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Carina's Logbuch

31. August bis 20.09.2015  Galicien bis Portugal – Povoa de Varzim

 

Ria Cedeira – geht das schon wieder los? Wann ist Manana? Galicien ist soooo schön! Weltuntergang in Portugal

 

Ich komme kaum dazu irgendetwas zu schreiben oder gar E-Mails zu lesen und zu beantworten so viel ist hier los.

 

Ankunft in Cedeira

 

Wir kamen an einem regnerischen Spätnachmittag, dem 31.August, nach der Überquerung der Biskaya von der Ile de Groix aus, bei Lorient in der Bretagne, in Galicien an. Unser erster Ansteuerungspunkt war der Ankerplatz in der Ria Cedeira an der wir uns erst mal ausschlafen wollten um dann nach La Coruna weiterzusegeln. Aber es kommt immer anders als man denkt. Heute, wo ich das schreibe ist bereits der 02. September, wir liegen immer noch in der Ria Cedeira vor Anker und wir haben nicht vor die nächsten Tage hier wegzugehen. Es ist einfach zu schön hier und wir haben viel zu viele soziale Events an denen wir teilnehmen um auch nur Zeit für irgendetwas anderes zu finden.

 

Peter der Holländer. Geht das schon wieder los? Und wann ist Manana?

Am Morgen nach unserer Ankunft schien die Sonne in die Ria und sie sah wunderschön aus. Die steilen mit Eukalyptus bewachsenen Hänge rings um uns herum, vereinzelte Dörfer an den Hang geschmiegt und vor uns die 8000 Seelen Gemeinde Cedeira. Ein kleiner Steg an dem man mit dem Beiboot festmachen kann, Fischerboote die hinter dem Wellenbrecher schaukeln und ein feiner gelber Sandstand der bei Niedrigwasser beträchtliche Ausmaße annimmt. Mit uns liegen 6 Segelboote vor Anker, 1 Schwede, 1 Holländer, 3 Engländer und wir.

Nach einer endlich wieder durchgeschlafenen Nacht in der das Boot nicht schaukelt, keine Segel schlagen und kein Motor brummt, machen wir klar Schiff, räumen auf, putzen ein wenig und bereiten uns ein deftiges Frühstück mit Eiern und Speck und freuen uns einfach dass die Biskaya Überquerung so problemlos verlaufen ist und wir an so einem wunderschönen Ort angekommen sind.

Wolfgang hat inzwischen das Beiboot aufgeblasen und inspiziere gerade das Schiff als ein Beiboot mit 2 Männern längsseits kommt. Der ältere der beiden spricht uns auf deutsch an, ob denn alles ok sei und wenn wir Hilfe brauchen dass er für uns da ist. Wir plaudern ein wenig von Boot zu Boot bis die Beiden sich endlich überreden lassen auf einen Drink an Bord zu kommen. So sitzen nun Peter der Holländer und Kevin der Engländer bei uns an Bord, trinken Tee und Wein und wir verplaudern ca 2 Stunden. Peter hat sein  Boot, eine 44er Feeling hier an der Boje liegen und sein Haus liegt oben am Hügel und überblickt die Bucht und die Hauptstrasse von Cedeira. Kevin ist eine Art Lebenskünstler, Engländer mit einer 27 Fuss (das sind 8 m) Nicholson (das ist der Bootstyp) unterwegs und bereits seit einem Jahr hier in der Ria. Nächste Woche will er weiter auf die Kanaren. Der Appetit mit dem er die angebotenen Kleinigkeiten verzehrt lässt uns ahnen dass er schon lange nichts mehr zu essen hatte. Die Stimmung ist großartig und um 15:30 nachmittags verlassen sie uns mit den Worten „Wenn ihr Hilfe braucht …. Und bis nachher“. Wie bald nachher sein wird und dass ich Peters Hilfe wirklich brauchen werde ahne ich jetzt noch nicht.

 

 

Wo gehört nur dieser Schlauch hin?

Wir wollen jetzt endlich an Land und die Gegend erkunden und einkaufen um unsere Vorräte aufzufüllen. Auch Wasser brauchen wir, dass wir in Kanistern vom Steg holen wollen. Wir hängen den Außenborder an das Beiboot und sind startklar. Leider ist es der Motor nicht. Er springt nicht an. Statt dessen läuft aus dem Motor Benzin. Sobald ich den Benzinhahn öffne läuft das Benzin direkt aus der Verschalung ins Wasser. Kommando zurück. Wolfgang wird mit all dem Gepäck zurück an Bord geschafft und ich inspiziere den Motor. Das Schläuchlein aus dem das Benzin rinnt muss doch irgendwo hin gehören. Vermutlich ist das ein Rücklaufschlauch der das nicht verbrauchte Benzin dem System wieder zurückführt. Über eine Stunde suche ich wo denn dieser Schlauch hingehört. Das Handbuch ist unbrauchbar und gibt keinerlei Auskunft. Ich muss mich geschlagen geben, kann das Problem nicht lösen. Da sehe ich Peter mit dem Beiboot auf sein Boot zurückkehren, das ca 100 m von uns entfernt an der Boje hängt. Ich rufe ihn und 2 Minuten später ist er da. Auch er meint das sei eine Rückführung, findet aber leider auch die Stelle nicht an die der Schlauch befestigt gehört. ABER er weiß jemand der das sofort weiß. Er zückt das Telefon spricht irgendwas in Spanisch und dann zu mir: „Wir nehmen alles mit“. ??? Was meint er? „Den Motor, das Boot auch und auch Wolfgang“ und schon sind wir unterwegs. Wolfgang und ich in Peters Beiboot und Carinas Beiboot mit dem streikenden Außenborder im Schlepptau steuern wir dem Steg zu. Dort packen wir den Außenborder in Peters Auto und bringen ihn zu Jose’s Haus mitten in Cedeira. Jose nimmt das Schläuchlein und steckt es in das Loch unten in der Verschalung. Da hatte ich es auch schon, aber das löst nicht das Problem dass einfach Benzin dort austritt. Ach so, ja dann ist der Vergaser verschmutzt und muss gereinigt werden erklärt Jose und nimmt den Motor an sich. Wann er denn fertig sei? Manana! Oh Gott, geht das Drama jetzt schon wieder los? Nur diesmal mit dem Außenborder? Manana kann irgendwann sein. Peter und Jose verhandeln und einigen sich auf morgen 11:00 am Hafen. Ich bin mir da nicht so sicher ob das tatsächlich klappt. Peter bringt uns noch zum Supermarkt damit wir etwas fürs Abendessen einkaufen können. Er parkt rückwärts an einer Mauer ein. Nachdem es 2x „bumm“ gemacht hat, meint er „Wir sind da“. Er ist tatsächlich gegen die Mauer gefahren, aber das macht nix. Er wartet geduldig bis wir unsere Einkäufe erledigt haben und bringt uns zurück zum Hafen. Dort nehmen wir die Launch (das Hafentaxi) das uns für 5 € mit Carinas Beiboot im Schlepptau zurück zu unserem Schiff bringt. Inzwischen ist es 20:00. Wir kochen noch was, trinken eine Flasche Wein und kriechen in die Kojen. Morgen zwischen 10:00 und 11:00 wird Peter uns auf Kanal 77 anfunken und uns abholen um den Außenborder zurück an Bord zu bringen.

