinabüro um meine Liegegebühren zu bezahlen. 215 Euro für 36 Tage in der Firstclass-Marina von Rabat, da kommt man gerne wieder. Sie werden den Lotsen für Montag Mittag bestellen damit er mich wieder hinausbegleiten kann. Dann wandere ich hinüber zum Zoll und zur Polizei um schon mal anzukündigen dass ich Montag Mittag abreise. Sie prüfen kurz meine Papiere und erklären mir dass ich Montag damit wieder hier herkommen müsse um auszuklarieren. Das wäre also schon mal soweit vorbereitet.

Am Sonntag besorge ich noch den restlichen Proviant (in Marokko kann man immer einkaufen – die kleinen Straßenläden und Märkte haben 7 Tage die Woche geöffnet) und mache das Schiff startklar.

Montag morgen. Nochmal ein Komplettcheck am Schiff –nichts vergessen? funktioniert noch alles so wie gestern? Alles griffbereit? Ok- sieht gut aus. Ich schnappe die Papiere und wandere Richtung Zoll. Ein Herr sitzt auf einer Bank am Kai und fragt mich ob ich von der Carina sei. JA! Er ist der Lotse – er würde hier warten und ich solle ihm einfach Bescheid geben wann ich loswill. Na das klappt ja super.

Im Zollbüro, in dem sich sonst ein einsamer Beamter langweilt, ist heute Großaufgebot. 4 Beamte und eine junge Dame in Zivil. Auf dem Tisch, wie überall in Marokko üblich, ein Tablett mit Teekanne und gefüllten Gläsern. Ich sei jetzt da zum Ausklarieren. Ja kommen Sie doch bitte herein. 4 Beamte grinsen mich freundlich an. Möchten Sie einen Tee? Ach nein danke (denn wir stehen doch schon in den Startlöchern und Carina scharrt schon mit den Hufen) Und schon habe ich ein Glas mit frischem Pfefferminztee in der Hand. Hilft wohl nichts – so ist das Prozedere – abwarten und Tee trinken. So sitze ich nun im Büro, trinke Tee und plaudere mit den Beamten über Gott und die Welt während meine Papiere unbeachtet auf dem Schreibtisch liegen und meine Gedanken längst draußen auf dem Meer sind. 30 Minuten später gebe ich mein Glas zurück und die junge Dame besteht darauf dass ich nun mit dem Schiff zum Zollsteg hinüberkomme. Ich hatte gehofft mir das zu sparen (wieder anlegen/ablegen) und war ja deshalb zu Fuß gekommen. Nein es muss sein. Gemeinsam mit dem Lotsen wandere ich zurück zur Carina, Abschied von den Stegnachbarn und mit dem Lotsenboot im Gefolge motore ich zum Zollsteg. Dort sind inzwischen weitere Beamte eingetroffen. 4 Mann und die junge Dame durchsuchen nun noch mal das Schiff – schauen unter die Sitzbänke, in Schapps und Kisten, finden meine Mitbringsel (marokkanische Teekännchen und Pfefferminztee) und grinsen wieder – ob ich gerne Tee tränke? Ja, hoffentlich muss ich nicht noch mal einen mit ihnen trinken. Alles Ok. Sie überreichen mir meine Papiere und wünschen mir eine gute Reise. Ich deute dem Lotsen dass ich starklar bin und los geht’s.

Ich folge dem Lotsenboot den Fluss hinunter. Wieder herrscht reges Treiben. Ruderkähne beladen mit Passanten queren, bunte Fischerkähne schaukeln an Bojen, Kinder schwimmen im Fluss, ein Mann taucht ohne Markierung (der hat Nerven - beinahe hätte ich ihn übersehen) und über der Kasbah strahlt ein tiefblauer Himmel. Es ist herrlich warm und eine leichte Brise weht. An der Hafenausfahrt verabschiedet sich das Lotsenboot. Ich winke ihm frohgemut zu fühle mich frei und starte hinaus in das unendliche Blau des Atlantiks. Madeira wir kommen!

 

Mir ist schlecht

Was für ein Start! Traumwetter – sonnig warm - ruhiges Meer – keine Fischernetze - leichte Brise – volle Segel – die Silhouette von Rabat hinter mir der blaue Atlantic vor mir.

