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Carina's Logbuch

Zurück am Schiff - Tagebuch eines Boots-Sklaven

1. Juni – 27. September 2022

 

ZURÜCK AM SCHIFF

Nach 3-stündiger Fahrt durch Neuseelands Winterlandschaft mit Palmen, grünen Wiesen, weidenden Schafen und Kühen und blühenden Büschen, komme ich in Whangarei im Norsand Boatyard an und melde mich erst mal im Büro. Jo und Mary begrüßen mich herzlich und auf dem Weg zur Carina werde ich von einigen Arbeitern begrüßt die sich nach 2 Jahren und 3 Monaten Abwesenheit noch an mich erinnern, sogar meinen Namen wissen sie noch, obwohl ich nur kurz hier war. Schön, das gibt mir ein Gefühl des nach Hause-kommens.

Der Boatyard hat sich verändert, zum Vorteil. Es gibt einen neuen Bereich für die dicken Katamarane und dazwischen begrünte Erdwälle, neue Elektro- und Wasseranschlüsse.

Und dann endlich steh ich vor der Carina.

Die Carina sieht aus wie Sau. Verdreckt, erste Flechten wachsen auf ihr, aber die Abdeckungen sind top in Ordnung und so gut verzurrt dass ich 2 Stunden brauche bis ich alles soweit befreit habe um wenigstens bis zum Niedergang, dem Eingang ins Schiff, zu kommen.

 

Kampf dem Kakerlak

Aufsperren (oh je – wie wird es darin aussehen? riechen?) In dem Moment in dem ich die Bretter des Niedergangs wegnehme und der Eingang offen ist, fällt etwas Schwarzes auf meinen Arm. Erschrocken schüttle ich es ab und unglücklicherweise fällt es ins Schiff hinein. Ich sehe gerade noch den fetten schwarzen Kakerlak im Schiff verschwinden. Oh je, so ein Begrüßungskomitee habe ich mir eigentlich nicht gewünscht. Der Kerl ist unauffindbar.

Ich kämpfe mich ins Schiffsinnere vor, das vollgestopft ist mit allem was sonst draußen ist. Da ja kein Mast auf dem Schiff ist, befinden sich Segel, Schoten, Fallen, Blöcke, Außenbordmotor, Beiboot, Fahrrad und vieles mehr im Schiff.  Die Polster hatte ich alle aufgestellt damit sie gut unterlüftet werden und die vielen Kissen so luftig wie möglich gelagert. In der Vorkabine liegt ein Teil der Ersatzteile und anderer Kram rum damit der Zugang zu den Batterien frei bleibt, denn da musste immer wieder mal das Wasser geprüft und nachgefüllt werden. Alle Türchen habe ich offen gelassen, damit sich darin keine Feuchtigkeit staut. Und es hat geholfen, alles ist trocken, nichts müffelt. Sogar die Kleidung hat alles gut überstanden.

So, nun erst mal Platz schaffen, ausräumen um sie bewohnbar zu machen.

Das schwere Beiboot, Außenborder, Fahrrad,  Rettungsinsel, Segel und Schoten müssen vom Schiff runter. Ziemlich mühselig jedes Teil wiegt zwischen 20 und 40 kg und muss nun über die 4 m lange Leiter runtergetragen werden. Manche Sachen kann ich an den kleinen Kran am Heck hängen und über eine Leine hinunterlassen. Die nächsten Tage habe ich Rückenschmerzen, bin halt kein Arbeiten mehr gewohnt.

Inzwischen zeigt sich auch der Kakerlak wieder den ich schnell fange und rauswerfe. Dass unter meinem Schiff …zig weitere Kakerlaken wohnen, werde ich bald herausfinden. Zum Glück hatte sich keiner IM Schiff eingenistet.

So nun kann ich wenigstens mal durchgehen. Ganze 5 Schritte am Stück kann ich gehen. Das ist Luxus für mich, im Berli, (meinem Berlingo-Minicamper in dem ich das letzte Jahr gelebt hatte) hatte ich nur 1,5 Schritte und die nur in gebückter Haltung. Bis zum Abend bin ich soweit dass ich den Tisch, die Küche und die Hundekoje freigeräumt habe in der ich die nächsten beiden Nächte schlafe. (Die Hundekoje ist ein zum Wohnraum hin offener Schlafplatz ohne Sitzhöhe in den man mit der unteren Körperhälfte hineinkriecht) Bis auch die Vorkabine wieder bewohnbar ist, in der ich normalerweise schlafe, wird noch dauern. Aber ich schlafe auch in der Hundekoje hervorragend.

Die nächsten Tage vergehen damit, die Carina wieder in gewohnt gemütlichen Wohnzustand zu versetzen, Abwasserversorgung zu installieren (einfach einen Schlauch von außen in den Borddurchlass stecken und in einen alten 20 l Kanister leiten, den ich dann alle 2 Tage zur Entsorgungsstation karren muss). Und einkaufen muss ich auch, es war ja gar nichts mehr auf der Carina. Auch mit Werkzeug und Material besorgen bin ich unterwegs, solange ich das Leihauto noch habe. Das hält mich dermaßen auf Trab dass ich 4 Tage brauche bis ich endlich meinen Koffer und Rucksack aus dem Auto ins Schiff hole. Zum Auspacken komme ich nicht mehr, denn jetzt muss ich nach Auckland fahren, das Auto zurückgeben. Das dauert auch einen ganzen Tag – 3 Stunden Hinfahrt, dann auf den Bus warten und 4 Stunden wieder zurück nach Whangarei. Und vom Ortskern sind es noch 45 Minuten Fußmarsch bis zum Boatyard, zur Carina.

 

Auf dem Boatyard

Für die Nicht-Wissenden – ein Boatyard ist ein privater, eingezäunter Parkplatz für Schiffe an Land, mit einigen Werkstätten in denen man Schiffsreparaturen und Instandhaltungsarbeiten ausführen lassen kann. In manchen Boatyards darf man auch selbst am eigenen Schiff arbeiten und sogar währenddessen auf dem Schiff wohnen. So ist das hier im Norsand Boatyard.
Für einen Boatyard ist es eigentlich ganz hübsch hier, außer wenn es viel regnet, dann verwandelt sich das Gelände hier in eine riesige Schlammpfütze. Aber an sonnigen Tagen kann ich von meinem Cockpit aus die Vögel beobachten, die großen dunkelblauen Pukeko‘s mit ihren weißen Hintern, roten Schnäbeln und langen Spinnenbeinen. Sie warten jeden Morgen bis mein Nachbar Marty seine Brotreste rauswirft und dann kämpfen unzählige kleine Spatzen und ca. 15 Pukeko‘s um die Beute. Unglaublich welch große Brocken die winzigen Spatzen davon schleppen. Heute Morgen hat Marty eine Dose mit gelbem dickflüssigem Zeug rausgestellt. Ich bin entsetzt, er wird doch den Vögeln keine Farbdose hingestellt haben. Und da kommt auch schon der erste und kann gar nicht genug bekommen von dem gelben Zeug. Sie sind so wild darauf dass sie sogar die Dose stehlen und zu ihren Nestern tragen. Ich bin erleichtert als mir Marty erklärt das wäre Vanille-Pudding, eine Sorte die ihm nicht geschmeckt hat.
In dem kleinen Busch neben mir kann ich jeden Morgen einen Fantail beobachten, ein ca. spatzengroßer Vogel mit einem langen gefächerten Schwanz dessen Federn abwechselnd hell und dunkel sind was ihn besonders hübsch macht.

Obwohl es Winter ist, ist das Wetter ganz passabel und die Tagestemperaturen liegen zwischen 15 und 20°. Nachts kühlt es auf 12 oder bei Südwind sogar auf 5°ab. Alles im Plus-Bereich.

