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Leben im Camper

Leben im Camper -  Jumpino on tour (1)

Vom Transporter zum Wohnmobil - 'Über Alle Berge'

Nach 1 Monat Planung und 2 Monaten Ausbauzeit ist der Jumpino (ein Citroen Jumper H1/L1) fertig.
Es war viel Arbeit einen leeren Kastenwagen in ein gemütliches, mobiles Zuhause zu verwandeln.
Da mussten Fenster und Dachluken eingebaut werden, Schallisolierung und Wärmedämmung angebracht, ein isolierter Boden verlegt, Elektrik installiert (Lichter, Kühlschrank und Radio) Solaranlage montiert und dann die Wände verkleidet werden. Dann ging's an den Möbelbau.

Am 1. September war der Jumpino fertig, eingeräumt mit all meinem Hab und Gut, und ist ab jetzt mein dauerhaftes und einziges 'Zuhause'.


Ganz allein hätte ich das allerdings nicht geschafft. Da waren: Bruni, die mir jeden Sonntag, von Beginn an, bei allen Arbeiten fleißig und geduldig geholfen hat (Ich glaube mit mir zu arbeiten ist nicht immer ganz einfach). Da war Quinn, die mich bei vielen kniffligen Arbeiten ermutigt hat und bei der Elektrik beraten, sowie so manche Kabelverbindungen gelötet und gekrimpt hat während Miriam uns ein leckeres Mittagessen bereitet hat. Und nicht zuletzt Ute, ohne die das alles kaum möglich gewesen wäre. Sie hat mir die Rahmenbedingungen geschaffen. Mit ihrer unermesslichen Gastfreundschaft und Toleranz hat sie mir einen gemütlichen Platz zum Wohnen in Ihrem wunderschönen Haus gewährt, viel Platz zum Ausbauen inklusive Werkstatt in Keller und Hütte und einen Großteil des Werkzeugs zur Verfügung gestellt und mir sogar den Platz im Carport überlassen. Und nicht zu vergessen, ist da auch Elisabeth, die sich in all den Jahren in denen ich durch die Welt zigeunere um meine Post kümmert und mich informiert wenn‘s was Wichtiges gibt. Reine Frauenpower ;-)
Vielen herzlichen Dank euch allen. Ihr ward mir eine sehr geschätzte wertvolle Hilfe.

Und jetzt, wo ich das schreibe, bin ich bereits über alle Berge, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich sitze gerade an einem wunderschönen Wanderparkplatz im Grünen mit Picknicktisch, Wasserstelle und Mülleimer in Italien, an der Mera die den Lago Mezzola und Lago di Como verbindet.
Hier bin ich gelandet nachdem ich gestern von Deutschland durch 5 Länder, über die Alpen nach Italien gefahren bin: Deutschland - Österreich - Schweiz – Liechtenstein - Schweiz - Italien.

Zuvor, während einer ersten Testwoche am Passauer Womo-Stellplatz, an dem noch letzte Arbeiten zu verrichten waren, ein Klapprad, ein Stimmgerät und Noten für die Gitarre und weitere Dinge besorgt werden mussten, stellte sich heraus dass sich die Mühe der Isolierarbeiten gelohnt hatte. Obwohl es draußen mit über 30° brütend heiß war, blieb es drinnen immer angenehm. Dasselbe Ergebnis nach dem plötzlichen Temperatursturz/Wintereinbruch in der darauf folgenden Woche. Draußen war es bitter kalt, drinnen gut auszuhalten - auch ohne Heizung.

Trotzdem bin ich aufgrund des Wintereinbruchs geflüchtet. Gemeinsam mit Bruni. Als Dankeschön für ihre Hilfe und als Test wir es sich zu zweit im Jumpino aushalten lässt.

Unser Weg führte uns zuerst nach Regensburg wo wir den Tag und Abend damit verbrachten all meine Regensburger Freunde nochmal zu sehen und mich zu verabschieden. An diesem Tag war es ungemütlich kalt und der Himmel hat geweint. Im Jumpino hat uns das nicht gestört. Auch in der Nacht, die wir an der Naabmündung in Maria Ort bei Regensburg verbracht hatten, war es draußen greislig, drinnen grad recht. Und Platz hatten wir zu zweit reichlich.