 

 

Mittwoch 02.09.2015

Manana ist heute! Süße Limonen direkt vom Baum gepflückt. Wasser holen an der Gebirgsquelle.

Um 11:00 höre ich Peters Beiboot kommen. Darin wie immer Kevin und ein großer Seesack voller riesiger Plastikflaschen, eine Holzpalette und anderes Gerümpel. Ich steige zu den Beiden ins Boot in dem ich kaum Platz finde. Wolfgang muss aus Platzmangel auf der Carina bleiben. Nachdem es inzwischen nach 11:00 ist, ist Jose mit dem Motor nicht mehr am Hafen, sondern bereits wieder zu Hause. Kein Problem, fahren wir zu Jose’s Haus. Aber vorher müssen wir zu Peters Haus um all das Gerümpel zu entladen, das wir aus dem Beiboot ins Auto umgeladen haben, da sonst gar kein Platz für meinen Motor wäre.

Peters Haus liegt wunderschön am Ortsrand, weit oben am Hang und überblickt die ganze Ria, und dahinter sieht man den Atlantik. In seine Terrasse hinein wachsen Orangenbäume mit dicken saftigen Orangen und Limonen. Daneben, Kischbäume, Nussbäume, Gemüse, alles ist üppig und grün. So stell ich mir den Garten Eden vor. Peter pflückt eine Ladung süßer Limonen für mich und dann geht’s zur Quelle Fonte de Laborena mit herrlich frischem Wasser. Alle Einheimischen holen hier ihr Trinkwasser, denn das Wasser aus den Leitungen ist total überchlort. Kevin füllt die Plastikflaschen aus seinen Sack, um damit seinen Tank an Bord zu füllen. Auch für mich hat Peter einige Flaschen mitgebracht die ich nun für Carinas leeren Tank füllen kann.

Danach geht’s zur Tankstelle an der Kevin seine Dieselkanister für das Schiff auffüllt und dann endlich zu Pedro um meinen Außenborder abzuholen. Er ist tatsächlich fertig. Der Vergaser gereinigt und das alte Benzin ausgewechselt, dass inzwischen schlecht war. 50 € kostet der Spaß. Egal, ich bin froh meinen Motor so schnell zurück zu haben. Wir fahren zurück zum Hafen, laden Wasserflaschen und Außenborder ins Beiboot. Der Motor wird wieder an Carinas Beiboot gehängt, Wolfgang bekommt eine Ladung Flaschen überreicht die er in den Haupttank umfüllen soll und ich suche inzwischen meine leeren Wasser- und Benzinkanister zusammen während Peter Kevin zu seinem Boot bringt damit er dort das Wasser in seinen Tank füllen kann. Dann kommen sie mit den leeren Flaschen zurück. Nun bin ich dran mir Wasser tanken. Das kleine Beiboot ist übervoll mit all den Flaschen und Kanistern, Peter, Kevin und mir. Trotzdem packen wir jetzt auch noch Wolfgang mit ins Boot und ich befürchte das kleine Bötlein wird gleich untergehen. Tut es nicht. Aber wir alle haben jetzt einen nassen Hintern.

Wir laden wieder alles um ins Auto und fahren erneut zum Fonte de Laborena um nun die Kanister und Flaschen für die Carina zu füllen. Unterwegs stoppen wir noch beim Bäcker und kaufen köstliches frisches Brot. Dann zur Tankstelle und dann in die Kneipe auf ein Bierchen. Die „Pinzeon“ ist ein wunderbare urige Kneipe mit Terrasse direkt am Fluss mit guter Musik und guten Leuten. Beliebter Treffpunkt der hier ankernden Segler. Und es gibt einen PC mit freiem Internetzugang. So kann ich schnell noch meine Mails checken.

Ich frage Peter wie ich mich für all seine Hilfe bedanken kann, ob ich ihn bezahlen soll oder falls er das nicht möchte ihn wenigstens zum Essen in ein gutes Lokal einladen darf. Peter meint ich hätte schon genug Geld ausgeben müssen heute. Sein Gegenvorschlag: Ein Barbecue bei ihm auf der Terrasse. Wir übernehmen den Einkauf und feiern dann bei ihm mit Blick über die Ria. Wir sind begeistert von dem Vorschlag, Kevin auch. Während wir grübeln ob wir lieber Wurst und Koteletts oder Fisch grillen sollen wünscht Kevin sich ein halbes Schwein für sich allein. Nach 2 Bier und einem Kaffee und einer kleinen Rundfahrt durch die Altstadt steht auch der Termin fest. Morgen Abend.