Auch sonst gibt es so einige Annehmlichkeiten für uns Bewohner. Wir haben ein hübsches sauberes Waschhaus mit Toiletten, Waschbecken und heißen Duschen, einen Münz-Waschsalon mit Waschmaschinen, Trocknern, Handwaschbecken, Bügelbrett und Bügeleisen. Ein weiträumiger überdachter Aufenthaltsbereich mit Tischen und Gasgrill, inclusive immer gefüllten Gasflachen, lädt zu geselligen Abenden ein und für die kühleren Tage steht uns ein geräumiger Aufenthaltsraum mit Küche, Kühl- und Gefrierschrank und vielen Büchern zur Verfügung. Freies Internet, Strom und Wasseranschluss gibt’s an unseren Stellplätzen. Es ist fast wie auf einem Zeltplatz, nur dass wir nicht in Zelten und Wohnmobilen sondern in Schiffen wohnen und daran arbeiten. Und wie überall wo sich Gleichgesinnte aufhalten, findet man immer jemand zum Fachsimpeln oder belanglosem Geplauder und man schließt schnell neue Freundschaften. Viele von uns werden viele Monate hier verbringen. Trotzdem herrscht ein Kommen und Gehen, Schiffe die Ihre Arbeiten beendet haben werden wieder zu Wasser gelassen und neue werden täglich an Land gezogen und nehmen deren Platz ein. Auch wenn wir keine Arbeit an unseren Schiffen hätten, käme hier keine Langeweile auf. Und so gibt es sogar einige ältere Dauerbewohner hier, die zu alt oder unbeholfen sind um nochmal mit Ihren Schiffen ins Wasser zu gehen.

 

Aus dem Tagebuch eines Boots-Sklaven

Nein nein, rudern zum Trommelschlag muss ich nicht, noch schwimmt die Carina ja nicht, aber von nun an gibt es keine freie Minute mehr. Wie ein Sklave schufte ich täglich von morgens bis abends. Das einzige das mir vergönnt bleibt ist der Kaffee am Morgen, vielleicht noch ein Müsli dazu, aber dann geht los, ran an die Arbeit, ohne Pause bis es dunkel wird. Das ist so ca 18:00 Uhr (und jeden Tag etwas später). Dann aufräumen, kochen, essen, Geschirrwaschen, Todo-Liste für den nächsten Tag erstellen und schon ist es 22:00 Uhr und ich falle nur noch müde ins Bett. Oft bin ich sogar zu müde mir noch was zu essen zu machen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Mein Plan war: 5 Tage arbeiten und das Wochenende frei haben zum Ausruhen, Spazierengehen, Radfahren, Sightseeing ... und ich hatte mir schon einige hübsche Orte ausgesucht die ich besuchen wollte.

Leider kommt‘s ganz anders - Sklaven haben keine Wochenenden. Meine Missis, die Carina, ist sehr streng mit mir und lässt mich jeden Tag schuften bis zum Umfallen. Dabei bin ich doch ein so braver Sklave, arbeite fleißig jeden Tag, und beschwer mich nicht.  Sie hat gesagt, wenn ich mich gut führe wird sie mich nach Beendigung all der Arbeiten in die Freiheit entlassen und ich darf mit ihr über alle Meere segeln. Das gibt mir Motivation und die Kraft das alles hier überhaupt durchzustehen.

Meist ist es am Wochenende sonnig und das muss man natürlich für die Außenarbeiten nutzen, man weiß ja nie wann der nächste Regen kommt (ist ja schließlich Winter hier) und dann kann ich die meisten Arbeiten nicht ausführen; ein weiterer Grund warum ich keine Wochenenden habe. Und wenn es tatsächlich mal regnet, habe ich genügend Indoor-Arbeitern zu erledigen für die die Sonnentage zu schade sind.

Als erstes muss ich den Mast inspizieren der am Mastenlager liegt und beim Tornado 2020 wie ein Mikadostäbchen herumgewirbelt wurde. Dabei wurden alle Masttop-Instrumente beschädigt und ich benötige eine neue Dreifarbenlaterne. Auf die elektronischen Windinstrumente verzichte ich und kaufe nur einen einfachen Verklicker (eine Art Wetterhahn, nur ohne Hahn drauf, der mir anzeigt woher der Wind kommt). Der Mast selbst und das Radar sind verschont geblieben. Ich suche Gerry dem Rigger auf um einen Termin für die Erneuerung der Wanten und Stagen zu vereinbaren, weshalb der Mast vom Boot genommen wurde. Es sind noch 3 Masten vor mir dran und er geht jetzt erst mal 2 Wochen in Urlaub. Wann ich dran bin kann er noch nicht sagen, aber vermutlich Anfang Juli. Das ist früh genug für mich denn ich habe genügend andere Arbeiten die ich in der Zwischenzeit erledigen kann. Trotzdem besorge ich schon mal alles was ich für den Mast brauche, putze und bereite alles vor um dann keine Verzögerung zu verursachen.

 

Wieder mal ein Online-Banken-Drama

In den hiesigen Geschäften finde ich keine Dreifarbenlaterne die meinen Vorstellungen entspricht und so durchsuche ich das Internet. Juhuuu, da gibt es eine ‚Optolamp‘, also genau die Dreifarbenlaterne die der Tornado zerstört hatte. D.h ich muss nichts an der elektrischen Installation verändern, brauch nur die neue Lampe oben hinschrauben und anklemmen. Und sie ist sogar in Neuseeland, in der Nähe von Auckland, erhältlich. Ich könnte sie jetzt einfach online bestellen, aber da ich in Neuseeland als Ausländer keine Steuern zahlen muss (ich habe ein sogenanntes TIE (Temporäres Import Entry)) will ich mir die 40 $ Steuern natürlich sparen. Ich nehme Kontakt mit dem Händler auf – d.h. ich würde gerne, aber es geht nicht – das Kontaktformular funktioniert nicht. Mehrere Versuche bleiben erfolglos. Zu dumm, das ist der einzige Händler in NZ der diese Lampe verkauft. Am nächsten Tag erreiche ich ihn und er erklärt wie ich vorgehen muss damit sein Webshop die Steuer nicht berechnet.
Aber es funktioniert nicht. Wenn ich meine deutsche Anschrift hinterlege, wie angeraten, wird zwar die Steuer abgezogen aber dafür werden mir 90 $ Frachtkosten nach Europa berechnet (obwohl die Lampe nach Whangarei in Neuseeland geschickt wird, aber davon weiß die Software ja nichts). Wie wir es auch drehen und wenden, die Software kennt nur entweder Steuer oder Frachtkosten zahlen. Na gut, dann eben ohne Shop. Er schickt mir eine Rechnung und einen Link über den ich per Kreditkarte bezahlen kann. Soweit so gut. Meine Karte wird akzeptiert, weder Steuer noch Fracht berechnet aber das Geld wird nicht von meiner Karte auf das Konto des Händlers überwiesen. Einige Telefonate und weitere Versuche – nichts. Meine mitten in der Nacht (wegen der Zeitversetzung) kontaktierte Hausbank kann kein Problem feststellen. Der Händler hatte gerade seinen Shop upgedatet aber auch seine beauftragten Internetgurus können kein Problem feststellen. Seit einer ganzen Woche probieren wir nun schon das Geld auf sein Konto zu bekommen, allmählich läuft mir die Zeit davon. Ich will die Lampe haben bevor der Mast gestellt wird. Der Händler meint ich könnte zur Bank gehen und direkt bar auf sein Konto einzahlen. Also mach ich mich auf den Weg, aber keine Bank nimmt eine Direkteinzahlung an wenn man dort kein Konto hat (Western Union gibt’s in Whangarei nicht). 4 Stunden Fußmarsch in die Stadt umsonst. Es ist zum Verzweifeln. Da ich aber ein Dickschädel bin und was ich mir in den Kopf gesetzt hab das muss auch so gehen, beschließe ich nach Auckland zu fahren (350 km hin- und zurück) und die Lampe dort direkt abzuholen und bar zu bezahlen. Koste es was es wolle – leider ziemlich viel (Auto mieten, Benzin 3 $ / l ) aber das nehme ich in Kauf. Ich ruf den Händler wieder an dass das mit der Bank nicht geht und ich am Montag oder Dienstag nach Auckland komme. Ein Auto ist bereits besorgt, ein Segelfreund hier im Boatyard leiht mir seines, aber der Shop ist seit heute geschlossen, der Händler segelt am Montag los nach Fidschi und ist somit einige Wochen unterwegs. Was für eine Enttäuschung. Die nächstmögliche Optolamp müsste ich aus den USA bestellen. Aber Kiwis sind nette geduldige Leute, immer bemüht zu helfen, und er verspricht, die Lampe mit aufs Schiff zu nehmen an dem aber am Montag noch einige Vorbereitungen zu treffen hat bevor er abends lossegelt und dort könnte ich sie abholen. Ende gut, alles gut, Montagvormittag geht die Lampe in Gulf Harbour bei Auckland in meinen Besitz über. Hätte ich gewusst was für ein Langweiler der Rigger hier ist und dass es bis September dauern wird bis mein Mast endlich zurück aufs Schiff kommt, hätte ich mir die ganze Eile und Aufregung sparen können.