So war das die ersten beiden Stunden. Dann kam der Wind – ich reffe (= Segel verkleinern) – der Wind wird stärker, die Wellen höher – wir segeln Halbwindkurs (Für die Nichtwissenden: d.h. der Wind kommt von der Seite) die Carina krängt beängstigend (= hat Schräglage) –ich reffe weiter – das Meer wird rau. Die Carina tanzt auf den Wellen. Ich sitze auf der Luvseite und schaue auf die mir zu Füßen liegende Leeseite des Cockpits. Die Windsteuerung steuert perfekt. Sie reagiert auf jede Welle auf jede Böe und nutzt diese optimal aus. Der Kurs, 254° passt hervorragend. Wir machen 5 Knoten Fahrt aber es schaukelt schon grässlich. Mehrere Tankschiffe kreuzen meinen Weg. Ich versuche gar nicht mehr nach oben auf den Verklicker zu schauen (für die Nichtwissenden – das ist so was wie ein Wetterhahn, nur eben für Schiffe und in Pfeilform – er verklickert einem wo der Wind herkommt), dabei wird mir nur schwindlig, die Windsteuerung macht das schon richtig. Die Sonne geht bereits unter. Ich sollte noch den Bullenstander vorbereiten ( = eine Leine die verhindern soll dass der Baum mit dem Großsegel ungewollt auf die andere Seite wechselt) bevor es dunkel wird und das Meer so rau wird, dass ich das Cockpit nicht mehr verlassen kann. Die Windsteuerung hat inzwischen etwas zu viel Lose in den Steuerleinen, die will ich auch noch mal etwas nachspannen. Das war dann doch zu viel des Guten, denn nach getaner Arbeit ist mir jetzt schlecht. Zum Glück habe ich meine Tüten (zu bayrisch – die Speibsackerl) parat. Mittagessen, Abendessen – ist alles Fischfutter jetzt. Es ist inzwischen dunkel und ich sollte allmählich ans Schlafen gehen denken – ach nein – schon wieder ein Schiff – also wieder abwarten. 2 Schiffe pro Stunde kann ich vermelden. Es ist bereits Mitternacht, ich sitze immer noch im Cockpit und bin hundemüde. Über mir glitzern die Sterne, aber ich kann immer noch nicht nach oben schauen. Dieses Schiff warte ich noch ab, aber dann ab ins Bett. Noch habe ich nicht genug Vertrauen zur Windsteuerung (Gott sei Dank hat sie mir das nie übel genommen) und stelle jetzt um auf Autopilot UND (wie dämlich) hole die Genua ein und starte den Motor. So wage ich es nun endlich schlafen zu gehen. Das Radar läuft und meldet regelmäßig weitere Schiffe. So muss ich nun immer wieder aufstehen, nachsehen und brauche noch das eine oder andere Speibsakerl. Gegen Morgen wird der Schiffsverkehr etwas weniger, das Meer etwas ruhiger und ich kann etwas länger schlafen. Jetzt ist mir zum Glück auch nicht mehr schlecht. Das scheint geschafft zu sein. Trotzdem, mein Kopf schwirrt, ich habe einen Geschwindigkeitsrausch und wäre froh wenn das Schiff endlich mal stehen bleiben würde. (ich weiß – klingt lächerlich – bei nur 5 Knoten = 8 kmh Fahrt, aber es fühlt sich so an).

Der Wind hat Verständnis und wird sehr leicht und die Carina langsamer. Ich schlafe viel an diesem Tag. Mir ist zwar nicht mehr schlecht aber ich bin unendlich müde - auch eine Form der Seekrankheit. Mittags haben wir unseren für heute geplanten Wegepunkt bereits überschritten. Wir haben ein Etmal ( = die Entfernung die man in 24 Stunden geschafft hat) von 97 Seemeilen geschafft. Damit bin ich absolut zufrieden. Eine Schildkröte paddelt vorbei, gelegentlich kreuzt ein weiterer Tanker. Wir sind zwar schon einige Meilen gesegelt, aber die Küste wendet sich hier westwärts, so dass wir gar nicht so weit vom Land entfernt sind, was auch den regen Schiffsverkehr erklärt. Ich nutze das ruhige Meer und die noch kräftige Sonne für ein Sonnenbad im Cockpit und mache mir fürs Abendessen etwas vom vorgekochten Eintopf warm. Ich vergesse das Radar einzuschalten und schlafe herrlich die ganze Nacht. Nur einmal war ich auf um den Kurs zu überprüfen der noch gut passte, ansonsten habe ich durchgeschlafen bis nach Sonnenaufgang. Ich habe selten so gut geschlafen wie in dieser Nacht. Sonderbar ist wie intensiv man auf See träumt – zwar überwiegend Unsinn, aber sehr intensiv wie ich es sonst nicht kenne.

