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Logo Unter weißen Segeln

Carina's Logbuch

SORRY - hier fehlen leider noch die Fotos - so ein Homepage-Umzug macht halt doch viel Arbeit und ich bin noch nicht ganz fertig. Aber den Text könnt ihr ja schon mal lesen.

 

Die große Reise beginnt



Im Sommer 2012 beginnt CARINA's große Reise, die an alle schönen noch unverdorbenen Plätze dieser Welt führen soll und deren Ende offen steht. Vielleicht geht sie nie zu Ende, bzw. dauert sie so lange wie ich in der Lage sein werde dieses Schiff zu segeln.
Die nächsten Jahre wird sich die Reise allerdings noch auf meine wenigen Wochen Jahresurlaub beschränken müssen. D.h. ich werde in kleinen Etappen die europäische Atlantikküste absegeln.

Sobald ich mich aus dem Arbeitsleben verabschieden kann (hoffentlich im Mai 2016) soll die Reise auf die atlantischen Inseln (Azoren, Madeira) und dann nach Westafrika führen um im Senegal den Winter zu verbringen. Anschließend geht es über den Atlantik westwärts. Um weitere Detailpläne auszuarbeiten ist noch lange genug Zeit.

 

Erste Etappe - August / September 2012 
von Südengland über die Kanalinseln
in die Nord-Bretagne (400 sm)

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Überblick - Stationen 2012 und begleitende Crews

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  Start - Südengland - Crew: Bruni Romero und Alex Leitl

  Emsworth - Portsmouth - Yarmouth/Isle of Wight (40 sm)
 
- Kanalüberquerung von Yarmouth nach Cherbourg (Normandie) 85 sm

  und weiter zu den Kanalinseln - Alderney (27 sm) , Guernsey (28 sm)
   - Crew: Bruni Romero


- von Guernsey nach Jersey - (30 sm), und nach St.Malo/Bretagne (40 sm)
  - Crew: keine (singlehanded)


- Frankreich - Nordbretagne: - Crew ab St.Malo: Silke & Charly
  St.Malo - St. Quay Portrieux (40 sm) - Ile de Brehat (14 sm) -

  Lezardrieux (7 sm) - Port Blanc (30 sm) - Trebeurden (32 sm) -

  Morlaix (24 sm)

Endstation in Morlaix, dort wird CARINA überwintern.
 


aus dem Tagebuch:


Mittwoch 15.08 bis Sonntag 19.08.2012 - Hafentage / Arbeitstage

Gemeinsam mit Bruni und Alex komme ich am Mittwochnachmittag in Emsworth am Schiff an. Die CARINA steht noch auf dem Trockendock und muss erst aus dem Winterlager geholt und startklar gemacht werden. Bis sie am Freitag gekrant wird müssen wir hier oben leben - Zugang zum Schiff über diese Leiter.

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Bruni und Alex bei der Ankunft an der CARINA

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Unzählige kleine und größere Arbeiten sind zu erledigen. Mit Bruni und Alex habe ich jedoch 2 fleißige Helfer die unermüdlich die Abdeckungen und den Rumpf schrubben, mir beim Fenderleinen und Festmacher takeln zur Hand gehen, Segel anschlagen, Tanks auffüllen und vieles mehr, so dass ich mich um die Montage der festen Reling rund um das Cockpit und die Solarzellen kümmern kann.

Olli Tayler, der Edelstahlspezialist hier im Hafen, hat ein geniales System erdacht. Die beiden Solarzellen sind beidseitig an der festen Reling des Cockpits aufgehängt. Über ein raffiniertes Gestänge kann ich ganz einfach mit 2 Handgriffen die Solarzellen stufenlos ausstellen, oder auch komplett wegklappen und in allen Positionen arretieren.

Freitagvormittag kommt der Kran um die Carina wieder ins Wasser zu heben.

Als ich gerade noch die letzten Vorbereitungen dazu treffe, bricht der Schalter ab. über den die einzelnen Batteriebänke geschaltet werden. Im Hafen ist kein passender Schalter aufzutreiben. So müssen wir uns vom Kransteg zum Liegeplatz schleppen lassen. Zum Glück finden wir später in der Stadt einen geeigneten Schalter.
Am Samstag haben Alex und Bruni frei und fahren auf die Isle of Wight um noch den letzten Tag der berühmten "Cowes-Week" mit den zahlreichen Regatten mit Schiffen aller Klassen mitzuerleben.
So kann ich die Solarzellen verkabeln, den neuen Batterieschalter montieren und all die Arbeiten erledigen zu denen ich meine Ruhe brauche.

Für den Sonntag bleiben noch ein paar letzte Erledigungen, die Creweinweisung und die Verabschiedung von all den liebgewonnenen Menschen hier im Emsworth-Yachtharbour.


Montag 20.08 - Start - auf nach Portsmouth (17 sm)


Beim Frühstück ist Lagebesprechung für die nächsten Tage und die geplante Route.
Bruni nutzt noch die verbleibende Zeit in der wir auf die Flut warten und füllt die Waschmaschine in der Marina mit den schmutzigen Arbeitsklamotten der gesamten Mannschaft.
Mittags, bei Hochwasser, legen wir ab. Das Sill das den Hafen vor dem Trockenfallen schützt ist für die CARINA (Tiefgang 1,65 m) nur eine Stunde vor bis eine Stunde nach Hochwasser passierbar. Neil, der Hafenmeister winkt uns noch wehmütig nach und Bruni und ich kämpfen mit den Tränen. Emsworth war uns in den letzen Jahren zu sehr ans Herz gewachsen. Jedoch die schmale Ausfahrt, in der die Seezeichen zwischen all den Masten der an den Bojen hängenden Schiffe kaum zu erkennen sind, erfordert unsere ganze Aufmerksamkeit so dass keine Zeit zum Trauern bleibt.
Wie immer ist das Meer im geschützten riesigen Naturhafen, dem "Chichester-Harbour" ruhig. Immer wieder weichen wir den kleinen Jollen aus die gerade eine Regatta fahren. Beim Queren der Sandbarre, an der Engstelle in der Ausfahrt, bekommt Alex einen ersten Vorgeschmack davon wie Wellen im Solent und im Englischen Kanal aussehen können. Bruni kann dies nicht erschüttern, sie kennt das bereits aus den vergangenen Jahren und geschickt steuert sie die CARINA durch die kurzen, steilen bis zu 2 m hohen Wellen hinaus in ruhigeres Gewässer.

Die 18 Seemeilen bis nach Portsmouth segeln wir bei SW-Wind 3 Bft. Ideal zum Eingewöhnen und relativ ereignislos, bis zu dem Moment in dem sich ein Schäkel  löst und die Dirk frei durch die Luft schwingt. Alex fängt sie geschickt mit dem Bootshaken wieder ein bevor sie sich im Windgenerator verfängt.  So war die Aufregung zum Glück nur von kurzer Dauer.
In der Einfahrt nach Portsmouth kämpfen wir wie immer gegen die starke Ebbströmung (4 kn) bevor wir in der Haslar Marina neben dem Leuchtschiff festmachen können.

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CARINA vor dem Leuchtschiff in der Haslar Marina / Gosport

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In Gosport/Portsmouth gibt es einen guten großen Supermarkt in dem wir uns verproviantieren. Anschließend sitzen wir im Restaurant des Leuchtschiffes, essen "Ripperl" auf englische Art (ganz köstlich und empfehlenswert) und genießen den Blick auf den Spinnakertower der seine Farben von blau nach rosa, gelb und weiß wechselt. Davor passieren die großen Fähren die uns schon hinüber nach Cherbourg und auf die Kanalinseln vorausfahren.

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Blick vom Leuchtschiff auf den Spinnaker-Tower in Portsmouth

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Dienstag 21.08.2012

böige Überfahrt nach Yarmouth - Isle of Wight (19 sm)

Der heutige Tag beginnt bedeutend windiger - SW 4-5 Bft leider gegen die Strömung. In diesem schmalen Stück des Solents muss man jedoch mit der Strömung gehen, da man bei bis zu 5 kn Gegenströumung und Gegenwind rückwärts segeln würde. So beginnt auch diese Tour erst wieder gegen Mittag als die Strömung nach SW zu setzen beginnt. Aus den 10 sm nach Yarmouth wird eine mühselige 19 sm lange Kreuz, bei dem uns Böen bis zu 7 Bft das Leben zusätzlich erschweren.
Im Hafen von Yarmouth haben wir Glück und können an einen "Walk-on-Pontoon" also einen Steg von dem aus man Landzugang hat. Allerdings müssen wir wieder mal ins Päckchen und liegen in 3. Reihe außen.


Mittwoch 22.08.2012 - Vorbereitung auf die Kanalüberquerung


In Yarmouth wollen wir an diesem Tag nochmal alles "ship-shape" machen, uns entspannen und auf die nächtlich beginnende Kanalüberquerung vorbereiten.

Am Morgen will der innen liegende Katamaran raus. Das heißt wir beiden außenliegenden Schiffe müssen ebenfalls ablegen um anschließend wieder ein neues Päckchen zu bilden. Also erst mal Lagebesprechung: wie der riesige Katamaran aus der engen Lücke rauskommen will (vor und hinter ihm sind ebenfalls 3er-Päckchen), in welche Richtung wir außenliegenden wegfahren um Platz zu machen und in welcher Reihenfolge wir wieder ein Päckchen bilden werden. Das ist immer eine sehr gesellige und unterhaltsame Angelegenheit bei der man oft neue Freundschaften knüpft. Der Katamaran ist zu groß - das Päckchen vor uns muss ebenfalls aufgelöst werden und der Hafenmeister hilft mit seinem Boot dem Katamaran und bugsiert ihn aus der engen Lücke.
Ich entdecke ein günstiges Plätzchen am Ende des äußeren Schwimmsteges von dem aus wir nachts leicht ablegen können ohne den gesamten Hafen aufzuwecken, und mache dort mit Einverständnis des Hafenmeisters fest. Da wir bereits in der Nacht aufbrechen wollen, schenkt uns der Hafenmeister die Liegegebühr für den kompletten zweiten Tag.
Alex fühlt sich unwohl und beschließt nicht mit uns über den Ärmelkanal zu segeln. Er packt seine Sachen und verlässt mittags das Schiff. Er fährt nach London zurück um von dort aus nach Hause zu fliegen.
Bruni und ich treffen die letzten Vorbereitungen: Wir richten Brote, Obst, Kräcker und Tee für die Überfahrt, checken nochmal das Schiff komplett, prägen uns die Leuchtfeuer gut ein nach denen wird uns im Dunkeln orientieren müssen um durch die Engstelle zwischen Hurst Castle, den Needles und den Kiesbänken hindurch in freies Gewässer zu steuern. Der Passage-Plan liegt bereit mit den sorgfältig gezeichneten und berechneten Stromdreiecken. Ich gehe von einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 kn aus und rechne mit 16 Std Überfahrt.
Die Abfahrtszeit richtet sich wieder mal nach der Strömung, die an der Einfahrt in den Needles-Kanal besonders stark ist und gefährliche Brecher auf den flachen Kiesbänken verursacht. Wir müssen deshalb zwischen 02:00 und 03:00 nachts los. So kommen wir noch bei Tageslicht in Cherbourg an. Würden wir die Tagvarainte für die Abfahrt wählen, würden wir nachts die Schifffahrtsstrasse kreuzen müssen und kämen im Dunklen in Cherbourg an. Ich entscheide mich dafür die Dunkelheit für die Strecke zu nutzen die mir bereits bekannt und vertraut ist (also den Needles-Kanal) und lieber bei Tag in fremden Gewässern unterwegs zu sein.
Vor dieser Überfahrt hatten wir beide lange Zeit ein wenig Angst. Die bereits viele Wochen vor dem Urlaub eingesetzte Anspannung, Aufregung und Nervosität weicht jetzt einer unglaublichen inneren Ruhe und der Gewissheit dass wir gut vorbereitet sind. Wir fühlen uns bereit für die Querung des Kanals und gönnen uns noch einen letzten Spaziergang und einen Drink in Yarmouth um vom liebgewonnenen England endgültig Abschied zu nehmen. Um 22:00 Uhr kriechen wir in die Kojen.