 

Sklaven-Alltag                                                                         

Die erste produktive Arbeit in der Carina war, die defekte Badezimmerlampe gegen eine neue LED Lampe auszutauschen, eine Kleinigkeit. Leider hat diese Lampe, was ich gar nicht mag, eine kleines blaues Indikatorlicht, das anzeigt wo man hindrücken muss um sie einzuschalten. Dieses Indikatorlicht ist aber so hell, dass ich die Lampe gar nicht einschalten brauche, es leuchtet auch im nicht eingeschalteten Zustand das ganze Bad und den Gang davor aus. Also zerlege ich die Lampe und klebe das Indikatorlämpchen und die Umgebung in die es abstrahlt mit schwarzen Tape ab. Jetzt ist es etwas besser aber immer noch hell genug um sie für ein nächtliches Pipi gar nicht einschalten zu müssen. Nur wenn man sich tatsächlich bei Dunkelheit im Spiegel betrachten möchte muss man auf den jetzt schwarzen, blau umleuchteten Fleck drücken.

Die beiden Gasflaschen die ich zum Kochen benötige sehen schrecklich aus, total mit Rost überzogen. So füllt mir die hier keine Gasstation.  Also entrosten – streichen – dazu nehme ich den teuren International Toplack von dem der Liter 50 € kostet. Verrückt, aber den hab ich halt grad übrig denn ich brauch keine ganze Dose um den Großbaum neu zu streichen für den ich sie gekauft habe. Und das ist die nächste Arbeit, den Baum abschleifen - ziemlich eng und ungemütlich auf dem Seitendeck, denn ich kann ihn nicht vom Schiff runternehmen.

Nachdem das Schiff nun durch die Schleifarbeiten noch mehr versaut ist, wird es Zeit es endlich mit dem Hochdruckreiniger zu putzen, all den Dreck der letzten Jahre und die Flechten loszuwerden.

Heute kommt Segelfreund Thomas um mir zu helfen das Ruder vom Schiff abzumontieren und den Propeller und das untere Getriebe des Saildrives auszubauen. Der Saildrive braucht eine neue Dichtung (hatte die letzte Zeit immer Wasser im Getriebeöl) und das Ruder braucht neue Lager. Außerdem war im Ruder Feuchtigkeit weshalb ich vor meiner Abreise ein paar Löcher gebohrt hatte um es austrocknen zu lassen. Nun bohre ich ein großes Inspektionsloch um zu sehen ob die Stahlträger im Ruder angerostet sind. Das wäre fatal, denn wenn die wegrosten lässt sich das Ruder nicht mehr bewegen. Zum Glück ist alles ok und die Löcher werden wieder mit Epoxy zugespachtelt und geschliffen. Bei der Gelegenheit wird auch gleich das alte Antifiouling abgekratzt und abgeschliffen, wofür ich 4 Tage brauche. Ich rechne mir gerade aus wie lange es dauern wird das gesamte Schiff vom alten Antifouling zu befreien … ewig …

Dummerweise habe ich bei den Schleifarbeiten die Trägerscheibe (Schleifscheibe) meiner ‚Fein‘ (ist ein Multitool) geschrottet, weil ich sie zu schnell laufen ließ. Ohne die kann ich nicht schleifen. Also sofort auf zu Downtowntools, dem einzigen Geschäft im Großraum Whangarei das Fein-Zubehör hat. Aber leider ist alles ausverkauft. Sie warten seit Wochen auf Nachlieferung. Eine Rückfrage in Auckland ergibt, auch dort gibt’s keine Träger-Schleifscheibe und sie zu bestellen dauert mindestens 10 Wochen. Phew. Der Verkäufer hat eine gute Idee und so bestelle ich in Deutschland das Teil online und lasse es nach Passau zu meinem Sohn Thomas schicken (dauert 2 Tage) und der schickt das Päckchen weiter zu mir nach Whangarei – und so hat das dann nur 4 Wochen gedauert.

Ich baue die alten Ruderlager aus und bringe sie in eine nahe gelegene Präzisionswerkstatt, zu Rob, der mir für wenig Geld 2 neue Teflonlager fertigt.
Zurück am Schiff stelle ich fest, leider passt das neue obere Ruderlager nicht, der Außendurchmesser ist ein wenig zu groß, was aber mein Fehler war, ich habe nicht genau genug gemessen. Aber Rob ist ein lieber Kerl, und kostenlos verkleinert er es einfach ein wenig.

Das Saildrive-Getriebe bringe ich zur Yanmar-Werkstatt, da es mir zu kompliziert erschien dieses zu zerlegen um selbst neue Dichtungen einzubauen.

Segelfreund Thomas und ich haben uns gemeinsam einen Winkelschleifer gekauft um ihn abwechselnd zu nutzen und damit versuche ich heute das Antifouling vom Schiff zu schleifen denn es lässt sich nicht einfach mit dem Schaber abkratzen. Mit dem aggressiven Winkelschleifer geht das tatsächlich runter, aber leider beschädige ich an einigen Stellen auch das GFK. Weit bin ich eh nicht gekommen, da werde ich bereits vom Chef des Boatyards gestoppt. Man darf nicht einfach das giftige Antifouling abschleifen da es über die Erde ins Grundwasser gelangt. Ich muss eine Absaugung an die Schleifmaschine anschließen. So eine hab ich nicht und die Schleifmaschine hätte auch keinen Anschluss. Und so ist nach einem halben Quadratmeter schon wieder Schluss mit diesem Projekt. Trotzdem sehe ich wieder mal aus wie ein Schlumpf, blau von Kopf bis Fuß.

Am nächsten Morgen klopft David der Slipmaster an der Carina. Sie wollen die Carina an einen anderen Platz verlegen an dem ich besser arbeiten kann und eine große Plane unter der Carina ausbreiten um all das Antifouling aufzufangen das ich abschleifen und später neu streichen muss.

Einerseits bin ich froh, denn hier käme ich gar nicht von allen Seiten an die Carina dran und die Wiese in der sie steht ist viel zu buckelig um Leitern oder Gerüste aufzustellen und wenn es regnet muss ich über ein paar ausgelegte Planken über die schlammige Wiese zur Straße balancieren. Andererseits werde ich die Vögel und den schönen Ausblick auf den Fluss vermissen, denn der neue Platz, hinterm Mastenlager, neben einem abgewrackten Schiff mit Blick auf ein Eisenträgerlager ist so ziemlich der hässlichste Platz auf dem ganzen Gelände. Vielleicht motiviert mich das noch härter zu arbeiten um schneller hier weg zu kommen. Und so ziehen wir im strömenden Regen um, d.h ich stehe 3 Stunden im Regen, denn solange die Carina auf dem Trailer bewegt wird und noch nicht wieder richtig aufgebockt ist darf ich nicht aufs Schiff.