 

Der Sonnenuntergangsdelfin

Auch der 3. Tag auf See bleibt ruhig – wenig Wind, ruhiges Meer. Inzwischen habe ich mich an das Leben an Bord und die Schauklerei gewöhnt und bin nicht mehr so müde. Leider haben wir aber erst 30 Seemeilen seit dem ersten Tageswegepunkt geschafft. Ich hatte mir bei der Routenplanung Wegepunkte gesetzt die ich an den einzelnen Tagen zur Mittagsposition erreicht haben wollte, denn sonst gibt es auf dieser 500 Meilen langen Strecke keine Zwischenstationen – es geht einfach immer geradeaus 265° für die gesamte Strecke. Da braucht man schon ein paar Orientierungspunkte fürs Gemüt und den Überblick. Auch heute sehe ich wieder Schildkröten vorbeipaddeln. Der Schiffsverkehr hat sich auf 4 Tanker pro Tag reduziert. Es gibt heute frischen Salat und das letzte marokkanische Brot zu essen. Ich sitze zufrieden mit einer Tasse Tee im Cockpit und betrachte den Sonnenuntergang, als neben mir ein einzelner Delfin den Kopf aus dem aalglatten Wasser streckt, ein paar Sprünge macht und wieder verschwunden ist. Diese Nacht wacht das Radar wieder über mich. Ich gehe abends schlafen und stehe erst morgens wieder auf, abgesehen von 2 – 3 Unterbrechungen bei denen das Radar Alarm piepst – das waren 2 Schiffe und eine Wolke.

 

Dass Nichtstun so anstrengend sein kann

Am vierten Tag auf See bin ich so richtig fit und gar nicht mehr müde. Jetzt bin ich ein richtiger Seemann/ eine richtige Seefrau verbringe die meiste Zeit im Cockpit und fühle mich so richtig wohl. Ich koche Nudeln und bereite mir einen Nudelsalat. Ich beobachte einen kleinen Vogel der mich schon einige Zeit verfolgt und immer wieder näher ins Visier nimmt. Er versucht auf der Reling des Cockpits zu landen. Da die Carina jedoch eine feste Seereling (also Edelstahlstangen) rund ums Cockpit hat und der Vogel sehr kleine Füßchen hat rutscht er immer wieder einfach davon. Schließlich fasst er sich ein Herz und landet einfach direkt 20 cm neben mir auf dem Niedergangsschapp. Es ist eine kleine Rauchschwalbe mit gelbem Bauch und blauschwarzen Flügeln die ein wenig Rast benötigt. Wo die wohl herkommt –wir sind nun doch schon ganz schön weit draußen auf dem offenen Meer.

Der Nudelsalat war köstlich und es ist noch eine Portion übrig für morgen. Inzwischen ist es Nachmittag und der Wind ist wieder zurückgekehrt – dummerweise will er nun alles nachholen was er die letzten Tage verpasst hat. Ich muss die Segel auf Sturmsegelgröße reffen und trotzdem sausen wir mit 6 Knoten dahin. Das Meer wird wieder rau, die Wellen haben ca. 3 Meter erreicht und der Wind wird immer heftiger. Die Windsteuerung hat alles perfekt unter Kontrolle. Ich habe Mühe mich im Cockpit auf meinem Platz zu halten, mir graut bei dem Anblick wie stark die Carina krängt und wie wild auf und ab hopst und beschließe nach unten zu gehen. Sollte die Carina tatsächlich querschlagen kann ich wenigstens nicht rausfallen. Ich schließe den Niedergang hinter mir. Hier fühlt es sich nicht gar so schlimm an, aber stehen oder gar etwas tun kann man auch hier nicht. So rolle ich mich auf der Leeseite auf die Bank und horche auf das Heulen des Windes in den Wanten auf das Rauschen, Krachen, Schlagen der Wellen und des Schiffes wenn es von Welle zu Welle springt. Es wird immer grässlicher da draußen und ich liege regungslos da. Ich habe das Schiff sich selbst überlassen. D.h die Windsteuerung hat übernommen und die Carina jagt mit 7 Knoten übers Meer. Ich weiß nicht wie viel Wind und wie viel Welle da draußen toben und will es auch gar nicht sehen. Ich weiß nicht ob ich Angst habe aber ich würde sicher welche bekommen wenn ich wüsste wie viel Beaufort da draußen blasen und wie grob das Meer aussieht. Ich hoffe und bitte dass das Schiff diese harten Schläge wegsteckt, nicht querschlägt und dass die Windsteuerung durchhält. Das Radar bleibt aus, es würde mich nur nervös machen, denn jetzt würde mich nichts auf der Welt mehr dazu bewegen können nach draußen zu gehen und ich wäre auch nicht in der Lage in diesem Getose ein Ausweichmanöver zu fahren.

