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Carina's Logbuch

Oktober 2019 bis Januar 2020

Wieder in Sicherheit –  250 Jahre Entdeckung Neuseelands - das Bankendrama – Verliebt – Owha die See-Löwin - Abschied

 

Wieder in Sicherheit

Gott sei Dank bin ich also doch noch heil in Neuseeland angekommen und warte nun am Quarantänesteg (= Q-Dock) in Opua bis morgen die Offiziellen kommen um mich einzuklarieren.

Der Quarantänesteg ist ein Schwimmsteg und hat keinen Zugang zum Land. Bewusst! Denn niemand darf das Schiff verlassen und Neuseeland betreten bevor nicht Zoll, Einwanderungsbehörde und Biosecurity (=Quarantäne) an Bord alles begutachtet haben, alle Papiere geprüft und ihr OK gegeben haben.

Früh morgens kommen als erste die Leute von der Biosecurity und betrachten mit der Unterwasserkamera mein Unterwasserschiff, ob auch ganz gewiss keine Muscheln, Seegras, Schwämme, Fanworms usw. daran hängen. Man fürchtet hier sehr dass wir mit unseren Schiffen Species einschleppen die das ökologische Gleichgewicht hier zerstören. Ich hatte die Carina selbst in Neukaledonien abgetaucht und geschrubbt, aber so ganz bin ich nicht in alle Ecken gekommen und es ist auch nicht so perfekt geworden (weil mir meist schon die Luft ausgegangen ist bevor ich ganz unten angekommen war). Deswegen ist mir nun ziemlich bang. Zum Glück wird es toleriert, da man meine Bemühungen sieht und als ich ihnen erkläre dass ich das Schiff ohnehin in Kürze herausheben lasse um das Antifouling zu erneuern sind alle zufrieden. Im Schiff finden sie auch kein Obst und Gemüse oder Fleisch (hab alles längst aufgegessen) denn das darf man hier nicht einführen und so ziehen sie zufrieden ab. Immigration und Zoll kommen, erteilen mir ein Visum für 3 Monate und der Carina ein TIE (temporäres Import Entry) für 2 Jahre. Das ist der Nachweis für die Zeit in der ich sie nicht importieren/versteuern muss und alles was ich für sie hier kaufe steuerfrei bekomme.

Alles erledigt und ich wechsle hinüber an den kleinen Steg des Yachtclubs um meinen Wassertank zu füllen, Geld zu wechseln und einen kleinen Einkauf im Supermarkt zu machen. Am Steg werde ich von Wayne, Tim und Carey (Freunde vom letztjährigen Aufenthalt) freudig empfangen. Wayne überreicht mir zur Begrüßung eine Tüte mit Avocados, Äpfeln, Brot und Butter. Das ist ein schöner Brauch, Freunde die von einer langen Überfahrt kommen, zu begrüßen. So kann ich mir für heute den Weg zum Supermarkt sparen. Hätte mir eh nichts genützt, denn den Bankautomat zum Geld abheben/wechslen gibt es in Opua nicht mehr.

Und dann ankere ich, wie im letzten Jahr auch, auf meinem Stammplatz vor Pine-Island und es fühlt sich an als wär ich wieder zu Hause angekommen. Ich mach es mir im Cockpit bequem und betrachte die um mich in der Sonne schaukelnden Schiffe, die vor mir liegende Küste mit der Marina. Es tut gut sich mal für ein paar Stunden keine Sorgen um das Rigg und den Kurs zu machen. Die übliche Aufräum- und Putzarbeit nach einer langen Überfahrt kann bis morgen warten.

 

Schadensbilanz


Der heutige Generalcheck ergab:

Bei meiner Ankunft hatte ich noch 3 l Diesel und 5 l Wasser in den Tanks  + 10 l eiserne Wasserreserven in Flaschen.
Die Genua-Reffleine hängt am seidenen Faden, noch ein paar Meilen mehr und sie wäre wieder gebrochen und die Genua ausgerauscht, das hätte mir bei allem Unglück noch gefehlt.
Mein Leinenprovisorium hat den Baum am Mast gehalten, muss aber jetzt wieder richtig befestigt werden.
Die Windex (der Verklicker) fehlt – verloren. Eine neue muss warten, mein Gefühl mich weiterhin leiten.
An der Solarzelle ist die Halterung verbogen. Ich kann sie nicht mehr aufstellen.
Weitere Indoor-Reparaturen die aber Verschleiß sind und nichts mit dem Knockdown zu tun haben.