 

Ich bin mobil – die Gasbottle-battle

Heute ist Thomas nach Neukaledonien weitergesegelt und hat mir sein Auto da gelassen. Er wird es in TradeMe (sowas wie unser Ebay) verkaufen und ich soll es dann dem neuen Käufer übergeben. Das wird vermutlich in 2 Wochen sein und so lange steht es mir zur Verfügung.

Leider passt das angepasste Ruderlager immer noch nicht und bevor ich noch weitere Meßfehler mache (meine Schieblehre kann keine Zehntel Millimeter messen) hieve ich das schwere Ruder in Thomas Auto und bringe es zu Rob. Nun kann er selbst messen und die Lager in der exakten Größe fertigen. Und da liegt das schwere Ruder nun erst mal gut in seiner Werkstatt.

Da gerade eine der Gasflaschen leer ist fahre ich in die Stadt um diese zu füllen. Ich übereiche dem Arbeiter meine Flasche und einen Adapter, denn europäische Flaschen können sonst nicht in NZ gefüllt werden. Eigentlich werden ausländische Flaschen hier überhaupt nicht gefüllt, außer sie haben ein neuseeländisches Zertifikat. So eines wollte ich bei meinem ersten Neuseelandbesuch 2018 erstellen lassen. Meine Flaschen haben den Test auch bestanden, aber da eine belanglose Information nicht auf der Gasflasche eingestanzt ist, habe ich kein Zertifikat erhalten. Gefüllt hat man sie mir an der Zertifizierungsstelle trotzdem. Und seit dem muss ich an jeder Station lange Diskussionen führen, freundlich hilflos lächeln und wenn ich Glück habe füllen sie mir die Flaschen (illegal). Hier in Whangarei habe ich heute kein Glück. Seltsam, vor 2 Jahren haben sie mir die hier problemlos gefüllt. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite gibt es noch eine Füllstation, die ich gar nicht erst versucht habe, da man mich dort bei meinem letzten NZ-Aufenthalt schroff abgewiesen hatte. Die nächste Füllstation bei der ich Glück haben könnte liegt 80 km entfernt in der Bay of Islands, zumindest haben sie mir dort meine Flaschen immer problemlos gefüllt. Das ist verdammt weit, nur um 2,5 kg Gas zu bekommen. Also versuch ich es doch auf der anderen Seite, übereiche ihm meine strahlendweiß gestrichene Flasche und den Adapter. Ein freundlicher Herr fragt nur ob diese Flasche schon mal in NZ gefüllt wurde, schaut aufs Herstellerdatum und füllt sie ohne Diskussion. 7 Euro will er haben und alle sind glücklich.

Nachdem der Tank des mir überlassenen Autos so leer ist dass ich befürchte nicht mehr nach Hause zu kommen tanke ich, und zwar gleich halb voll (das sind 80 $), denn ich habe vor, morgen wenn das Wetter schön ist, einen kleinen Ausflug zu machen. (Das wäre dann mein erster freier Tag in 4 Wochen)

Zurück auf der Carina läutet mein Telefon, ein Käufer fürs Auto, er will es gleich, noch heute Abend. Oh nein, das geht nicht … und ich vertröste ihn auf den nächsten Tag um 10:00 Uhr morgens.

Um 08:00 bin ich bereits auf dem Weg zu Rob, ob er meine Lager gleich machen könnte da ich sonst keine Möglichkeit mehr habe das Ruder wieder zurück zum Boatyard zu transportieren. Aber er hat einen eiligen Auftrag den er erst erledigen muss. Irgendwie kriegen wir das Ruder schon zurück zu deinem Schiff vertröstet er mich, notfalls bringe ich es dir, und ich übergebe eine Stunde später ein unglücklicherweise halbvoll getanktes kaum genutztes Auto an den neuen Besitzer. Dass es so schnell weggeht hätte keiner von uns gedacht. Eingestellt in Trade Me und 2 Stunden später bereits verkauft wobei weitere 3 Interessenten abgewiesen werden mussten. Von nun an bin ich wieder zu Fuß oder an nicht so windigen Tagen mit dem Rad unterwegs.

Heute war Großeinkauf mit dem Fahrrad, im Bauhaus Eimer, Pinsel und Kleinkram kaufen, Lebensmittel im Supermarkt und im Bootszubehörladen ein neues Seeventil und einen Schlauch für die neue Bordtoilette. Die gefüllten Eimer auf dem Gepäckträger, großer Rucksack auf dem Rücken und Toilettenschlauch um den Hals hängend radle ich zurück zum Boatyard. Dabei sinke ich, so schwer beladen, immer tiefer und tiefer, der Sattel meines Klapprades rutscht immer weiter runter und die Knie reichen mir fast schon bis zum Kinn. Das muss ja ausgesehen haben. Rücken, Hüfte und Beine schmerzten schrecklich, aber es war ja nicht mehr so weit, da wollte ich nicht anhalten so beladen wie ich war. Von nun an kann ich mich kaum noch bewegen, meine linke Seite ist wie taub und es dauert jeden Tag einige Stunden bis ich wieder richtig beweglich bin. Zum Glück ist Seglerin Veronika Ärztin und hat angeboten mit Akkupunktur zu helfen. Irgendwie hab ich aber nie Zeit gefunden zu ihr zu gehen und nach 3 Wochen war es auch von selbst wieder gut.

 

Das Wander-Klo

Die altersschwache Bordtoilette, die nicht mehr gepumpt hat, musste einer neuen weichen. Zum Glück habe ich hier dasselbe Modell wieder erhalten und erfreulicherweise hat Jabsco in 30 Jahren die Dimensionen nicht verändert, so dass sogar die Schraublöcher noch exakt an derselben Stelle sitzen und der Austausch ratz-fatz ging. Aber wo ich schon mal dabei war wollte ich auch gleich alle Schläuche austauschen, was auch dringend nötig war, der Innendurchmesser des Abflussschlauches betrug nur noch ein Drittel der Originalgröße, d.h er ist ungefähr daumendick.. Nur gut dass alles über 2 Jahre nicht genutzt war und somit alles angetrocknet war und geruchlos von statten ging. Die große Sauerei blieb mir somit erspart. Auch das alte Seeventil musste ausgetauscht werden, denn das ließ sich nicht mehr komplett schließen und  war, wie sich bei genauerer Inspektion herausstellte korrodiert. Altes auszubauen ist immer mehr Aufwand als Neues einzubauen und ohne Nachbar Martys Hilfe hätte ich das nicht rausgekriegt. Das neue einzubauen war leicht – es dicht zu bekommen eine andere Sache. Teflonband ins Gewinde- klar, aber dicht wars doch nicht. Nochmal … ok. Aber der Schlauchanschluss, der war nicht dicht zu kriegen auch nicht mit Sika. Nach 2 Stunden Internetsuche war die Lösung gefunden. Den mit Spiraldraht verstärkten Schlauch mit dem Fön so heiß machen bis er butterweich ist und dann die Schlauchklemme richtig dicht anziehen. Geschafft. Den Dichtigkeitstest mit dem Wasserschlauch hat es bestanden. Hoffentlich ist‘s auch dicht wenn das Schiff wieder schwimmt -  sonst schwimmt es nicht lange…

Nun hieß es das alte Klo entsorgen. Mit der Kloschüssel in der Hand, auf dem Weg zum Müllcontainer, der gleich neben den Boatyard-Toiletten steht, begegne ich Veronika, die meint, ‚gehst Du mit‘m Klo aufs Klo?‘ Na ja, kann nie schaden, wenns mal pressiert hat man‘s gleich dabei.

Die Pumpe war unbrauchbar, die hatte ich schon vor Tagen in den Müll geworfen, aber die Keramikschüssel, die Anschlüsse und der Klobrille waren echt zu schade für den Müll und so stelle ich es neben dem Container ab, vielleicht kann es ja noch jemand brauchen.