Der Sturm hält an bis zum nächsten Vormittag. Ich müsste längst mal nachsehen wohin wir eigentlich fahren. Aber ich liege da, wie gelähmt, kann mich nicht rühren, fühle mich absolut kraftlos und schwach. Das Nichtstun so anstrengend sein kann hätte ich nie gedacht. Aber die heftigen Schiffsbewegungen auszugleichen kostet schon ordentlich Kraft. Ohne Windsteuerung hätte ich diese Nacht nicht überstanden. Ich denke darüber nach ob ich eine Atlantiküberquerung alleine schaffen könnte und bin mir nicht mehr so sicher. Ich wüsste aber auch nicht was eine weitere Person an Bord dabei nützen würde. Wahrscheinlich würden wir nur ständig um den Besten Platz auf dem Schiff kämpfen und uns eher im Weg als eine Hilfe sein. Und einer würde sich auf den anderen verlassen und sich selbst aufgeben anstatt sich einen Tritt zugeben und weiterzukämpfen. Ich denke es gibt keine wirkliche Antwort auf diese Frage was wohl besser wäre.

Ich muss mich aufraffen – es nützt nichts. Mit weichen Knien klettere ich den Niedergang hinauf und schaue vorsichtig nach draußen, jetzt aber mit Rettungsweste und eingepickt (angeleint) um nicht aus dem Cockpit geschleudert zu werden. Die Windsteuerung hat perfekte Arbeit geleistet aber jetzt ist es Zeit zu wenden, denn seit 2 Tagen kommt der Wind leider aus der Richtung in die wir fahren wollen und müssen daher kreuzen (also gegen den Wind zickzack fahren). Die Wende wäre geschafft und ich auch. Total erschöpft klettere ich wieder hinunter, schließe den Niedergang und sinke wieder auf meine Bank. Aber diesmal habe ich das Radar wieder eingeschaltet.

 

So viel Wind aus der falschen Richtung

Der Sturm ist vorbei, aber die Wellen bleiben weiterhin bei 3-4 Metern und den Wind schätze ich auf 6 Bft. Die Segel sind weiterhin auf minimal gerefft und wir müssen weiterhin kreuzen. Der Wind kommt leider immer noch aus der falschen Richtung. Es ist kalt und das Cockpit ist nass, weil ständig Wasser übers Schiff spritzt. So bleibt das nun die nächsten Tage. Allmählich komme ich wieder zu Kräften, kann wieder ein wenig essen und gehe hin und wieder mal raus um eine Wende zu fahren.

 

Ich hab mich seit Tagen nicht ausgezogen. Meine Hose ist wie eine zweite Haut geworden. Das Schiff stinkt (weil nass) die Hose stinkt, weil ich stinke. Waschen war bei diesen heftigen Bewegungen nicht möglich. Ich kann mich selbst ja nur mit Mühe im Schiff auf der Stelle halten indem ich mich mit beiden Händen festhalte und den Füßen verkeile. Aufs Klo gehen ist Akrobatik. Tee kochen – der Herd macht kein Problem, ist ja kardanisch aufgehängt - aber die Tasse zu treffen beim Wasser eingießen das ist Glücksache. Das meiste Wasser landet überall woanders. Hab ja leider keine zweite Hand frei um Tasse und Kessel zueinander zu führen. Das Logbuch enthält seit dem Sturm nur noch Etmale und Mittagspositionen – und die oft nur auf einen Zettel gekritzelt.

Wieder mal Zeit zum Wenden – da kommt gerade wieder so eine Welle übers Schiff ins Cockpit gerauscht, trifft mich und hüpft fröhlich den Niedergang hinunter ins Schiff. Das volle Programm also. Ich bin gar nicht so fröhlich. Alles ist nass, Schiff und meine Hose und Lieblingspulli. Jetzt muss ich das Zeug aber wirklich ausziehen und verkrieche mich mit nur einem Hemdchen in meinen zum Glück noch trockenen Schlafsack.

Schon wieder Zeit zum Wenden – mein Kopf sagt: ich kann nicht aufstehen und rausgehen hab ja nichts anzuziehen – ist ja alles nass. Es braucht einige Überwindung – dann schlüpfe ich wieder in das nasse Zeug denn etwas trockenes anzuziehen wäre eh für die Katz – und mit der nächsten Welle wieder nass.

