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Carina's Logbuch

Baguette, Fromage, Schildkröten und Kanaken

Gourmetland Neukaledonien / Oktober 2019

 

Ankunft in Noumea


Da bin ich also nun in Noumea, der Hauptstadt und dem Einklarierungshafen Neukaledoniens angekommen. Es ist 12:00 Uhr mittags. Das Ankermanöver war etwas stressig bei 30 Knoten Wind und so wenig Platz. Aber jetzt schaukelt die Carina neben unzähligen anderen Segelyachten sicher am Anker unweit der Marinaeinfahrt.

Ich melde mich auf Kanal 67 beim Noumea-Harbourmaster und erkundige mich nach den Einklarierungsbestimmungen. Ich darf am Ankerplatz bleiben und kann per Beiboot in die Marina fahren um dort weitere Instruktionen zu erhalten.
Das freut mich. So muss ich kein kompliziertes Anlegemanöver in einer engen Marina bei 30 Knoten Wind fahren und es ist früh genug um heute noch einzuklarieren und etwas einkaufen zu gehen, denn meine Lebensmittel sind nun zu Ende, außer ein paar nicht so delikaten Konserven. Und auf Nudeln mit Nix dazu habe ich nun wirklich keine Lust mehr.

Bis das Beiboot an Deck gezerrt und aufgeblasen ist, das Schiff in einen Zustand versetzt dass ein Quarantänebeamter nichts zum Aussetzen findet und ich endlich in der Marina ankomme ist es nach 14:00 Uhr.
Die Dame in der Marina ist überaus hilfsbereit und erklärt mir die Reihenfolge der Einklarierungsprozedur.
Zuerst muss ein Quarantänebeamte an Bord kommen, aber das geht heute nicht mehr, dazu ist es bereits zu spät. Um 14:30 zu spät? Was haben die für Arbeitszeiten! Na ja, dafür dass man hier das 3-fache verdient wie in Europa muss man auch nicht so hart arbeiten. (Es stimmt wirklich – Französische Beamte die sich bereit erklären in Neukaledonien für ein paar Jahre zu arbeiten erhalten das zwei- bis dreifacheGehalt, als Entschädigung im Paradies arbeiten und leben zu müssen. Ich habe welche kennengelernt die mir das bestätigt haben.) Morgen um 08:30 muss ich das Schiff in die Marina bringen. Hmm, da ist aber gar nichts frei, nicht mal am Besucher- und Einklarierungssteg (kein Wunder die Ralley-Yachten die mich schon seit Neuseeland und Tonga verfolgen sind gerade hier stationiert). Dann soll ich eben an der Tankstelle festmachen. Der Quarantänebeamte würde um 08:30 dort hinkommen. Danach muss ich zur Immigration, aber „VOR 11:30 Uhr“ denn die haben nur vormittags geöffnet. Danach zum Zoll und sie überreicht mir einen Wegeplan wie ich dort hin finde. Schade, wird also nichts mehr mit Einklarieren heute.

Aber wo ich nun schon mal an Land bin werde ich die Gelegenheit nutzen um wenigstens ein frisches Baguette zu ergattern. Wo denn die nächste Wechselstube sei frag ich sie, denn ich habe noch keine „Zentral Pazifischen Franc“. Es gäbe keine Wechselstube, nur Geldautomaten. Ja und die Banken? Die wechseln nicht, nur die „No 1 Currency Büros“ wechseln und so eines gibt es nicht in der Stadt. Oh Gott, was nun? Mein Konto ist leer und ich muss vom restlichen Bargeld leben bis ich zurück in Deutschland bin. Wenn ich meine Euro und US$ nirgendwo wechseln kann, wovon soll ich dann leben? Ob die Kreditkarten unter diesen Umständen noch akzeptiert werden ist fraglich. Ich versuche es trotzdem in der Bank, aber die Marina-Lady hatte Recht. Nein sie wechseln nicht. Dort sei ein Bankautomat. Die Bankkarte hat aufgrund mangelnder Deckung wie erwartet nicht funktioniert aber zum Glück hat es geklappt zumindest einen kleinen Betrag per Kreditkarte abzuheben.

 

Zurück in der Zivilisation?


