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Carina's Logbuch

Schnee in Marokko - Zu Füssen der 4000er - im Zentralen Hohen Atlas

 

Im Multi-Transport über den Pass ins „Glückliche Tal“

Ein wenig wehmütig verlasse ich das Zebra Camp in Ouzoud in dem ich mich sehr wohl gefühlt habe. Aber kaum draußen vor dem Tor hat mich die Abenteuerlust schon wieder voll erwischt. Mit dem Rucksack auf dem Rücken wandere ich ins Dorf um nach einem Sammeltaxi Ausschau zu halten dass mich nach Azilal zum Busbahnhof bringen soll.

Wie üblich ist so ein Taxi schnell voll und 40 Minuten später bin ich unterwegs und komme wie geplant um 10:00 Uhr in Azilal an.

Das Ticket hatte ich ja schon vorsichtshalber am Vortag gekauft als ich zum großen Souk in Azilal war, wie im vorausgegangen Bericht erzählt. Für den ersten Bus am Morgen habe ich schon gestern keine Fahrkarte mehr bekommen, der war schon voll, so fahr ich eben mit dem um 11:00. Das Ticket kostet für die 3-stündige Fahrt 3,20 €uro. Der Fahrkartenverkäufer erkennt mich gleich wieder (denn hier gibt es so gut wie keine Touristen) und zeigt mir meinen Bus – ein sogenannter „Multi-Transport“ Mercedes 207 D. Der transportiert innen die Fahrgäste und auf dem Dach alles mögliche Hab und Gut. Dort hinauf kommt auch mein Rucksack. Ich bekomme einen Platz am Fenster, besser gesagt an der seitwärtigen Schiebetür, zugewiesen. Das ist gut, da kann ich wenigstens rausschauen und falls die Sonne zu heiß wird die bunten handbestickten Vorhänge mit Quastenborte zuziehen.

Der Bus ist fast voll, es ist inzwischen 11:00 Uhr Abfahrtszeit. Der Busbegleiter läuft mit einem Teil des Busses durch die Gegend (ich glaube es ist ein Luftfilter oder der Kühler – ja ja Frauen und Autos). Es wird wohl noch ein wenig dauern. Ich steige noch mal aus und gönne mir an den zahlreichen kleinen Ständen noch einen frischgepressten Orangensaft für 30 Cent. Der Busbegleiter ist seit 10 Minuten damit beschäftigt die Motorhaube wieder zu zu kriegen. 11:45 Uhr. Alle einsteigen – der Busbegleiter schließt die Tür von außen. Es braucht 4 starke Rucks bis sie endlich zu ist. Dann hört man den Busbegleiter von außen rufen – los geht’s. Er fährt nicht im Bus mit, sondern oben auf dem Dach (der Bus ist ja bereits voll)

5 Minuten später halten wir an der Tankstelle. Das wundert mich nicht, denn auf dem Weg ins Bougoumez Tal und im Tal selbst gibt es keine Tankstellen, da muss man schon genug dabei haben. Was mich allerdings schon wundert: Der Busbegleiter hat den Filter oder Kühler (was auch immer das ist) wieder ausgebaut und wäscht ihn nun in der Waschanlage, trocknet ihn mit der Pressluft und baut ihn wieder ein. Na hoffentlich geht das gut. Jetzt kann es aber wirklich losgehen.

Wir lassen Azilal hinter uns und fahren auf die schneebedeckten Berge zu.

Die Strasse ins Bougoumez Tal gibt es erst seit 3 Jahren. Zuvor konnte man in dieses entlegene Tal nur mit dem Esel gelangen, das war also ein mehrtägiger Marsch. Und auch heute noch ist das Tal im Winter von der Welt abgeschieden da man nicht über den schneebedeckten Pass kommt. Die neue Strasse wurde zwar geteert, inzwischen ist sie mehr Piste – vom Teer ist nicht mehr viel übrig. Mir erscheint sie einspurig, aber irgendwie schaffen es die wenigen Fahrzeuge die uns begegnen doch an uns vorbeizukommen. Und wir überholen sogar einen LKW. Das seh ich allerdings nicht denn ich habe vorsichtshalber die Augen geschlossen um nicht sehen zu müssen wie nah wir über dem Abgrund hängen. Am Straßenrand winken Menschen. Der Bus hält. Die wollen auch noch mit. Aber der Bus ist doch schon voll. Kein Problem, kleine Brettchen werden zwischen den Sitzen in den 30 cm breiten Mittelgang eingehängt, und schon können 4 weitere Personen mitfahren.