 

Es ist zum Verzweifeln – Heulen hilft auch nicht weiter – Nacht des Schreckens

Wir kommen nicht voran, wir kreuzen auf und ab, fahren Kurse von 190 und 320 Grad statt 260°, machen pro Tag 80 - 90 Meilen gewinnen aber nur 20 bis 30 Meilen Strecke in die wir fahren müssen. Seit 3 Tagen versuchen wir den nächsten Tageswegepunkt zu erreichen. Ich wende wieder mal. Der Wind hat so ungünstig gedreht dass ich bei dieser Wende wieder genau in die Richtung zurückfahre aus der ich gerade gekommen bin, fahre also die mühselig gewonnene Meilen wieder zurück. Es ist zum Verzweifeln. Mir ist zum Heulen. Aber Heulen nützt nichts, der Wind heult lauter als ich. In meiner Verzweiflung beschließe ich den Motor zu Hilfe zu nehmen um ein wenig Strecke zu machen und hoffentlich in ein anders Windfeld zu geraten. Aber der Motor piepst Alarm. Mist was ist denn jetzt schon wieder. Hat wohl den Sturm, die extreme Schräglage und die harten Schläge nicht schadlos überstanden. Piepsen am Motor heißt entweder – Temperatur überschritten – Kühlung geht nicht, oder Ladekontrolle – Batterien werden nicht geladen, oder zu wenig Öl, oder die Dichtung am Saildrive ist undicht (die dichtet ein Riesenloch am hinteren unteren Bereich des Schiffes) und das Schiff läuft gerade voll Wasser. Ich prüfe was zu prüfen ist, gieße nochmal einen halben Liter Öl nach. Alles scheint in Ordnung und ich komme zu dem Schluss das einzige das kaputt ist, ist der Piepser selbst, der wohl hängen bleibt anstatt nach dem fehlerfreien Motorstart zu verstummen. Der Motor bleibt also an, er läuft die ganze Nacht und er quietscht die ganze Nacht während ich mich schlafen gelegt habe.

Das Radar piepst wieder mal – es piepst viel zu oft – es gibt kaum noch Schiffe hier aber viele dicke schwarze Wolken die das Radar auch erkennt und davor warnt. Ich muss trotzdem mal nachsehen was jetzt schon wieder ist. Ich lasse die Füße aus dem Bett zu Boden gleiten und – wääähhhh!!!!! Was ist das denn!!! Ich stehe im Nassen!!!! Schnell Licht an. Der Teppich ist durchtränkt und Wasser schwappt auf den Bodenbrettern hin und her. Um Gottes Willen wo kommt all das Wasser her? Wird das Schiff sinken? Was soll ich zuerst tun? Funken, um Hilfe rufen? 150 Seemeilen von Madeira entfernt hat das wohl nicht viel Sinn, denn mein Funk hat nur eine Reichweite von 30 Seemeilen. Kann ich ja später immer noch tun, vielleicht ist ein Schiff in der Nähe das mich hört.

Zuerst Leck suchen oder zuerst schöpfen? Oder erst mal das Beiboot rausholen und aufblasen? Eine Rettungsinsel habe ich nicht. Während all diese Gedanken durch meinen Kopf rasen habe ich schon mal geschaut wo das Wasser überall ist – vom Bug bis zum Heck gleichmäßig voll. Schnell ein Griff zum nächstgelegenen Seeventil, nein, da ist alles in Ordnung – erst mal schöpfen und sehen ob das Wasser weiter steigt. Hab das Bodenbrett abgenommen das am nähesten am Niedergang liegt und schöpfe nun das Wasser hektisch ins Cockpit. Von dort kann es durch die Dränagen ablaufen. Draußen piepst der Motor immer noch seinen Warnton. Wenn das doch die Dichtung des Saildrives ist, die hier undicht ist bin ich verloren. So viel kann ich gar nicht schöpfen wie da reinkommen kann. In diesem Fall werde ich die Epirb aktivieren (für die Nichtwissenden: das ist ein Sattelitenwarngerät dass an die Rettungsstellen meldet dass ich in Lebensgefahr bin). Das wird mich zwar nicht retten aber zu Hause weiß man zumindest dass mir etwas passiert ist. Ich sollte mir doch eines Tages eine Rettungsinsel zulegen – und 1000 andere Gedanken rasen weiter durch meinen Kopf. Allmählich sinkt der Spiegel in der Bilge und ich höre erst mal auf zu schöpfen um die weiteren Seeventile zu prüfen und den vorderen Teil mit der Bilgepumpe weiter zu leeren. Jetzt habe ich fast alles ausgepumpt und es steigt nicht mehr. Es ist geschafft. Erschöpft sinke ich auf meine Bank und muss mich erst mal von der Anstrengung und dem Schock erholen. Während mir der Motor die Ohren voll brummt wird mir allmählich klar woher das Wasser kam. Vorne am Bug befindet sich der Ankerkettenkasten. Dieser hat ein 6 cm Durchmesser-Loch durch das die Kette über das Deck in den Kasten fällt. Durch dieses Loch kann Wasser in den Kasten dringen. Das Wasser im Kettenkasten läuft dann direkt in die Bilge (also ins Schiffsinnere) und wird mit der Pumpe manuell wieder hinausbefördert. Normalerweise ist das so weinig dass man es vernachlässigen kann. Ich hatte dieses Loch vor der Abfahrt in Marokko auch zugestopft, aber im Sturm ist wohl diese Dichtung gebrochen. Da ich nun die ganze Nacht unter Motor fuhr und zwar genau gegen die Welle, tauchte der Bug in jede Welle ein, nahm jede Menge Wasser aufs Deck, das dann direkt ins Schiff laufen konnte. Und deshalb bekommt der Motor nun sofort wieder Pause und die Segel werden wieder rausgeholt. Schon ist das viel besser. Es kommt zwar immer noch Wasser über den Bug und ins Schiff, da das Meer immer noch recht rau ist, aber bei weitem nicht mehr so viel wie unter Motorfahrt. Mit ein paar Pumpenschlägen alle 3 Stunden habe ich das nun locker im Griff. Aber trotzdem ist nun alles im Schiff tropfnass. Das wird unterwegs nicht mehr trocken. Egal – Hauptsache wir schwimmen noch.