Unterwegs gab es allerdings eine unangenehme Überraschung. Das Öl-Lämpchen begann zu blinken. ??? Wie das?  Vor 3 Monaten wurde in der Werkstatt des Händlers bei dem ich den Jumpino gekauft hab der Ölwechsel durchgeführt.
Zum Glück kamen wir kurz darauf an einem Quad-Shop vorbei wo ich eine Flasche Öl erstehen konnte. Aber, das brauchte ich gar nicht, es war noch genug drin. Also Handbuch konsultieren was da nicht stimmt. Und jetzt bin ich noch mehr verwirrt. Da steht dass beim Blinken des Lämpchens das Öl verbraucht und ein Ölwechsel durchzuführen sei. Das kann ich ja gar nicht glauben. Zum Glück wusste Quinn (wie immer bei technischen Dingen) warum. Es handelt sich dabei nur um eine Softwaremeldung die nach einer gewissen Zeit (alle 2 Jahre) an den Ölwechsel erinnert. Das muss man bei jedem Ölwechsel wieder zurückstellen und das konnte diese Werkstatt nicht. (Verfluchte Technik!) Das kann nur ein Citroen Händler. So einen muss ich also noch aufsuchen denn das ständige Geblinke bis zum nächsten Sommer auszuhalten würde mich zum Wahnsinn treiben.

Den nächsten Tag sind wir bei noch niedrigeren Temperaturen durchs Naabtal getingelt, haben uns das hübsche Örtchen Kallmünz angeschaut und dann in Riedenburg übernachtet. Da war es allerdings dann so kalt dass es sogar im Jumpino zwar noch auszuhalten aber nicht mehr gemütlich war. Also haben wir den 'Mister Buddy Heater' (eine kleine Gasheizung für Innenräume) angeworfen, den Tisch aufgestellt und gemütlich bei Brotzeit und Wein den Abend verplaudert.

Der Citroen Händler (laut Internet in Prunn bei Riedenbburg) entpuppt sich als Suzuki Händler und kann mir nicht helfen. Also machen wir einen Umweg über Abensberg wo uns das Autohaus Fischer spontan zwischenrein dran nimmt, uns mit Super- Cappuccino bewirtet, die Software zurücksetzt und nicht mal dafür bezahlt werden will. So ein Glück. Vielen Dank

Und dann setzen wir unsere Reise fort nach Schwabegg, bei Augsburg, wo ich Bruni bei Ihrem Sohn abliefere. Es war schön zu zweit unterwegs zu sein, trotz Kälte und Regen. Jetzt geht's alleine weiter.

Ich will es heute noch bis Lindau am Bodensee schaffen, in der Hoffnung dass es am See etwas wärmer ist, denn es sind für heute Nacht nur noch 6° zu erwarten.
In Lindau weiß ich einen Stellplatz ganz nah am See an dem ich bereits mit dem Berli (meinem ausgebauten Berlingo) vor 3 Jahren für 2 € genächtigt hab. Den Platz hab ich schnell gefunden und genauso schnell wieder verlassen. Jetzt wollen sie 20 € und es ist nichts weiter als ein geschotterter nackter Parkplatz ohne Bäume ohne Einrichtungen - das Geld nicht wert.
Stattdessen stell ich mich auf den Parkplatz von Lidl und Bauhaus die gerade schließen. Der kostet nix und sieht bedeutend besser aus, Bäume, Hecken und abseits der verkehrsreichen Straßen.

Es ist bereits dunkel als ich ankomme, habe freie Auswahl an Plätzen und bin zufrieden mit meiner Wahl. Aber dann wird  mir doch ein wenig unheimlich. Es regnet in Strömen, es donnert und blitzt, und am fast leeren Parkplatz laufen gelegentlich Gestalten ganz nah an meinem Jumpino vorbei. Am meisten beunruhigt  mich eine Gestalt die im Regen mit einem Buch unter der Laterne neben mir sitzt und liest. Dann kommt ein Auto auf den Platz gefahren, ein Mensch steigt aus, prüft Türen von Lidl und Bauhaus (vermutlich ein Sicherheitsdienst) und fährt wieder weg. Kaum ist es weg verlässt die unter der Laterne lesende Gestalt Ihren Platz und begibt sich zum Eingang vom Bauhaus und entzieht sich meinen Blicken hintern den Einkaufswägen. Gelegentlich sehe ich ein Licht aufflackern, was mich noch mehr beunruhigt. Wird hier ein Einbruch vorbereitet? Soll ich die Polizei informieren? Ich beobachte gespannt aus der Sicherheit meines jetzt unbeleuchteten Jumpino, Aber dann wird es still, ich müde und ich schlafe ein. Am Morgen sehe ich die Gestalt bettelnd vor dem Lidl Eingang und vermute dass er in dem angeketteten Kanu vor dem Bauhaus Eingang die Nacht  verbracht hat. Der arme Kerl, bei diesem Wetter und der Kälte, er tut mir ehrlich leid. Und ich Idiot hab mich vor ihm gefürchtet anstatt ihm einen heißen Tee und eine Decke anzubieten.