Ich wandere durch die Straßen auf der Suche nach einem Supermarkt und schaue mich neugierig um. Es ist alles so anders hier. Anders als auf den Inseln und Neuseeland. Die Menschen sehen ganz anders aus (abgesehen von den hier lebenden Franzosen). Die Kanaken, wie die Neukaledonier in der Landessprache heißen, sind sehr dunkelhäutig, haben krauses schwarzes Haarund sehen aus wie die Kanibalen auf den Karikaturen. Viele tragen die Haare dicht an den Kopf und zu Zöpfen geflochten oder als Dreadlocks getragen (auch die Männer) was ihnen ein eher karibisches Aussehen gibt. Die Frauen tragen meist bunte Kleider (ähnlich wie in Vanuatu) und die Männer Kapuzenshirts oder haben Decken oder Tücher über den Kopf hängen um sich vor der Sonne zu schützen.

Ich vermisse das freundliche offene Lächeln der Polynesier. Die Leute hier mustern einen mit ernstem, eher finsterem Blick wenn man vorbei geht, kein Gruß – nichts. Ich fühle mich unbehaglich zwischen all den am Wegesrand und in den Wiesen im Park herumlungernden Menschen. Die jungen Leute tragen diese modisch zerrissenen Jeans und T-Shirts und benehmen sich so wie europäische Jugendliche, allerdings im negativen Sinne. Am meisten aber besorgt mich das Polizeiaufgebot hier. Nicht ein einzelner Polizist der friedlich den Verkehr regelt, nein, große Gruppen von Polizisten mit schussfesten Westen findet man an jeder Ecke, Polizeifahrzeuge, Polizisten auf Fahrrädern patrollieren. Ich empfinde das als sehr besorgniserregend. Ist es hier wirklich so gefährlich dass man ein derartiges Aufgebot benötigt? Wo bin ich da nur hingeraten? Oder bin ich nur verwöhnt von Neuseeland und speziell den polynesischen Inseln wo ein Polizist eine Rarität war und wenn schon einer zu sehen war, dann trug er ein Lavalava und statt Waffen ein Lächeln im Gesicht.

Mein Unbehagen vertieft sich umsomehr als ich im endlich gefundenen Supermarkt die Alkoholabteilung (Wein-Bier) verschlossen und von einem Security bewacht vorfinde. Alkohol gibt’s nur vormittags zu kaufen. ???? Ich bin zurück in der Zivilisation – aber nicht die Art die ich mir vorgestellt habe. Bis jetzt kann ich an Noumea nichts Positives finden, abgesehen von der netten Dame in der Marina, dem knusprigen Baguette und dem Brie den ich nun zurück auf der Carina beim Sonnenuntergang verspeise.
Der Hafenmeister der vorbeikommt und mir erklärt ich könne hier nicht ankern, da ich im Weg sei wenn das Kreuzfahrtschiff kommt trägt auch nicht zur Verbesserung meines Eindrucks bei. Wenigstens ist er einsichtig und lässt mich über Nacht hier bleiben, da ich morgen früh ohnehin in die Marina zum Einklarieren fahre.

 

Alles halb so schlimm und nette Begegnungen


Es ist noch früh am Morgen und ich bin mit der Carina auf dem Weg in die Marina. Das Marinabüro antwortet mir nicht am Funk. Sie hatten doch versprochen morgens da zu sein und wenn ich sie rufe um jemand an den Tanksteg zu schicken der mir beim Anlegen helfen soll, denn der ist so hoch dass ich die Festmacheklampen vom Schiff aus gar nicht erreichen kann und auch nicht hinaufklettern kann. Und natürlich ist auch noch Niedrigwasser. Ich will gerade durch die enge Marinaeinfahrt hinein da kommen gerade jede Menge kleine und große Schiffe heraus. Und jetzt meldet sich der Funk: „Carina, Carina…“ - zum ungünstigsten Moment.
Ich erkläre dass ich gerade Stress und keine Zeit hätte, aber das interessiert niemand. In 10 Minuten würde jemand am Tanksteg sein. Ok, so lange drehe ich Kreise vor der Marinaeinfahrt. Dann melde ich mich wieder dass ich jetzt hineinkomme. Nein, das geht jetzt nicht, ein anderes Schiff tankt gerade – in 10 Minuten solle ich kommen. Nach nochmal 10 Minuten Kreisfahrt fahre ich einfach hinein. Der Steg ist doch so lang, da haben doch leicht 2 bis 3 Schiffe Platz und ich sehe auch keinen Mast über den Wellenbrecher ragen. Es liegt tatsächlich ein kleines Motorschiffchen dort aber es ist gerade fertig. Die Quarantäne-Lady steigt gerade aus dem Auto und ich rufe ihr zu dass ich Hilfe brauche. Die Tankwärtin kommt nach draußen und ich übergebe ihr die Leinen. Uff, geschafft, war gar nicht so einfach bei immer noch 30 Knoten Wind.