 

Radar und Großfall treiben mich noch zum Wahnsinn

An Bord geht wieder alles seinen gewohnten Gang. Die Carina springt in den 4 Meter hohen Wellen wie ein Känguru, das Großfall (das ist die Leine mit der man das Segel hochhält) schlägt unaufhörlich gegen den Mast -bäng bäng bäng, weil ich das Segel so klein reffen musste, das Radar piepst unentwegt weil ständig dicke schwarze Wolken über den Himmel jagen, mit der anfangs so herrlichen Nachtruhe ist es also dahin, der Wind kommt aus der falschen Richtung , wir kommen nicht voran – und ich ergebe mich allmählich in mein Schicksal. Das Wochenende an dem ich bereits angekommen sein wollte ist bereits vorbei. Wenn das so weitergeht wird es eben Mittwoch oder Donnerstag bis ich ankomme. Ich denke darüber nach ob sich wohl jemand Sorgen machen wird, weil ich mich nicht melde. Hatte ich doch angekündigt am Sa/So anzukommen und sofort Bescheid zu geben. Es ist ein ungutes Gefühl. Hätte ich schon das erwünschte Kurzwellenfunkgerät mit Modem (Pactor) oder ein Sattelitentelefon könnte ich Bescheid geben dass alles in Ordnung ist und es eben nur länger dauert.

 

Es stürmt wieder

Dienstag Nacht – das angekündigte Sturmtief, von dem ich geglaubt hatte dass es mich nicht betrifft, da ja bereits in Madeira angekommen, hat mich nun erreicht. Ich erinnere mich an den letzten Sturm und dass wir viel zu schnell unterwegs waren und reffe die Segel jetzt noch etwas kleiner. Noch weniger geht nicht mehr, sonst haben wir keine Steuermöglichkeit mehr und das Schiff wäre den Wellen ausgeliefert. Während ich mit dem Reffen beschäftigt bin geht ein Wolkenbruch nieder und eine überkommende Welle sorgt für den Rest. Mir reichts. Ich vertraue wieder auf meine Windsteuerung und verschwinde wieder nach unten. Wieder liege ich auf der Leebank und warte einfach bis alles vorüber ist. Diesmal sind wir mit nur 6 Knoten unterwegs und es scheint mir leichter – oder mich kann inzwischen nichts mehr erschüttern. Schwer zu sagen. Aber es hat mich wieder sehr viel Kraft gekostet und ich habe wieder wackelige Beine als ich wieder nach draußen klettere um zu wenden.

Am nächsten Mittag scheint es vorbei zu sein und ich mach mir ein Fertigpüree mit Zwiebelringen und Paprikastreifen (mehr geht noch nicht) um wieder zu Kräften zu kommen.

 

Wenn man sich nach dem Haare kämmen die Hände waschen muss

Das Meer hat sich beruhigt und auch der Wind hat sich inzwischen auf eine für die Carina annehmbare Geschwindigkeit reduziert. Ich kann mir heute sogar mal wieder die Zähne putzen und mich waschen – und die Haare kämmen. Das dauert eine ganze Stunde. Abgesehen davon dass sie vom Wind sehr zerzaust sind, habe ich sie zuletzt in Marokko also vor 9 Tagen gewaschen. Diese Tatsache und das Salzwasser dass ich ständig über den Kopf bekam haben daraus eine klebrige Masse gemacht. So klebrig dass ich mir jetzt nachdem ich fertig bin unbedingt die Hände waschen muss. Haare waschen muss aber noch warten. Es ist einfach zu kalt dazu.

