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Carina's Logbuch

Wind in den Haaren  - Sonne auf dem Bauch

1200 Meilen von Australien nach Indonesien

 

Wind in den Haaren – Sonne auf dem Bauch – von beidem sollte ich bald mehr als genug bekommen denn schon wieder heißt es Abschied nehmen vom australischen Kontinent und weiter zu ziehen.

Mein australisches Visum endet in 6 Tagen und das kommende Wetter sieht nicht gut aus. Also die Chance nutzen und los, jetzt wo es noch relativ ruhig aussieht für den größten Teil der 1200 Seemeilen langen Überfahrt von Thursday Island, der nördlichsten bewohnten Insel Australien nach Kupang auf der Insel Timor in Indonesien.

Um 07:00 Uhr morgens am 7. Juli 2023 starte ich den Motor, oder besser gesagt wollte ich den Motor starten, denn er springt nicht an. Die Batterie ist zu schwach. Ich hatte es übersehen dass meine Versorgungsbatterien über Nacht unter 11 V gefallen waren. Die Starterbatterie ist leider seit einigen Wochen tot und nutzlos. Auf Thursday und Horn Island konnte ich keine passende Batterie bekommen. Also mach ich mir noch einen Kaffee, warte noch 1 Stunde bis die Sonne meine Batterien über die Solarpanels weit genug hochgebracht hat um starten zu können.

Jetzt geht’s aber wirklich los. Die Schiffe am Ankerplatz winken zum Abschied, ich runde die Sandbank und rausche mit 10! Knoten an Thursday Island vorbei. Die Strömung hier ist wirklich heftig, dabei habe ich darauf geachtet zu einer Zeit hier lang zu fahren in der sie nicht allzu stark ist.

Hier gings durch mit 10 kn Fahrt - zoooooom

 

Die Überfahrt verläuft wie üblich, Tag und Nacht gehen nahtlos ineinander über, die Wellen rauschen vorbei, die Sonne scheint. Viel Schiffsverkehr hier, mindestens 5 Frachter /Tanker pro Tag.

Ein Fischerboot fährt mich beinahe über den Haufen, ich sehe es am AIS, ich rufe es über Funk an, aber es antwortet nicht. Stattdessen ändert es seinen Kurs mehr auf mich zu. Der MMSI -Nummer nach zu schließen ist ein Asiatisches. Motor an und unter Vollgas und Segel nichts wie weg. Das war knapp.

Die nächste Nacht kommt mir das Frachtschiff „Captain Flinders“ für meinen Geschmack zu nahe. Ich verfolge seinen Kurs am AIS und denke mir 200 Fuß vor meiner Nase zu queren ist schon ein wenig knapp. Also rufe ich es über Funk um abzuklären wie wir am besten passieren. Eine junge freundliche Stimme antwortet sofort. Ich erkläre meine Bedenken und dann wird es still am anderen Ende - keine Antwort - ich warte 2 bis 3 Minuten und will gerade nochmal nachfragen als eine raue, verkatert klingende Stimme sich am anderen Ende meldet. Scheinbar musste man den Kapitän erst wecken um abzuklären was nun zu tun ist. Er ist kooperativ und bestätigt dass er seinen Kurs nach steuerbord ändern wird um hinter mir zu passieren. Das ist gut und beruhigt segle ich weiter durch die Nacht.

Die Qualität meiner in Thursday Island gekauften Lebensmittelvorräte lässt zu wünschen übrig. Alles Brot ist bereits am 3. Tag verschimmelt und geht über Bord. Auch das Gemüse hält nicht lange. Weder Karotte, Paprika, Zucchini, Aubergine, Gurke überlebt den 5. Tag. Bleiben also Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Äpfel, Orangen und Konserven. Dazu Käse und das immer noch selbst gemachte Joghurt. Also kein Grund zur Sorge dass ich verhungern muss. Ein bisschen abnehmen schadet mir ohnehin nicht und nachdem ich auf dieser Überfahrt nicht sehr hungrig bin, funktioniert das sogar.

Es gib t mehr Wind und Welle als ich benötige, aber da der Wind achterlich ist (also von hinten kommt) und ich bei 25 Knoten einen Raumschotkurs segeln kann ist das trotzdem angenehmes Segeln. Auch die Wellen folgen mir, na ja, eigentlich sind sie schneller als wir und überholen uns, aber sie kommen von hinten und das macht die Schiffsbewegungen angenehm.

Ich bin etwas enttäuscht über das leblose Meer hier. Kein Fisch und kein Seevogel zeigt sich. Dafür alle 2 Tage ein Flugzeug der Australischen Borderforce im Tiefflug über Carina hinweg. Beim 2. Mal rufen sie mich über Funk und wollen den letzten Hafen, den nächsten Hafen und meinen Heimathafen wissen.