Donnerstag 23.08.2012 - Überquerung des Ärmelkanals (85 sm)


Um 01:00 nachts klingelt der Wecker - aufstehen!! Um 02:30 wollen wir los.
Zuvor gibt es aber noch in aller Ruhe einen Kaffee und ein Frühstück - wer weiß wann wir das nächste Mal was essen können.
Bruni und ich gehen noch mal die Liste der Leuchtfeuer durch und prägen uns die Kennungen und die Kurse von einem zum nächsten gut ein, so dass wir uns voll auf die Fahrt konzentrieren können. Ich hatte am Vortag je Stunde ein Stromdreieck gezeichnet für eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 4 kn. Der Kurs über den Kanal wird für die gesamte Strecke 190° betragen, denn die Strömung wird uns erst  westwärts, dann ostwärts und am Schluss wieder westwärts versetzen, so dass wir am Ende eigentlich wieder in der Mitte landen sollten.
Ich starte den Motor während Bruni sich leise über das Nachbarschiff schleicht um die Landleinen zu lösen. Beinahe hätte Sie das falsche Schiff vor uns losgebunden. In der Dunkelheit der mondlosen Nacht ist das gar nicht so einfach. Wieder zurück an Bord lösen wir uns aus dem Päckchen, verstauen noch im Hafenbecken Fender und Leinen und motoren dann durch die Hafenausfahrt in die Dunkelheit. Wir sind warm eingepackt mit langer Unterwäsche, mehreren Fleecepullovern und Jacken. Beide tragen wir Rettungswesten und sind eingepickt. Zusätzlich haben wir die Epirb griffbereit und schauen uns die Augen aus um die überall blinkenden Lichter voneinander zu unterscheiden. Hinter uns an sicherer Stelle steht der Eimer in dem wir ein paar Brote, Wasser und Tee griffbereit haben. Für alle Fälle haben wir jeder ein Tütchen in der Jackentasche, falls wir seekrank werden.

Ein weiteres Segelschiff erscheint das den selben Kurs einschlägt wie wir. Es ist spannend! Am Hurst-Castle vorbei können wir das Needles Lighthouse erkennen und folgen dessen roten Sektor. Im Needleskanal ist das Meer unruhig und die Wellen kurz und ungewohnt hoch. An der Bridge, der Tonne die uns sicher hinter den Felsen in das offene Gewässer hinausleitet gehen auf Kurs 190° - die Wellen werden länger und ruhiger. Bruni schlägt sich tapfer.

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Die Sonne geht auf und wir können noch bis ca. 08:00 morgens die Isle of Wight am Horizont sehen. Als die Insel am Horizont verschwindet, verschwindet auch Bruni - nach unten in den Salon - denn jetzt auf dem offenen Meer ohne Land in Sicht hat sie leider die Seekrankheit ereilt. Ganz elend und zum Erbarmen verbringt sie den gesamten Tag dort unten.

Ab jetzt bin ich auf mich selbst gestellt. Es wird eine lange anstrengende Überfahrt werden, aber ich bin mir ganz sicher dass ich es schaffen werde.

Der Wind kommt idealerweise von Westen mit nur 2 - 3 Bft. Das reicht für die nur 3,5 t schwere Carina um unter vollen Segeln und bei strahlendem Sonnenschein 5 kn Fahrt zu machen. Die Strömung versetzt uns weit nach Westen, weg von der Kurslinie in der Seekarte und verleitet gegenan zu steuern. Immer wieder rufe ich mir die Stromdreiecke ins Gedächtnis um der Versuchung zu widerstehen. Würde ich nachgeben, müsste ich nach der Hälfte der Strecke wieder in die andere Richtung gegensteuern was ja keinen Sinn macht.

Ich bin froh dass ich mir die gesamte Strecke gut eingeprägt habe und im Cockpit Getränke und Brotzeit parat liegen habe, denn ich kann die Pinne nicht verlassen. Der Autopilot funktioniert leider nicht. Ich hatte ihn vorher nicht überprüft, da er die letzten Jahre problemlos gearbeitet hatte, aber jetzt wo ich ihn brauchen könnte, da ich auf mich alleine angewiesen bin, streikt der Kompass des Autopiloten - er zeigt immer den selben Kurs an, egal wohin ich steuere. Wahrscheinlich ein lockeres Kabel, aber alleine steuern, Ausguck halten und gleichzeitig an der Elektrik rumbasteln, das geht jetzt auf See nicht. Darum kann ich mich erst kümmern wenn ich angekommen bin. Inzwischen sitze ich seit 6 Stunden am Steuer und habe noch mindestens 11 Stunden vor mir. Mit Bruni's Unterstützung rechne ich nicht mehr, denn der geht es richtig schlecht. Dass Bruni seekrank werden könnte damit habe ich eigentlich gerechnet, dass der Autopilot mich in Stich lässt hätte ich nicht erwartet.

Trotzdem genieße ich den Tag. Die Segel stehen optimal und CARINA hält den Kurs fast von selbst, so leicht liegt die Pinne in meiner Hand. Am frühen Nachmittag schläft der Wind komplett ein und ich muss die Genua wegnehmen. Unter Motor mit dem Groß als Stützsegel steuere ich auf die Schifffahrtslinien zu. Wie Perlen an einer Schnur ziehen die großen Tanker und Containerschiffe von Ost nach West vor mir vorbei. Zwischen ihnen durchzukommen hatte ich mir schwieriger und aufregender vorgestellt. Aber die Sicht ist gut und der Abstand zwischen den Schiffen groß genug um mit Leichtigkeit zwischen ihnen zu passieren. Nachdem ich die westwärts ziehenden Schiffe hinter mir habe erscheint vor mir die ostwärtige Schifffahrtslinie - diesmal etwas dichter, aber immer noch mit genügend Raum um problemlos und ohne große Berechnungen dazwischen zu queren. Eines der Containerschiffe, ändert meinetwegen seinen Kurs um mir die Querung zu erleichtern. Kaum vorbei, geht es wieder auf den alten Kurs.

Es wird dunstig, die Sicht schlechter. Immer noch kann man im Funk die englischen Küstenwachen empfangen, die vor einem heranziehenden Sturmtief warnen. Den Wetterbericht der französischen Küstenwachen verstehe ich leider kaum, da diese ausschließlich auf französisch ausgestrahlt werden. Mich beunruhigt dies nicht, denn bis das Tief soweit nach Südosten vorgedrungen ist, werde ich längst Cherbourg erreicht haben. Die Stimmung auf dem Meer entspricht der "klassischen Ruhe vor dem Sturm". Kein Lüftchen regt sich, das Meer ist glatt wie ein Spiegel. Am Horizont erscheint im Dunst die französische Küste. Ich stoppe das Schiff auf, tausche die englische Gastlandflagge gegen die französische, mach wieder mal einen Logbucheintrag und präg mir nochmal die Ansteuerung von Cherbourg gut ein. In 2 - 3 Stunden sollte ich da sein. Bisher sind meine Strömungs- und Kursberechnungen und auch die geplanten Zeiten exakt aufgegangen. Das beruhigt mich ungemein, denn hier vor der Küste habe ich wieder mit 4 - 5 kn Querströmung zu rechnen, was mich lt. meinen Berechnungen genau vor die Hafeneinfahrt bringen sollte.
Um 17:00 steht auf einmal Bruni im Cockpit - wieder topfit - die Seekrankheit war überstanden. Ich bin froh dass es ihr wieder gut geht und dankbar dass sie mich in den letzen beiden Stunden ein wenig ablösen kann, denn inzwischen bin ich wirklich totmüde. Allein ihre Gesellschaft und ein wenig Geplauder machen mich wieder munter, so dass wir gemeinsam die letzten Meilen nach Cherbourg schaffen. Als wir nach 85 zurückgelegten Seemeilen um 20:00 den äußeren Hafen passieren wird es bereits dämmrig. Die Marina die ich über Funk rufe, antwortet mir nicht. Also fahren wir einfach hinein und nehmen den nächstbesten freien Platz (den eines Dauerliegers wie wir am nächsten Tag erfahren sollten). Wir sind froh und stolz die Kanalüberquerung ohne Probleme unter so einfachen Bedingungen geschafft zu haben und begießen das mit einer guten Flasche Rotwein. Danach falle ich ziemlich erschöpft ins Bett und schlafe bis mich am nächsten Morgen ein Klopfen am Rumpf aufweckt. Das Marinapersonal kommt zur Begrüßung und für die Anmeldeformalitäten.

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Erika (links) Bruni (rechts) freuen sich über die gelungene Kanalüberquerung

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Wir waren sehr verwundert dass es hier so früh dunkel wurde und das Marinabüro am Vorabend nicht mehr besetzt war. Aber jetzt ist uns alles klar. Wir sind wieder auf dem Kontinent, und dort ist es bereits eine Stunde später. Ich hatte vergessen von BST (Britisch Summertime) auf MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) umzurechnen.


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Freitag 24.08 bis Sonntag 25.08 -  Sturm abwettern in Cherbourg


Der Freitag war zum Erholen von der für mich doch recht anstrengenden Überfahrt reserviert. Am Samstag sollte es eigentlich weitergehen nach Alderney.

Diesen Plan ändern wir noch am Freitag der uns heftige Regengüsse beschert. Der Wetterbericht kündet Sturm an, der uns in der Freitagnacht erreicht und bis Sonntag früh anhält. Außer dem heulenden Wind in den Wanten, merken wir hier nicht viel davon. Die Marina ist durch 2 davorliegende Hafenbecken mit riesigen Wellenbrechern bestens geschützt. Bei Ebbe bieten die dann ca 7 m hohen Hafenmauern rundherum guten Windschutz. Zwischen den Regenperioden gibt es immer wieder mal kurze Sonnenabschnitte in denen wir Cherbourg erkunden.

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Cherbourg - Marina Chantereyne ca 2 Std. vor Hochwasser
derzeitiger Tidenhub ca. 5m

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Auf den ersten Blick, von See kommend, wirkt Cherbourg eher abschreckend. Industrie - Beton - sehr ungastlich - eine riesige moderne Marina. An die Marina grenzt jedoch ein schöner kleiner Park mit üppigen Blüten und Palmen durch den man in die sehr hübsche Altstadt von Cherbourg gelangt. Alte Steinhäuser, hübsche Läden, Boulangerien mit Croissants, Baguette und Tartes, Boucherien mit köstlichen Pasteten, Käseläden - Schlemmerland pur.

Die Regenphasen nutzen wir zum Wäschewaschen (Waschsalon in der Marina) Schiff aufräumen und um den wieder mal sehr aufwändigen Passageplan nach Alderney auszuarbeiten.

Um nach Alderney, der kleinsten und nördlichsten der Kanalinseln, zu kommen muss man das gefürchtete Cape de la Hague und das Alderney-Race berücksichtigen. Wir haben Springzeit. Das heißt uns erwartet eine Strömung von 8 kn im Alderney Race. Wenn man hier nicht genau plant und zur falschen Zeit mit unzureichend Abstand passiert wird man von der Strömung durch den Engpass zwischen dem französischen Festland und der Insel hindurchgesaugt. Dann bleibt als einzige Alternative die 30 sm nach Guernsey weiterzusegeln, da man gegen diese Strömung keine Chance hat. Zusätzlich muss man den richtigen Zeitpunkt wählen um auf Alderney in den Braye-Harbour einzulaufen, da einen dort ebenfalls eine starke Strömung erfassen und an der Einfahrt vorbeitreiben könnte. Dann landet man in der "Swinge", der westlichen Passage die noch gefürchteter und gefährlicher ist als das Alderney Race. In beiden Passagen warten unzählige Riffs auf die man getrieben werden kann und stark brechende Seen, bei Wind gegen die Gezeit - und den hat man fast immer. Denn hier herrschen West- und Südwestwind vor. Nordostwind (der bei einer südwärtigen Passage mit der Strömung wehen würde) ist nur an wenigen Tagen im Jahr zu erwarten. Die langwierige und sorgfältige Planung mit Hilfe von Gezeitentafeln und Strömungsatlanten, unzähligen gezeichneten Stromdreiecken ergibt wieder mal einen nächtlichen Abfahrtszeitpunkt. Also muss auch wieder eine Zeichnung und Tabelle der Leuchtfeuer erstellt werden.