 

Und Segeln kann DOCH schön sein – der letzte Apfel

Obwohl wir immer noch mühselig gegen den Wind ankreuzen macht Segeln jetzt wieder Spass. Die Sonne scheint wieder, der Wind ist nicht mehr so heftig, das Meer wieder bei 1 bis 2 Meter Welle und das ganz normale Leben an Bord ist zurückgekehrt. Ich sitze wieder im Cockpit in der Sonne und sehe den Wellen zu die vorbeirollen. Lese ein wenig, koche mir eine leckere Paella mit dem noch verbliebenen marokkanischen Gemüse und genieße es auf dem Meer und auf dem Schiff zu sein – es ist lange her dass es so war.

Gerade habe ich den letzten Apfel verspeist – es wird Zeit dass wir ankommen.

 

Land in Sicht - Verpennt

Inzwischen ist es Donnerstag und der Wind hat endlich gedreht. Ich kann direkten Kurs auf Madeira segeln. Juhuuu. Am Spätnachmittag kann ich Madeira am Horizont ausmachen. Land in Sicht. Juhhuuuu und Buhuu, denn vor Einbruch der Dunkelheit kann ich es nicht mehr erreichen. Wenn ich jetzt so weitersegle bin ich kurz nach Mitternacht dort. Dann muss ich 7 Stunden vor der Küste rumdümpeln bis es hell wird. Schlafen ist dann nicht drin, denn dort könnten Fischer und Netze sein nach denen ich Ausschau halten müsste. Madeira rückt immer näher. Inzwischen ist es dunkel geworden und ich kann die Lichter an den steilen Hängen erkennen. Ganz Madeira scheint ein orangefarbenes Lichtermeer zu sein. Es sieht beeindruckend aus. Ich beschließe abzudrehen und hier weit entfernt von der Küste den ersten Teil der Nacht zu verbringen um dann so gegen 04:00 morgens Kurs auf Madeira zu nehmen.

Ich schalte das Radar an und lege mich schlafen. Einen Wecker habe ich nicht gestellt, denn ich war überzeugt dass mich das Radar ohnehin bald wecken wird oder ich von selbst wach werde, zumindest wenn ich mal aufs Klo muss. Der Kurs der anliegt führt mich wieder leicht von Madeira weg, so dass keine Gefahr besteht.

Als ich wach werde scheint mir die Sonne ins Gesicht. Ich hatte hervorragend geschlafen, aber viiiieeeeel zu lange. Es ist 08:00 und ich bin jetzt wieder 30 Seemeilen von Madeira entfernt. Das bedeutet dass es Nachmittag wird bis ich endlich in der Quinta do Lorde Marina ganz im Osten Madeiras ankommen werde. Allerdings werden diese letzten 7 Stunden die beinahe schönsten. Optimaler Wind, Sonne und vor mir eine dramatisch schöne Küstenlinie.

 

Mein Handy piepst – ich habe Empfang – ein SMS. Florian und Amanda sorgen sich um mich da ich bereits 5 Tage überfällig bin. Ich sollte mich doch bitte melden falls ich könnte – und auch Babsi und Hans schrieben dass sie sich sorgen. Von wann diese Nachrichten stammen kann ich nicht erkennen. Mein sofort geschriebenes Antwortmail kann nicht versendet werden. Erst in ein paar Stunden kann ich Bescheid geben. Ein ungutes Gefühl. Da läutet mein Handy – es ist meine Tochter die nach dem ich mich gemeldet hatte erst mal ein „ Gott sei Dank“ und dann nur noch erleichtertes Schluchzen von sich gibt. Sie wird jetzt Alle anderen informieren dass alles OK ist.

Vielen Dank an Florian, Amanda, Hans, Babsi und Claudia dass ihr euch Gedanken gemacht habt und miteinander begonnen habt herauszufinden was aus mir geworden ist. Es ist alles gut, aber es hätte auch anders gewesen sein können. Dann hättet ihr mich vielleicht gerettet. Und trotzdem bin ich sehr bedrückt dass ich Euch solche Sorgen gemacht habe. Ich muss sparen und so bald wie möglich eine Kommunikationsmöglichkeit an Bord schaffen die über die UKW Reichweite hinausgeht.

 

Verdammt gehts hier eng rein - Quinta do Lorde Marina - Angekommen in Madeira

Auf Kanal 09 bestätigt die nette Dame der Quinta do Lorde Marina dass sie Platz für mich haben und dass sie mir jemand schicken wird um beim Anlegen zu helfen. Hinter der Hafenmole taucht das Schlauchboot des Marinapersonals auf und hält auf mich zu. OB ich Hilfe an Bord bräuchte um anzulegen? Nein danke, nur am Steg für die Leinen. Ok, dann sollte ich ihnen nun folgen. Die Einfahrt in die Marina ist erschreckend schmal. Vielleicht 10 Meter breit. An Steuerbord die Mole an Backbord ein Felsplateau. Viel Wind oder Schwell aus Süd würden das hier gefährlich werden lassen.