Nach ein paar Tagen Arbeit und mit Wayne‘s Hilfe ist bald alles wieder einsatzbereit. In die Reffleine habe ich ein neues Stück Leine eingespleisst so dass diese die nächsten Monate halten wird, den Baum wieder an den Mast montiert so wie es sein muss und auch die Halterung der Solarzelle konnte ich wieder gangbar machen. Die wichtigsten Reparaturen sind somit erledigt und die Carina wäre wieder einsatzbereit. Nur meinem Rigg traue ich nach diesen Strapazen nicht mehr so ganz. Ich werde alle Wanten und Stagen (die Drahtseile die den Mast halten) erneuern lassen und bis dahin sehr moderat und vorsichtig segeln.

 

Großkampftag


Es ist heiß und sonnig hier und noch immer kein Wind. Da hätte ich ewig warten können um hier rein zu kommen. Ich nutze das schöne Wetter für einen Waschtag und rudere mit dem Beiboot zur Marina (da gibts Waschmaschinen).

Am Q-Dock (Quarantänesteg) herrscht Hochbetrieb. 26 Yachten sind gestern angekommen und heute sind es noch mehr. 20 bis 30 Schiffe haben Platz – die anderen ziehen ihre Kreise während sie auf einen freien Platz am Q-Dock waren. Sie dürfen nicht ankern bevor alle Formalitäten erledigt sind. Da hatte ich aber Glück, war bei meiner Ankunft nur mit einem weiteren Schiff am Q-Dock und musste nicht warten.

Der Q-Dock-run geht weiter – viele darunter kenne ich gut und es ist schön sich wiederzusehen. Es ist Ende Oktober und sie kamen alle gleichzeitig weil die Yacht-Versicherungen vorschreiben dass man bis zum 1. Nov aus dem Hurricangürtel draußen sein muss. Und so war bei Quarantäne, Zoll und Einwanderungsbehörde seit vorgestern Großkampftag. Sie mussten sogar Verstärkung aus anderen Häfen anfordern.

 

Tuia Voyage – 250 Jahre Entdeckung Neuseelands

Vor 250 Jahren wurde Neuseeland von den europäischen Seefahrern entdeckt. Eigentlich wurde es bereits eher, am 13. Dezember 1642 von dem holländischen Seefahrer Abel Tasman mit dem Schiff Zeehaen entdeckt. Nach ihm ist Tasmanien und die Tasman-See benannt. (Tasman See = das Meer zwischen Australien, Tasmanien und Neuseeland) Als er von Australien kommend wetterbedingt mehr Ost als Nord segeln musste, stieß er, als erster Europäer, auf Neuseeland. In der heutigen Golden Bay, auf der Südinsel Neuseelands, schickte er seine Leute mit Booten zum Wasserholen an Land wobei diese von den Maori (=Neuseelands erste Besiedler)  angegriffen und einige seiner Männer getötet wurden. Er nannte die Bucht daher „Murderers Bay“. Als am Abend zahlreiche Wakas (=Flöße) voller Maori auf die Zeehaen zuhielten lichtete er die Anker. Obwohl er der Küste weiter Richtung Norden folgte und einige Plätze von ihm benannt wurden (z.B. das Cape Maria von Diemen, trägt noch heute diesen Namen) betrat er Neuseeland niemals weil ihm dessen Bewohner zu unfreundlich waren.

Seine Aufzeichnungen machten es James Cook möglich, Jahre später mit der HMS Endeavour nach Neuseeland zu segeln um es ausgiebig zu erkunden und zu kartographieren. Daher schreibt man die Entdeckung Neuseelands James Cook zu. Wo man geht und steht trifft man auf seine Spuren. Er wird von den Neuseeländern hoch in Ehren gehalten und viele Orte und Denkmäler sind ihm gewidmet.