Montag 26.08.2012 - Überfahrt Cherbourg - Alderney (27 sm)


In den frühen Morgenstunden um 04:30 legen wir noch im Dunklen in der Marina von Cherbourg ab. Die Ausfahrt ist relativ einfach und gut betonnt. Wir haben zwar wenig Wind aber es reicht um ohne Motorunterstützung voranzukommen. Nachdem wir den riesigen künstlich angelegten äußeren Hafen hinter uns haben erleben wir einen Bilderbuch-Sonnenaufgang.

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Inzwischen ist es hell geworden, wir segeln an der normannischen Küste entlang westwärts als ein leichter Nieselregen einsetzt, der uns mit den darauffolgenden Sonnenstrahlen einen herrlichen Regenbogen zaubert unter dem wir durchfahren. Der Wind pendelt sich auf 2-3 Bft ein und damit bleiben uns die brechenden Seen am Cape de la Hague erspart.

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Bruni am Steuer

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Die Strömung ins Alderney Race hinein hat noch nicht eingesetzt so dass wir problemlos vom Cape de la Hague nach Alderney hinüberqueren können. Das markante schwarz-weiß gestreifte Mannez-Lighthouse von Alderney kommt in Sicht. Jetzt heißt es wieder aufpassen und vorsichtig navigieren. Unzählige Felsen und starke Strömungswirbel sind zu umfahren. Die Richtfeuer von Braye-Harbour sind gut zu erkennen und leiten uns sicher durch die schmale Zufahrt und bewahren uns vor dem langen versunkenen Wellenbrecher. Um 10:30 erreichen wir den Hafen.

Von Cherbourg nach Alderney waren es 27 sm.

Im Braye-Habour (dem einzigen Hafen von Alderney) gibt es keine Marina - nur den kleinen alten inneren Fischerhafen der aber trockenfällt und damit für uns ausscheidet. Wie in Cherbourg haben wir auch hier 5 m Tidenhub. Die besuchenden Yachten können im Schutz des äußeren langen Wellenbrechers vor Anker gehen oder an einer der ausgelegten Besucherbojen festmachen.

Bruni fischt eine Boje auf an der wir jetzt im starken Schwell schaukeln. Wir wollen uns gerade noch ein Stündchen aufs Ohr legen, als auch schon das Boot des Hafenmeisters längsseits kommt. Freundlich werden wir begrüßt, bekommen einige Prospekte der Insel und ein Anmeldeformular überreicht. Alderney ist ein eigener freier Staat, der zusammen mit Guernsey das Balliwick von Guernsey bildet. Ursprünglich waren die Inseln englisch, wurden aber später freigesprochen. Man muss daher in Alderney oder Guernsey einklarieren. Das geht hier ganz unkompliziert. Man füllt einfach das Formular aus, auf dem man ein paar Angaben zur Crew und zum Schiff mit Heimathafen und Registriernummer machen muss und wirft das Formular bei nächster Gelegenheit in den Briefkasten am Hafenbüro. Die Nacht an der Boje kostet 15,- "Guernsey - Pfund". Die Inseln haben eine eigene Währung und eigene Briefmarken. Beides gilt nur auf den Inseln. Der Wert eines Guernsey-Pfundes entspricht dem eines englischen Pfund. Man kann mit englischen Pfund in Alderney und Guernsey zahlen, aber nicht mit Guernsey-Pfund in England.
Inzwischen zeigt sich die Sonne wieder und wir sind neugierig die Insel zu erkunden. Über Funk rufen wir das Hafentaxi. Ein verwegen aussehender Graubärtiger grinst uns freundlich an, hilft uns beim Einsteigen und fährt erst mal eine Runde rund um die CARINA. Verwundert schauen wir ihn an. Er meint ganz cool - so hätten wir die beste Gelegenheit mal unser Schiff zu fotografieren.

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Hafentaxi im Braye-Harbour auf Alderney - CARINA an der Boje

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Am Dinghy-Steg angekommen fragen wir ihn wie wir wieder zurück zum Schiff kommen. "Ruft mich einfach an" meint er, fügt aber dann verlegen hinzu dass er die Telefonnummer gar nicht weiß unter der wir ihn erreichen könnten. "Macht nix - ihr findet mich schon irgendwo - entweder im Yachtclub oder in irgendeiner Kneipe im Ort". Na, da sind wir mal gespannt ob das funktioniert.
In Alderney ist alles anders - hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Das Geschäft für Bootszubehör und die Werkstatt besteht aus einer winzigen Holzhütte in der ich hinter dem Tresen den verwegenen Wassertaxifahrer wiederfinde. Er ist hier wohl für alles zuständig - Taxi - Shop - Tankstelle .... Er ist untröstlich dass er mir keinen Tipp geben kann was die Ursache meines nicht funktionierenden Autopiloten sein könnte. Ich hatte eher den Eindruck, dass er noch nie einen Autopilot gesehen hatte.

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Braye Harbour / Alderney

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Wir klarieren im Hafenbüro ein, zahlen unsere Liegegebühr und wandern Richtung Hauptort St. Anne. Ein paar Meter hinter dem Hafen stoßen wir auf einen alten Zug.  Er besteht aus einer uralten Lock und ausrangierten  Wagons der Londoner U-Bahn. Er fährt auf die andere Seite der Insel zum Leuchtturm "Mannez" und dem nahegelegenen Fort. Wir haben Glück, in wenigen Minuten fährt er ab (das einzige Mal an diesem Tag). Ob der Zug auch heute noch wieder zurückfährt? Die Fahrkartenverkäuferin im Minibahnhof beruhigt mich - "Ja, ja - der braucht ja nur 10 Min für die Strecke und kehrt nach 10 Min Aufenthalt wieder zurück". Die Insel ist soo winzig! - 10 Min im Schritttempo und wir sind auf der andern Seite. Überall an der Strasse und in den Gärten die wir passieren unterbrechen die Leute ihre Arbeit und winken fröhlich dem Zug nach. Für diese Strecke hätten wir zu Fuß auch nicht länger gebraucht. Hier spielt halt Zeit keine Rolle. Der Minizug mit 3 Wagons, der nur 2x Sonntags und an Feiertagen fährt beschäftigt 5 ! Personen. 2 Lokführer, 2 Schaffner und eine Fahrkartenverkäuferin, die alle 5 gleichzeitig anwesend sind und sich um die ca 15 Fahrgäste kümmern. Der Zugführer, im Blaumann sitzt mit dem Rücken an den Wagon gelehnt auf dem Boden und schleckt an einem Eis, die Schaffner plaudern fröhlich mit den Besuchern - man fühlt sich in eine andere Zeit versetzt.

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Wir wandern nach St.Anne der Hauptstadt (oder dem Haupt"dorf"?) ca. 15 Min den Berg hinauf. Alles scheint verschlafen - auch die Lokale haben geschlossen. Es ist 17:00 und wie wir später erfahren werden Feiertag. Wir wandern ans Ende der Insel bewundern die Steilküste und werfen einen Blick in die gefürchtete Swinge (die westliche Passage die an Alderney vorbeiführt). Wir bleiben bei unserem Plan die östliche Passage, das Alderney Race zu nehmen.
Bruni entdeckt ein wunderschönes Lokal mit traumhaftem Garten in dem wir ganz fürstlich zu Abend essen.

Bis wir zurück im Hafen sind ist es 21:00 Uhr, dunkel und es regnet in Strömen. Kein Wassertaxi weit und breit und der Graubärtige ist in keiner Kneipe zu finden. Wir fragen an der Theke einer Bar nach ihm. Man drückt uns ein Telefon in die Hand und weist auf einen Zettel an der Wand auf der die Telefonnummer steht. Eine Frauenstimme meldet sich und versichert uns sie sei schon da und warte am Steg. Schichtwechsel - der Graubärtig hat schon frei - sie übernimmt die Spätschicht.


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Dienstag 27.08.2012  Alderney Race und Passage nach Guernsey (30 sm)


Der Wetterbericht meldet ab Mittwoch Südwestwind der Stärke 6-7. Das sind ganz schlechte Bedingungen für das Alderney Race, d.h. es ist nicht passierbar. Deshalb beschließen wir noch die leichten Westwinde zu nutzen und verlassen bereits am Dienstag Morgen Alderney.

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Alderney - Lighthouse

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Mir ist schon etwas mulmig zu Mute, denn das Alderney Race gehört zu den schwierigsten Passagen der Welt. Wieder ist der Segelplan sorgfältig ausgearbeitet um die schlimmsten Stellen an denen hohe Wellen und brechende Seen zu erwarten sind so weit wie möglich zu umgehen. Es beginnt alles ganz ruhig und relaxt. Das Meer scheint ruhig zu sein. Wir schleichen uns an den Felsen entlang hinaus ins Race. Die Spannung steigt, nur noch 1 sm dann kommen die ersten Races und Eddies. Kurze steile Wellen bilden sich, das Meer schäumt, unweit an steuerbord ragen bedrohliche Felsen aus dem Meer. Die Strömung setzt uns in Richtung der Felsen. Laut Karte müssten wir gleich durch sein, durch dieses Stück und wir beruhigen uns gegenseitig, dass dann das Schlimmste geschafft sei. Weit gefehlt!! Jetzt ging es erst richtig los. Die Wellen wurden höher und höher und kamen quer. Wir klammern uns an die Reling und ich versuche die Wellen auszusteuern, was es fast unmöglich macht den Kurs zu halten. Die Felsen kommen bedrohlich näher und ich spekuliere ob ich an ihnen vorbeikommen werde oder ob uns die Strömung darauf treibt. Ich kämpfe verzweifelt mit den Wellen und der Strömung und versuche mir auszurechnen wie lange die Küstenwache vom Braye-Harbour bis zu uns brauchen würde falls wir es nicht schaffen und wann der Moment erreicht ist an dem ich ein PAN PAN über den Funk absenden muss. Unendlich langsam, Zentimeter für Zentimeter ziehen die Felsen an uns vorbei. Ein paar Minuten noch und ich hätte tatsächlich ein MAYDAY gefunkt. Das war wirklich knapp, aber die Berechnung des Hafenhandbuches aus dem ich die Kurse und Positionen übernommen hatte gingen tatsächlich auf. Es hätte ohnehin keine alternative Strecke gegeben. Ich bin heilfroh als wir die Insel und ihre Felsausläufer endlich hinter uns haben.

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 im Aldernay Race

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Das Meer jedoch wird nicht ruhiger. Die Wellen scheinen noch höher zu werden. Wir trauen uns immer noch nicht die Segel zu setzen, da wir sonst unsere sicheren Positionen aufgeben müssten. Wir hatten beim Auslaufen vergessen die Lifelines mit raus zu nehmen. Ich konnte die Pinne nicht verlassen und Bruni hinunterzuklettern zu lassen wäre jetzt zu gefährlich gewesen. Also blieb nur "gut festhalten - nicht auslassen und die sichere Position im Cockpit nicht verlassen". Allmählich kommen die kleinen Insel Sark und Herm in Sicht und dahinter Guernsey. Die Sonne kommt wieder, das Meer wird etwas ruhiger und endlich können wir die Segel wieder hochziehen.

Wir nehmen die Passage des "Big Russel" zwischen Herm und Sark hindurch. Die ist zwar ein kleiner Umweg aber dafür breiter und mit weniger Felsen gespickt als der "Little Russel". Sark mit seiner Steilküste und Herm mit ausgedehntem goldenem Sandstrand glänzen in der Sonne. An der letzten Wendemarke bevor wir St. Peter Port auf Guernsey ansteuern gibt es noch einige Strömungseddies aber dann ist es geschafft. Ganz ruhig segeln wir nach 30 sm auf das alte Castle Cornet und den Leuchtturm der Hafeneinfahrt zu.

Wir steuern gleich erst mal die Tankstelle an - gerade noch rechtzeitig bevor sie schließt. Diesel ist billig hier, 0,74 Pfund der Liter (= 0,90 €). Bisher haben wir 35 l Diesel verfahren. Ich bin sehr zufrieden mit meinem 23 Jahre alten 16 PS - Yanmar. Immerhin haben wir inzwischen 180 sm zurückgelegt von denen wir mangels Wind und knappen Gezeiten-Zeitfenster ca 1/3 motoren mussten.
Der Pegel an der Marinaeinfahrt zeigt noch 2 m über dem Sill an, so dass wir noch in die geschützte Victoria-Marina einlaufen können, denn der Hafenbereich vor der Einfahrt und an der Tankstelle fällt bei Ebbe trocken. Wir haben Spring und einen Gezeiten-Koeffizienten von 110 (das bedeutet sehr hohe Hochwasser und sehr niedrige Niedrigwasser) bei einem Tidenhub von 9 Metern.