Wir füllen das mitgebrachte Wasser in die Tanks und sind reif für eine Siesta. Aber vorher wollten wir noch eine kleine Brotzeit machen. Wolfgang bereitet gerade einen schönen Brotzeitteller, während ich alle Kanister verstaue. Da kommt Kevin um die leeren Flaschen abzuholen und auch uns abzuholen, denn nun sollen wir auf Peters Schiff kommen auf ein Gläschen Wein. Da sagen wir nicht nein, packen einfach den Brotzeitteller und das frische Brot ein und verbringen den Rest des Nachmittags auf Peters Schiff. Es ist abends bis wir wieder zu Hause sind. Jetzt haben wir aber wirklich eine Siesta nötig. Bin mal gespannt, ob wir es morgen endlich mal schaffen in die Stadt zum Bummeln zu gehen. Andererseits ist das was wir hier erleben 100 x besser als ein Stadtbummel. Wir werden also unseren Aufenthalt hier noch um ein bis 2 Tage mehr verlängern müssen. Ich muss nur aufpassen, sonst komm ich hier gar nicht mehr weg so gut gefällt es mir. Aber für den Winter ist das hier keine geeignete Gegend.

 

 

Aus Sightseeing wird Kneipentour – es gibt ein neues Manana – das BBQ

Heute wollen wir endlich mal das Städtchen besichtigen, und natürlich für das abendliche BBQ einkaufen gehen. So machen wir nach dem Frühstück das Beiboot klar und starten zu Peters Boot um ihm eine Nachricht zu hinterlassen wo er uns erreichen kann. Während ich den Zettel am Boot befestige stirbt unser Außenborder ab.  ? ? ?   Wie das ???

Wolfgang startet neu, aber sobald wir den Hebel auf Fahrt stellen stirbt er wieder ab. Also RUDERN!! Wolfgang rudert, während ich versuche den Motor zu inspizieren. Da kommt zufällig Peter mit seinem Beiboot angerauscht und wollte gerade auf sein Schiff. Er dreht ab, nimmt uns in den Schlepp und ab geht’s zum Steg. Wir können keine sichtbare Ursache finden. Also Motor wieder in den Kofferraum des Autos gepackt und ab zu Jose. Er beteuert wie gestern auch schon dass die kleinen Mercury 4-Takter „Mala Machinas“ sind. Auf Deutsch: „A Glump“. Zum Glück verspricht er den Motor bis heute Nachmittag fertig zu haben. Ab 15:30 ist er jeweils um 30 Min nach der vollen Stunde im Hafen und wir können den Motor holen. Das klingt gut.

Wir wollten eigentlich in die Stadt laufen aber Peter besteht darauf uns mit dem Auto mitzunehmen. Weil Wolfgang ein paar Tapas essen möchte landen wir in Mariettas Bar. Dort essen wir köstliche Steinpilze und Chipirones (kleine gebratenen Baby-Oktopusse) mit Pommes. Hmmm!!!! Sauguat!!!!!

Danach starten wir zu einem Spaziergang in die Altstadt. Peter begleitet uns und zeigt uns ein wenig die Strassen. Weit kommen wir nicht. Eine Strasse weiter liegt sein Lieblingsrestaurant - ein wirklich wunderschönes – und darin landen wir nun um einen Rioja zu trinken. (es ist gerade erst Mittag!) Danach verlässt uns Peter um fürs BBQ einzukaufen, denn für ihn ist das viel einfacher, und wir vereinbaren dass er uns um 18:30 am Steg abholt. Um aufs Boot zu kommen sollen wir einfach sein Beiboot nehmen und wenn er uns dann mit dem Auto abholt, soll ich unsere Wäsche mitbringen um sie in seiner Waschmaschine zu waschen.

Am Steg treffen wir um 18:00 auch Jose, aber der Motor ist nicht fertig. Wir warten auf Peter als Dolmetscher. Jose erklärt mein Außenborder sei eine „Mala Machina“ – nun das wissen wir ja jetzt schon - und dass sie sich nicht regeln lässt da sie zu viel Luft ansaugt. Er will eine Lösung bis morgen schaffen. Also wieder mal Manana!

Dann starten wir zu Peters Haus, mit der dreckigen Wäsche und Kevin im Gepäck. Der Grillabend wird ein voller Erfolg – Von der Terrasse aus beobachten wir einen herrlichen Sonneuntergang über der Ria. Maria, Peters galizische Freundin hat Salate, Saucen und Beilagen gezaubert und Peter grillt Chorizo und Spareribs.  An diesem Abend beschließen wir am Wochenende alle zusammen mit Peters Boot in die nächstgelegene Ria nach Redes zu segeln, Fisch an Bord zu grillen und am Sonntag zurück zu kommen. Lange nach Mittenacht bringt uns Peter zurück in den Hafen. Wir nehmen wieder Peters Beiboot, laden Kevin auf seinem Schiff ab, bevor wir zurück auf die Carina kommen.

Am nächsten Tag ist unser Außenborder fertig und bringt unser eigenes Dinghy zuverlässig zurück zur Carina. Jose kommt noch mit seinem Boot heraus, dreht noch eine Runde um die Carina und fragt ob nun alles ok sei mit dem Außenborder. Das ist nett, und es ist alles ok.

Am nächsten Tag haben Wolfgang und ich unsere Rucksäcke mit Segelkleidung und Schlafsack gepackt und warten auf Peter. Er kommt wie vereinbart um 11:00 Uhr und erklärt uns, unser gemeinsamer Segelausflug müsste verschoben werden, da der Aufpasser für Marias Sohn heute keine Zeit hat. Das würde unsere Abfahrt hier um weitere 3 Tage verzögern, da wieder Starkwind angesagt ist. So lange können wir nicht in Cedeira bleiben. So lassen wir den Ausflug ausfallen, machen die Carina klar und starten nach La Coruna.