Seine Entdeckung Neuseelands ist in diesem Jahr (2019) 250 Jahre her und wird nun in ganz Neuseeland mit der ‚Tuia Voyage‘ gefeiert. Dazu segeln ein Replikat der „HMS Endeavour“ und die „Spirit of Neuseeland“ (ein weiteres Traditions- und Schulschiff) rund um Neuseeland von Hafen zu Hafen. Begleitet werden sie von 3 Wakas, den traditionellen Flössen mit denen die Maori aus Polynesien nach Neuseeland kamen.

Heute liegen sie gemeinsam mit dem hier ansässigen 2 Master, der Tucker Thomson, an der Opua Warf, die 3 Wakas liegen am 8 km entfernten, langen Sandstrand in Waitangi.  Damit man auch alles kostenlos besuchen kann, gibt es einen freien Shuttle zwischen Opua und Waitangi, wahlweise per Fähre oder Bus. Man darf auf alle Schiff rauf (kostenlos) und in die meisten auch hinein und alles bestaunen während die Crews der Schiffe bereitwillig alle Fragen beantworten. Die Takelage der Traditionssegler ist besonders beindruckend für mich. So viele Leinen, so viele Segel!  Das muss erst mal jemand richtig koordinieren können - kämpfen wir ja schon oft mit nur 2 Segeln. Und natürlich waren die Waka's höchstinteressant. Im Grunde sind sie die Vorboten der heutigen Katamarane, nur mit viel mehr freiem Deck und ohne Technik. Geschlafen wurde in aufgespannten Feldbetten in oder auf den beiden Rümpfen. Am Heck gab‘s ein Plumps-Klo. Wie angenehm, man muss gar nicht pumpen! (Für die Nichtwissenden: Das klassische Bord-Klo – auch heutzutage - ist ein manuelles Pump-Klo. D.h. man muss über eine Handpumpe das Spülwasser, mit ca 20 Pumpenschlägen hinein und den Inhalt der Kloschüssel hinauspumpen). Gelebt wurde auf Deck – auf einer großen Plattform auf deren Mitte sich eine kleine Küchen- oder Wachhütte befindet. Alle Wakas haben 2 Masten und die Segel stehen, verglichen mit heutigen Schiffen, auf dem Kopf. Also die Spitze (der Segelkopf) ist unten und das Unterliek oben. Siehe Fotos.

Am Kai in Opua haben die Maori eine Ausstellung aufgebaut in der sie Ihre Geschichte erzählen, wie sie mittels Sonne, Mond, Sternen, Wellen, Strömungen, Wolken und dem Zug der Vögel navigiert haben und ihren Weg zu den zahlreichen Inseln im Pazifik gefunden haben. Der Geschichte nach sind sie nicht zufällig in Neuseeland gelandet. Sie wussten dass es dieses Land gab und haben sich mit ihren Frauen mit den Wakas auf den Weg gemacht um dort ein neues zu Hause zu finden. Woher sie genau kamen ist ungewiss. Sie nennen das mythische Land ihrer Herkunft Hawaiki, von dem niemand genau sagen kann wo es lag. Man vermutet es könnte sich um Hawaii oder Savai (Samoa) handeln. Da es keinerlei schriftliche Überlieferungen gibt, wetteifern moderne Historiker mit den unterschiedlichsten Theorien.

Zur Navigation verwenden die Maori eine Scheibe auf der Sie den Sternenhimmel aufgezeichnet haben mit einem drehbaren Rand an dem die Tage und Monate angetragen sind. Man muss nur auf den richtigen Tag drehen und schon sieht man in welcher Himmelsrichtung an diesem Tag (oder besser dieser Nacht) welche Sterne sichtbar sind. Nun weiß ich auch warum das Kreuz des Südens nicht immer nach Süden zeigt. Zur Zeit liegt es eher flach am Himmel. Für die Kinder gab es eine Bastelecke in der unter anderem auch diese Sternenscheiben gebastelt wurden. Dort darf ich mir auch so eine Scheibe basteln, die ich seit dem an Bord habe und immer wieder mal zum Sterndal-Schaugn benütze.