Eine Stunde später sehen wir bereits mein altes Klo über den Boatyard wandern. Dafür stand am nächsten Morgen ein anderes Klo neben dem Container. Aber auch das hatte noch vor Sonnenuntergang einen neuen Besitzer gefunden. So wandern viele Dinge hier von Schiff zu Schiff.

 

Heißer Grill und kalte Nächte

Inzwischen sind die Nächte hier ganz schön kalt geworden und der kleine Heizlüfter ist fleißig im Einsatz und sorgt für angenehme Temperaturen im Schiff. Über Nacht lasse ich ihn aber nicht laufen. Es kostet mich schon Überwindung morgens bei 5 ° aus dem warmen Schlafsack zu kriechen. Und weil ich so ein ‚Gfrerling‘ bin und Kälte überhaupt nicht mag habe ich nun Panik dass der kleine Heizlüfter irgendwann den Geist aufgibt und ich in der Kälte sitze. Deshalb habe ich mir einen „Zweitheizlüfter“ gekauft, mit Fernbedienung! Die nehm ich mit ins Bett. Wenn ich aufwache schalte ich schon mal die Heizung ein und bis ich ne halbe Stunde später aufstehe ist es schon angenehm warm im Schiff.

Heute abend gibt es ein Potluck an der Grillstation. Das heißt jeder schaut mal in seinen Topf (Pot) und mit etwas Glück (luck) findet er was Essbares das er mit den anderen teilt. Sozusagen ein Mitbring-Buffet. Wir sind zu siebt, und haben eine schöne Auswahl beinander. Im kleinen Aufenthaltsraum ist es auch warm genug um den Abend bis nach Mitternacht zu verplaudern. Zurück am Schiff ist es heute eisig kalt. Mein Thermometer, das bei +5° beginnt, zeigt heute nichts mehr an. Also Heizlüfter an, und zwar gleich alle Beide, damit es ganz schnell warm wird. Daraus wird nichts, denn kaum eingeschaltet ist der Strom weg. 4000 kW (je Heizlüfter 2000) schaffen die Stromkästen hier nicht und so heißt es wieder raus in die Kälte zum Stromverteiler, 4 Schiffe entfernt, und die Sicherung wieder rein.

Am nächsten Tag lese ich in den Nachrichten dass ein Sturm im Norden einige Stromleitungen gekappt hat und es einige Tage dauern wird bis die betroffene Region wieder Strom bekommt. Die Vorstellung dass dies auch hier passieren könnte und ich dann tagelang ohne Heizung bin, schockiert mich dermaßen, dass ich sofort eine neue Eberspächer DL2 Dieselheizung bestelle. Meine alte Eberspächer DL1 hatte nach 35 Jahren und einigen erfolgreichen Reparaturen inzwischen den Dienst komplett quittiert.

5 Wochen sind inzwischen vergangen ohne einen freien Tag zu haben. Heute muss ich zur Post gehen um Thomas‘ altes Auto abzumelden. Und weil es so ein herrlicher warmer sonniger Tag ist, verbummle ich ihn in der Stadt, sitz auf einem Bankerl im Townbassin und betrachte die Schiffe, mache einen langen Spaziergang und genieße es mal nicht zu arbeiten. Allerdings ist das Boots-Sklaven nicht erlaubt und wird auch nicht ungestraft bleiben.

Meine Missis ist sooo gemein, zur Strafe steckt sie mich 3 Tage in die Backskiste. Die neue Dieselheizung war innerhalb weniger Tage gekommen und die muss ich nun einbauen. Der einzige Zugang zu der Stelle an der die alte Heizung sitzt und durch die Neue ersetzt werden muss, ist über die Backskiste. Dazu muss ich die Backskiste ausräumen, in der ich Kanister, Fender, Festmacher und viel Kleinkram lagere und dann hineinkriechen und darin verkeilt in der offenen Kiste arbeiten. Ich muss zum Glück nur die Heizeinheit, die Pumpe den Kontroller und die Kabel austauschen, alle Heizungsrohre, Auspuff … bleiben. Fast eine Woche dauert es, weil mich alle paar Stunden ein Schauer wieder aus der Kiste holt in die ich schnell alles reinwerfe das nicht nass werden darf, um es 30 Min später wieder auszuräumen wieder in die Kiste zu kriechen weiter zu arbeiten. Aber dann endlich ist es geschafft. Der spannende Moment – einschalten … und es funktioniert!! Die Heizung springt an, die Pumpe pumpt und im Schiff wird es schön warm … und rauchig!!
Der Auspuff ist undicht. Ich glaube ich habe den Anschluss des Auspuffs an der Heizeinheit nicht dicht bekommen. Wieder Kiste ausräumen reinkriechen, Schlauchschelle nachziehen – immer noch undicht. Schlauch wieder runter wieder rauf, was nur mühselig mit viel Hebelgewalt geht- und man kommt ja da so schlecht hin – aber es raucht weiter. Ich besorge Dichtungspaste. Locktite. Es darf keine dauerhaft feste Verbindung werden, es muss möglich sein den Auspuff von der Heizeinheit abzuziehen damit man diese zur Wartung ausbauen kann. Wieder in die Kiste kriechen, Auspuff runter, Paste drauf wieder dran – und es raucht immer noch. Aber der Rauch kommt gar nicht von da oben sondern von irgendwo im ca 3 m langen alten Auspuffsystem. Leider kam mit der neuen Heizung nur ein ca 60 cm langes Auspuffstück. Also bestelle ich ein neues Auspuffrohr. Leider gibt es die nur noch in 2 m Länge (neue Sicherheitsregeln) und ich muss stückeln. 3 Tage laufe ich alle Geschäfte und Werkstätten in Whangarei ab um ein Stück Edelstahlverbindungsrohr mit 24 mm Außendurchmesser zu kaufen, aber sowas gibt es nicht. Auch die Hersteller der Dieselheizungen haben kein gerades Verbindungstück. Es gibt nur Silencer/Muffler um das Geräusch zu dämpfen und die sind teuer. Ich brauch gar keine Geräuschdämpfung aber ich bestelle so einen da es das einzige Stück zu sein scheint mit denen ich 24 mm Auspuffrohre verbinden kann. Der kommt dann auch innerhalb 2 Tagen. Dummerweise hält das Locktitezeug doch viel fester und ich bekomme den Auspuff nicht mehr von der Heizeinheit. Ich schneide den größten Teil aus der Mitte des alten Auspuffs und finde ihn in 2 Teile zerbrochen. Na klar dass es da geraucht hat. Also neuen Schlauch an einer Seite mit dem neuen Silencer verbinden und auf der anderen Seite mit einem 3 cm langen Rohr dass ich aus einem alten undichten Silencer rausschneiden konnte. Oh nein – der neue Silencer passt um ein Bruchteil eines Millimeters nicht in den Auspuff. Zurückschicken? Neuen bestellen? Das dauert ja wieder… Also schnell zu Rob, der das in wenigen Minuten passend macht. Und das war dann auch gasdicht. Nur die andere Seite, mit dem kleinen Verbindungsrohr will nicht dicht werden. Ich vertage auf ein andermal.

 

Stürmische Zeiten und eine staubige Geschichte

Nicht immer ist das Wetter so freundlich, zwischendurch gibt es auch mal heftige Stürme und Wolkenbrüche und dieses Wetter hält oft 3 - 4 Tage an. Dann schaukelt die Carina sogar an Land in ihrem Gestell und rund herum steht alles unter Wasser. Das sind die Tage an denen ich das Schiff gar nicht verlasse und mich den Indoor-Arbeiten widme. Ich räume alle Kästen und Schränke durch und miste mal richtig aus. Alles was die letzten Jahre nicht genutzt wurde muss das Schiff verlassen. Einiges landet neben dem Müll und findet auch ganz schnell neue Besitzer. Die wertvolleren Sachen kommen auf eine Verkaufsliste und werden in den umliegenden Bootshäfen und Boatyards ausgehängt.
Auch die gute alte Nähmaschine wird ausgegraben, aber nicht um sie los zu werden, die brauch ich eigentlich regelmäßig, sondern weil Nähtag ist. Rechtzeitig, bevor das Sauwetter begann habe ich die Spayhood abgenommen. Einige Nähte sind aufgegangen, der Faden war von Wind und Wetter und UV-Licht aufgelöst, und so werden einfach alle Nähte nochmal doppelt nachgenäht. Das sollte nun wieder einige Jahre halten.