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Victoria Marina in St.Peter Port/Guernsey bei Hockwasser (oben)

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und 4 Stunden später, 2 Std vor Niedrigwasser (unten)

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Dementsprechend starke Strömungen haben wir auch in der sehr engen Marina die uns zusammen mit seitlichem Wind das Anlegen erschweren und mir das Heck vertreiben. Zum Glück kommt gerade ein Nachbar zurück zum Boot und geht uns zur Hand.


Mittwoch bis Freitag 31.08.2012 - Guernsey-Tage

Wir werden die restlichen Tage bis zu Brunis Heimflug, auf Guernsey verbringen. Das Wetter ist wieder sommerlich heiß und die Sonne scheint den ganzen Tag.
St. Peter Port ist ein hübscher sehr lebendiger aber auch touristischer Ort. Es gibt alle Arten von Geschäften, vom Bäcker bis zur Nobelboutique und jede Menge Lokale. Ein ganz besonders hübsches ist die Library-Bar, eine alte Bibliothek mit uralten Büchern in den  Regalen und kleinen Tischchen dazwischen an denen man seinen Tee oder Kaffe trinken, ein Buch lesen und die Welt da draußen vergessen kann. Es wird mein absolutes Lieblingslokal.

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Blick auf St. Peter Port/Guernsey mit der Insel Sark im Hintergrund

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Für den Donnerstag haben wir uns die Umrundung von Guernsey mit dem Linienbus und eine Küsten-Wanderung an der Südküste vorgenommen.
Die Buslinie 7 fährt alle halbe Stunde ab dem Busbahnhof im Uhrzeigersinn einmal rund um die Insel. Die Linie 7a fährt die selbe Strecke in der Gegenrichtung.
Busfahren ist kostenlos für Rentner (Bewohner von Guernsey). Alle anderen zahlen

1 Pfund, egal wie weit sie fahren. Wir kaufen ein Ticket für 1 Pfund und fahren nach Forest (eine Station vor dem Flughafen). Dort beginnt unsere Wanderung, vorbei an kleinen alten Häuschen mit steinernen Hexenbankerln im Garten die aussehen wie überdimensional große Pilze. Das war früher so Brauch, damit sich die Hexen auf das Bankerl setzen können und nicht über den Kamin ins Haus kommen.
In La Gouffre, machen wir in einem hübschen kleinen Cafe mit Traumaussicht auf das Meer eine Kaffeepause. Dann geht es auf einem kleinen Küstenpfad die Steilküste entlang. Wir schauen tief hinunter in sandige kleine Buchten und über das weite Meer das in der Sonne glitzert. Die zerklüftete Küste ist beeindruckend, genauso wie die Vegetation hier.

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Guernsey - Südküste

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Alles wächst und blüht wild durcheinander. Wir steigen hinunter in die Bucht von Petit Bot Bay, zu einem weißen Sandstrand umrahmt von riesigen Granitfelsen, Schluchten und Höhlen.

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Guernsey - Petit Bot Bay

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Durch dichten Wald geht es zurück zum Ausgangspunkt von wo aus wir wieder in den Bus steigen. Entlang der steilen Südküste führt die Strasse durch Dörfer und über Wiesen bis wir die Westküste erreichen. Diese ist flach mit meilenlangen Sandstränden über die riesige Felsbrocken verstreut liegen und sich weit ins Meer hinaus erstrecken, als wenn ein Riese eine Hand voll Riesen-Kieselsteinen verstreut hätte. Zwischen den Felsen schaukeln Boote an Bojen oder am Anker. Mir ist schleierhaft wie die den Weg zwischen den Felsen dorthin gefunden haben können.
Die Nordseite ist mehr dünenartig und beherbergt einen schönen Golfplatz. An der Ostseite haben sich die größeren Städte und Häfen wie Gorey, St. Sampson und St. Peter Port angesiedelt.
Am Abend feiern wir Abschied im unscheinbaren "Boathouse" direkt an der Marina, das aber ein sehr empfehlenswertes, äußerst hübsches, Lokal beherbergt.
Freitag morgens bringe ich Bruni zum Bus, der sie zum Flughafen bringen wird. Sie wird von Guernsey aus mit "Flybe" zurück nach London fliegen und von dort zurück nach München.

Ich bin also jetzt alleine, putze das Boot gründlich, wasche und trockne die Teppiche und und die Polster der Vorkabine, die auf der Überfahrt von Alderney ein wenig Salzwasser abbekommen hatten, da wir vergessen hatten den "Solarvent" zu schließen. Dann mache ich das Boot klar für die nächste Crew. Die sollte planmäßig morgen Abend in Jersey eintreffen.
Das bedeutet für mich dass ich morgen alleine nach Jersey weiter segeln werde.
Ich gehe noch einkaufen, um auch eine kleine Brotzeit und einen Willkommenstrunk an Bord zu haben wenn Silke  & Charly ankommen. Anschließend will ich in der Tourist-Info, in der es freien Internetzugang gibt, noch ein Mail an die beiden schreiben wann ich in Jersey ankommen werde und in welcher Marina sie mich finden. Dazu kommt es jedoch gar nicht mehr. Mit Schrecken lese ich dass Silke krank ist und sie frühestens am Dienstagabend in St. Malo und somit erst Mittwoch in Jersey sein können.
Das bringt meinen Zeitplan komplett durcheinander. Ich muss nachdenken und wandere zurück zum Schiff um neue Pläne zu schmieden. Ich beschließe erst mal die 30 sm nach Jersey zu segeln um zu sehen wie es mir alleine ergeht um dann in Jersey zu entscheiden ob ich alleine weiter nach St. Malo segeln werde oder in Jersey warte.

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Samstag 01.09.2012
Singlehanded von Guernsey nach Jersey (30 sm)

Zum Glück sind die Boote am Steg hinter mir bereits gestern weitergezogen, so dass ich jetzt zum (alleine) Ablegen etwas mehr Raum zum Manövrieren habe. Ich kann meine Passage nach Jersey erst mittags (bei Niedrigwasser!) starten, da ich nur ein paar Stunden rund um Hochwasser habe um in die St. Helier-Marina auf Jersey einzulaufen. Jersey hat zur Zeit 11 m Tidenhub. Hochwasser ist dort am Abend. Das Sill in St. Peter Port, wo ich jetzt gerade bin, muss ich aber spätestens bis um 09:00 morgens passiert haben, sonst komme ich hier nicht mehr vor dem Abend raus.
Ich verlege also die CARINA morgens um 08:00 in den äußeren Hafen an den Wartesteg um dort auf den geplanten Abfahrtszeitpunkt um Mittag herum (bei Niedrigwasser) zu warten.
Um 11:30 wird mir die Warterei zu dumm und das Wasser allmählich zu wenig. Also lege ich ab.


Leinen los - auf nach Jersey!


Die Ausfahrt von Guernsey und die Überfahrt nach Jersey birgt keine Gefahren. Der Wind, aus Nordwest kommend, ist günstig und ich kann die gesamte Strecke unter blauem Himmel mit 6 kn segeln. Erst an der Südwestspitze von Jersey muss ich wieder sehr gut aufpassen. Am Cape Corbiere habe ich wieder mit sehr starken Strömungen und vielen Riffs zu kämpfen. Die Strömung versetzt mich weiter südlich als geplant, was aber nicht schlimm ist, da die Gefahren alle nordöstlich von mir liegen. Aber es kostet mich eine geschlagene Stunde extra um endlich an die Tonne des "Passage Rock" zu kommen an der die schmale Passage entlang der Küste zwischen all den Untiefen und Felsen beginnt. Jerseys Südküste mit goldgelben sandigen Buchten zwischen den dramatischen Felsen der Steilküste begeistert mich. Jetzt muss ich mich aber auf die Zufahrt zum Hafen konzentrieren. Vorbei am Elisabeth Castle wird es sehr eng und ich muss aufpassen ob Fähren aus dem Hafen kommen. Die kann man erst sehen wenn sie schon um die Ecke rum sind und somit direkt vor einem stehen, denn die hohen Hafenmauern verhindern jede Sicht. Deshalb ist es hier Vorschrift auf Kanal 12 das Verkehrsleitsystem (TTS) abzuhören.
Die Hafeneinfahrt ist schwer zu erkennen und etwas verwirrend, denn Marinas, Fährhafen, Vorhafen alles ist total verschachtelt und die Zufahrten eng und schwer zu unterscheiden. Im geräumigen Vorhafen angelangt habe ich genügend Platz um in Ruhe meine Leinen und Fender zu richten. Der Wartesteg an dem ich eigentlich über Nacht bleiben wollte ist gesteckt voll. Keines der Boote scheint bemannt um ins Päckchen zu gehen. Das erspar ich mir dann lieber. Alleine an einem anderen Schiff festzumachen ist sehr schwierig.

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Jersey - Innerer Vorhafen

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Also rufe ich das TTS (Verkehrsleitsystem) auf Kanal 12, da diese zu den Marinabüros (die keinen Funk benützen) Kontakt aufnehmen können um mir einen Liegeplatz zuzuweisen. Das TTS vertröstet mich - ich soll in einer halben Stunde wieder anrufen - sie haben jetzt keine Zeit für mich - ein großes Schiff kommt gerade herein um das sie sich kümmern müssen. Solange will ich nicht warten. Die elektronische Anzeige über dem Sill an der Marinaeinfahrt zeigt 7,80 m. Ich fahre einfach hinein und nehme den erst besten Liegeplatz gleich an der Einfahrt. Von hier kann ich wunderschön das Kommen und Gehen in der Marina und rasch wechselnden Wasserstand beobachten. Innerhalb einer Stunde fällt bzw. steigt das Wasser um 1 1/2 m. Faszinierend!
Der Liegeplatz, den ich belege ist allerdings ein wenig groß für die kleine CARINA. Sie wirkt mit ihren 30 Fuss ziemlich verloren an diesem geräumigen Fingerpontoon zwischen all den Motor- und Segelyachten die sich in der Größenordnung 45 - 54 Fuss bewegen. Der Hafenmeister meint, eigentlich müsste ich an den Besuchersteg ans andere Ende der Marina wechseln, da ich aber singelhanded unterwegs bin darf ich bleiben wo ich bin. Ich bin sehr dankbar dafür, denn alleine anlegen ist jedesmal eine Herausforderung. Es ist hier nicht üblich, dass jemand am Steg steht und die Leinen nimmt. Das muss man alles alleine machen und vor allem muss man schnell sein. Hinfahren - Schiff aufstoppen - runterhüpfen - eine Leine festmachen - wieder zurück aufs Schiff, die zweite Leine holen - wieder runter hüpfen festmachen - und dann ist das Gröbste geschafft - das restliche Feintunig ist dann einfach. Das Hauptproblem in den Gezeitenrevieren beim alleine festmachen sind die Strömungen, die auch in den Marinas oft 3 kn erreichen. Wenn dann noch Seitenwind dazukommt wird es richtig spannend!
Die 30 sm von Guernsey nach Jersey sind problemlos und sehr entspannend verlaufen. Den Autopilot habe ich in der Zwischenzeit richten können (es war nur ein lockeres Kabel) so dass ich wieder einen zuverlässigen Helfer hatte. Autopiloten werden zum Glück NIE seekrank. Ich konnte diese Überfahrt also absolut genießen und freu mich schon auf die zweite Etappe nach St. Malo die ich ebenfalls wieder alleine segeln werde.