 

Aufregung am Ankerplatz

Ich sitze im Salon mit einer Tasse Tee und lese als ein Squall mit Platzregen und heftigem Wind über uns hereinbricht. Ich mach mir keine Gedanken, die Carina ist gut verankert und alle anderen Schiffe haben reichlich Abstand zu mir, bis mich das anhaltende Tuten eines Nebelhorns aufschreckt das sich mir rasch nähert. Ich steck den Kopf ins Cockpit um mit Schrecken eine größere Yacht schnell und unkontrolliert auf mich zutreiben zu sehen. Die 4 Personen Besatzung haben alle Hände voll zu tun aber trotz aller Bemühungen, bekommen sie ihr Schiff nicht unter Kontrolle, der Wind ist stärker und treibt sie direkt in die Carina. Alles passiert in Sekundenschnelle. Ich greife nach einem Fender aber noch bevor ich ihn an die nötige Stelle bringen kann schiebt sich mein Beiboot zwischen unsere Schiffe und dämpft den Zusammenstoß ab. Die fremde Yacht wird weiter fortgerissen und es dauert noch einige Minuten bis sie ihr Schiff wieder unter Kontrolle haben. Dank des Beiboots hat keiner von uns Schaden genommen.
Eine große Stahlketch auf meiner Leeseite ist unbemannt und hat sich ebenfalls losgerissen. Sie treibt auf das Bojenfeld zu. Kurz davor findet der Anker wieder Halt und alles ist nochmal gut gegangen. Der ganze Spuk hat ca 15 Minuten gedauert. Danach, kein Hauch mehr, glattes Meer und ein friedlicher Sonnenuntergang als wär nichts gewesen. Die abgetriebene Yacht mit der wir kollidiert sind ist inzwischen wieder verankert, diesmal weit weit weg von allen anderen Schiffen. Hoffentlich hält ihr Anker diesmal denn für heute Nacht ist noch mal ein ähnliches Wetterdrama angekündigt.

Am nächsten Morgen regnet es, der Wind hat auf Süd gedreht. Ich bleibe an Bord, putze, schreibe meine Berichte und will die gute alte Eberspächer Dieselheizung anwerfen, denn der Südwind bringt kalte Luft aus der Antarktis hier her, nur noch 8° heute Nacht. Es bleibt kalt in der Carina – die Heizung ist nach 30 Jahren Dienst in Pension gegangen und ich kann sie mit nichts dazu bewegen uns heute noch einmal zu erwärmen. Also warme Klamotten und Wärmflaschen rauskramen.

 

Das Bankendrama

Ich hatte noch meine neuseeländische Simkarte fürs Telefon und Internet vom letzten Jahr und wollte diese nun wieder aktivieren. Dazu muss ich per Kreditkarte Guthaben aufladen. Aber irgendwie funktioniert das diesmal nicht. Meine Mastercard wird nicht akzeptiert. Na dann versuch ich es eben mit meiner Visa Card, aber auch das geht nicht. Hmmm, sehr komisch, aber nicht tragisch, so dringend brauch ich weder Telefon noch Internet. Aber auch der Bankautomat will mir weder über meine beiden Kreditkarten noch über die normale Bankkarte, die hier auch immer funktioniert hat, Geld rausrücken. Das ist schlecht, denn gerade erst aus Neukaledonien angekommen (wo man mit Euro bezahlt) habe ich noch keine Neuseeländischen Dollar. Andere Währungen werden hier nicht akzeptiert. Zum Glück habe ich noch ein paar Euro übrig die ich jetzt erst mal auf einer Bank in Paihia umtausche um im nächsten Supermarkt dringend benötigte Lebensmittel und einen Guthaben-Bon für‘s Handy zu kaufen. Nachdem nun meine Simkarte funktioniert schreib ich meine Hausbank an und bitte um Hilfe. Was ist passiert dass keine meiner Karten funktioniert? Die Antwort war knapp und ernüchternd. Man hat mir beide Kreditkarten und meinen Dispo gekündigt da ich ja seit 2 Jahren kein 'regelmäßiges' Einkommen mehr auf meinem Konto zu verzeichnen habe. Das hätte man mir doch vorher sagen müssen, dann hätte sich da eine Lösung gefunden. Nein, sie können die Kreditkarten nicht mehr reaktivieren und neue stellen sie nicht aus, aus besagtem Grund. Die Jahresgebühr für die Karten (je 90 Euro) hatten sie jedoch noch abgebucht um 2 Tage später die Karten zu stornieren. Ich bin sauer, verärgert und hilflos. Ohne Kreditkarte geht hier vieles nicht. Ich kann z.B. keinen Schiffsdiesel tanken – sind alles SB Tankstellen die nur per Visa Card funktionieren. Ich kann keine Busfahrkarte kaufen – muss man online kaufen, per Kreditkarte - und vieles mehr. Außerdem, teilt mir mein Bankberater mit, werden sie mein Konto auflösen. Ich erkläre meine Situation und bitte um etwas Aufschub. In gut 2 Monaten werde ich eh in Deutschland sein und dann können wir alles klären. Die knappe Antwort war, da könne er nichts machen und den Gang der Dinge nicht aufhalten. Ich bin auf 180 und verlange mit seiner Vorgesetzten zu kommunizieren aber auch von dieser ignoranten Person (die passenderweise den Namen "Unrecht" trägt) erhalte ich nur die Antwort dass mein Bankberater korrekt nach Vorschrift gehandelt hat. Keinerlei Verständnis für meine prekäre Situation und keinerlei Entgegenkommen mir zu helfen. Was für eine Sch… Bank!!