 

Huch!! Die Welle macht mich nass!

Für heute ist viel Wind angesagt. 5 Bft, nachmittags bis 6 Bft mit zusätzlichen Böen die bekanntermaßen den normalen Wind noch mal um 2 Bft übersteigen. Dabei darf man auch den Seewind nicht unterschätzen der am Nachmittag noch mal 2 Bft dazubringt. Das alles zusammen  ist mehr als genug Wind an einer Küste an der ständig hoher Schwell herrscht (für die Nichtwissenden – das sind lange Wellen die einem Starkwind voraus oder hinterherlaufen). Für die nächsten Tage ist bedeutend mehr Wind angekündigt. Es hilft nichts, wir müssen weiter oder noch 3 Tage länger hier bleiben. In der Ria ist schon ordentlich Wind und Schwell, aber es lässt sich noch gut segeln. Draußen wird der Seegang höher und der Wind stärker. Wolfgang segelt die Carina ganz souverän bis ihn die erste Welle von der Seite her anspuckt. Irritiert verlässt er den idealen Windkurs was zur Folge hat, dass eine Welle von hinten ins Cockpit einsteigt. Jetzt sind wir wirklich nass. Die Wellen laufen nun quer zum Schwell und alles zusammen erreicht ca 4 m Höhe. Das Meer wird ungemütlich und wir oft nass, da es sich nicht vermeiden lässt, dass die Wellen immer wieder nach uns lecken und über das Schiff kommen. Zum Glück ist der Wind stark genug dass wir unseren Vorwindkurs trotz starkem Seegang gut halten können. Aber bis A Coruna sind es 45 Seemeilen. Da wir erst Nachmittag losgesegelt sind, schaffen wir es nicht mehr vor Einbruch der Dunkelheit in den schützenden Hafen. 

 

La Coruna – Ankunft bei Nacht – Sonne pur – und viele neue Bekanntschaften

Den größten Teil der Ansteuerung schaffen wir noch in der Dämmerung, dann wird es stockfinster. Das Leuchtfeuer auf der Hafenmole ist gut erkennbar, und direkt dahinter liegt die Marina La Coruna. Der flache schwimmende Wellenbrecher davor, den man runden muss ist kaum erkennbar. Ich will aber da gar nicht rein, sondern in die weiter drinnen gelegene Marina Real, Club Nautico. Wir irren in der Dunkelheit einige Zeit umher, nehmen die falsche Zufahrt, landen in irgend einem anderen Hafenbecken bis wir schließlich aufgeben und doch in die La Coruna Marina hineinfahren. Es ist eine Geistermarina. Im Dunkeln sind unzählige einzelne Holzpfosten zu erkennen, aber keine Stege. Wo muss man hier durch? Einige leere Stege, dann ein paar wenige Segelschiffe zu denen wir uns legen. Als wir am Steg fest sind ist es nach Mitternacht. Am nächsten Morgen sehen wir dass die Marina noch in Bau ist. Mit viel Glück hatten wir einen der wenigen fertigen Stege erwischt. Ein anderer Steg den ich in Erwägung gezogen hatte war mit Netzen überzogen, was in der Dunkelheit nicht zu erkennen war. Das hätte ein Riesenproblem gegeben. Wolfgang hätte  sich im Netz verheddert und hätte die Leinen nirgendwo festmachen können da es noch keine Klampen gab (für die Nichtwissenenden: das sind Metallteile an denen man die Leinen anbinden kann, damit das Schiff nicht vom Steg wegtreibt). Noch mal Glück gehabt. Es gefällt uns überhaupt nicht hier. Wir gehen ins Hafenbüro wo wir sehr freundlich empfangen werden, bezahlen die Nacht, holen uns noch einige Informationen über die Stadt und den Wetterbericht und siedeln um in die Marina Real die nur ein paar hundert Meter weiter entfernt liegt.

Hier ist es richtig gemütlich. Freundliche Hafenmeister, schöne geräumige, saubere Sanitäranlagen, die schöne Altstadt direkt vor der Nase mit Cafes, Kneipen, Restaurants und allen Versorgungsmöglichkeiten und viele viele Fahrtensegler aus aller Herren Länder rings um uns herum.

Guus ein indonesischer Einhandsegler, aufgewachsen in Belgien, legt mit seinem Katamaran „Yemanja“ neben uns an, 2 Plätze weiter legt Jan Maat (ein Schiff unserer Größe aus Deutschland) mit Georg und Erwin an. Was ich jetzt noch nicht weiß, aber wir werden noch viel Zeit gemeinsam verbringen. Und der erste Abend den wir gemeinsam auf dem Katamaran verbringen dauert bis 02:00 morgens.

 

Torre de Hercules und die Windrose

Wir wandern durch die schöne Altstadt von La Coruna bis zum Torre de Hercules einem hohen Turm auf dem Cap den man von See kommend schon Weitem identifizieren kann und der sehr hilfreich für die Ansteuerung ist. Er liegt in einem herrlichen Park und ihm zu Füssen liegt die riesige Windrose auf der sich unzählige Menschen tummeln um fotografiert zu werden (es ist Sonntag!!). Die Vegetation und der Blick aufs Meer sind grandios (ich hoffe ich kann bald mal Fotos liefern –fotografiert hab ich genug, aber das übertragen scheitert an dem bescheidenen Internet in den Marinas) Auf einem kleinen Platz spielt eine Band in traditionellen Kleidern spanische Musik. Viele Menschen sitzen auf den Hügeln ringsherum und lauschen, singen mit oder klatschen im Takt. Andere tanzen direkt vor der Band oder sitzen auf den umgebenden Bänken. Ich will gerade einer älteren Dame Platz machen die sich mühselig mit einem Stock auf meine Bank zubewegt. Aber sie sucht nur einen Platz um ihren Stock abzulegen, denn der stört sie jetzt beim Tanzen mit einer anderen Dame die bereits einen Platz für ihren Stock gefunden hatte. Groß und Klein vergnügt sich und nebenan wird der Grill angeheizt.