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Sonntag 02.09. Jersey


Den Vormittag verbringe ich mit dem Ausarbeiten des Passageplans nach St. Malo - 40 sm sind das. Auf halbem Weg befinden sich 2 ausgedehnte Riff-Plateus. Das Plateu Les Miniqueurs das bei Hochwasser mit unsichtbaren gefährlichen Felsen knapp unter Wasseroberfläche lauert und bei dem bei Ebbe nur ein paar wenige Felsen hervorspitzen, werde ich westlich umfahren. Nach meinen Berechnungen sollte ich zwischen 18:00 und 19:00 in St. Malo ankommen. Das würde gerade noch reichen um durch die Schleuse in den Stadthafen "Port Vauban" zu kommen. Eigentlich ist St. Malo kein Problem was die Gezeiten betrifft. Hier hat es zwar die höchsten Gezeiten ganz Europas (bis zu 14 m im Extremfall), aber die Marina und der Stadthafen sind bei jedem Gezeitenstand passierbar. Nur die Zufahrt geht wieder mal durch eine schwierige Passage. Ohne besonderen Grund, mehr aus purem Interesse, schaue ich mir auch noch die Leuchtfeuer und deren Kennungen ausführlich an. Dass dies mein Glück sein wird ahne ich jetzt noch nicht.
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Navigation

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Den Nachmittag verbringe ich mit der Erkundung von St. Helier, dem Hafenort von Jersey. Wie Guernsey ist auch Jersey ein eigenständiges unabhängiges Balliwick und hat ebenfalls eine eigene Währung - das "Jersey-Pfund" - gleichwertig mit Guernsey-Pfund und englischem Pfund. Die Einklarierungsprozedur wurde inzwischen abgeschafft.
Der Hafen von St. Helier ist zwar hässlich, aber interessant. Die Stadt ist sehr geschäftig und schön sobald man sich in die zweite Straßenreihe durchgekämpft hat. Zum Elisabeth-Castle kann man bei Ebbe zu Fuß rüberwandern oder sich mit einem der Amphibienfahrzeuge fahren lassen.

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Amphibienfahrzeuge bringen die Besucher zum Elisabeth Castle

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Nachdem ich im Hafenbüro die Marinagebühren bezahlt habe (38 Pfund für 2 Nächte) lasse ich den Abend im Cockpit bei einem Glas Rotwein ausklingen.

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Jerseys felsübersäte Küste bei St. Helier

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Montag 03.09.2012
Überfahrt Jersey nach St.Malo - wieder singlehanded (40 sm)

Um 10:30 verlasse ich die St. Helier Marina. Der Himmel ist grau und sieht bedrohlich aus. Es nieselt leicht. Eigentlich ein Wetter an dem man lieber im Hafen bleiben möchte - aber es hilft nichts - der Plan steht, der Wind ist moderat - ich muss los.
Wie immer, wenn ich alleine segle trage ich meine Rettungsweste, an der ich auch meine Epirb befestigt habe, und bin eingepickt.
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Der Autopilot steuert - der Selbstauslöser fotografiert - gelobt sei die Technik
-ich kann Teekochen gehen
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Der Vormittag bleibt bewölkt und kühl. Der Wind ist konstant so dass ich gleich hinterm Passage Rock wieder die Segel rausholen kann. Das Meer ist heute etwas ruhiger, die Wellen nicht mehr ganz so hoch. Gegen Mittag kann ich die Westkardinaltonne vom Plateau Les Miniqiers erkennen und dahinter ein paar vereinzelte Felsspitzen aus dem Wasser ragen sehen. Das ist schon besorgniserregend, mitten auf dem freien Meer - Jersey ist bereits am Horizont verschwunden - Frankreich noch nicht in Sicht, stehen einfach ein paar Felsklötze rum. Schaurig, wenn man bedenkt, dass man hier ggf. ohne GPS unterwegs sein müsste.
Um 14:00 kämpft sich die Sonne durch die Wolken, der Himmel ist wieder blau - der Wind bläht die Segel und der Autopilot steuert exakt seinen Kurs. Ich habe Zeit für eine Tasse Tee und ein Sandwich und genieße den herrlichen Tag.
Inzwischen hat der Wind etwas nachgelassen und ich mache nur noch 2 1/2 kn Fahrt unter Segel. Eigentlich müsste ich meinen Schnitt von 4 kn halten, aber ich bringe es nicht übers Herz diese herrliche Ruhe mit dem Brummen des Motors zu zerstören und segle gemütlich weiter. St. Malo ist bei jedem Gezeitenstand passierbar - steht im Buch - und das beruhigt mich. Dass allerdings die Sonne hier so schnell untergeht und es um 19:00 als ich die schwierige Ansteuerung von St. Malo erreiche bereits zu dämmern beginnt - das hätte ich nicht gedacht. Die Passage zwischen all den Felsen und Tonnen scheint sich unendlich zu ziehen. Es wird dunkel. Ich bin froh dass ich mir die Leuchtfeuer angeschaut und gut eingeprägt hatte, denn hier in der engen Passage wäre keine Zeit mehr die jetzt erst rauszusuchen.
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Ansteuerung von St.Malo in der Dämmerung

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Im Vorhafen angekommen ist es bereits stockdunkel. Aus der Schleuse kommt gerade ein riesiges Containerschiff und ich ändere meinen Plan. Im Dunklen will ich nicht alleine in die Schleuse. Ich rufe die nebenan liegende Marina "Les Bas Sablons" erhalte aber wie erwartet um diese Zeit keine Antwort mehr. Also wieder mal einfach hinein und den nächstbesten Fingerpontoon ansteuern. Ich springe vom Schiff auf den Finger um die Vorleine festzumachen - der Steg ist so schmal und wackelig dass ich beinahe ins Wasser falle - es gibt keine Klampen sondern nur Bügel was etwas mehr Zeit kostet - wieder zurück aufs Schiff, die nächste Leine holen. Ich krabble mit den Festmachern in der Hand, auf allen Vieren über den Steg um nicht ins Wasser zu fallen - das kostet Zeit - Achterleine holen, festmachen und weiter auf allen Vieren vor und zurück für die Springs. Es ist stockfinster, 20:30 und ich bin fix und fertig als das Schiff endlich fest vertäut am Steg liegt. Es waren nicht die 40 sm die mich so geschafft haben, sondern nur die letzte Stunde der Ansteuerung im Dunklen und vor allem die Krabblerei auf dem Steg beim Festmachen. Eigentlich will ich nur noch meine Ruhe. Es ist inzwischen 21:00 als ich am Handy ein SMS entdecke.
Meine neue Crew (Sike & Charly) ist früher als erwartet bereits in St.Malo angekommen. Da ich mich noch nicht gemeldet hatte (daran war auch kein Denken wenn man eine solche Ansteuerung alleine machen muss) hatten sie sich zum Glück inzwischen in einem Hotel einquartiert und kommen erst morgen zum Frühstück an Bord. Heute hätte ich eh keine Nerven mehr fürs Crew einquartieren gehabt.

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Dienstag 04.09 - St.Malo

Früh morgens marschiere ich los um Seekarten für die östliche Ecke der Nordbretagne zu kaufen. Alle Läden die ich aufsuche haben zwar Karten für den westlichen Teil (die habe ich bereits) aber keine für die Strecke St.Malo bis Paimpol - alles vergriffen. So muss ich mich halt mit der Übersichtskarte und den elektronischen C-Map Karten am Plotter begnügen. Ohne Detailkarten will ich nicht in diesem felsenübersäten Revier unterwegs sein oder gar Ankerplätze anlaufen. Das bedingt die weitere Planung, so dass die nächste Etappe gleich eine lange sein wird - quer durch die Bucht bis hinüber nach St. Quay Portrieux.
Als ich zum Schiff zurückkomme warten am Steg schon Silke & Charly - das war ein Hallo !! - 2 Jahre nicht gesehen - aber es war als hätten wir uns erst gestern getrennt. Es ist so schön wenn liebgewonnene Crew wieder kommt um erneut mit mir auf der CARINA zu segeln. Erst mal aber werden wir in St. Malo bleiben, einquartieren und die schöne alte Stadt besichtigen.
Nach einem gemütlichen gemeinsamen Frühstück an Bord fahren wir erst mal zum Supermarkt um den Proviant wieder aufzustocken. Die Beiden waren mit dem Auto gekommen was das Ganze sehr vereinfacht. So brauchen wir die schweren Flaschen mit dem köstlichen bretonischen Cidre nicht im Rucksack auf dem Buckel nach Hause tragen.
Wir packen auch das Bord-Fahrrad in den Kofferraum, denn Silke hat Probleme mit ihren Füssen und kann zur Zeit nicht weit laufen.
Dank des alten Klappfahrrades, das ich in England für 30,- € erstanden hatte, können wir trotzdem den ganzen Nachmittag durch die Altstadt von St.Malo und über die umliegenden Strände wandern, während Silke auf dem Fahrrad neben uns herfährt.
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Stand vor St. Malo

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Die Altstadt von St.Malo wurde originalgetreu, komplett neu aufgebaut und ist wirklich sehr schön, aber auch voller Touristen - einschließlich uns ;). Wir gönnen uns gleich mal frische Crepes in den Gassen der Altstadt und kaufen anschließend in einem Fischladen "1 kg" Crevetten, die wir uns zum Abendessen an Bord zubereiten wollen.
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Das waren ganz schön viele für 3 Personen aber so köstlich dass wir sie alle verputzt haben, als Beilage zu den Gemüsespagetti.

Mittwoch 05.09.2012 - Mont St. Michelle und St. Servan

Für den Mittwoch haben wir einen Ausflug zum Mont St. Michelle geplant, dem Wahrzeichen der Bretagne, einer gewaltigen Kathedrale umringt von einer Handvoll Häuschen auf einem Felsen mitten im Meer. Über einen Damm kann man zu Fuss hinwandern oder sich mit dem kostenlosen Schuttlebus hin und her fahren lassen.
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Mont St. Michelle

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Wir gehen zu Fuß, Silke fährt wieder mit dem Klappfahrrad. Der Mont St. Michelle sieht schon beeindruckend aus. Am Schönsten ist es wenn man auf ihn zuwandert. Kaum ist man drin, sieht man vor lauter Menschen und Souvenirläden kaum noch was von den schönen alten Häusern in den engen Gassen. Wir klettern gleich mal die steilen Treppchen nach oben - hier ist es etwas ruhiger und man hat einen schönen Blick auf die Kathedrale, über die Dächer und hinaus aufs Watt (wir haben gerade Ebbe). Nach ein paar Stunden, einem Cidre im Cafe und einem "Far Bretonne" (einem köstlichen, typisch bretonischen Kuchen) fahren wir zurück zum Schiff.

Den Abend verbringen wir in St. Servan dem Stadtteil von St. Malo in dem die "Les Bas Sablons Marina" liegt. Wir finden St. Servan, in dem das ganz normale bretonische Leben aktiv ist, mit seinen kleinen Strassen und den typischen Läden viel schöner als St. Malo und den Mont St. Michelle. Es liegt zwischen St. Malo und dem "Riviere Rance" umgeben von Wasser. Nur wenige Touristen verirren sich hierher.
Wir wollen Fischsuppe essen und stehen gerade vor einem Lokal und beratschlagen auf deutsch in welches der beiden zur Auswahl stehenden Fischlokale wir gehen sollen. Da steht von einem Tisch der nebenliegenden Creperie eine Dame auf, kommt auf uns zu und spricht uns in akzentfreiem deutsch an. Sie ist Deutsche und lebt seit 20 Jahren in St. Servan. Sie empfiehlt uns das Bessere der beiden Lokale, das "Atre". Wir haben es nicht bereut auf ihre Empfehlung zu hören. Wir haben sehr stilvoll, hervorragend gespeist und waren von herzlichem Personal umgeben die sich in allen möglichen Sprachen versuchten um uns die Speisenauswahl auf der Karte zu erklären.
Wir erfahren die Franzosen als ganz besonders liebenswürdige hilfsbereite und herzliche Menschen wo auch immer wir hinkommen - allerdings sprechen sie kein deutsch und nur selten oder sehr wenig englisch. Ein paar Brocken französisch sollte man schon können wenn man sich in die Bretagne wagt.