An einem weiteren Sturmwochenende raffe ich mich endlich auf den beschädigten Salontisch abzuschleifen und neu zu lackieren. Ich kann den schweren Tisch nicht einfach rausnehmen und neben das Schiff stellen, Ich muss die staubige Arbeit hier drinnen durchführen. Damit nicht das ganze Schiff mit allen Navigationsinstrumenten, Polstern und Büchern und Inventar eingestaubt wird, baue ich einen Plastiktunnel um den Tisch herum was zur Folge hat dass ich nicht mehr durch das Schiff durchgehen kann. Alles benötigte Werkzeug, Zahnbürste und Handtuch hatte ich schon in die Küche verlegt. Ich dachte das wird einen Tag dauern mit der Schleiferei und mein Lebensraum beschränkt sich nun auf den Niedergang (das Treppchen über das man ins Schiff hineinkommt) die winzige Küche und die Hundekoje. Aber die Schleifarbeiten ziehen sich, der alte Lack will nicht so einfach runter, und da ein Wasserschaden auch das Holz angegriffen hat muss ich so richtig viel abschleifen. Während draußen der Wind heult und der Regen prasselt schleife ich nun schon den 3. Tag. Wäsche zum Wechseln hatte ich vergessen hier vor zu verlegen, und so wird eben das alte Zeug wieder angezogen und auf Unterwäsche einfach ganz verzichtet.
Am 3. Abend, auf dem letzten Stück, streikt meine Fein. Sie oszilliert nicht mehr und ist damit unbrauchbar. Was soll ich denn ohne meine Fein machen? Sie schleift, sägt, raspelt, ist ein unentbehrliches Multitool für mich für alle Schiffsarbeiten. In der folgenden schlaflosen Nacht bestelle ich in einer Panikattacke eine neue Fein in Deutschland und weil die bestimmt auch wieder 4 Wochen braucht laufe ich am nächsten Morgen durch den Sturm in die Stadt um mir eine billige, einfache Schleifmaschine zu kaufen für die restliche Arbeit; und so findet die staubige Geschichte erst mal ein Ende. Der Tunnel wird am 4. Tag wieder abgebaut, das Schiff ist wieder zugänglich und nun kann lackiert werden. Nach 3 Lackschichten (= 3 Tage Arbeit) strahlt der Tisch im neuen Glanz.

Ich nehme meine streikende Fein, ratlos was ich nun mit ihr machen soll, putze ein wenig dran herum und … sie oszilliert wieder. Inzwischen ist die neue Fein auch schon bei Thomas in Passau angekommen. Was soll ich denn jetzt mit 2 Feins machen? Ich unterziehe die alte Fein in den nächsten Tagen einem Härtetest den sie auch besteht und bitte Thomas die neue zurückzusenden, was zum Glück problemlos ging.

 

Und noch kein Ende in Sicht ...

Die ToDo Liste erstreckt sich immer noch über mehrere Seiten. Aus 2 alten kaputten Buglaternen entsteht eine funktionstüchtige. Die Seewasserpumpe am Küchenwaschbecken wird ausgetauscht, ein 2 Stunden-Job der dann aber 9 Stunden dauert. Einige Tage lang schleife ich all das verwitterte Teak an Deck (mit der guten alten Fein) und öle es ein – jetzt sieht es wieder aus wie neu.

Ich teste die Ankerwinsch und inspiziere die Ankerkette. Ich frage mich wozu all die Schalter im Schiff sind und überprüfe alle Bordinstrumente

Mein Visum gilt nur für 3 Monate und die sind in 2 Wochen um. Allerhöchste Zeit mich um eine Verlängerung zu kümmern. Nur zu gut erinnere ich mich an das letzte Mal als ich mein Visum nur um 3 Monate verlängern wollte, was für ein Zirkus das war. Alles geht nur online und die Software ist miserabel. Inzwischen gibt es eine neue Software mit der die Immigration-Mitarbeiter noch nicht umgehen können und die noch komplizierter ist als die alte. Ich will mir dieses Theater nicht antun, habe einfach keine Zeit und Nerven dazu und bitte Grant um Hilfe. Als wir alle noch in unseren Heimatländern waren und auf die Grenzöffnung gewartet haben, hatten wir uns zu einer kleinen Gruppe ‚Ausgesperrter‘ zusammengetan und Grant hatte uns immer alle Informationen beschafft, den er arbeitet für die Immigration. Er ist ein sogenannter offizieller Immigration Advisor der bei jeglicher Art von Visum hilft. Er kostet mich 600 $ (=380 €) und ich frage mich ob bei mir jetzt der Wohlstand ausgebrochen ist und bin nahe dran es doch selbst zu machen. Am nächsten Tag sitze ich bei Grant zum Kaffee, übergebe ihm alle erforderlichen Dokumente und beantworte alle Fragen für den Visumantrag. Es war das Beste was ich tun konnte. Sein Wissen hat mir den erforderlichen Gesundheitscheck erspart der mich lange Wartezeiten im Gesundheitszentrum und 560 $ gekostet hätte. Somit habe ich letzten Endes nur 40 $ mehr ausgegeben als wenn ich es selbst gemacht hätte. Und vor allem sind mir darüber keine grauen Haare gewachsen – na ja, grauer wär eh nicht mehr gegangen.

Auch das Antifouling muss endlich komplett vom Schiff runter. Das besteht bereits aus 9 Schichten der letzten 15 Jahre. Ich nehme wieder den Schaber und kratze Stunde um Stunde aber ich komme nicht voran, ich schaffe pro Tag nicht mal einen Quadratmeter. Aber die blauen Haare stehen mir sehr gut. Ich gebe auf und übergebe diese Arbeit an die Werftarbeiter die mir ein günstiges Angebot gemacht haben. Mit 2 Personen schaffen sie das leicht an einem Tag, steht im Angebot, was mich etwas erstaunt, und sobald das Wetter es zulässt (es darf weder regnen noch windig sein wegen der Umweltverschmutzung) werden sie das machen. Wie ich mir schon gedacht hatte schaffen sie es nicht an einem Tag, sondern brauchen 2 ½ Tage dazu. Na ja, ich hätte 2 ½ Monate gebraucht. Auch wenn es nun viel mehr Geld kostet bin ich erleichtert dass diese Arbeit erledigt ist, und sie haben wirklich sehr gründlich gearbeitet. Auch das neue Antifouling und den darunter benötigten EpoxyPrimer haben sie für mich bereits zum Einkaufspreis bestellt so dass ich mir keine Gedanken machen muss wie ich die schweren Farbeimer zum Schiff bringen soll. Streichen werde ich allerdings selber.

Die Carina hatte Picikel bekommen - lauter kleine Bläschen oberhalb der Wasserlinie an der sich auf den langen Überfahrten die Entenhalsmuscheln festgesetzt hatten. Die hatte ich alle vor meiner Abreise vor 2 1/2 Jahren geöffnet um sie auszutrocknen. Num wieder shön trocken müssen sie mit Epoxy wieder zugespachtelt werden. Dazu habe ich um all die Löchlein Maslkingtape geklebt so dass die Carina aussieht als hätte sie lauter blaue Pflaster. Danach wird das Epoxy wieder glatt geschliffen und das neue Antifouling etwas höher gezogen damit das nicht wieder passieren kann.