Dann klettert Melanie, die Quarantänebeamtin herunter auf die Carina. Gut dass mir inzwischen alles Frische ausgegangen ist, denn alles Gemüse und Obst hätte sie beschlagnahmen müssen. Das restliche Frühstück, eine Scheibe Schinken und das kleine Stück Käse dass auf einem Teller liegt entdeckt sie natürlich auch. Es ist ihr peinlich dass sie offensichtlich mein Frühstück gestört hat und ehrlich wie ich nun mal bin erklär ich ihr dass ich bereits gestern an Land war (illegal) und mir was zu essen gekauft habe. Das stört sie nicht weiter und da es sich um lokale Produkt handelt darf ich sie auch behalten. Aber die Kokosnuss die ich noch aus Fidschi habe muss sie leider mitnehmen. Ein Blick in den leeren Kühlschrank und in die Vorratsfächer und alles ist erledigt. Wir unterhalten uns noch sehr nett und als ich ihr erkläre ich müsse nun los, einen Ankerplatz finden damit ich nicht zu spät zur Immigration komme, bietet sie mir an mich dort hin zu fahren.

Der Anker hält nicht – ich versuche es erneut und noch einmal - jemand pfeift. Erstaunt sehe ich eine Frau auf einem roten Schiff am Rande des Bojenfeldes und fahre näher heran um zu erfahren was sie von mir will. Es sei sehr tief hier sagt sie und ich solle ganz dicht hinter ihr ankern. Und jetzt hält der Anker endlich. Sie lebt auch auf ihrem Schiff und segelt ebenfalls solo. Ich freue mich darauf sie näher kennenzulernen, aber jetzt muss ich erst noch meine Einklarierung zu Ende bringen.

Ich sitze im Immigration Büro und warte bis ich an der Reihe bin. Vor mir hängt ein großes Plakat mit Hinweisen: „Halten Sie ihre Tasche immer geschlossen. Verschließen Sie Türen und Fenster. Tragen Sie nie viel Bargeld mit sich …“ Die Liste ist endlos. Es verstärkt mein Unbehagen weiter. Wär ich doch nur im so friedlichen Polynesien geblieben. Aber wenigstens lungern heute nicht so viele Jugendliche in der Stadt rum, das Polizeiaufgebot ist wie vom Erdboden verschluckt und der Supermarkt verkauft heute wieder Alkohol. Was für ein seltsames Land. Und hier darf ich offiziell ein ganzes Jahr bleiben, aber das will ich gar nicht.

Als ich zur Carina auf den Ankerplatz zurückkehre kommt gerade ein anders Beiboot und schneidet mir den Weg ab. Wie ungehobelt, denk ich mir, aber dann hör ich ihn rufen „It‘s Matt fromAlchemy II“. Oh, juhuu, Matt und Sally sind soeben angekommen und ankern neben mir. Wir kennen uns von meinem legendären Aufenthalt in Minerva. Endlich wieder liebe Bekannte um mich herum.

Es ist bereits dunkel. Es klopft. Ich gehe raus und sehe Silvia, die Frau von dem roten Boot. Ob ich mit ihr in die Marina zum Duschen fahren will und sie überreicht mir eine riesige süße Pampelmuse, so eine wie sie nur in Französisch Polynesien wachsen. Sie klärt auch das Polizeiaufgebot und das Alkoholverkaufsverbot auf. Sie ist Französin und lebt bereits seit 20 Jahren in Neukaledonien. Mittwochnachmittag ist schulfrei, genauso wie Freitag- und Samstagnachmittag. Da lungern die älteren Schüler und Studenten in der Stadt herum und sie haben hier ein riesen Alkoholproblem. Deshalb darf laut Gesetz an diesen Nachmittagen kein Alkohol verkauft werden und die Polizei ist an allen Ecken zur Stelle falls es irgendwo Ärger gäbe. Das beruhigt mich etwas, denn an solchen Nachmittagen muss ich ja nicht in die Stadt gehen und auf einmal finde ich es doch schön nach Noumea gekommen zu sein.