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Donnerstag 06.09.2012 - Überfahrt St. Malo - St. Quay Portrieux (40 sm)

Heut stehen wir schon früh um 07:00 auf. Nach dem Frühstück gibts noch eine kurze Einweisung und dann machen Silke und Charly die Leinen los. Um 09:00 verlassen wir die Bas Les Sablons Marina von St. Servan/St. Malo und nehmen Kurs auf St. Quay Portrieux. Der Wind begnügt sich heute mit 2 Bft und kommt aus W - genau das ist unser Kurs. Bei 2 Bft gegenan zu kreuzen ist ziemlich aussichtslos, vor allem wenn man sich an einen Zeitplan halten muss. Also motoren wir erstmal.
Wir sind noch keine Stunde unterwegs meldet sich Silke - ihr ist unwohl - erste Anzeichen von Seekrankheit. Sie wird (gegen ihren Willen) an die Pinne verbannt. Nach einer halben Stunde hat sie es überstanden und ist wieder fit. Inzwischen fragt Charly welche Schiffseite denn die bessere sei, wenn es ihm schlecht wird - ich drücke ihm schnell ein Tütchen in die Hand dass er auch umgehend nutzt. Charly braucht noch weitere 3 Tüten bis er sich endlich dazu überreden lässt nach unten zu gehen und sich hinzulegen. Dort schläft er schlagartig ein und wird erst wieder wach als wir 8 Stunden später die Einfahrt der Marina von St. Quay Portrieux hinter uns haben.
Oh je, wie soll das noch werden. Heute war das Meer spiegelglatt - keine Wellen, kein Wind, strahlend blauer Himmel und die Mannschaft wird seekrank. Wir werden noch in Regionen kommen in die sich die langen hohen Atlantikwellen vorarbeiten und der Wind wird sicherlich (hoffentlich) auch wieder zurückkehren. Es sieht so aus als wenn ich eine zwar liebenswerte, fitte Landcrew haben werde und die Überfahrten wieder alleine zu meistern hab, wenn die so leicht seekrank werden.

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Silke hat sich dann doch ganz tapfer geschlagen und bis zum Schluss durchgehalten. Sogar das Anlegemanöver will sie mit mir alleine bewältigen - ohne Charly - und sie hat es gut gemacht. Es tat mir leid um Charly, der dieses schöne Wetter und die beeindruckende Küste verpasst hat und ganz elendig da unten lag.
In der Marina die wir nach 10 Stunden Überfahrt (40 sm) um 17:30 erreicht hatten, waren alle wieder sehr schnell fit und gut gelaunt. Auch das Abendessen und der unvermeidliche Cidre hat allen bereits wieder geschmeckt und wurde auch nicht wieder hergegeben ;)


Freitag 07.09.2012 - Erholung für die Crew in St. Quay Portrieux

Ich bin als erste wach - die Crew schläft noch. Ich mach mich mit dem Fahrrad auf den Weg zum Waschhaus und anschließend gleich in die Stadt um Baguette und Croissants fürs Frühstück zu besorgen.
In Portrieux finde ich keine Boulangerie und auch keinen Supermarkt - also radle ich weiter nach St.Quay das mit Portrieux zu einem Doppelort zusammengewachsen ist. Dort finde ich dann auch den ersehnten Bäcker und ein paar Strassen weiter einen pulsierenden Wochenmarkt - Gemüse, Austern, Käse, Schuhe, Krimskrams und Straßenmusikanten schaffen ein typisch französisches Flair. Ich vergesse meine evtl. schon wartende Crew und schlendere durch den Markt - kaufe Gemüse, Obst, Eier und Käse und komme erst nach 2 Stunden wieder zum Schiff zurück. Kaffeegeruch schlägt mir entgegen. Charly hat inzwischen Frühstück angerichtet, Obst fürs Müsli geschnitten und den Tisch gedeckt. Ich reiche ihm die Baguettes und Croissants und wir packen das Müsli wieder weg. Wir warten auf Silke die noch beim Waschen ist. Wir machen uns allmählich Sorgen um sie, solange hat sie noch nie gebraucht. Gerade als ich nach ihr schauen will kommt sie fröhlich an Bord geklettert mit Baguette und Croissants in der Hand. Na ja, lieber doppelt als gar nicht.
St. Quay Portrieux ist berühmt für seine Jakobsmuscheln die man hier überall am Strand finden kann und die eine Spezialität dieser Region sind.

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Strand von St. Quay-Portrieux - Jakobsmuschel

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Am Nachmittag wandern wir über einen schön angelegten Küstenpfad mit fantastischer Aussicht von Portrieux nach St. Quay und suchen dort nach Silke die mit dem Rad einen anderen Weg nehmen musste. Am vereinbarten Treffpunkt war sie versehentlich vorbeigeradelt. Charly ist sichtlich erleichtert als er seine Silke in den Strassen von St. Quay wieder findet.
Morgen wollen wir weiter nach Lezardrieux. Da unser Trinkwasser knapp wird müssen wir noch den Wassertank auffüllen. Wir haben aber keinen passenden Adapter für die hochtechnisch, modernen Wasseranschlüsse hier. Deshalb beginnen Charly und ich mit den Kanistern vom anderen Ende des langen Steges Wasser von den herkömmlichen altmodischen Wasserhähnen herbeizuschleppen.
Ein französischer Bootsnachbar erbarmt sich unser und stellt Charly seinen Schlauch zur Verfügung. Damit ist der Tank schnell voll. Er erzählt Charly (der ganz passabel französisch spricht) dass er schon seit 4 Wochen unterwegs sei - und lt. Charly roch er auch so.
Der Abend beschert uns noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zum Abschied.


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Samstag 08.09.2012  - St. Quay Portrieux - Ankern vor der Ile de Brehat - Lezardrieux und Hafenkino (21 sm)

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Der Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Es ist 07:00 morgens - um 08:00 wollen wir los. Kurz vor 08:00 fällt Nebel ein - er wird dicht und dichter bis man keine 2 Boote mehr weit schauen kann. Auslaufen unter diesen Bedingungen ist unvernünftig und gefährlich. Nahe an der Küste liegt ein grausliges Riff zwischen dem man hindurch muss. Außerdem würden wir andere Boote nicht sehen können, da wir kein Radar haben. Der Nebel scheint alle Geräusche zu schlucken - es herrscht absolute Stille im sonst so geschäftigen Hafen.
Wir warten ... gegen 10:00 wird der Nebel etwas lichter und wir wagen uns hinaus.

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Der Nebel lichtet sich - St.Quay-Portrieux

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Der Plan war, dem Track (am Plotter) zu folgen auf dem wir hineingekommen sind, und wenn es draußen nicht besser oder noch schlechter wird auf demselben Track wieder in den Hafen zurückzukehren.
Wir starten und tasten uns ganz langsam durch die Hafeneinfahrt hinaus - und mit uns noch zahlreiche weitere Yachten und Fischer. Allmählich hebt sich der Nebel und man kann auf dem Wasser die anderen Boote ausmachen und die Umrisse der naheliegenderen Felsen erkennen. Die Sicht ist ausreichend um die Fahrt fortzusetzen. Bis Mittag hat die Sonne den Nebel aufgesogen und wir können uns unbesorgt an die felsenreiche Passage zwischen Paimpol und der Ile de Brehat wagen.
Die heutige Etappe ist relativ kurz (27 sm) und Lezardrieux kann gezeitenunabhängig angelaufen werden. Es bleibt genügend Zeit um uns für mittags einen Ankerplatz in der Guerzido-Bucht der Ile de Brehat zu suchen.

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Guerzido Bucht und La Chambre im Hintergrund - Ile de Brehat

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Umringt von bis zu 5 m hohen Felsen die von Farbe und Form an den Grand Canyon erinnern liegen wir geschützt vor einem Bilderbuchpanorama, machen Brotzeit, dösen, lesen und würden am liebsten ganz hier bleiben. Da ich aber keine Detailkarten für die Ile de Brehat habe und nicht mit Sicherheit weiß ob die Wassertiefe bei Niedrigwasser noch ausreichend sein wird brechen wir um 16:00 bei halber Ebbe wieder auf. Die weitere Strecke ist sehr spannend - ganz schmale Durchfahrten zwischen zahllosen Felsen - z.T. überspült z.T. sichtbar müssen gefunden werden bis wir den Fluss (den Riviere Trieux) erreichen. Hier wird es beschaulich ruhig und sanft. Am Ende kommt noch ein Felsen der 8 m trockenfällt und wie ein Tor die Zufahrt zur den Stegen und Bojen abschirmt. Irgendwie erinnert uns das an das Eiserne Tor an der Donau.
Der Hafenmeister kommt uns schon in einem kleinen Boot entgegen und weist uns einen Platz an einem Fingerpontoon der (äußeren) Tidal-Marina von Lezardrieux zu. Wir haben starken Seitenwind und das Anlegemanöver wird nicht einfach werden. Ich steuere die CARINA wie immer exakt an den Steg, stoppe auf und meine Crew ist flott genug um die Leinen fest zu haben bevor uns der Wind vertreibt. Geschafft. Die Crew war diesmal tapfer - keine Anzeichen von Seekrankheit wobei heute bedeutend mehr Anlass dazu gewesen wäre.
Wir sind alle froh, begießen diesen gelungenen Tag mit einem Glas Cidre im Cockpit und erleben "Hafenkino" vom Feinsten:
"Eine weitere ca 25 Fuss große Segelyacht mit 2 Pärchen an Bord kommt rein und steuert den Finger am Steg hinter uns an. Der Skipper fährt flott und gekonnt mit der Backbordseite exakt an den luvwärtigen Finger (der leewärtige ist ebenfalls frei). Eine der Damen steigt aus, geht mit der Bugleine am Steg nach vorne und wartet dort mit der Leine in der Hand. Das andere Paar sitzt an Deck und schaut. Der Skipper hält sein Steuerrad fest. Der Wind vertreibt in der Zwischenzeit das Heck nach steuerbord. Die Frau mit der Leine in der Hand wartet - die anderen schauen - der Skipper hält immer noch das Steuerrad fest. Das Schiff steht inzwischen quer zwischen den beiden Fingern. Es wäre ein Leichtes gewesen den Bug rüberzuholen und einfach am leewärtigen Finger festzumachen. Stattdessen macht sich Aufregung breit. Nach einigem Palaver macht die Dame am Steg endlich die Leine fest und geht zur Mitte des Fingers. Der Mann auf dem Deck wirft ihr eine weitere Leine zu die sie auffängt. Wir trauen unseren Augen nicht als derselbe Mann auch noch das andere Ende der Leine hinterher wirft. Ratlosigkeit und Palaver an Bord. Der Skipper hält tapfer sein Steuerrad fest. Die zweite Dame ergreift jetzt die Initiative - schickt ihren Mann zur Seite und fängt das andere Ende der Leine das jetzt wieder zurück an Bord geworfen wird. Beide Damen halten jetzt je ein Ende in der Hand und ziehen mit aller Kraft - jede an ihrem Ende. Auf die Idee die Leine über eine Klampe zu legen kommen sie nicht. Kaum ist das Schiff fest verlässt die Crew mit Gepäck fluchtartig das Schiff. Der Skipper hält immer noch sein Steuerrad fest. Wie es sich für einen anständigen Kapitän gehört verlässt er ein wenig später als Letzter das Schiff. Keiner von ihnen ward mehr gesehen bis zur unserer Abreise".

Fürs Abendessen entdecken wir im kleinen Ort Lezardrieux das wohl urigste und bretonischste Lokal der gesamten Reise "Le Moulin du Galette". Ich bestelle "Potee Bretonne" ohne zu wissen was es ist, aber es klingt nach bretonischer Hausmannskost, was der Besitzer auch so bestätigt. Die Fischsuppe als Vorspeise verweigert er mir - das wär zu viel - dass würde ich nicht schaffen - meint er. Und recht hat er. Die "Potee Bretonne" besteht aus einem fetten Wammerl (Bauchspeck) - einer Schweinshaxe, einer fetten Wurst, Kraut und Kartoffen. Geschmacklich sehr gut, aber nicht unbedingt mein Lieblingsessen - Silkes Lamm oder Charlys Fisch wären mir doch lieber gewesen.


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Sonntag 09.09.2012 - von Lezardrieux nach Port Blanc  (30 sm)


Für heute ist die Überfahrt nach Port Ploumanac'h geplant. Das sind 40 sm. Um noch vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen müssen wir spätestens um 08:00 los.
Erstaunlicherweise ist meine Crew tatsächlich um 08:00 startklar. Als wir gerade die Leinen losmachen wollen, vermisst Silke ihre Brille. Wir stoppen das Manöver und eine Großsuchaktion beginnt. Die Brille ist nicht auffindbar. Silke ist davon überzeugt, dass sie diese gestern Abend im Lokal liegengelassen hat. Ich entscheide den Plan nach Ploumanac'h zu segeln aufzugeben um die Brille zu finden. Noch haben wir einen Reservetag Spielraum um rechtzeitig in Morlaix anzukommen.
Ich schicke Silke und Charly zum Lokal um nach der Brille zu fragen. Wie erwartet hat es um 08:30 noch nicht geöffnet, aber sie finden eine Telefonnummer. Der nette Hafenmeister ruft für uns dort an. "Nein- es wurde keine Brille gefunden". Der hilfsbereite Kneipier verspricht jedoch gleich nochmal ins Lokal zu gehen um nochmal zu suchen. Charly geht derweil noch mal alle Wege ab die wir gestern gegangen sind. Beide Suchaktionen bleiben erfolglos - Silkes Brille ist nicht auffindbar. Ich bin davon überzeugt dass sie sich an Bord befindet, was sich aber erst am Abend bei unserer Ankunft bestätigen wird.