Der Rigger hat endlich die neuen Wanten und Stagen bestellt und wird in den nächsten Tagen damit beginnen. Es ist bereits Mitte Juli. Ich freue mich und denke dass ich in einer Woche bereits wieder einen Mast am Schiff haben werde und spekuliere mit dem Gedanken Anfang September das Schiff wieder zu Wasser zu lassen. Weit gefehlt, ich wusste ja nicht was für ein Chaot der Rigger ist.

Ich muss ihn jeden Tag dazu auffordern an ‚meinem‘ begonnenen Rigg zu arbeiten, denn er macht zig andere Arbeiten zur selben Zeit und ich werde immer wieder nach hinten verschoben. Alle anderen sind wichtiger – eiliger – woher will er das eigentlich wissen? – hat mich nie gefragt wie eilig ich es habe. Und er macht unzählige gravierende Fehler. Ab jetzt kontrolliere ich jeden Tag seine Arbeit und finde auch täglich Fehler. Meine Stalock-Isolatoren (um das Achterstag als Kurzwellenantenne nutzen zu können) sind für 7 mm Draht, er bestellt 6 mm Draht und merkt erst dass es nicht passt nachdem er alles fertig montiert hatte. Also wieder warten bis der neue Draht bestellt ist und das ganze nochmal von vorne. An einem anderen Tag erwische ich ihn gerade noch rechtzeitig als er in den Kabelkanals des Mastes bohrt. Ich hätte aber auch einen seltsamen Mast (es ist ein Standard Selden Mast) sowas hätte er noch nie gesehen. Zum Glück sind Radar- und VHF-Antennenkabel nicht beschädigt worden. Einige defekte Terminals und dass der Draht des Vorstags beschädigt ist hat er nicht bemerkt, das Achterstag war kopfüber hingebaut so dass ich das Antennenkabel nicht anschließen kann und die Dreifarbenlaterne hat er auch verkehrt rum an den Mast geschraubt (so dass das weiße Hecklicht nach vorne zeigt und die rot und grünen Seitenlichter nach hinten). Inzwischen bin ich soweit dass ich daneben stehe wenn er (überhaupt mal) arbeitet und ihm auf die Finger schaue um Schlimmeres und damit noch mehr Zeitverzögerung und Kosten für mich zu verhindern. Und es dauert ewig. Immer wieder zieht er andere Kunden vor. Erst als ich beim Werftchef um weitere Arbeiter bitte um endlich mein Mastprojekt zu beenden und der Rigger darauf hin mal einen ordentlichen Tritt verpasst kriegt, kommt er in die Gänge. Trotzdem hat es 7 Wochen gedauert die paar Wanten zu erneuern und die Masttopinstrumente hinzuschrauben.
Am 31. August, an dem Tag an dem mein Visum ausläuft kommt der Kran um den Mast aufs Schiff zurück zu hieven. Eigentlich sollte in 2-3 Stunden das Maststellen erledigt sein, aber Mr. Langweiler braucht nochmal 3 Tage. Das überschneidet sich mit dem Motorentermin den ich so lange vor mir hergeschoben hatte wegen dem Rigg und es herrscht das Chaos das ich vermeiden wollte. Der Motorenmechaniker muss in die Backkiste kriechen die ich dazu ausräumen muss und das ganze Zeug liegt dann auf Deck verstreut wo es für die Mastarbeiten im Weg ist. Außerdem kann man ja den Rigger nicht unbeaufsichtigt arbeiten lassen.

Zum Glück ist Byron, mein kleiner Mechaniker ein zuverlässiger selbstständiger Arbeiter und ich muss nur gelegentlich mal nach ihm schauen ob er da unten in der Backskiste noch lebt.
Das Seeventil an der Kühlung muss ausgetauscht werden und macht Schwierigkeiten, es will nicht raus. Er muss ein extra Werkzeug bauen um es herauszubekommen. Der Schalthebel war korrodiert, ein neuer musste her, die Dichtungen des Saildrives mussten getestet werden (waren zum Glück dicht) und weil wir schon dabei sind werden gleich noch Impeller und Keilriemen gewechselt. Dann ein Testlauf – zumindest hätte es einer werden sollen, aber es läuft nichts – wir entlüften, jetzt geht’s, aber die Wasserpumpe hat ein Leck und muss gerichtet werden. Den Motor kann ich nicht wie gewohnt mit dem Stoppkabel (Dekompressionskabel) stoppen – ist auch korrodiert und muss aus Australien eingeflogen werden. Sollte Mitte nächster Woche kommen. Hoffentlich, denn inzwischen habe ich schon einen Termin für das Zuwasserlassen – den 27. September. Wenn alles nach Plan geht sollten wir in 2 Wochen wieder schwimmen – Juhuu! Jetzt aber Gas geben um fertig zu werden – als hätte ich jemals getrödelt?

Heute aber gibt es ein Festessen auf der Carina um das Ende der Mastarbeiten und des Dramas mit dem unfähigen Rigger zu feiern. Lammbraten, Kartoffeln, grüne Bohnen und eine Flasche Rotwein.

 

Besucher

Auch wenn die Tage mit Arbeit und Einkaufstouren gefüllt sind, gibt es doch auch erfreulichere Stunden. So laden wir Boatyardbewohner uns gelegentlich gegenseitig zum Abendessen auf unseren Schiffen ein.  Mit einigen habe ich engere Freundschaften geschlossen und es ist immer kurzweilig und lustig all den Geschichten zu lauschen die wir so auf unseren Reisen erlebt haben. Und das Essen kann sich auch jedes Mal sehen lassen.

Heute Nacht aber habe ich einen unerwarteten Besucher. Ich bin bereits schlafen gegangen als ich auf Deck Schritte höre. Wer trapst da mitten in der Nacht über mein Deck? Unheimlich! Schnell was anziehen, Taschenlampe schnappen und nachschauen. Ich leuchte das Schiff ab und sehe auf dem Seitendeck etwas wie ein sehr großer Feldhase, nein sieht mehr aus wie ein Mini-Känguruh, schnell das Handy holen ein paar Fotos machen. Das Tier sitzt wie versteinert, das Licht blendet und lähmt es. Es hat kurze Vorderfüße, lange Hinterbeine, einen sehr kräftigen buschigen Schwanz, eine Bauchtasche, mittellange spitze Ohren, große schwarze Kulleraugen, eine rosarote Stupsnase und ein wunderschönes seidiges graues Fell. Sieht richtig süß aus. Wie auch immer es hier rauf kam und was es hier will  ist mir ein Rätsel. Ich gehe auf es zu um es wegzuscheuchen. Statt das Schiff zu verlassen klettert es behände über das Seitenwant (das Drahtseil das den Mast abspannt) den Mast hinauf. Ich klopfe am Mast, schlage mit den Fallen (den langen Leinen die am Mast herabhängen) nach ihm, aber es klettert nur höher und höher, bis ganz nach oben und da sitzt es nun und wartet bis ich aufgebe und wieder rein gehe.
5 Minuten später höre ich ein schreckliches Geräusch als wäre das Radar vom Mast gefallen, aber es war nur mein Besucher, der den Mast hinuntergerutscht kam und über die Leiter das Schiff verlassen hat. Inzwischen weiß ich auch was es war: Ein „Brushtail Possum“.
Possum‘s sind 65 bis 95 cm lang und wiegen 1.5 bis 5 kg. Sie sind nachtaktiv und verwandt mit den Kängurus, während Opossums verwandt mit Ratten sind und auch eher wie Ratten aussehen. Die Possum‘s, so süß sie auch aussehen, sind in NZ eine Plage und werden gejagt. Sie fressen die heimische Vegetation komplett kahl und einige Baumarten sind gefährdet auszusterben. Auch rauben sie Eier aus den Vogelnestern und bedrohen viele gefährdete Arten.  Noch nicht allzu lange her gab es geschätzt 70 Millionen Possums in  NZ, die inzwischen durch Jagd und Fallen dezimiert werden.  Das einzig Gute an Ihnen ist ihr begehrtes Fell, denn die Unterwolle darin ist weicher als Merinowolle und wird zu hochwertiger Kleidung, oft auch gemischt mit Merino verarbeitet.
Mein Besucher wird noch 2 mal bei mir auftauchen und auch ein anderer Bootsbesitzer hatte Possum-Besuch, nur mit dem Unterschied dass sein Possum bei ihm nicht vom, sondern unbemerkt ins Schiff geflohen ist als er es verscheuchte. Er fand es später vergnügt mampfend im Obstregal sitzen.