Nach 6 Tagen endlich der erste Seevogel. Einsam kreist er seit 2 Tagen um die Carina. In der 2. Nacht höre ich einen kurzen Bäng, dann ein rollendes klapperndes Geräusch und als ich nach draußen schaue finde ich den Seevogel tot im Cockpit liegen. Er ist in den Windgenerator geraten was ihm das Genick gebrochen hat. Traurig meinen einzigen Begleiter verloren zu haben, bekommt er nun eine Seebestattung.

Wir sind flott unterwegs,  ich muss also meine Geschwindigkeit anpassen um bei Tageslicht in Kupang  anzukommen. Timor ist nur noch 100 Seemeilen entfernt  D. h. ich muss langsamer werden. 3 kn im Schnitt wären genau richtig. Aber ich kann das Boot nicht runter bremsen. Ich reffe und reffe, nehme das Großsegel ganz weg, habe nur noch 1 m Genua draußen, also weniger als ein Handtuch, und mache immer noch 5-6 Knoten Fahrt. Der Wind bläst mit 30 Knoten aber das alleine kann es nicht sein. Es muss hier eine starke Strömung geben.

In dieser letzten Nacht kämpfe ich nicht nur mit Wind und Strömung sondern auch  mit einem Seevogel der es sich in den Kopf gesetzt hat auf dem Windblatt meiner Windsteuerung zu rasten. Dabei drückt er durch sein Gewicht natürlich das Windblatt zur Seite was zur Folge hat dass das Schiff im Kreis fährt. Ich scheuche ihn weg aber er kommt zurück, wieder und wieder. Ich stupse ihn an, er fliegt weg, zieht 3 Kreise und sitzt wieder auf dem Windblatt. Nach 2 Stunden vergeblichem Kampf gebe ich auf und wechsle zu Autopilot statt Windsteuerung. Erst in den letzten Stunden dieser letzten Nacht kann ich ein wenig langsamer werden um im ersten Morgenlicht die Küste anzusteuern.. 2 Fischernetze liegen quer zwischen den Inseln zwischen denen ich durch muss um nach Kupang zu kommen. Und zahlreiche Fisch- und Perlfarmen erstrecken sich entlang der Ufer.

Am 13. Juli um 14:30 erreiche ich nach 12,5 Tagen den Ankerplatz in Kupang, vor der Bar 999, dem vereinbarten Entry Point für das morgige Einklarieren.

Genau hier wo ich jetzt ankere ist einst Captain Bligh von der Bounty gelandet, nachdem man ihn nach der Meuterei in einem offenen Boot in Tonga ausgesetzt hatte und er mit 13 Mann den Pazifik und die Coral Sea durchquert hat, durch das Great Barrier Riff gefunden hat, durch die Torres Strait bis hier her gekommen ist. Was für eine Leistung er da vollbracht hat. Das kann man erst so richtig respektieren wenn man selbst diese Strecke auf einem modernen mit aller Technik ausgerüstetem Segelschiff gesegelt hat.

Hemma, das Segelschiff mit dem ich am selben Tag Thursday Island verlassen habe ankert neben mir und Jon kommt herüber um mir erste Tipps zu geben.

Ich bin so KO und erschöpft von der Überfahrt und der schlaflosen Nacht dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann und nachdem das Schiff sicher verankert ist lege ich mich erstmal eine Stunde aufs Ohr.

Als ich aufwache habe ich einen neuen Nachbarn, ein Katamaran aus St. Malo /Frankreich mit einer 5 köpfigen Familie. Sie kommen mit dem Beiboot zur Begrüßung herüber und wir beschließen morgen gemeinsam mit dem selben Agenten einzuklarieren.

Bis ich mein Beiboot aus der Hundekoje geholt und an Deck aufgeblasen, zu Wasser gelassen und mit dem Außenborder startklar habe ist es bereits dunkel.

Ich mach mir eine Brotzeit und eine Tasse Tee und genieße den Anblick der vielen Lichter von Kupang, den hübschen Leuchtturm und die Lichter der zahlreichen Fischerboote die draußen in der Bay ihre Netze ausgelegt haben.

Nun ist es aber Bettzeit, denn morgen früh um 09:00 muss ich am Strand sein um meinen Agenten zu treffen und vorher muss ich noch meine Papiere zusammensammeln (das ist ein ganzes Paket) und das Schiff ein wenig aufräumen falls die Beamten an Bord kommen.

Ich bin schon neugierig auf Indonesien.

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