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Logbuch

2019 bis 2022 Zwangspause in Europa

 

Nachdem meine Bordkasse mal wieder leer war, denn das Ersparte war nun aufgebraucht, wurde es Zeit wieder Geld zu verdienen um sie wieder aufzufüllen. Der Plan war in Neuseeland zu arbeiten. Arbeit finden ist gar nicht schwer, ich fand einige Plätze wo ich sofort anfangen könnte, sobald ich meine Steuernummer habe, also eine Arbeitsgenehmigung.

Und daran scheiterte es leider, denn die gibt es hier nur für „Work & Traveler“ also Leute unter 30 Jahren oder Leute mit Berufen die auf der „Shortage-list“ stehen, also Fachkräfte die in Neuseeland aktuell nicht verfügbar sind. Der Informatiksektor ist gut abgedeckt so dass ich auch hier keine Chance habe.

Da die Carina auf der letzten Überfahrt von Neukaledonien nach Neuseeland im Sturm einiges abgekriegt hat und auch so einiges an Refit ansteht bleibt mir nichts anderes übrig als nach Deutschland zurückzukehren um dort noch mal ein Jahr zu arbeiten und ich buche einen Heimflug für den 21 Januar 2020.

Die Carina habe ich in einem Boat Yard in Whangarei an Land gestellt wo sie sicher untergebracht ist.

Freundin Barbara bietet an erst mal bei ihr in Regensburg unterzuschlüpfen bis ich weiß wo ich Arbeit finden werde und auf alle Fälle kann ich wieder an der Bootsschule-Regensburg unterrichten.  Ein wenig Anspruch auf Arbeitslosengeld habe ich auch noch aus vergangenen Jahren und so ist die erste Zeit meiner Rückkehr schon mal gesichert.

In Deutschland ist es Winter, Eiszapfen, Schnee, Nebel, Kälte, Wetterphänomene die ich seit Jahren nicht mehr erleben musste. Ich bin einfach immer dahin gesegelt wo gerade Sommer war, aber diesmal heißt es Zähne zambeissen (gar nicht so einfach wenn sie vor Kälte klappern) und durch.

Und alles klappt wie am Schnürchen. In der Bootsschule überlassen mir die Kollegen freundlicherweise alle Kurse die ich übernehmen mag, damit sich meine Bordkasse schneller füllt und innerhalb von 3 Wochen habe ich auch bereits wieder einen Vollzeitjob als Fachinformatikerin gefunden – beim Landesamt für Finanzen – d.h. ich muss mir kein Bein ausreißen, in den Ämtern geht es halt doch etwas geruhsamer zu, und ich verdiene besser als je zuvor.

Auch ein kleines Appartement ist schnell gefunden am Stadtrand von Regensburg, im Grünen, und doch so zentrumsnah dass ich mit dem Rad fahren oder sogar zu Fuß zur Arbeit gehen kann. Familie und Freunde stiften Möbel, Geschirr und Wäsche, die sie gerade nicht benutzen und so ist es dann auch gleich ganz gemütlich in meinem neuen zu Hause. Am 15. März ziehe ich ein und gleichzeitig beginnt in Deutschland der Covid 19 Lockdown, mit geschlossenen Geschäften, Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen. Ich kann trotzdem zur Arbeit gehen, denn wir sind systemrelevant. Wenn die Software nicht mehr funktioniert bekommen die deutschen Beamten bis hinauf zu den Politikern kein Geld. Aber die Regale in den Supermärkten werden leer (wegen all den unsinnigen Hamsterkäufen) und meine im neuen Appartement gar nicht erst voll. Es hat fast 4 Wochen gedauert bis es bei mir zu Hause endlich Klopapier, Reis und so manch andere Grundnahrungsmittel gab. Aber als Segler ist man ja an Entbehrungen gewohnt und erfinderisch und alles war halb so schlimm. Allerdings hat man uns auch die Bootsschule von heute auf morgen geschlossen so dass eine Einnahmequelle wegfiel. Langweilig war mir trotzdem nicht, denn tagsüber ein 8 Stunden-Job, danach 45 Min Fußweg nach Hause. Ich hätte auch den Bus oder das Wohnmobil von Hans nutzen können, aber ein wenig Bewegung schadet nicht und in den Abendstunden und an den Wochenenden aktualisiere ich die Homepage der Bootsschule und gestalte sie ein  wenig moderner und übersichtlicher.