Der Countdown läuft

Seit 3 ½ Monaten laufe ich in Lumpen herum. Nachdem man sich bei all den Arbeiten hier sowie so nur alle Klamotten versaut habe ich mich auf eine alte Skiunterhose und ein T-Shirt und eine Windjacke beschränkt die ich zum Arbeiten anhabe, also jeden Tag von morgens bis abends. Inzwischen haben die auch schon alle möglichen Farben und Löcher. Aber für die letzten 2 Wochen wird nichts Neues mehr geopfert.

Der Countdown läuft also und ich streiche seit Tagen das Schiff. 3 Lagen Epoxy-Primer braucht es, dazwischen immer die Trockenzeiten exakt einhalten, dann 2 Schichten blaues Antifouling (eine pro Tag) und dann noch 2 Schichten roten Streifen an der Wasserlinie. Dann endlich kann das Abklebeband runter das die Linie zwischen Antifouling und weißem Schiffs-GFK markiert und von Farbe freigehalten hatte. Das Tape löst sich ab, aber der Kleber bleibt am Schiff und lässt sich nicht entfernen. Nach all den Mühen nun das. Da wird sich sofort all der Schlamm und Dreck der im Wasser treibt dran festkleben und einen häßlichen braunen Streifen bilden. Mir blutet das Herz. Aceton oder andere Lösungsmittel kann ich nicht verwenden da ich damit das Antifouling wieder wegwischen würde. Mit einer Rasierklinge wie man sie für die Keramikkochfelder verwendet rücke ich dem Kleber zu Leibe aber ich mache es nur Schlimmer als es eh schon ist und lass es erst mal bleiben.

Die Slipmaster kommen und hängen die Carina in Schlingen auf damit die Stützpfosten entfernt werden können unter denen noch das alte Antifouling klebt. Das muss nun auch noch abgekratzt werden und dieselbe Prozedur (3x Epoxy, 2 x Antoifouling) an diesen Stellen wiederholt werden. 

Robert und Veronika hatten mich gebeten sie mit Ihrem Auto zur Bushaltestelle zu fahren und dann das Auto wieder im Boatyard abzustellen. Das kommt mir sehr gelegen, denn so kann ich meine Gasflasche und meine Reservekanister mit Schiffsdiesel und Benzin für den Außenborder auffüllen. Gleichzeitig mache ich meine Lebensmitteleinkäufe und zurück auf dem Schiff stelle ich fest, ich habe eingekauft als würde ich den Pazifik überqueren wollen.

Das in Australien bestellte Stoppkabel für den Schiffsmotor hat Verspätung, niemand weiß wann es tatsächlich kommt.

Ich hieve die Staffelei die Leiter hinauf ins Cockpit um das Antennenkabel des Kurzwellenfunks ans Achterstag anzuschließen. Da komm ich anders nicht rauf.

Am Freitag wird die Carina bereits auf den Trailer gestellt, denn Dienstag gleich in der Früh geht’s ab ins Wasser und Montag ist kurzfristig zum Feiertag erklärt worden, wegen dem Tod der Queen. Von nun an geht’s bergab in der Carina, denn das Gelände auf dem wir stehen ist nicht eben.

In letzter Minute kommt doch noch das Stoppkabel und mein kleiner Motormechaniker baut es ein. Nochmal ein Testlauf und alles ist  gut. Ich bin amüsiert, obwohl es Winter war und oft so kalt dass ich mit Pullover und Jacke rumlief trug er immer Shorts. Heute wo es so richtig schön warm ist hat er lange Hosen an - weil alle Shorts in der Wäsche sind erklärt er. Es ist wirklich faszinierend. Den ganzen Winter den ich hier im Boatyard verbracht habe, habe ich die Arbeiter alle nur in Shorts und T-Shirts gesehen. Nur bei Regen haben sie mal ne Regenjacke an. Auch in der Stadt und beim Einkaufen trifft man bei jedem Wetter Leute in Shorts und T-Shirt und einige auch immer barfuß. Ganz schön tough.

Das Wochenende vergeht noch mit Streichen und letzten Tests, zum Glück, denn bei der Ankerwinsch hatte sich noch ein Kabel gelöst. Nur der Tiefenmesse bringt mich zur Verzweiflung, er meldet einen Fehler beim Transducer. Ich checke alle Kabel, alle Verbindungen und kann nichts finden. Ich bin nahe dran das Antifouling unter dem Transducer wieder abzukratzen da ich befürchte das dies ein Problem verursacht bis mir klar wird das er wohl Wasser braucht um zu funktionieren, Luft ist ihm nicht genug Medium. Das wird mir dann auch von Robert noch bestätigt, denn meine inzwischen liebgewonnenen Freunde hatte ich am Sonntagabend noch zu einem Abschiedsessen auf die Carina eingeladen.

Der Montag an dem ich eigentlich in aller Ruhe alles für den großen Tag vorbereiten wollte läuft mir richtiggehend davon. Ich schaffe es an diesem Tag den Auspuff der Heizung endlich abzudichten und den Kleber vom Schiff zu kratzen. Jetzt wo das Antifouling gut ausgehärtet war, konnte ich mit WD40 den Kleber anweichen und dann mit der Rasierklinge wegschaben. Noch den Wassertank auffüllen, Schlauch und Stromkabel verstauen, unterm Schiff aufräumen. Es ist 18:00 Uhr und ich bin fix und fertig.

 

Das Ende der Sklaverei

Die Kumpels vom Backyard (dem hinteren Teil des Boatyards, in dem wir Langzeitlieger untergebracht sind) veranstalten ein BBQ für mich am letzten Abend - Ouff- den wollte ich eigentlich in Ruhe für mich haben um noch mal alles zu überprüfen und mental bereit zu sein. Stattdessen stehe ich in Carinas Küche, mache schnell noch einen Salat und eile zum Grillplatz. In meinem Kopf schwirren 100 Gedanken, hoffentlich weht es morgen nicht so stark wie heute- ich konnte nicht mal das Tor alleine schließen an dem das große Metallschild „Norsand Boatyard“ hängt , weil es der Wind ständig aufdrückt.
Bei Wurst, Fleisch, Kartoffeln, Pilzen, und Kuchen sitze ich erschöpft bei meinen Freunden und kann kaum ihrer Konversation folgen. Aber Graham ist so ein lustiger Erzähler dass bald alle Gedanken an den morgigen aufregenden Tag verflogen sind und ich noch einen wunderschönen letzten Abend im Norsand Boatyard habe. Es war besser so, so war ich abgelenkt und habe anschließend hervorragend geschlafen. Andernfalls hätte ich bestimmt kein Auge zugetan und nur noch mehr unsinnige Tests veranstaltet.

Heute früh, nach fast 4 Monaten im Boatyard wird die Carina zu Wasser gelassen und damit endet (hoffentlich) auch mein Leben als Boots-Sklave. Ab jetzt werde ich wieder ein freier Segler auf einem generalüberholtem Schiff sein.

Die Verlängerung meines Visums bis 30. Mai 2023 wurde inzwischen auch bestätigt und so steht einem weiteren Sommer an Neuseelands Küste nichts mehr im Wege.

Schiff Ahoi!

 

Zu den Fotos ...

 

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