 

Seekarten kaufen im Bestattungsinstitut ???

Am nächsten Tag an dem die Sonne auf uns endlich gnadenlos herunterbrennt, beschließe ich den Bootszubehörladen „Pombo“ in der Stadt aufzusuchen um Seekarten für Portugal zu kaufen. Es ist ein langer Weg dorthin und als ich endlich am beschriebenen Ort ankomme finde ich dort auch einen Laden namens „Pombo“ vor. Aber das ist ein Bestattungsinstitut?!?!?! Seltsam, ich suche und suche finde aber keinen weiteren Laden mit diesem Namen. Natürlich habe ich nicht beim Bestatter nach Seekarten gefragt (wenn er geschäftstüchtig wäre, hätte er mir bestimmt welche verkauft die gefakt wären um sein Geschäft anzukurbeln ;)  )

Nach langem Suchen finde ich einen Bootszubehörladen der aber gerade seinen Räumungskauf beendet hat – und so sieht er auch aus. Wieder eine Niete gezogen.

Zu guter Letzt finde ich doch noch einen „Pombo“ Bootszubehörladen in dem es ziemlich wüst aussieht, aber offensichtlich alles gibt was man braucht. Nur Seekarten sehe ich keine. Ich frage. Man bringt mir ein kleines Pappschächtelchen in dem sich einige wenige Karten befinden. Ich denke mir, auweia, die sind wahrscheinlich steinalt, aber … erstaunlicherweise befinden sich darin die von mir gesuchten Reviere als Imray Karten mit Stand 2015. Zufrieden kehre ich mit meiner Auswahl auf die Carina zurück um am nächsten Morgen Richtung Cap Finisterre zu starten.

 

 

„Costa del Morte“ – kein  Wind  - zuviel Wind – zu viel Seegang und der lose Spibaum

Nach einer durchgefeierten Nacht auf dem benachbarten Katamaran starten wir Richtung Cap Finsiterre. Wir, das ist die Carina mit Wolfgang und mir, der Katamaran Yemanja und das belgische Schiff „Snark“. Die „Snarks“ hatten sich etwas eher am Abend vorher verabschiedet und sie starten auch wie vereinbart um 08:00. Die Carina`s und Yemanja, deren Nacht etwas länger gedauert hatte, starten erst gegen Mittag. Das gemeinsame Ziel lautet „Corme“. Dort wollten wir alle gemeinsam ankern.

Yemanja muss noch tanken, so dass wir schon mal voraus starten. Zu Beginn ist kein Wind und wir motoren. Als der Wind aufkommt ist er doch zu schwach um uns in diesen heftigen Seegangsbedingungen auf Kurs halten zu können und wir motoren weiter. Yemanja haben wir schnell aus den Augen verloren und Snark ist uns ein paar Stunden voraus. Plötzlich aus dem Nichts fällt Nebel ein. Keine 100 m Sicht mehr. Gerade waren noch 2 Segler sehr nahe um uns herum. Wir schalten das Radar ein. Keine Problem mehr für uns, aber wir fiebern mit den anderen beiden uns unbekannten Seglern die sich verdammt nahe passieren. Ob sie das wussten?  Allmählich lichtet sich der Nebel wieder etwas und wir runden die Islas Sisarkas. Damit sollten wir erst mal das unangenehmste Stück (den Seegang betreffend) geschafft haben.

Endlich passen Wind und Wellenrichtung und wir können „Segeln“. Das geht solange gut, bis wir wenden müssen (für Nichtwissende: das bedeutet die Fahrtrichtung ändern) und die Wellen nun aus einer anderen Richtung kommen. Die Carina wird von den Wellen bis zur Bordkante auf die Seite gelegt und die überkommenden Wellen  schlagen in die Genua (das ist das vordere Segel). Wir müssen sie reffen (= verkleinern) damit das Unterliek ( für die Nichtwissenden: das ist die untere Kante des Segels) höher kommt und die Wellen es nicht mehr erreichen können. Andernfalls könnte so eine Welle die sich im Segel ansammelt das Schiff auf die Seite legen. Es würde sich zwar wieder aufrichten, aber die Gefahr dass dabei einer über Bord fällt wäre zu groß und natürlich fliegt im Schiff alles quer durch die Gegend und zu vieles könnte kaputt gehen. Das will ich nicht riskieren.

Als wir gerade am Reffen sind, sehe ich dass der Spibaum, den ich vertikal am Mast fahre sich am oberen Ende gelöst hat und nun frei rumschwingt. (Für die Nichtwissenden: Ein Spibaum ist eine (auf der Carina 4 m lange) Alustange mit der man Segel ausbaumen kann (=stabilisieren) damit sie im starken Seegang nicht ständig hin und her schlagen sondern den Wind zum Segeln einfangen können). So, und dieser Spibaum, der nur noch am unteren Ende fixiert war, drohte nun umzufallen und im ungünstigsten Fall in ein Segel zu fallen und dieses zu zerreißen. Damit könnten wir nicht mehr segeln und neue Segel oder auch Reparaturen (falls überhaupt noch möglich) sind sehr sehr teuer.