Was soll ich jetzt nur tun? Verzweiflung, Panik macht sich breit. Mir den paar umgetauschten Euro komm ich nicht weit und ich habe keine Chance hier irgendwie an Geld oder eine Karte zu kommen. Ich bitte meinen Sohn Thomas in Deutschland um Hilfe, der alle Vollmachten über meine Konten hat. Er solle bitte zur Bank gehen und herausfinden wer der Vorstand ist bei dem ich Beschwerde einlegen könnte. Er fragt was los ist und erzählt meine Geschichte seinem Freund der ebenfalls bei meiner Bank arbeitet. Dieser ist fasziniert von meinen Reisen und empört über das Verhalten seiner Bank und nimmt jetzt die Sache in die Hand. Er erwirkt einen Aufschub und empfiehlt mir ich solle mir Geld auf dieses Konto überweisen lassen und es dann sofort mit der Bankkarte die ich ja hoffentlich noch habe, abheben. Noch am selben Abend geht genügend Geld für meinen restlichen Aufenthalt in Neuseeland auf meinem Konto ein und unverzüglich laufe ich zum nächsten Bankautomat um wie empfohlen sofort alles abzuheben. Der Bankautomat zieht meine Karte ein … ???? … und ich schau dumm!! So ein Mist – wie komm ich jetzt wieder zu meiner Karte? Es eilt, wer weiß wie lange mein Konto noch bestehen bleibt und ich noch an das Geld rankomme. Ein Passant erklärt einer ratlos verzweifelten Erika, einzige Chance ist morgen auf die Bank zu gehen und dort die Karte abzuholen. Dummerweise befindet sich die Bank am Festland und ich auf einer kleinen Insel. Ich muss also erst hinübersegeln. Da wir aber gerade 45 Knoten Wind und somit Sturm haben ist dies unmöglich und der Ankerplatz vor Paihia ungeeignet. Ich muss 2 Tage warten bis sich der Sturm gelegt hat. Ich sitze auf Kohlen. Als ich endlich in der Bank stehe und um meine einbehaltene Karte bitte trifft mich fast der Schlag. Die Bankangestellte erklärt mir soeben dass einbehaltene Karten zerstört werden. Damit ist also meine letzte funktionierende Karte auch Geschichte. Ob man mir Geld hierher direkt auf die Bank überweisen könnte? Das geht nur wenn ich bei Ihnen ein Konto habe – hab ich natürlich nicht. Gut dann eröffne ich eben eines. Das geht nur wenn ich hier einen Wohnsitz habe  - ich fall jetzt gleich in Ohnmacht!!!  Ich muss wohl totenbleich gewesen sein, denn obwohl es bereits 17:00 vorbei  war und die Bank eigentlich schon geschlossen hat, hängt sich die Bankangestelllte ans Telefon und versucht den Security Dienst zu erreichen der die Automaten leert. Sie lächelt mich mitleidig an und meint „Vielleicht haben wir Glück und der Automat wurde noch nicht geleert“. Ich habe wenig Hoffnung, das ist nun schon fast 3 Tage her. Leider hat sie keinen Erfolg, kann niemand erreichen. Ich bin am Verzweifeln, es ist Freitag – wieder ein Wochenende in Angst und Warten um ein Bankkonto das jeden Augenblick aufgelöst werden kann. Sie bittet um meine Telefonnummer, verspricht sich darum zu kümmern und mich zu benachrichtigen.