Die Fahrt ist atemberaubend. Einmal weil es vom 800 m hoch gelegenen Azilal auf einen 2700 m hohen Pass hinaufgeht und wir immer am Abgrund entlang fahren und die Strasse nicht befestigt ist. Ich halte oft den Atem an und schaue meistens nicht ins Tal sondern auf die Bergseite sonst wird mir nur Angst und Bang. Teilweise führt die Strasse einfach durchs Flussbett dass sich seinen Platz zurückerobert hat. Die Landschaft ist großartig. Die schneebedeckten 4000er vor uns, tiefe Schluchten neben uns. Vereinzelt ein vollbepackter Esel der auf der Strasse dahintrabt. Schafe die an den kargen Abhängen weiden. Der Pass ist steil, der Multi-Transport alt, kühle Luft bläst durch den Spalt an der Tür und er kämpft sich mühsam bergauf. Manchmal glaube ich jetzt müssen wir alle aussteigen und schieben weil er es nicht mehr schafft. Er schafft es und bergab ist er dafür umso flotter unterwegs. Immer wieder winken Menschen am Straßenrand und wollen mit. Ich frag mich wo die herkommen – hier ist doch nichts als karge Berge - weit und breit kein Dorf, kein Haus – gar nichts. Irgendwie quetschen sie sich noch mit rein. Einer ist zuviel - das geht wirklich nicht mehr. Ach ich hab nicht mehr so weit, meint einer der Fahrgäste. Ich geh das letzte Stück einfach zu Fuß dann kannst Du mitfahren. Er steigt aus und marschiert die Straße entlang nach Nirgendwo, denn die nächsten Kilometer ist weder ein Dorf noch ein Haus zu sehen.

 

Ait Bougoumez – das glückliche Tal

Ich bin ganz vertieft in die Landschaft und die inzwischen aufgetauchten lehmfarbenen Dörfer, die sich kaum von den rotbraunen Felsen abheben als der Bus anhält und der Busbegleiter mich auffordert auszusteigen. Wir sind in Agouti angekommen und der Bus hält genau vor meiner Herberge, dem Gite Flilou. Der Fahrkartenverkäufer in Azilal mit dem ich noch ein wenig geplaudert hatte wo ich genau hinfahre und wo ich übernachten werde, hatte dem Busbegleiter gesagt wo er mich aussteigen lassen soll.

Auf der Terrasse steht ein junger Mann der mir von oben zuruft. Willkommen Erika! Erstaunlich! Ich hab mich doch noch gar nicht vorgestellt. Aber ich hatte mich per E-Mail angemeldet. Bin scheinbar der einzige Tourist der heute hier im Tal ankommt – alle anderen im Bus waren Marokkaner.

Ich steige die Stufen zur Herberge hinauf, einem alten Berberhaus, und werde herzlich begrüßt. Jamal führt mich durch die Herberge und zeigt mir alle Zimmer und Schlafmöglichkeiten. Vom Doppelzimmer auf dem Dach oder im hinteren Innenhof bis zu den Schlafsälen mit 6 bis 8 Betten. Besser gesagt dicken Matratzen auf dem Boden mit herrlich dicken Wolldecken. Er zeigt mir den Speisesaal, das Wohnzimmer und die Dachterrasse mit Berberzelt und kuscheligen Sitzecken. Das von außen so schlichte braune Lehmhaus ist um 2 Innenhöfe gruppiert und innen unglaublich gemütlich und farbenfroh. Bunt bemalte Holztüren und Holzdecken, viel bunter Stoff, Teppiche und Wolldecken und das herzliche Personal, bestehend aus 3 jungen Männern, Jamal, Mohammed und Hassan machen daraus ein richtiges Zu Hause. Hier fühle ich mich wohl. Ich habe die Wahl zwischen 40 Betten und entscheide mich für eine Matratze im Schlafsaal für 5 € pro Nacht. Ich bin heute wirklich der einzige Gast in der gesamten Herberge. In den nächsten Tagen werden noch insgesamt 7 weitere Gäste an und wieder abreisen. Trotzdem habe ich meinen Schlafsaal ganz für mich alleine – also Einzelzimmer mit 6 Betten zur Auswahl. Jamal meint ich könnte erst mal einen Tee vertragen. Er wird ihn mir auf die Dachterrasse bringen. Und da sitze ich nun umgeben von bunten Kissen und Hochzeitsdecken, vor mit ein rotes Teekännchen, Schüsselchen mit Kuchen und geröstetem Brot und genieße des herrliche Bergpanorama vor mir. Nach all dem Lärm in Marrakesch und dem Brummen des Motors ist es hier unheimlich still. Kennt ihr das wenn man die Stille hören kann?

Nun bin ich aber neugierig und will ein wenig durchs Dorf laufen und auf den eigenartigen Felsen neben mir klettern.