Aus diesem Grund beschließe ich alle Segel einzuholen. Der Seegang ist enorm und normalerweise dürfte niemand in solchen Bedingungen das Cockpit verlassen. Aber die Gefahr, dass der Spibaum fällt und das Schiff beschädigt ist zu groß. Ich lege die Sicherungsleinen an rutsche auf dem Allerwertesten Richtung Mast während Wolfgang steuert und sich bemüht das Schiff so ruhig wie möglich zu halten. Ich klammere mich mit den Beinen und einer Hand an den Mast und versuche mit der anderen Hand und den mitgebrachten Leinen den Spibaum zu fixieren und wenigstens im unteren Bereich festzubinden. Das kostet extrem viel Kraft und oft benötige ich alle meine Kräfte nur um mich selbst festzuklammern um nicht vom Seegang über das Deck geschleudert zu werden. Den Baum in Position zu bringen und die Leinen zu befestigen mit nur einer Hand (da ich die andere ja benötige um mich selbst zu sichern) dauert verdammt lange. Als das geschafft ist und ich das sichere Cockpit wieder erreicht habe höre ich von Wolfgang einen erlösenden Seufzer und mir ist vor lauter Anstrengung und Aufregung ein wenig schlecht. Das legt sich aber recht schnell wieder. Die restliche Strecke nach Corme motoren wir also wieder und ich staune wie gut sich die kleine Carina auch unter Motor in diesen Seegangsbedingungen macht.

 

 

Corme - Ankern zwischen Viveros - wo sind die anderen?

Die Sonne steht schon tief als wir Corme erreichen. Ein Wellenbrecher, dahinter Fischerboote an Bojen oder an der Hafenmauer, keine Stege. Zwischen Wellenbrecher und den kleinen Sandstränden zwischen den Felsvorsprüngen liegen viele Viveros die nun von der Abendsonne angestrahlt werden. Viveros sind große Holzflöße die in Galicien überall ausliegen und der Muschelzucht dienen. Tagsüber kann man sie nicht übersehen (wenn es nicht gerade nebelig ist, wie so häufig) aber nachts sollte man hier nicht unterwegs sein. Wenn man Glück hat sind die äußeren mit kleinen Bojen beleuchtet, aber garantiert ist das nicht. Zwischen den Vivieros die mit starken Leinen verankert sind, die gerade nach unten gehen, kann man hindurchfahren oder auch ankern. Man findet dort eine Mindesttiefe von 8 m vor. Wir ankern zwischen den Viveros und dem Strand in 6 m Sand. Viel Platz ist hier nicht und den teilen wir mit 2 anderen uns unbekannten Schiffen. Aber wo sind unsere Freunde? Yemanja könnte noch kommen aber Snark müsste schon lange da sein. Keiner der beiden taucht in dieser Nacht auf und sie hätten auch kaum Platz gefunden. Später werden wir erfahren dass sie auf der anderen Seite der Ria in der Marina von Muggia festgemacht hatten. Wir holen erst mal unseren Spibaum vom Mast und sichern ihn auf Deck. Die kleine Leine die den oberen Stift in Stellung hält mit dem er an der Halterung befestigt wird, war gerissen, wie auch immer das passieren konnte. Vermutlich hatte sie sich irgendwo verhängt und damit den Stift gelöst und war hinterher gerissen. Jetzt bleibt der Spibaum erst mal unten.

 

 

 

Ria Camarinas und die Buglaterne

Früh morgens lichten wir den Anker und weiter geht’s. Schade, denn Corme sah wunderhübsch aus mit ein wenig italienischen Flair. Ich hätte gern mehr Zeit für diese Küste gehabt, aber Wolfgang muss am 16.Sept in Porto sein um seinen Flieger nicht zu verpassen und ich muss Anfang Oktober die Carina im Süden haben. Wir müssen also leider einige schöne Plätze auslassen.

Ziel heute 35 sm nach Camarinas in der gleichnamigen Ria. Heute können wir endlich mal wieder segeln auch wenn wir nur langsam vorankommen. Der Seegang ist wie üblich unangenehm, aber wir haben uns schon so daran gewöhnt, dass es uns normal vorkommt. Es gibt keine besonderen Zwischenfälle. Gegen 17:00 schläft der Wind ein und der Motor muss wieder ran. Als wir die Ria Camarinas ansteuern fällt wieder Nebel ein und das Radar leitet uns wieder sicher zwischen den vielen Fischerbooten hindurch. Somit ist das kein Problem aber es ist sehr schade, den die Ria Camarians gehört zu den landschaftlich reizvollsten Galiciens. Kurz bevor wie den Hafen erreichen hat sich der Nebel wieder so weit gelichtet dass wir wieder nach Sicht fahren können. Das ist gut so, denn in der Ria gibt es jede Menge von diesen Viveros. Camarinas ist ein kleiner netter Ort mit einer kleinen freundlichen, sehr preisgünstigen Marina (wirklich klein – Platz für nur wenige Boote und nur  9 € pro Nacht für die Carina) aber mit einem guten Restaurant in dem wir Fischeintopf und Tagliatelle mit Krustentieren essen. Vorzüglich diese galizische Küche.

In der Dusche treffe ich auf Henrieke. Sie ist Deutsche lebt aber in Falmouth (wo ich die Carina gekauft habe) Sie haben ihr Schiff dafür in Deutschland gekauft. Verdrehte Welt !!

An Bord finden wir unsere Buglaterne nicht mehr auf ihrem angestammten Platz. Statt dessen baumelt sie am Kabel hängend vor dem Bug herum. Die Schrauben mit denen sie an dem kleinen Holztritt zwischen dem Bugkorb befestigt war, haben sich gelöst. Unter den Bedingungen in denen wir hier unterwegs sind wundert mich auch gar nichts. Schließlich befinden wir uns seit Tagen an der „Costa del Morte“. Solange dieser Begriff nur Teile unseres Schiffes tangiert die ich wieder richten kann bin ich zufrieden. Die Buglaterne schraube ich wieder an. Dieses mal schraube ich durch das Holz hindurch und sichere die Schrauben mit Muttern. Das hält nun sicher.