Am selben Abend um 22:00 läutet mein Telefon – der Security Dienst – sie haben meine Karte gefunden und sie ist noch nicht zerstört. – Ich mache einen Luftsprung vor Freude und Erlösung - Ich könne sie am nächsten Tag um 10 Uhr in der Bank abholen. Aber da ist doch Samstag und geschlossen? Er wird persönlich dorthin kommen, versichert er mir. Mir fällt ein ganzes Gebirge vom Herzen. Das nenn ich Service – noch dazu von einer Bank die gar nichts mit mir zu tun hat, während meine Bank auf der ich seit Lebzeiten mein Konto habe mich so erbärmlich in Stich gelassen hat, wäre da nicht Thomas‘ Freund gewesen….

Am nächsten Tag erhalte ich meine Karte zurück. Sie wurde einbehalten da sie ‚ungültig‘ war.

Ich frage sofort bei meinem Helfer (Thomas‘ Freund) in meiner Bank nach. Tja, da hatte die Bank bereits meine Karte für ungültig erklärt bevor der Aufschub bewilligt wurde. Aber er ist ein Engel und kann die Karte wieder reaktivieren und ich nun wenigstens am Bankautomat das überwiesene Geld abheben. Diesmal vorsichtshalber direkt in der geöffneten Bank.

Das ganze Drama hat fast 10 Tage gedauert bis ich endlich wieder flüssig war. Ich hatte schlaflose Nächte und hätte nicht gewusst wie ich ohne einen Pfennig Geld in der Fremde die 3 Monate bis zum Heimflug hätte überstehen sollen. Verhungern oder Betteln gehen …? Aber jetzt ist erst mal das Nötigste im Grünen Bereich und ich kann nachts wieder schlafen und tagsüber essen. Oufff.

 

Verliebt …

Mein Leben ist wieder fast zur Normalität zurückgekehrt. Alles läuft wieder. Ein paar Backpacker und Touristen die ich durch die Bay segle bringen zusätzliches Geld in meine Kasse und Abwechslung in meine Tage. Nur das Kreditkartenproblem konnte ich nicht lösen. Das ist schlecht, denn ich muss dringend mal tanken.

Heute aber ist mir das alles völlig egal. Ich sitze im Cockpit am Ankerplatz in der Matauwhi Bay, habe Hummeln im Hintern und scanne den Horizont ab. Ich bin total aufgeregt. Heute kommt Jim mit seiner Yacht „Haulback“ hier an. Das ist der vereinbarte Treffpunkt. Wir waren zuletzt in der Inselgruppe von Vanuatu zusammen. Von dort aus ist Jim nach Australien gesegelt und ich nach Neuseeland. Ein Jahr ist seitdem vergangen. Es ist spannend und sooo aufregend. Wie wird das Wiedersehen sein? Haben wir uns verändert? Haben sich die Gefühle zueinander verändert? Da seh ich ihn auch schon in die Bucht segeln, er passiert die Carina ganz nahebei und wir strahlen uns an. Vor lauter Aufregung ankert er viel zu nah neben mir und er muss das nochmal korrigieren bevor er ins Beiboot springt und herüber kommt. Und dann ist alles wie es immer war. Glücklich liegen wir uns in den Armen und sind verliebt wie am ersten Tag. So geht das nun schon seit 15 Jahren – ein kommen und gehen – und jedesmal sind wir wieder neu verliebt - und zwar immer in den selben Partner. Ab jetzt hab ich täglich Schmetterlinge im Bauch, die Wolken sind rosarot und wir sind glücklich.