Am nächsten Morgen kommt Silvia wieder und bietet mir die Boje neben ihr an. Ihr Nachbar ist für eine Woche weggesegelt und ich bin eingeladen seine Boje so lange kostenlos zu nutzen. Wie ich dazu komme weiß ich zwar auch nicht aber es ist total nett und ich ziehe um. Und so hab ich auch endlich meine Ruhe vor dem Harbourmaster der unaufhörlich damit beschäftigt ist die ankernden Schiffe wegzuscheuchen wegen dem Kreuzfahrtschiff das niemals gekommen ist.

Die nächsten Tage kommen weitere Schiffe an die ich bereits aus Neuseeland und Minerva kenne und es ist immer so schön sich wieder zusehen und zu hören was jeder so in der Zwischenzeit erlebt hat.

 

Maison Celiers und Open Gardens - ein Ausflug in die Vergangenheit


Inzwischen hab ich mich ein wenig in Noumea umgesehen. Es ist halt eine große europäisch geprägte Stadt und nicht besonders attraktiv, abgesehen von den schönen alten Bäumen im Park, dem Markt am Hafen auf dem es jedes nur wünschenswerte Gemüse, Obst und frischen Fisch zu kaufen gibt und dem Angebot in den Supermärkten die einen daran erinnern dass Neukaledonien Französisch ist – Gourmetland eben!

In der kleinen „Whats-On!“ Broschüre die man mir im Marinabüro überreicht hatte finde ich einige interessante Events und mach mich heute auf zum „MaisonCelier“ und den „Open Gardens“ einem malerischen alten Kolonialstil-Haus mitten in einem schönen Garten. Aufgrund einer Ausstellung sind das Haus und der Garten heute für die Öffentlichkeit zugänglichund das sogar kostenlos.

Ich betrete den Garten durch ein schönes schmiedeeisernes Tor. Es ist als würde man durch das Tor in eine längst vergangene Zeit zurückkehren. Zwischen all den blühenden Büschen und mächtigen alten Bäumen finde ich Malerinnen mit großen Hüten auf dem Kopf und in dem Zeitalter des Hauses angemessener Kleidung vor ihren Staffeleien. Auf ihren Leinwänden entstehen Motive des Hauses, der Blumen und des Gartens in Aquarell und Öl. Die blühenden Büsche verströmen einen betörenden Duft und nur wenige Besucher stören die Idylle. Das Haus ist mit Möbeln aus dem 17. Jahrhundert eingerichtet und die Details, wie Musikinstrumente, das Tafelservice auf dem gedeckten Tisch, das alte Schaukelpferd, handgefertigte Puppen und die Wiege im Kinderzimmer werden lebendig durch die Bilder und Dokumentationen der Ausstellung an den Wänden.

Hinterm Haus haben sich im Schatten alter Bäume einige Frauen installiert und erklären die verschiedenartigen Pflanzen und Kräuter die hier wachsen und deren Verwendung z. B. anhand von Seifen. Man darf nun schnuppern und raten welche der Kräuter und Blüten für die jeweilige Seife verwendet wurden. Ein Tischlein weiter stehen Mutter und Tochter mit einer Auswahl selbstgekochter Marmeladen und einemgroßen Korb mit Früchten. Das Ratespiel geht weiter. 8 Marmeladen können gekostet werden, von Papaya über Ananas, Mango zu Sauersack und wieder ist man erstaunt welche der im Korb liegenden Früchte darin Verwendung fanden. Und bereitwillig gibt die nette Marmeladenköchin ihre Rezepte preis.

Nach einigen relaxten Stunden in der Vergangenheit kehre ich durch das Gartentor zurück in die Gegenwart und kämpfe mich durch das Straßengewirr hinauf auf einen Berg mit 360° Aussicht über die Stadt, den Hafen, die unzähligen Segelschiffe die in den Buchten und an den Stegen der Marinas schaukeln, über die vorgelagerten Inseln und bis hinaus ans Außenriff das als größtes inselumschließendes Riff der Welt gilt.