Die Carina liegt vertäut am Steg. Carlos und Bruno (Marinapersonal) schütteln mir zur Begrüßung die Hände und erklären stolz was wo ist und dass ich mich dort im Marinabüro bei Nicole mit den Papieren anmelden soll.

Mit den Papieren unterm Arm torkele ich den Steg hinauf und in das Marinabüro. Ich sitze Nicole gegenüber und höre ihr zu aber verstehe kein Wort – nein kein Sprachproblem – sie spricht exzellentes Englisch. Aber mir ist schwindlig – alles um mich dreht sich –ich kann gar nicht aufnehmen was sie sagt und was um mich herum passiert. Zurück auf dem Schiff fühle ich mich als hätte ich wieder festen Boden unter den Füssen. Hier ist meine Welt, hier ist alles in Ordnung – und ich bin in Madeira angekommen. Geschafft!

 

An Land fühle ich mich noch tagelang unsicher in meinen Bewegungen und habe wohl einen seltsam aussehenden Gang. Nach 3 Tagen passt auch das wieder.

Die Marina ist hübsch, klein aber fein. Sehr abgelegen, umgeben von einem sehr geschmackvoll gestalteten Hotelresort, aber mit Busverbindung in die nächsten Dörfer und nach Funchal.

Für mich ist das in Ordnung denn die nächsten 3 Tage bin ich damit beschäftigt das Schiff wieder in Normalzustand zurück zu versetzten. Alles muss raus, das Salz abgewaschen werden, getrocknet und wieder an seinen Platz gebracht werden. Das Schiff ist mit Wäsche behängt und auf dem Steg trocknen die Teppiche die ich gewaschen habe. Als ich am Nachmittag meine Teppiche wieder einsammeln will ist der große Teppich aus dem Salon verschwunden. Der Wind muss ihn davon geblasen haben. Ach nein, der kann nur ins Wasser gefallen sein. Entweder hat ihn die Ebbe bereits ins Meer hinausgespült oder er ist untergegangen. Es gibt eine Tauchbasis hier in der Marina, die könnten ihn wieder hoch tauchen und ich beginne zu suchen. Zum Glück finde ich ihn schwimmend ein paar Stege weiter wo er sich verhakt hatte. Uuuff noch mal Glück gehabt. Aber jetzt ist er wieder voller Salz und nass und ich muss ihn noch mal waschen.

 

Alles hat ein Ende und so ist nun auch die Carina wieder hübsch, sauber, trocken und bewohnbar und ich habe mir ein wenig von Madeira angesehen. Aber weiter westlich als bis Funchal bin ich nicht gekommen. Die Landschaft ist großartig, aber leider ist alles total verbaut. Kaum ein Fleckchen an dem kein Dorf angesiedelt ist und kein Haus steht, außer hier ganz im Osten wo ich mich niedergelassen habe. Ich verbringe die ganzen 5 Tage hier, denn die Marina in Funchal in die ich vorhatte zu wechseln hat mir gar nicht gefallen. Auch Funchal selbst fand ich zu touristisch. Außerdem rentiert sich das Umziehen gar nicht, denn morgen segle ich weiter auf die Azoren. Erster Anlaufhafen wird die Marina in Ponta Delgada auf der Insel Sao Miguel sein. Das sind 550 Seemeilen. Ich rechne damit ab Mittwoch dort anzukommen.

 

Schiff ahoi

Eure Erika

 

Mi. 19.05.2016 Nachtrag:

Die Abreise zu den Azoren muss nun doch noch ein wenig warten. Dort braut sich gerade ein schreckliches Sturmtief zusammen in das ich genau hineinsegeln würde. Ich warte also bis das durchgezogen ist. Zu dumm, war ich doch heute morgen startklar.

Gerade habe ich festgestellt dass wieder jede Menge Wasser in der Bilge ist. Oh Mann, wo kommt das schon wieder her. Alle Seeventile sind dicht. Das Schiff kann doch im Hafen auch kein Loch bekommen haben. Da müsste ja ein gemeiner Sägefisch am Werk gewesen sein, oder vielleicht wars Willi mit dem Handbohrer? Du Schlawiner!

Nein – keine große Ursache – es ist der Frischwasssertank der Wasser verliert. Kein großes Problem – entweder ist der Schlauch am Auslauf locker oder er hat ein kleines Loch – beides leicht zu beheben. Nur gut dass es noch hier in Madeira aufgefallen ist und nicht erst unterwegs.

 

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