Jim steht an der Reling seines vor Anker liegenden Schiffes und wartet dass ich ihn abhole. Dazu steuere ich die Carina auf 10 cm längsseits heran und stoppe kurz auf damit er übersteigen kann. Leinen, Fender benötigen wir dazu nicht. Nach so vielen Jahren an Bord kennt man sein Schiff gut genug um solche Manöver problemlos ausführen zu können. Unser erster gemeinsamer Segel-Ausflug auf der Carina führt uns nach Opua - an die Tankstelle. Dank Jims Kreditkarte kann ich nun endlich wieder tanken, und noch einige andere Situationen können wir so für mich zum Guten wenden.

Ab jetzt sind wir wieder mit unseren beiden Schiffen unterwegs und segeln die Küste entlang südwärts, ankern in herrlichen Buchten, bekochen uns gegenseitig, machen lange Wanderungen und so manche Wettfahrt.  In der Smugglers Bay schenkt uns ein benachbartes Schiff einen ganzen Eimer voll Jakobsmuscheln. Sie hatten einfach zu viele raufgetaucht. Hmmmm..., das gibt ein Festessen. In Deutschland zahlt man im Fischladen für eine einzelne Muschel 2 Euro und der essbare Teil ist dabei nur daumennagelgroß. Hier isst man nicht nur das weiße Muschelfleisch sondern auch den bedeutend größeren orangefarbenen Rogen. Das ist eine Delikatesse.

Weihnachten verbringen wir auf Waiheke Island mit langen Wanderungen und einem fantastischen Weihnachtsessen auf der Carina und meinem ersten Christmas Pudding.

Von dort segeln wir hinüber nach Auckland in die Westhaven Marina. Sie ist meine bevorzugte Marina in Auckland, den sie liegt so zentral, direkt vor Downtown, zwischen Harbourbridge und Skytower. Beide kann man vom Schiff aus sehen, was besonders abends sehr schön ist, denn da sind beide bunt beleuchtet. Zu Weihnachten ist der Skytower in rot-grün beleuchtet. Je nach Event leuchtet er in unterschiedlichen Farben.
Wie im Vorjahr auch, hatten mir Bruce & Dinah (neuseeländische Freunde die ich in der Lagune von Wallis kennengelernt hatte) ihren Dauer-Liegeplatz kostenlos überlassen, denn die Zeit von Weihnachten bis nach Neujahr verbringen Sie mit Ihrem Katamaran immer auf Great Barrier Island. Diesmal kommen wir jedoch mit 2 Booten. Nachdem der Liegeplatz ein Katamaran Platz ist, und daher doppelt so breit wie ein normaler Liegeplatz, könnten wir sogar mit beiden Booten hineinpassen und ich frage Bruce ob das möglich wäre. Leicht würden beide Boote hineinpassen antwortet er, aber die Marina wird das nicht zulassen. Deshalb hat er mit seinem Bootsnachbarn gesprochen der ebenfalls über die Feiertage wegsegelt und dieser ist bereit seinen Platz Jim kostenlos zu überlassen. Das ist aber super nett. So liegen wir nun beide nebeneinander, in der Westhaven Marina und haben nur einen Schritt von einem Boot zum anderen.

 

Owha die See Löwin

Wir sitzen gemütlich beisammen auf der Carina beim Nachmittagstee als sich das Schiff ruckartig nach Steuerbord neigt und kurz darauf wieder aufrichtet. Was war das? Es ist doch absolut windstill heute. Schnell raus ins Cockpit um nachzuschauen was da los ist und ich sehe gerade noch Owha davonschwimmen. So ein Luder! Sie wollte gerade einen Fender klauen, hatte sich in ihm festgebissen und wollte ihn unter Wasser ziehen. Mit ihren 3 Metern Länge und zwar unbekanntem aber sehr viel Gewicht kann sie locker ein so leichtes Schiff wie die Carina stark krängen (zur Seite legen).