 

Regatte du Torque, Mantas und Haie unter meinem Bett

 

Es ist Sonntagmorgen kurz nach Sonnenaufgang und ich bin bereits unterwegs – rudere mit den Dinghy zum Besuchersteg in die Marina - um einen 1 1/2 stündigen Fußmarsch in die Anse Vata anzutreten. Dort, in einer weitläufigen von Palmen gesäumten sandigen Bucht,findet heute die Regatte du Torque statt, eine Regatta aus selbstgebastelten Booten bei denen alles erlaubt ist außer Motoren. Ein jährlich wiederkehrendes, großes Event in Noumea auf das ich schon sehr gespannt bin.

Ich sollte nicht enttäuscht werden. In der Bucht haben sich bereits zahlreiche Schaulustige eingefunden, eine Band spielt fröhliche Musik und die Wiese am Strand füllt sich mit Matten, Picknickkörben und fröhlich plaudernden Menschen.

Am Startpunkt sind bereits die kuriosesten Wasserfahrzeuge aufgereiht, buntbemalt mit Fahnen und lustigen Ideen behängt warten sie auf ihre Akteure. Sie bestehen überwiegend aus alten Ölfässern die zu einer Art Floss, Katamaran oder Trimaran zusammengebunden wurden. Die Dekoration und die Antriebsart ist bedeutend ideenreicher. Manche haben sich auf viele Ruderer beschränkt, andere kombinieren Paddel und Segel an einfachen Holzstangen aufgehängt oder per Hand in den Wind gehalten, ein weiteres hat sich ein Mississippi-Shuffle Boat zum Vorbild genommen und 4 große Schaufelräder seitwärts befestigt die von 4 Fahrrädern auf der Plattform angetrieben werden. Ein anderes hat eine Walflosse am Heck nachgebildet die mittels eines Hebels von 4 Akteuren auf und ab bewegt wird und die rudernden Kollegen unterstützen soll.

Und dann ist endlich der freudig erwartete Beginn. Unter lauter Musik laufen die Akteure über den Sandstrand ein, in zu den Booten passenden Kostümen, als Piraten, Biene Majas, Sportsleute… die Gesichter bunt bemalt und fröhlich winkend. Wettkampfparolen rufend oder singend beziehen sie ihre Fahrzeuge. Menschenmassen drängeln sich an den Geländern um besser zu sehen und die wärmende Sonne sowie der blaue Himmel machen die Stimmung perfekt.

Dann endlich der Startschuss. Ein buntes Wirrwarr aus Flössen wird vom Sandstrand abgestoßen und bedeckt das blaue Wasser. Bald setzen sich die ersten an die Spitze für den langen Parcours den Strand entlang und wieder zurück. Das Missisippi-Shuffle-Tretboot ist mit Abstand voraus und gewinnt die Regatta. Die Segelnden haben wenig Glück, denn der Wind glänzt mit Abwesenheit und die Ruderer und anderen raffinierten Techniken können nicht mithalten. Bis auf 3 Boote sind alle bereits am Ziel eingetroffen. Die letzten 3 geben sich ein spannendes Rennen um den letzten Platz (sofern man bei diesem Schneckentempo von Rennen sprechen kann). Segel und Ruder sind nicht schnell genug, deshalb hat eines der Boote seine Crew ins Wasser geschickt um das Boot zu erleichtern. So schwimmen sie nun hinter dem Boot her das von 2 Crewmitgliedern geschoben wird die durchs flache Wasser waten. Sie haben sich an die Spitze gesetzt, dann aber kommt ein kleines Lüftchen auf und die mit Segeln ausgerüsteten Boote übernehmen wieder die Führung. Es bleibt spannend bis zum Schluss und es war ein Heiden Spaß.

Der lange Weg zurück zur Carina führt mich durch die Bay de Citron in der ich eine lange Pause einlege um einen Stachelrochen zu beobachten der wie ein riesiger Vampir durchs Wasser schwebt. Spät abends zurück in der Marina tun mir nach der langen Wanderung die Füße ordentlich weh die ich nun in ein einem Eimer mit kaltem Wasser kühle.
Als ich den Eimer über Bord kippe kommen 2 kleine Haie unter Carinas Bauch hervorgeschossen in der Hoffnung auf fette Beute. Leider musste ich sie enttäuschen denn an dem Dreckwasser waren sie nicht interessiert und sie ziehen sich zurück in Carinas Schatten. Dieses Spiel wird sich in den nächsten Tagen noch öfter wiederholen und als ich Silvia frage ob es hier wirklich Haie gibt oder ich die beiden verwechsle zählt sie mit alle möglichen Arten von Haien auf die sich hier rumtreiben, vom harmlosen Riffhai bis zum gefährlichen Leopard-Hai. Ouff, ich überlege ernsthaft ob ich hier jemals schwimmen gehen werde.