Der Sommer beendet den Lockdown, die Bootsschule boomt wieder und ich bin jeden Abend und jedes Wochenende an der Bootsschule beschäftigt. Barbara überlässt mir ihren Roller so dass ich etwas mobiler bin, speziell für die Abendkurse, denn nach einem anstrengenden Arbeitstrag + Abendkurs ist es nicht so toll nach 22:00 Uhr noch 7 km nonstop bergauf nach Hause zu radeln.

Den Sommer über genieße ich es in meiner verbleibenden freien Zeit Ausflüge mit meinen Kindern und Enkeln zu machen, Freunde zu treffen und sogar auf dem Steinberger See segeln zu gehen.

Die Zeit vergeht wie im Flug, die Bordkasse füllt sich allmählich wieder und der Herbst bringt den nächsten Lockdown.

In Neuseeland hat ein Tornado 30 Yachten in meinem Boatyard umgeworfen, Masten im Mastenlager wie Mikadostäbchen durcheinander gewirbelt und großen Schaden angerichtet. Wie durch ein Wunder ist die Carina verschont geblieben. Keine 10 Meter neben ihr liegen alle Schiffe flach, aber ihr ist gar nichts passiert. Nur der Mast im Mastenlager hat etwas abgekriegt, aber das ist zu verschmerzen.

Was mir viel mehr Sorge macht, ist dass Neuseeland seine Grenzen geschlossen hat und es nicht absehbar ist ob ich im nächsten Frühjahr zurückkehren kann. Und ich frage mich was ich dann hier in Deutschland mit der vielen freien Zeit anfangen soll, denn mein Arbeitsvertrag  endet spätestens im August und ab Januar gehe ich in Rente.

So kam ich auf die Idee mich auf mein Fahrrad zu setzen und nach Neuseeland zurück zu radeln. Das müsste lang genug dauern um die Zeit bis zur Grenzöffnung zu überbrücken. Aber das hab ich mich dann doch nicht getraut, alleine als Frau durch all die Länder mit doch etwas anderen Kulturen zu radeln und in einem kleinen Zelt am Wegesrand zu campieren. Und so wurde der Plan von Fahrrad auf Auto geändert, und ich kaufe ein kleines billiges Auto das ich zum  Camper umbaue. So kam ich zu meinem „Berli“ einem „Citroen Berlingo“ über dessen Ausbau ihr hier: https://www.unter-weissen-segeln.de/index.php/mini-camper-logbuch.html nachlesen könnt. Durch die Grenzschließungen und all die Umstände durch Covid 19 musste ich meine Reiseroute allerdings etwas abändern und mich auf Europa beschränken.

So war ich von Januar bis April 2021 mit Planen und Ausbauen beschäftigt, was sich etwas schwierig gestaltete da ja immer noch Lockdown war und außer Lebensmittelgeschäften nichts geöffnet hatte. Ich musste jede Kleinigkeit online bestellen, was das ganze etwas langwierig machte. Als die Baumärkte zwischendurch mal kurz öffnen durften, hab ich mir gleich einen Tag frei genommen und bin 5 Std durch das Bauhaus gelaufen um einfach alles zu kaufen, wovon ich geglaubt habe dass ich es für den Ausbau brauche. Nach viel planen und 3 Wochenenden Arbeit, war der Berli im April fertig. Im Mai hab ich mein Appartement gekündigt, alle mir überlassenen Möbel zurückgegeben und bin in den Berli umgezogen.

Im August hab ich dann Deutschland den Rücken gekehrt und bin durch Europa getourt. 11.500 km durch 9 Länder bis Neuseeland im Mai 2022 seine Grenzen endlich wieder geöffnet hat. Also schnell einen Flug buchen, wieder alle Zelte in Europa abbrechen, den Berli verkaufen, unendlich viel Papierkram erledigen (wegen all den Einreisebedingungen und Corona Auflagen) und frohen Mutes  Ende Mai zurück zur Carina.

Wär hätte das gedacht, aus geplanten 12 Monaten wurden 29 Monate und ich habe jede Minute davon genossen. Es war wunderschön mal wieder Familie und Freunde um sich zu haben und die Tour durch Europa im kleinen Berli war ganz besonders schön. All diese Plätze hätte ich sonst nie gesehen. Somit war die Zwangspause durch Covid 19 für mich in jeder Hinsicht positiv. (Abgesehen von der wunderschönen Zeit die ich verbringen durfte hatte Covid auch mich erwischt).

Jetzt bin ich überglücklich wieder zurück in Neuseeland auf der Carina zu sein, auch wenn es hier „Winter“ ist, viel regnet und es unendlich viel Arbeit auf der Carina gibt.

Wenn es mal wieder eine verregnete Woche gibt und ich Zeit finde werde ich euch vom Leben auf dem Boatyard berichten.

 

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