Ich will heute über die Alpen, in den wärmeren Süden, aber ich trau mir eigentlich gar nicht. Im Radio bringen Sie der Arlberg ist aufgrund Schneefall und liegengebliebener Fahrzeuge gesperrt (über den will ich zwar nicht aber die anderen Pässe liegen sogar noch höher). Sperrung wegen Schneefall und das Mitte September! Aber im verregneten, eiskalten Deutschland/Österreich will ich auch nicht länger bleiben. Eine merkliche Wetterbesserung ist die nächsten Tage nicht in Sicht. Also Augen zu und durch!

Gott sei Dank hab ich noch in Österreich, kurz hinter Bregenz getankt, für 1,46 €/l,  denn in der Schweiz kostet der Diesel 2 €.

Es geht also jetzt erst mal durch die Schweiz. Ich vermeide alle gebührenpflichtigen Autobahnen und Schnellstraßen – auf den Nebenstraßen ist wenig Verkehr, man sieht mehr, kommt durch all die hübschen Ortschaften, sieht so manche Raritäten, muss wegen einem Almabtrieb den Kühen die Vorfahrt (oder den Vortritt?) lassen und genieße das langsame Reisen und Schauen. Ich habe ja Zeit und reise nicht um anzukommen, sondern um unterwegs zu sein.

Der Himmel ist grau, die Wolken hängen tief, hin und wieder regnet es ein wenig und es ist kalt. Somit halte ich selten an und steige noch seltener aus. Aber als ich die Grenze zu Liechtenstein überquere wandere ich doch ein wenig durch Balzers. Ohne einen Fuß ins Fürstentum gesetzt zu haben kann ich doch hier nicht einfach nur                                                           durchfahren. Es unterscheidet sich optisch kaum von der Schweiz, weder die Häuser noch die Landschaft und kurz darauf bin ich schon wieder zurück in der Schweiz.

An der Viamala Schlucht pfeift ein eisiger Wind, aber sie ist so beeindruckend dass ich doch anhalte und ein wenig herumwandere. Ebenso an der Rofflaschlucht. Und dann geht’s hinauf auf den Splügenpass.

Die Schweizer Seite ist nicht sehr spektakulär. Uber kahle Berge, schlängelt sich eine gut ausgebaute Straße nach oben. An manchen Stellen muss man sich mit dem Gegenverkehr etwas arrangieren um aneinander vorbei zu kommen. Die Serpentinen sind weitgehendes großzügig angelegt.

Ganz anders sieht es da auf der Italienischen Seite aus. Hier ist es grün, oder weiß vom Schnee, und mir wird oft Angst und Bang in den engen steilen Serpentinen die sich dramatisch an einen steilen Hang über einem unheimlich tiefen Abgrund schmiegen. Es ist wunderschön hier, aber so wirklich genießen kann ich es gar nicht – muss mich viel zu stark aufs Fahren konzentrieren und hinter mir hat sich bereits eine lange Schlange an Autos gebildet, die ich bei der nächsten Ausweichgelegenheit vorbeiziehen lasse. Nach der nächsten Kurve bietet sich ein Traumanblick. Die Berge im Hintergrund sind weiß überzuckert und geben einen fantastischen Kontrast zu einem moosgrünen See. Hier halte ich aber wirklich, in einem kleinen Dorf am See und wandere trotz eisigem Wind in Winterjacke und Mütze ein bisschen am See entlang. Es hat 2° hier aber der Wind lässt es wie -5 erscheinen. Die kleineren Wasserfälle sind zu Eis gefroren. Wie im tiefsten Winter – und dass im September! Lang halte ich die Kälte nicht aus und fahre weiter hinunter an den Lago Mezzola wo es bedeutend wärmer ist.