In der Zwischenzeit habe ich Plan B ausgearbeitet. Es ist jetzt 10:00 und wir könnten es noch nach Port Blanc schaffen. Wir geben die Suche nach der Brille auf, werfen die Leinen los und machen uns auf den Weg. Wieder geht es zurück durch den Fluss und die felsige Passage. Diese Riffs erstrecken sich bis zu 2 sm vor der Küste, so dass wir einen großen Bogen fahren müssen bis wir endlich westlichen Kurs anlegen können. Heute haben wir endlich mal genug Wind zum Segeln, 4-5 Bft und in Böen sogar bis 7 Bft - nur leider wieder aus Westen. Wir kreuzen hin und her, müssen aber dann doch wieder den Motor zu Hilfe nehmen, da uns die Zeit davonläuft. Port Blanc kann man in der Dunkelheit nicht anlaufen. Die Einfahrt ist bei Tag schon schwer genug zu finden und die wenigen roten Stangen sind unbeleuchtet
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Port Blanc

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In Port Blanc erwartet uns eine Bilderbuch-Bucht. Vom Meer aus kann man sie gar nicht sehen. Hat man aber den schmalen Durchlass zwischen all den Felsen gefunden, liegt man rundum geschützt durch einen Ring von rosaroten 3 - 4 m hohen Granitfelsen. Hinter dem langen weißen Sandstrand liegt ein Mini-Dorf, in der Bucht schaukeln Fischerboote die bei Ebbe trockenfallen. An der tiefsten Stelle der Bucht sind einige Bojen ausgelegt, an der Besucheryachten festmachen dürfen. Wir finden ein paar freie Bojen und machen an einer fest. Hier ist es paradiesisch friedlich - ruhig und von einer selten gesehenen Naturschönheit. Das i-Tüpfelchen ist dann der Sonnenuntergang. Die Nacht wird etwas schaukelig, durch den von der nordwestlichen Einfahrt hereindrückenden Schwell, aber da schläft man ja besonders gut - wie ein Baby in der Wiege.


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Montag 10.09.2012 von Port Blanc nach Trebeurden (32 sm)

Die Sonne geht dramatisch hinter dem Felsring auf - die ersten Fischerboote verlassen die Bucht. Wir würden zu gerne noch einen Tag hierbleiben, aber der Wetterbericht kündigt ein von Nordwesten heranziehendes Tief an, da würden wir in dieser Bucht eingesperrt. Wir ziehen schweren Herzens weiter. Bezahlen mussten wir hier nichts - kostenlos am schönsten Platz der Welt - was will man mehr.

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Port Blanc bei Sonnenaufgang

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Unser nächstes Ziel ist Trebeurden, die letzte Station vor dem Endziel Morlaix. Heute haben wir es nicht so eilig. Zur Zeit haben wir Nippzeit mit einem Koeffizienten von 28. Das ist extrem niedrig und bedeutet dass wir extrem hohe Niedrigwasser und extrem niedrige Hochwasser haben. In Zahlen bedeutet dass: wir haben auch bei Niedrigwasser noch zusätzliche 5 m über der Kartentiefe zur Verfügung. Das ermöglicht uns auch bei Niedrigwasser die sonst 3 m hoch, trockenfallende Zufahrt nach Trebeurden und das Sill in die Marina zu passieren. Der Wind kommt auch heute wieder aus West mit ca 4-5 Bft. Am Seegang merkt man dass wir inzwischen die Provinz Finisterre erreicht haben. Die hohen langgezogenen Atlantikwellen sind hier schon massiv zu spüren. Sie erreichen 3 m und jede 3. bricht über den Bug. Wer seitwärts neben der Sprayhood vorbeischaut hat mit regelmäßigen Duschen zu rechnen. Meine Crew schlägt sich tapfer. Keinerlei Anzeichen von Angst oder Seekrankheit. Aber es ist kalt. Wir sind froh um die dicken Fleecepullis und die winddichten Jacken. Der Himmel ist grau und das Meer sieht aus wie flüssiges hin- und herwogendes Blei.

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Bevor wir Kurs auf die Zufahrt von Treubeurden anlegen können müssen wir einen Umweg von 6 sm um eine riesige freie Wasserfläche fahren. Das kostet wirklich Überwindung, um etwas herumzufahren dass man nicht sehen kann. Immer wieder fühle ich mich verleitet abzukürzen, aber die Erfahrung hat mich gelehrt immer an einem einmal sorgfältig erarbeiteten Segelplan festzuhalten. Als wir an der Einfahrt angekommen nochmal zurückblicken wissen wir dass dies die richtige Entscheidung war. Mitten in der freien Wasserfläche können wir schwere Brecher erkennen, die durch die knapp unter der Wasseroberfläche liegenden Felsen verursacht werden.
Die Ansteuerungspassage zwischen den Inselchen und Felsen hinein nach Trebeurden wird spannend.

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Inseln und Felsen in der Zufahrt zur Marina von Trebeurden

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Eine starke Querströmung erschwert dies zusätzlich. Silke steuert vorsichtig durch die schmale oft nur 30 cm tiefe Fahrrinne, während ich Fender und Leinen klar mache. Der Pegel an der winzigen Durchfahrt zeigt zum Glück 2,20 m über dem Sill. Schnell drüber und hinein ins sichere tiefe Wasser. Der Besuchersteg ist fast leer, die Marina umgeben von langen Sandstränden und markanten Granitfelsen.

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Einer davon sieht aus wie ein Kopf, ein anderer hat ein Smilie-Gesicht. Schön ist es hier.

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Dienstag 11.09.2012 Trebeurden

Den heutigen Tag benötige ich um die Planung für die letzte Etappe nach Morlaix auszuarbeiten. Diese ist gleichwertig schwierig wie die Kanalüberquerung und das Alderney Race, was die Planung betrifft.
Es gibt 2 Stellen die besonderer Sorgfalt bedürfen:
Das erste ist der "Chenal du Tregurier" in der weitläufigen felsenübersäten Bucht von Morlaix, der nicht vor der halben Flut passiert werden kann, da sonst die Wassertiefe in der schmalen Fahrrinne zwischen all den Riffs nicht ausreicht.
Die zweite ist der Fluss der trockenfällt und die Schleuse an der Marina von Morlaix. Verpassen wir die letzte Schleusung haben wir ernsthafte Probleme. Um den Fluss zurückzufahren ist es dann zu spät (kein Wasser mehr im Fluss). Trockenfallen ist mit meinem Schiff (mit Finnkiel) nicht möglich. Denen die das können wird an dieser Stelle dringend davon abgeraten. Es geht also diesmal sehr genau.
Erschwert wird die Planung dadurch, dass sich die Gezeitenstände und Strömungsatlanten je Ort (Trebeurden, Chenal du Tregurier und Morlaix) auf verschiedene Bezugsorte beziehen. Eine endlose Sucherei und Rechnerei.
Mittags ist der Plan fertig.
Der Nachmittag gehört mir zur Entspannung. Ich schreibe noch ein paar Postkarten, die ich seit Tagen mit mir rumschleppe und wandere durch den hübschen Ort und über die langen feinsandigen Strände. Charly hat bereits das Abendessen fertig als ich zurückkomme. Den Rest des Tages verbringen wir an Bord.
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Häuser in Trebeurden
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Ich bin äußerst beunruhigt als ich am Abend die Ampel am Sill auf "rot" stehen sehe. Bisher war sie immer grün, da wir aufgrund des extremen Nipp immer Wasser über dem Sill hatten. Jetzt sind 2 Tage vergangen und es geht wieder auf Spring zu. Ich beginne nochmal von vorne zu rechnen. Zur geplanten Abfahrtszeit um 08.00 müsste wieder genügend Wasser über dem Sill sein. Uff, bin ich froh - sonst hätte ich wieder einen komplett neuen Plan erstellen müssen und unsere Ankunft in Morlaix hätte sich aufgrund des ungünstigen Gezeitenstandes um einen Tag verzögert.


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Mittwoch 12.09.2012 - letzte Etappe nach Morlaix (24 sm)
 
Schade, jetzt wo wir so gut eingespielt sind brechen wir bereits zur letzten Etappe auf. Die Crew ist pünktlich fertig und die Ampel am Sill steht auf "grün". Ich bin erleichtert. Vorsichtig motoren wir auf dem selben Weg zurück über den wir hineingekommen sind. Heute ist weniger Wasser als beim letzen Mal - das heißt an der niedrigsten Stelle zeigt der Tiefenmesser "0,10 m" an.
Kaum sind wir aus dem Felsen- und Inselgewirr draußen sind auch wieder die riesigen Wellen präsent und der Wind bläst uns wie immer voll auf die Nase.
Heute habe ich keine Nerven um zu kreuzen. Wir motoren, um unseren knappen Zeitplan einzuhalten. Wir hätten ihn nicht großzügiger planen können da uns das Sill und der Chenal du Tregurier die so knappen Zeiten vorgeben. Immer wieder schaue ich in der Karte wie weit wir sind und auf die Uhr ob wir im vorgegebenen Rahmen liegen. Wir sind gut in der Zeit - die Strömung hilft uns ein wenig.
Als wir den Chenal du Tregurier in der Baie du Morlaix erreichen sind wir 1 1/2 Stunden zu früh dort. Auch wenn wir in dieser Passage genügend Wasser finden würden, was ich bezweifle, würde das nichts nutzen, da der dahinterliegende Fluss noch nicht passierbar wäre.
Nachdem es unser letzter Tag auf dem Meer ist nehmen wir die Gelegenheit wahr und segeln einfach noch ein wenig auf der Richtfeuerlinie für die Zufahrt zum Chenal du Tregurier auf und ab. Ganz schön spannend, denn rechts und links daneben lauern wieder Untiefen und Felsen. Die hohen quer kommenden Wellen wollen ausgesteuert werden und Charly hat ordentlich zu kämpfen so hart am Wind den Kurs zu halten.
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Um 13:30 sind wir wieder am Eingang zum Chenal du Tregurier - der ist wirklich flach und eng und windet sich gut betonnt, zwischen all den Felsen, der Insel mit dem Bilderbuch-Leuchtturm und dem Chateau Taureau hindurch. Das Chateau Taureau, das gebaut wurde um die Engländer abzuwehren und später als Gefängnis verwendet wurde, hatte ich mir größer vorgestellt, dafür ist aber der Leuchtturm sehr hübsch.
Der enge Kanal liegt hinter uns - der Fluss empfängt uns weit und ruhig. Schiffe schaukeln am Anker, kleine Häuschen reihen sich am Ufer. Alles ist wohltuend friedlich nach dem wilden Meer und der spannenden Durchfahrt. Aber wo geht der Fluss weiter? Es sieht aus als wären wir nur in einer weitläufigen Bucht gelandet. Wir folgen den Fahrwassertonnen und kommen tatsächlich in den Fluss der sich ganz klein und schmal durch ein bewaldetes Tal schlängelt.
Hätte ich es nicht schon hundert Mal in der Karte überprüft, jede Menge Handbücher gelesen und Bilder von Morlaix und den dort liegenden Schiffen gesehen, hätte ich niemals geglaubt, dass wir über dieses Rinnsal jemals einen Hafen erreichen können. Zick-zack schlängelt sich eine ca. 5 m breite Fahrrinne durch den oft nur 5-10 m breiten Fluss. Rechts und links steigen die Schlammbänke steil an. Nervös beobachten wir den Tiefenmesser. Meist haben wir 1 m unterm Kiel, oft auch weniger. Die engen Kurven zwischen den Stangen und den Richtmarken zu schneiden wäre fatal - wir würden sofort stecken bleiben. Die Wassertiefe fällt unter 0,5 m. Wir fahren ganz langsam um Zeit zu gewinnen - denn noch ist Flut und das Wasser wird noch steigen - dann wird es leichter.
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Im Fluss nach Morlaix