 

Die Seeschlange, Schildkröten und angriffslustige Vögel - Ilot Signal


Endlich hat sich der Wind beruhigt der seit Tagen mit 30 Knoten durchs Ankerfeld fegt und ich mach mich auf den Weg zu den Riffinseln. Mein heutiges Ziel: Die Ilot Signal, eine winzige Insel unweit vom Außenriff.

Eine leichte Brise bläht die Segel, die Sonne scheint und das Meer ist ruhig und glasklar, so klar dass ich die schwarz-gelb gestreifte ca 1,5 m lange Seeschlange gut sehen kann die an mir vorbeischwimmt. Ich rätsle welche von den beiden hier heimischen Seeschlangen das ist. Sie sehen sich sehr ähnlich. Eine Art ist scheu und es ist unwahrscheinlich von ihr gebissen zu werden während die andere aggressiv und noch giftiger ist. Solange ich ihnen nicht „im Wasser“ begegne finde ich sie sehr schön.

Der schneeweiße Sand der Ilot-Signal leuchtet in der Sonne und der kleine weiße Leuchtturm ist schon von weitem erkennbar. Zwei Katamarane verfolgen mich und haben offensichtlich dasselbe Ziel.
Hinter dem Riff und einem endlos langem Steg befinden sich ca 20 Bojen. Extra für Besucher hier ausgelegt und das Beste daran – sie sind frei. Frei nicht nur im Sinne von verfügbar sondern kostenlos. Auch wenn ich viel lieber ankere schnappe ich mir doch eine der Bojen um das Riff und die Korallen vor Schäden durch meinen Anker zu schützen.

Kaum bin ich fest, kommen die Katamarane und hängen sich an die Bojen neben mich. Das ist keine gute Idee, denn die Katamarane sind sehr groß, voller Touristen und die Bojen für so große Schiffe zu dicht beieinander. Anstatt sich ums Schiff zu kümmern ist der Skipper beschäftigt die Touristen fürs Schnorcheln klar zu machen. Ein paar laute kurze Töne aus meinem Schiffshorn lassen ihn gerade noch rechtzeitig aufschrecken bevor der Katamaran mit voller Wucht in die Carina knallt. Vollgas auf dem Katamaran und mein Fender verhindern das Schlimmste. Was für ein Rüpel, kein Wort der Entschuldigung nicht mal eine Geste. Die Touristen auf dem Katamaran haben inzwischen Flossen und Taucherbrillen an und stürzen sich mit Gebrüll ins Wasser. Und da schnorcheln sie nun hinter ihrem Skipper her zwischen all den Yachten die hier liegen. Alle paar Minuten tauchen sie auf um lautstark jubelnd oder von Ekel gepackt zu bewundern was der Guide ihnen zeigt und erklärt.
Warum müssen die so einen Lärm machen und die Inselidylle zerstören? Nach dem Schnorchelausflug werden Unmengen von Bier, Wein und Essbarem am Strand abgeladen für das Picknick und das ist dann noch lautstarker.

Die Insel ist klein, unbewohnt und wunderschön und endlich weit genug von den lärmenden Touristen entfernt, auch ganz still. Ich wandere über den schneeweißen Sand, klettere übers Riff um dann etwas mehr ins Inselinnere vorzustoßen dass mit niedrigem Busch und wenigen Bäumen bewachsen ist und ideale Bedingungen als Brutplatz für die verschiedensten Vögel bietet. Große Bereiche sind abgesperrt um die Vögel nicht zu stören. Obwohl ich mich weit von allen Absperrungen und möglichen Brutplätzen fernhalte werde ich von einer Schaar Vögel bedroht. Angriffslustig fliegen sie auf mich zu und kommen meinem Kopf so nah dass ich schnell das weite Suche und eine andere Route einschlage.