Jacke, Mütze und Heizung werden wieder verstaut denn hier liegen die Temperaturen an diesem Abend bei 15°. Der warme Wind ist so stürmisch dass der Jumpino schaukelt wie einst die Carina am Ankerplatz – ein vertrautes Gefühl. Ich habe einen hübschen Wanderparkplatz im Grünen entdeckt an dem ich mich für die Nacht einquartiert hab. Ich mach noch eine kleine Entdeckungstour an die Mera, die den Lago Mezzola mit dem Lago di Como verbindet. Aber dann streich ich die Segel. Ich bin so KO von der 8-stündoigen Fahrt und den vielen Serpentinen dass ich bereits um 21:00 ins Bett falle und bis um 08:00 Uhr morgens durchschlafe.

Sonne und Wärme begrüßen mich am nächsten Morgen und mein Stellplatz ist so hübsch und ruhig dass ich beschließe noch eine weitere Nacht hier zu verbringen. Seit 2 Wochen bin ich nun unterwegs und es wird Zeit mal ein bisschen Wäsche zu waschen. Dafür ist der Platz ideal. Ein großer Picknicktisch, eine Wasserstelle mit Trinkwasser und Bäume zwischen die ich meine Wäscheleine spannen kann. Nach 3 Stunden ist bereits alles wieder trocken, denn auch heute weht dieser starke warme Wind. Und weil der Tag schon mit Arbeit begonnen hat, mach ich gleich damit weiter. Ein paar Kleinigkeiten gibt’s immer. Ein paar Schrauben nachziehen, eine Schublade verstärken, Wasser auffüllen … und schon ist es Nachmittag. Ein Spaziergang ins nächstgelegen Dorf mit wundervollem Blick auf die Mera in der sich die untergehende Sonne spiegelt und auf die hohen uns umgebenden Berge. Ein Lastwagen verkauft frisches Obst und Gemüse und ich kann nicht widerstehen und kauf eine Schale Pflaumen. Erst später wird mir klar wie viele das sind und dass ich die ewig nicht alleine verspeisen kann. 2 weitere Wohnmobile haben sich dazugesellt als ich zurückkomme, aber zu Gesicht bekomme ich keinen der Bewohner. Ich mag diesen Platz und verlängere um einen weiteren Tag.

Das Monstermobil ist bereits früh morgens weitergefahren. Zum Frühstück sitze ich gemeinsam mit meinen Nachbarn vom VW Bus aus Frankfurt am Picknicktisch, kann ein paar Pflaumen anbringen und habe nette Unterhaltung. Und dann schwing ich mich aufs Fahrrad und radle ins nächste Dorf. Der Wind ist so heftig dass ich manchmal die Spur gar nicht halten kann und seitwärts weggeblasen werde. Aber mein kleines Birdy (Marke des Klappfahrrads von Müller & Riese) schlägt sich tapfer.

Ich finde einen Gemüsehändler, eine Weinhandlung, fülle mein Vorräte auf und radle ein Stündchen durch die Gegend.

Nachdem der Wind weiter zunimmt, packe ich das Fahrrad wieder weg und unternehme eine 3 stündige Wanderung um einen ersten Blick auf den Lago di Como zu werfen. Wo die Mera in den Lago mündet befindet sich ein hübscher Sandstrand und man kann einen Teil des Sees überblicken. Der Strand ist menschenleer (ist ja heute auch zu windig zum Baden) und ich wandere durch den Wald zurück zu meinem Wanderparkplatz wo der Jumpino wartet.

Und jetzt sitz ich wieder am Picknicktisch und schreibe. Ich bin total glücklich und zufrieden mit meiner Entscheidung im Camper zu leben, fühl mich leicht und frei und meine Ausbauvariante stellt sich als sehr praktisch und funktionell heraus. Das Leben ist schön!

Morgen werde ich wahrscheinlich weiterziehen an den Lago di Como. Mal sehen ob ich da auch einen hübschen kostenlosen Stellplatz finde.

 

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