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Nach ca 1 1/2 Stunden in denen wir 5 sm im Fluss zurückgelegt haben sehen wir die hohe Autobrücke und dahinter die Schleuse zum Hafen von Morlaix. Wir sind angekommen! Ich schaue auf die Uhr - Wahnsinn!! so ein Glück!! In 3 Minuten ist die nächste Schleusung - dann erst wieder in 2 Stunden. Das Schleusentor ist geschlossen. Ich rufe die Schleuse "Ecluse du Morlaix" auf Kanal 09 und auf 16 erhalte aber keine Antwort. Hier zu wenden oder Kreise zu fahren ist nicht möglich - viel zu eng - viel zu wenig Wasser. Die Mauer neben uns an der wir jetzt festmachen werden sieht sehr bedrohlich aus - schroffe unregelmäßige spitze Granitbrocken, daran keine Poller sondern nur herabhängende Ketten an denen man sich festhalten kann.
Kaum hängen wir, geht das Schleusentor auf, eine Yacht kommt uns aus der Schleuse entgegen. Ich rufe wieder den Schleusenwärter - keine Antwort. Ich fasse mir ein Herz und fahre einfach in die Schleuse hinein - keine Ahnung was uns darin erwarten wird. Da kommen 2 Männer langsam auf uns zugeschlendert. Silke und Charly werfen ihnen die Leinen hinauf. Sie hängen sie an 2 senkrecht an der Mauer befestigte dicke Taue und werfen sie uns wieder runter. Das Schleusentor schließt sich hinter uns. Langsam hebt sich der Wasserspiegel. Silke und Charly die noch nie in einer Schleuse waren, machen ihre Sache ganz hervorragend.
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in der Schleuse von Morlaix

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Einer der beiden Männer, der ein wenig karibisch angehaucht aussieht, setzt sich neben uns auf die Schleusenmauer, lässt lässig die Beine herunterbaumeln und begrüßt uns freundlich - ob wir französisch oder englisch sprechen?. Er heiße Antoine und wie lange wir denn bleiben wollten? - "Den ganzen Winter" antworte ich. Da erhellt sich sein Gesicht "Aaahhh CARINA!!" sofort weiß er wer wir sind und dass ich hier bereits reserviert habe. Ich bin beeindruckt - hier weiß scheinbar jeder von meiner Ankunft. Ich frage ihn ob wir gleich noch tanken könnten bevor wir an den Steg gehen - klar, macht er - er ist hier scheinbar der Tankwart?. Das es sich dabei um den Hafenmeister höchst persönlich handelte sollte ich erst 2 Tage später von ihm erfahren.

Wir sind am Ziel angekommen! 400 sm - alles ist gutgegangen, keine Schäden am Schiff, keine Pannen, keine Verletzungen, Krankheiten (außer dem bisserl seekrank sein von Bruni und Charly) - kein Ärger, keine Stürme - immer beste Laune, meist gutes Wetter und jetzt wie so oft beim Ankommen - strahlender Sonnenschein. Der gewaltige Viadukt bildet eine imposante Kulisse am Ende des Hafenbeckens das von alten Häusern und einer stillgelegten Tabakfabrik gesäumt ist.

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Hafen von Morlaix

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Wir gönnen uns noch einen ausgiebigen Abendspaziergang duch Morlaix - jetzt aber leider im Nieselregen.
Das Leben ist schön!

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Donnerstag 13.09.2012
MORLAIX - Organistaorisches und Schiff winterfest machen

Welch ein Glück, die Sonne scheint. Das ist besonders heute wichtig, denn ich muss die Segel im Trockenen runterkriegen, da sie mir sonst über den Winter kaputt gehen würden. Das ist also heute mein erster Job. Charly geht mir dabei zur Hand. Nach dem Frühstück machen sich Silke und Charly auf den Weg in die Stadt um ihre Heimreise zu organisieren und Einkäufe zu tätigen.
Ich marschiere ins Hafenbüro, um meine Anmeldung fertig zu machen und den Zeitpunkt de Kranens fix zu machen. CARINA wird den Winter wieder auf dem Trockendock verbringen und für morgen - Freitag - hatte ich von zu Hause aus, telefonisch schon den Kran reserviert.
Im Hafenbüro finde ich Francoise vor der sehr nett und hilfsbereit ist, aber nur französisch spricht. Da mein Französisch recht dürftig ist, bittet er mich mit meinen Formalitäten bis morgen zu warten, da wäre Antoine wieder da (und der kann auch englisch). Aber er ruft gerne für mich noch mal bei Nautic Services an um den Kran für morgen zu bestätigen. Ich verstehe kaum etwas vom Telefonat wundere mich aber das es so lange dauert und was denn meine Abreise am Sonntag damit zu tun hat. Als Francoies den Hörer zurücklegt sieht er sehr besorgt aus. Mich trifft fast der Schlag. Das Schiff kann erst am Montag gekrant werden - da bin ich bereits wieder zurück in Deutschland. Das geht ja gar nicht - da ist doch hinterher noch so viel Arbeit zu erledigen bis ich das Schiff winterfest habe und es den Winter über alleine lassen kann. Ich grüble wann ich das nächste Mal hier her fahren könnte und ob ich die CARINA einfach so lange im Wasser lasse. Auch Francoise grübelt. Dann nimmt er den Hörer erneut auf und telefoniert noch 2 x. Dann strahlt er mich an - morgen um 10:00 kommt der Kran. Ich bin erleichtert und ewig dankbar. Francoise wird an seinem freien Tag extra in den Hafen kommen und beim Kranen helfen.  Andernfalls hätte der Termin für Freitag nicht stattfinden können, da Tristan (von Nautic Services) am Freitag alleine war, seine Leute hatten frei. Allein ein Schiff auszukranen - das geht nicht.
Ich könnte Francoise um den Hals fallen vor Freude und Erleichterung - er jedoch entschuldigt sich mehrmals, dass er nicht gleich auf die Idee gekommen sei selbst zu helfen - und da soll nochmal einer sagen die Franzosen wären nicht freundlich zu uns Deutschen. Sie sind super, liebenswürdig, zuvorkommend, hilfsbereit und immer gut gelaunt. Zumindest ist das meine persönliche Erfahrung in der Normandie und der Bretagne.


Silke und Charly kommen aus der Stadt zurück. Sie haben Zugfahrkarten für morgen mittag um 12:30. Das passt gut, da können sie mir noch helfen das Schiff zum Kran-Pontoon zu bringen und vorher das Gepäck aus dem Schiff nehmen, damit wir nicht alles über die Leiter runterbringen müssen. Alles läuft wieder nach Plan und wir gehen am Abend in ein wunderhübsches Lokal und essen Galettes und hinterher Crepes.

Freitag 14.09.2012 bis Sonntag 16.09.2012
Kranen, Einwintern und überstürzte Abreise

Um halb 10 machen wir am Kransteg fest. Allmählich treffen Francoise und Antoine ein. Sie sind beide gekommen um zu helfen - wie schön!! Kurz darauf kommt Tristan mit dem Kran. Ich schraube das Achterstag ab, während meine Helfer (einschließlich Charly) den Platz und das Gestell vorbereiten. Dann legen wir die Gurte um Carinas Bauch und verlassen das Schiff. Vorsichtig und langsam kommt sie cm für cm aus dem Waser. Besorgt fragt Francoise nochmal wie schwer die CARINA sei - 4 oder 5 Tonnen? Der Kran sieht aus als wenn er maximal 3,5 Tonnen schafft. Zum Glück hat die CARINA mit allen Interieur nicht mehr als 4 t. Trotzdem wird sie direkt an der Kaimauer abgestellt um keinen Meter fahren zu müssen oder gar den Ausleger weiter auszufahren.

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So steht die CARINA also jetzt direkt auf der Uferpromenade, unter ihr laufen die Spaziergänger durch und ich schaue aus dem hohen Cockpit direkt ins Wasser. Das Kranen kostet mich 130,- €. Der Liegeplatz fürs ganze Jehr 758,- € und die Miete für das Gestell 320,-€. Ein wirlich preisgünstiger Platz in so wunderschöner Umgebung, so geschützter Lage mit so liebenswürdigen, hilfsbereiten Menschen.

Silke und Charly werden allmählich nervös, das Taxi dass sie bestellt hatten sollte schon längst da sein - das Hafenbüro ist nicht mehr besetzt um noch mal beim Taxiunternehmen anzurufen - eine Telefonnummer haben wir nicht (das hatte vorher der Hafenmeister für uns erledigt). In 15 Min geht der Zug - bis zum Bahnhof braucht man zu Fuss und mit so viel Gepächk ca. 20 Min. - aussichtslos! Den Zug können sie wohl vergessen und die bereits bezahlten Fahrkarten auch. Die Rettung kommt in Form eines wieder mal ungewöhnlich hilfsbereiten Franzosen. Als letzte Hoffnung schicke ich Silke zum Bootszubehörladen gleich hinter uns, ob der vielleicht nochmal das Taxi anrufen kann? Statt anzurufen, springt der Verkäufer in ein Auto, packt die beiden ein uns saust mit ihnen zum Bahnhof - gerade noch in letzter Sekunde. Fürs Abschied nehmen ist uns da leider keine Zeit geblieben.

Bei mir beginnt jetzt der übliche Tagesablauf - Schiff einwintern - damit werde ich heute und morgen beschäftigt sein.
Am Nachmittag macht direkt unter mir am Steg ein wunderschönes Traditionsschiff fest "La Grande Hermine". Die Mannschaft, 8 Mann in Kapitäns- und Matrosenuniform grüsst freundlich zu mir herauf. Ich amüsiere mich köstlich über sie. Tagsüber stehen sie in ihren Uniformen Spalier und führen all die Besucher durch ihr Schiff, abends amüsieren sie sich köstlich (in Freizeitgwand) über die Besucher des vergangenen Tages. Sobald die Besucher weg sind, geht es bei ihnen auch nciht anders zu als bei uns auf den Freizeitbooten. Kartoffeln schälen auf dem Kajütdach, Geschirr gewaschen wird mit dem Wasserschlauch draußen auf dem Steg.
Der Koch hilft mir noch das Fahrrad wieder an Bord zu hieven und zu verstauen.
Die CARINA ist fertig für den langen Winter. Sie wird mir wieder fürchterlich fehlen. Sie ist ein so gutes, zuverlässiges Schiff und hat mich wiedermal sicher ans Ziel, nach Morlaix gebracht.

Sonntag 16.09. bis Montag 17.09.2012
Heimreise mit dem TGV mit Aufenthalt in Paris

Es ist relativ einfach von Morlaix in der Nordbretagne /Finisterre nach Hause, nach Vilshofen in Niederbayern zu kommen.
Gleich hinterm Viadukt befindet sich der Bahnhof. Hier hält der TGV der mich in 4 Stunden nach Paris bringt. Von Paris kann ich ebenfalls mit dem TGV mit dem Euro-Spezial-Ticket für 59,- € nach München und weiter nach Vilshofen an der Donau fahren.
Da ich noch ein wenig durch Paris bummeln will, nehme ich den Zug um 09:00 morgens. Um 13:30 bin ich in Paris-Montparnass. Mit der Metro wechsle ich zum Gare de'l Est, sperre meinen Rucksack in ein Schließfach, nehme die nächste Metro zur Station Cite. Das sind die Inseln in der Seine auf denen auch die Notre Dame liegt.
Es ist ein herrlicher Herbstsonntag. Am Ufer der Seine sitzen die Menschen in der Sonne, unter den schattigen Bäumen haben die Buchhändler ihre Ständchen geöffnet mit uralten Büchern und Gemälden. Ich schlendere über den Blumen- und Vogelmarkt und durch die Gassen, bestaune die endlos lange Besucherschlange vor der Notre Dame, sitze an der Gehsteigkante und höre den Jazzmusikern zu, die mitten auf de Brücke ein Klavier aufgestellt haben und JAZZ vom Feinsten spielen. Paris ist schön - das Flair mit keiner anderen Stadt vergleichbar.

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Paris

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Um 20:30 geht mein Zug. Ich habe mir einen Liegewagenplatz für 30,- € geleistet. So kann ich mich im Zug ausschlafen und vom Bahnhof direkt zur Arbeit gehen. Jeder Tag Urlaub ist kostbar für mich und wird bis zur letzten Minute genutzt. :)

Montag früh um 09:20 komme ich in Vilshofen an, gehe die 100 m vom Bahnhof zum Büro und der Alltag hat mich wieder - leider!

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