 

Cabo Finisterre

Heute soll uns die Route um das Cabo Finisterre, den westlichsten Punkt des europäischen Festlandes, führen. Wir starten um 07:30 denn wir haben über 40 sm vor uns und wollen es bis in die Ria Muros schaffen. Es ist wieder ein „No-Wind-Morgen“ und wir motoren wieder mal. Um 09:00 ist das Meer spiegelglatt, dann fällt dichter Nebel ein. Sicht unter 100 m. Dieser Nebel bleibt uns erhalten bis wir um 15:30 die Ria Muros erreichen. Das Cabo Finsterre haben wir nicht gesehen. Wir haben es auch nicht umsegelt. Aber wir glauben es unter Motor gerundet zu haben, denn jetzt befinden wir uns südlich vom Cabo in der Zufahrt nach Muros. Da lichtet sich der Nebel. Es sieht fantastisch aus. Gipfel tauchen aus dem Nebel an backbord auf. Eine Küstenlinie so wunderschön, grün bewachsen, kleine Dörfer und hohe Berge, wie ich sie selten gesehen habe, während an Steuerbord eine dichte schneeweiße Nebelwand steht und den Blick auf die andere Seite der Ria verhindert. Jetzt im strahlenden Sonnenschein, kommt auch etwas Wind auf und wir segeln die restliche Stunde nach Muros hinein mit der deutschen Yacht Dolfin, mit Henrieke an Bord, um die Wette, deren Bekanntschaft ich in der Dusche von Camarinas gemacht hatte.

 

Muros – Weltkulturerbe – Ist der Marinabetreiber ein entlassener Schauspieler? Wiedersehensessen auf der Carina

Die „Costa del Morte“ liegt hinter uns, wir haben die Rias Bacchas erreicht.

In Muros lege ich einfach am erstbesten Steg neben einer Riesenyacht an. Ich hatte noch überlegt ob ich mich per Funk anmelden soll, habe es aber nicht getan, da ich vermutet habe, dass diese Marina wie die anderen davor auch, ohnehin nicht voll sein wird und genügend Platz ist. Die Leinen sind noch nicht ganz fest, da steht auch schon Pedro, der Marinabetreiber, kopfschüttelnd vor uns. Er deutet auf den riesigen Platz, auf die kleine Carina und sein Funkgerät. Oh, kein Problem, ich kann gerne wo anders anlegen. Ja, das muss ich auch. Am dritten Steg innen. Ok. Leinen los und hinüber zu Steg 3. Dort erwartet uns Pedro und hilft mit den Leinen. Das Manöver war perfekt und Pedro begrüßt mich mit einer Umarmung, 2 Küsschen und einem „Bravo Chica“. Dann meint er, wir sollten erst mal eine Kaffe trinken uns ausruhen und dann mal bei ihm im Büro vorbeikommen. Und so machen wir das auch. Außerdem sind die Zollbeamten gerade unterwegs und kommen zu uns an Bord. Einklarieren als EU Bürger in einem EU Land? Für mich sehr ungewöhnlich, aber in Spanien durchaus üblich wie die nette junge Beamtin erklärt. Viel Arbeit ist das nicht. Ein Formular ausfüllen und fertig. 15 Min später sind sie wieder weg. Wir bekommen einen Durchschlag des Formulars und sollten noch mal Zollbeamte kommen, genügt es diesen vorzuzeigen. Wir sehen einige Schiffe die wir schon in La Coruna gesehen hatten. Ein fröhliches Hallo genügt fürs erste, denn wir sind auf dem Weg ins Marinabüro. Dort läuft erst mal alles wie üblich. Papiere vorzeigen, Ausweise kopieren, Formular ausfüllen, Internetcode, Schlüssel für die Marina gegen 10,-€ Deposit. Dann führt uns Pedro persönlich durch sein kleines aber feines Marinagebäude. Die Duschen, sind unglaublich. Lila und fliederfarben, gefliest, designermäßig. Mit Massageduschen – von so was träumt so mancher für sein Häuschen in Deutschland. Ein WiFi Zimmer, eine Küche mit Kaffeemaschine und Kühlschrank, Waschmaschinen und Trockner, ein Wohnzimmer mit Sofas und Büchern, ein kleiner Garten mit Gartenmöbeln. Einfach nur schön. Und das alles für nur 14 € pro Nacht. Nachdem Pedro uns alles gezeigt hatte, sagt er „Das ist Euer Zu Hause“ und genau so fühlen wir uns. Pedros herzliche und lustig Art überwältigt mich immer wieder. Als ich ihm erzähle dass er in einem nautischen Führer erwähnt wird, umarmt er mich und ruft „I am famos“. Wir haben Riesen Spaß zusammen. Wir Marinabenutzer sind uns einig: Pedro muss ein Schauspieler sein, den man vom nebenan kürzlich geschlossenen Theater in die Marina versetzt hat.

Muros ist eine wunderschöne Stadt, so schön dass man sie zum Weltkulturerbe erklärt hat. Schmale Gässchen die sich den Berg hinaufziehen, kleine Plätze, schmucke Häuschen, nette Cafes und gute Restaurants in perfekter Natur. Man kann es nicht beschreiben; man muss es gesehen haben und die Atmosphäre gespürt haben. Wir bleiben ein paar Tage, da sich wieder mal ein Sturm ankündigt. Dem wird mit 1 ½ Tagen Schönwetter ein weiterer noch viel Schlimmerer folgen. Wir wollen also hier den ersten abwarten, dann das Wetterfenster nutzen um wenigstens bis Vigo zu kommen um dort den schweren Sturm abzuwettern. Von dort kann Wolfgang dann auch leicht seinen Flieger in Porto erreichen. Denn bis Porto zu segeln, daran hindern uns diese beiden Stürme.