Ein paar Minuten später schrecke ich ungewollt einen großen schwarzen Vogel auf der gut getarnt neben mir im Gebüsch saß. Auf der anderen Inselseite entdecke ich ein Riesennest in einem Baum und dann auch den Bewohner, einen großen Greifvogel, auf einem Ast ca 5 m vom Nest entfernt. Es scheint ich bin der einzige Mensch auf dieser Insel – bis ich um die Kurve zum Ankerplatz komme – aber zum Glück machen sich die Touri-Katamarane gerade auf den Rückweg zum Festland.

Und so teile ich nun da Bojenfeld mit 4 weiteren friedlichen Fahrtenseglern die genau wie ich die Stille dieses Platzes genießen.
Ich lasse meine Seele und die Beine vom endloslangen Steg baumeln und beobachte die 3 Schildkröten die hier in den Seegraswiesen weiden, jede von ca 50 cm Durchmesser. Das Wasser ist so glasklar dass man die schönen Muster auf ihrem Kopf, Flossen und Panzer vom Steg aus bewundern kann. Braun, rot, grün schillern sie in der Sonne und in der Ferne sehe ich die hohen Berge der Hauptinsel.

 

Wer fürchtet sich vorm Kielfisch?


Niemand! wenn er aber kommt? Dann laufe ich davon …

Nachdem das Wasser vor der Ilot Signal so glasklar und 27 Grad warm ist nutze ich die Gelegenheit und tauche mit Spachtel und Bürste bewaffnet unters Schiff. Es ist wiedermal Zeit den Schiffsrumpf von Muscheln, Algen, Schwämmen … zu befreien. Da sehe ich einen großen dunklen Schatten unterm Schiff. Huch! Das muss ein großer Fisch sein. Schnell tauche ich auf und rette mich zur Badeleiter. Ein vorsichtiger Blick ins Wasser … nichts zu sehen, also wieder hinein und weiter schrubben. Langsam arbeite ich mich vom Heck vorwärts zur Schiffsmitte.Da ist es wieder – ein großer breitflächiger Schatten – ein Manta? Zurück zur sicheren Badeleiter – wieder vor, wieder ist er da – Stachelrochen können gefährlich sein - wieder zurück.

Sonderbar – er ist immer an derselben Stelle … bis mir endlich dämmert - es ist der Kiel des Schiffes der im sonnendurchfluteten klaren Wasser diesen seltsamen Schatten wirft. Und ich Feigling hab mich vor dem Kiel, den ich für einen Fisch hielt, gefürchtet.

 

In der Waschküche - Canal Woodin


Das Wetter scheint günstig für eine längere Tour an die Ostseite der Insel und so bin ich wieder nach Noumea zurückgekehrt um meinen Proviant aufzustocken. Wie üblich ankere ich im Port Moselle und fahre mit dem Dinghy in die Marina. Was treibt denn da im Wasser? Groß, grau, Treibholz? Ich drehe ab um es nicht zu rammen, da sehe ich, es bewegt sich. Es ist ein einzelner Delfin der sich hier in die Marina verirrt hat. Neugierig begegnet er allen Dinghys und Schiffen die hier ein- und auslaufen und oft sieht es aus als würde er gerade überfahren werden. Aber natürlich ist er schlau und wendig und bleibt unversehrt.

Meine Einkäufe sind an Bord verstaut und ich segle ostwärts. Das erste auserwählte Ziel ist eine Bucht im Canal Woodin, einer Engstelle zwischen der Hauptinsel und der Ile de Quen.

Entlang der Küste ziehe ich mein Dinghy einfach hinterher da es so schrecklich viel Arbeit ist es jedes Mal an Bord zu holen, die Luft auszulassen und zusammenzurollen um es dann wenige Stunden später wieder aufzublasen und zu Wasser zu lassen. Die Carina ist zu klein um das aufgeblasene Beiboot auf Deck zu fahren.

Es sieht schön aus, die winzige vorgelagerte Insel mit dem weißen Sandstrand, dahinter die Ile de Quen mit den roten Bergen und links davon die Hauptinsel Neukaledonien mit den grünen Bergen. Vor mir liegt die Einfahrt in den Canal Woodin und auf einmal bauen sich Wellen auf, schaumgekrönt und das Beiboot tanzt wie wild an seiner Leine. Was ist das?