Seelöwen sind gefährliche Raubtiere aber Owha hat ziemlich gute Manieren. Sie lebt siet 4 Jahren in dieser Marina und hat noch nie einen Menschen bedroht oder angegriffen. Sie ist äußerst neugierig, liebt es Schiffe kommen und gehen zu sehen und sonnt sich oft auf den Stegen die gut frequentiert von Menschen sind. Trotzdem wird angeraten sich ihr nicht näher als 20 Meter zu nähern. Sie ist und bleibt ein Raubtier. Sie ist bekannt dafür, Fender und aufblasbare Beiboote zum Spaß kaputtzubeißen und zu versenken. Sie ist daher bei so manchen Bootsbesitzern unbeliebt. Aber Seelöwen stehen unter Schutz in Neuseeland und so müssen die Liegeplatzbesitzer mit ihr leben. Ich finde es immer wieder schön wenn wir sie zwischen unseren Booten umherschwimmen sehen können. Unsere Beiboote haben wir längst auf den Stegen in Sicherheit gebracht.

Hier ein Video von Owha in Spiellaune (ist aber nicht von mir) https://www.youtube.com/watch?v=JUVKXlnEyaI

 

Abschied

Die Silvesternacht in Auckland war spektakulär. Von der Marina aus, direkt vom Schiff aus, konnten wir das Feuerwerk bewundern dass vom Skytower aus abgefeuert wurde. Der Skytower wechselt heute ständig seine Farben und ist kunterbunt wie eine Zuckerstange und als das Feuerwerk beginnt sieht es aus wie eine explodierende Zuckertüte – einfach nur wunderschön.

Die Zeit vergeht wie im Flug und der Rückflug nach Deutschland naht. Für die Carina habe ich einen Platz in Whangarei, im „Norsand boatyard“ an Land reserviert und am 6. Januar soll sie herausgeholt werden. Daher machen wir uns auf den Weg nach Whangarei. Wir wettern noch ein paar Starkwindtage in verschiedenen Buchten ab bis wir ankommen.

Die Carina wird im Norsand Boatyard (einem eingezäunten Parkplatz für Schiffe mit zugehörigen Werkstätten) auf einem Trailer von einem Traktor an Land gezogen während Jim weiter gesegelt ist, ins Town Bassin von Whangarei und nun dort sein Schiff zwischen 2 Pile-Moorings gehängt hat. (Das sind 2 Pfosten im Wasser zwischen denen das Schiff mit Leinen befestigt schaukelt. Zugang zum Land nur per Beiboot.)

Ich habe jetzt jede Menge Arbeit um in den verbleibenden 2 Wochen die Carina einzuwintern. Der Mast wird von einem riesigen Kran aus dem Schiff gezogen und ins Mastenlager  transportiert. Dort wird er auf meine Rückkehr warten um dann neue Wanten und Stagen zu bekommen bevor er zurück aufs Schiff kommt.

Zwischen all den Arbeiten bleibt immer noch ein wenig Zeit für Jim und mich um uns gegenseitig zu besuchen und auch Zeit für meine Nachbarn im Boatyard. Thomas und Lisa stehen mit Ihrem Katamaran Nes-puck nur ein paar Meter entfernt. Wir hatten uns auf Samoa kennengelernt. Sie werden noch länger hier bleiben um ihr Schiff wieder auf Vordermann zu bringen. Und sie werden sich um die Carina kümmern solange sie hier sind. Das ist gut zu wissen, denn es fällt mir sehr schwer sie hier alleine für mindestens 1 Jahr zurück zu lassen.

Noch viel schwerer fällt mir am 21. Januar der Abschied von Jim. Aber wir wissen – irgendwo, irgendwann (wenn alles nach Plan geht nach, meiner Rückkehr, hier in Whangarei) werden wir uns wiedersehen und wieder neu verliebt sein. Trotzdem, während der Bus mit mir davonrollt, rollen auch einige Abschiedstränen über mein Gesicht. In wenigen Stunden werde ich im Flugzeug nach Deutschland sitzen – ein notwendiges Übel und meine Bordkasse wieder aufzufüllen und die Zeit bis es endlich Rente und damit finanzielle Unabhängigkeit gibt, zu überbrücken. Hoffentlich klappt alles wie geplant.

 

Zu den Fotos

 

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