Als wir nachmittags in die Marina zurückkehren sehen wir den kleinen Jan Maat der gerade gegenüber von uns festmacht. Das ist eine Wiedersehensfreude und ich lade Georg und Erwin gleich zum Abendessen auf die Carina ein. Das nehmen sie gerne an, denn sie haben eine lange Fahrt hinter sich und sind zu müde zum Kochen. Wenig später klopft es an der Carina. Draußen steht Guus von der Yemanja der auch soeben eingelaufen ist. Auch er wird freudig begrüßt und ebenfalls auf die Carina zum Abendessen eingeladen.

So sitzen wir eine Stunde später zu fünft im Salon der Carina, speisen, plaudern, lachen und es wird wieder eine sehr lange Nacht. Erwin verlässt um 02:00 als Letzter die Carina und benötigt ein wenig Hilfestellung um zu seinem Schiff, auf die Jan Maat, zurückzufinden.

In dieser Nacht zieht der erste für morgen angekündigte Sturm durch und zerrt heftig an den Leinen und schaukelt das Schiff sogar in diesem geschützten Hafen. (Es war wirklich der Sturm und nicht der Alkohol)

Es ist gegen Mittag als wir endlich aus den Kojen kriechen. Guus klopft an und erklärt dass er jetzt lossegelt und versucht bis Porto zu kommen. Das Wetterfenster könnte reichen. Wir waren eigentlich darauf eingestellt erst morgen loszuziehen, aber jetzt grüble ich auch. Vor dem Marinabüro haben sich zahlreiche Segler eingefunden um das Wetter zu checken. Wir vergleichen, diskutieren und alle die nicht ohnehin noch länger in Muros bleiben wollten beschließen noch heute gegen Abend auszulaufen.

So bereiten wir die Carina auf eine lange Tour vor. Ich arbeite Passagepläne aus mit Notstopps in Vigo, Bajona, Vilano de Castello und hoffe dass wir es bis Povoa de Varzim in Portugal schaffen, bevor uns der Sturm ereilt. Das ist eine Strecke von 90 sm. Der Sturm ist für Montag Nacht angesagt. Jetzt ist Sonntag Nachmittag. Das könnten wir schaffen.

 

Übernachtpassage von Muros (Galicien) nach Povoa de Varzim (Portugal) – den Sturm im Nacken

 Ein Schiff nach dem Anderen verlässt Muros, so auch wir. Um 16:00 segeln wir gemeinsam mit Jan Maat durch die Ria von Muros. Die Sonne scheint, die Ria sieht wunderschön aus im Abendlicht und der kleine Jan Maat sieht aus wie ein Segelschiff aus dem Bilderbuch. Im Abstand von 30 m segeln wir nebeneinander her und keiner schafft es den anderen zu überholen. Am Ausgang der Ria kreuzen wir hinaus aufs offene Meer während Jan Maat an der Küste entlang segelt. Unsere Entscheidung war wohl die Bessere. Als erstes verschwindet die Küste im Nebel, 1 Stunde später wird sie von heftigen Schauern heimgesucht, während wir da draußen im Trockenen bei guter Sicht segeln. Es wird Nacht, der Wind nimmt zu und wir ziehen in Erwägung zu reffen bevor der erste sich zur Nachtruhe begibt. Da es sich aber gerade so schön segelt lasse ich doch alle Segel stehen und schicke Wolfgang ins Bett.

Um 02:00 Uhr nachts verlässt uns der Wind wieder und wir müssen wieder motoren. Der Seegang wird wieder rau und ohne Leesegel (das sind Tücher die man vor die Koje spannt um nicht herauszufallen) könnten wir gar nicht schlafen.

Um 09:00 Uhr morgens passieren wir die portugiesische Grenze. Es ist jetzt überwiegend sonnig und der Seegang wieder etwas leichter. Ich klettere nach vorne und wechsle die spanische gegen die portugiesische Gastlandflagge.

Die Windsee hat sich etwas gelegt aber der Schwell nimmt unaufhörlich zu. Ein sicheres Anzeichen für den herannahenden Sturm.

Um 16:00 nach genau 24 Stunden haben wir 91 Seemeilen zurückgelegt und fiebern nun der schmalen Einfahrt in den Hafen von Povoa de Varzim entgegen. Wir haben ca 3 m Schwell und die Wellen brechen sich vor der Einfahrt. Der Hafen ist noch nicht gesperrt und wir haben ohnehin keine Wahl, der nächste wäre noch mal 20 sm, also mindestens 4 Stunden weiter entfernt und wir würden dort im Dunklen ankommen. Ob noch vor dem Sturm ist zweifelhaft. Mit höchster Konzentration suche ich die Richtfeuerlinie und steuere die schmale Passage hindurch in der sich die Wellen nicht brechen. Uuuufffff geschafft. Sobald wir südlich vom nördlichen Wellenbrecher sind wird es leichter. Der Hafen ist bedeutend kleiner als vermutet und hat viele Untiefen. Draußen war es nicht möglich Fender und Leinen herzurichten, das muss also alles jetzt hier ganz schnell passieren. Während ich versuche in Wind und Strömung das Schiff auf der Stelle zu halten, beeilt sich Wolfgang alles fertig zu machen. Kurz danach liegen wir fest am Steg an den uns ein Marinero gewunken hat.

Geschafft. Portugal erreicht bevor der Sturm kommt, eine freundliche Marina die mir geschützt erscheint. Der Marinamanager meint wir haben Glück. Der Sturm kommt nicht aus der vorhergesagten Richtung und damit wird es „nicht gar so schlimm“.

Wie es wirklich wurde, und über die weitere Fahrt entlang der portugiesischen Küste an der ich seit dem alleine unterwegs bin erzähle ich Euch im nächsten Bericht.

 

Bis dahin grüßt eine glückliche Erika.

 

 

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