Es wird schlimmer, die Wellen steiler, extrem kurz und der Wind pfeift durch das enge Tal. Wir schaffen nur noch 2 Knoten Fahrt und das mit Segel und Motor. Unter voller Kraft kämpfen wir uns vorwärts durch das Meer das nun einer Waschküche gleicht und ich bete für mein Beiboot dass es nicht kentert, das wär ganz schlecht für den daran befestigten Außenborder.

Bei den leichten Windbedingungen hatte ich mir keine Gedanken gemacht, aber wie dumm von mir zu vergessen dass im engen Canal Woodin starke Strömungen herrschen, bis zu 4 Knoten, und die Richtung mit den Gezeiten wechselt. Und natürlich gibt es einen Düseneffekt für den Wind der durch das enge Tal gepresst wird. Wind gegen Strömung! Genau das ist es was ich nun hier habe, was die Carina in Schräglage bringt, das Beiboot in heikle Situationen und uns auf nur noch 1,5 Knoten herunterbremst. 30 Minuten später sind wir durch und das Wasser wieder ruhig als wär nichts gewesen. Das Beiboot hat es heil überstanden und ich ankere nun geschützt in der stillen Baie IRE.

Am nächsten Tag bin ich schlauer, denn vor mir liegt die Ausfahrt aus dem Canal Woodin. Diesmal rechne ich mir die richtige Zeit aus, in der Strömung und Wind dieselbe Richtung haben und ich rausche mit 8 Knoten durch ein ruhiges Meer.

Die Bay Prony,die ich ansteuere, finde ich nicht so Besonders, im Gegensatz zu all den anderen Seglern die sie lieben. Es gibt viele geschützte Ankerplätze in verwinkelten Ecken, aber das ist genau das was ich nicht so mag, umschlossen von Land zu sein. Ich mag Ankerplätze die mich vor Wind und Wellen schützen aber einen freien Blick aufs offene Meer ermöglichen.
Ich fahre ganz weit hinauf, folge einem Flusslauf und finde mich in einem Ankerplatz wieder der einem winzigen See gleicht und absolut ruhig ist. Nicht die geringste Bewegung auf dem Wasser und in alle Richtungen Wald, nie mehr als 300 m von mir entfernt. Und wieder bin ich ganz allein. Ich hab das Alleinsein allmählich satt und beschließe das nächste Wetterfenster zu nutzen um nach Neuseeland zurückzukehren wo viele liebe Freunde auf mich warten.

Der nächste Morgen in der Bay Prony ist wunderschön. Der Wald und die Hügel spiegeln sich im Wasser, unzählige Vögel singen und es scheint der friedlichste Platz auf Erden zu sein. Weiter draußen in der Bay leuchten die Hügel rot, orange und grün. Es sieht wunderschön aus. Trotzdem mach ich mich auf den Rückweg nach Noumea um meine Abreise nach Neuseeland vorzubereiten.

Für die Nacht ankere ich in der Baie UE und mach nochmal einen Tauchgang um das Unterwasserschiff blitzblank zu putzen für die Einreise nach Neuseeland, denn da darf nichts dran sein, keine Muschel, gar nichts, sonst muss man sofort aus dem Wasser kranen und putzen und das ist teuer.
Ich tauch grad mal wieder auf zum Luftholen, da seh ich ein Kajak auf mich zukommen. Darin sitzt Sally. Sie und Matt sind soeben in dieser Bucht angekommen und laden mich zum Abendessen bei Ihnen an Bord ein. Und da sitz ich nun in netter Gesellschaft, bei gutem Essen und Wein und gemeinsam betrachten wir einen traumhaften Sonnenuntergang.

Die Fahrt zurück nach Noumea wird flott denn nun haben wir wieder 25 Knoten Wind. Aber der Wetterbericht verheißt gutes Wetter für die Überfahrt nach Neuseeland und so fülle ich meine Diesel und Wassertanks, kaufe Lebensmittelvorräte, gehe ausklarieren und laufe noch Michi in die Arme bei dem ich bei Salat, Käse und Spagetti zusammen mit Kai meinen letzten Abend in Neukaledonien verbringe.

Am Samstagmorgen –bei Null Wind –verlasse ich Noumea. Bis ich das äußere Riff erreiche weht eine leichte Brise und unter vollen Segeln lassen wir Neukaledonien und das Riff hinter uns. Ich freu mich auf eine ruhige Überfahrt und meine Freunde in Neuseeland.

 

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