Im Dorf werden kleine Lehmöfen hinter den Häusern mit Reisig angehetzt und die Frauen aus der Nachbarschaft bringen große Holztabletts mit Fladenbrot dass nun hier gemeinschaftlich gebacken wird. Eine Gruppe Frauen zieht singend und mit Trommeln begleitet durchs Dorf. Die sind aber schön angezogen. Später im Gite werde ich erfahren dass gerade Hochzeit im Dorf ist, und das war nun so etwas wie bei uns das „Weiberkranzerl“ Für Nichtbayern: Das ist das Gegenstück zum Junggesellenabschied.

 

Der lange Marsch in die Schlucht

Ich sitze noch gemütlich beim Frühstück auf der Dachterrasse als Mohammed ruft, das Picknick sei fertig und wir könnten nun losgehen. Mohammed ist mein Guide für die heutige Tour in die Schlucht im Arous Tal zu Füssen des M’Guin, des zweithöchsten Berges Marokkos. Mohammed trägt den Rucksack mit dem Proviant und ich trotte hinter ihm her. Erst mal geht es über ein kahles Geröllfeld bis wir in ein blühendes Nebental kommen. Überall winzige Obstplantagen in denen bereits alles blüht. Ein kleines Dorf. Am Bach waschen Frauen ihre Wäsche. Mohammed erklärt hier im Tal gäbe es keine Waschmaschinen. Wir queren den Bach und wandern tiefer hinein in das Tal während Mohammed ständig ein Liedchen vor sich hin summt. Es geht einen schmalen Pfad entlang. Die Felsen sind rot, braun, rosa, grün, lila, gelb ein unglaubliches Farbenspiel. Dazwischen wächst Buchsbaum und Wachholder. Wir queren einen Salzfluß. Weiß und rosa glitzern die Salzkristalle von denen wir ein paar Brocken einsammeln. Am nächsten Bachlauf der sich hier ins Tal stürzt füllen wir unseren Wasservorrat auf. Wir müssen Platz machen. Schwer beladene Esel auf dem Weg zu einem hochgelegenen Dorf wollen auf dem schmalen Pfad überholen.

Wir sind nun vom Gite im Tal das auf 1850 m Höhe liegt schon ganz schön hochgeklettert bis auf 2780 m. Ab hier geht es wieder bergab, hinunter zum Fluss. Es ist Zeit fürs Mittagessen und Mohammed packt das Picknick aus. Für jeden einen Teller, eine Gabel, ein Fladenbrot, ein Ei, eine Tomate, ein Dose Fisch, eine Mandarine, eine Banane. Danach waschen wir unser Geschirr im Fluss und wandern jetzt am Fluss entlang weiter. Viele Male hopsen wir über die Felsen von einer Flussseite zur andern und wieder zurück. Die Schlucht wird immer schmaler, von allen Seiten stürzen sich Wasserfälle hier hinein. Das letzte Stück waten wir einfach durchs eiskalte Wasser bis wir am Ende der Schlucht, der Gorge Arous, angekommen sind. Hier versperren uns 100 m hohe Felswände den weiteren Weg.

Auf dem Rückweg machen wir eine Teepause in einem Gite Etappe auf 2700 m. Denn hier entlang führt der Weg über den M’Guin auf die Südseite des Hohen Atlas wo die Oasen und die Wüste beginnen. Eine Frau mit dem Muli ist unterwegs zum großen Berbermarkt der morgen in Tabant stattfinden wird.

Wir kommen im letzten Abendlicht in Agouti an und ich bin fix und fertig. So lang (10 Stunden) und anstrengend hatte ich mir die „kleine Wanderung“ die ich beauftragt hatte nicht vorgestellt.

Hassan hat das Abendessen schon fertig. Mal gespannt was es heute gibt. Gestern gab es Suppe und Tajine und Obst als Nachspeise – ahh, heute gibt’s Couscous und Suppe und Nachspeise und Tee wie jeden Abend.

 

Eine lange Nacht - die Berberhochzeit

Inzwischen sitze ich nicht mehr alleine beim Abendessen. Na ja alleine war ich ja nie, die 3 Jungs hatten mir ja immer Gesellschaft geleistet. Heute aber sind neue Gäste angekommen, ein französisches junges Paar und ein Herr mit dem Allradauto.

Hassan erzählt gerade dass heute Berberhochzeit sei und ob wir da hin wollen. Ich bin zwar hundemüde von der langen Wanderung und kann kaum noch laufen, Aber, na klar, wollen wir das sehen. Wann gehen wir? Es ist bereits 22:00 Uhr. Och, das kann dauern, er wird uns Bescheid geben wann es los geht. ?????, Ich hatte das wohl nicht richtig verstanden und warte, warte, warte. Jamal erklärt es dauert noch, er würde per Handy Bescheid bekommen wann es so weit ist. Alle anderen waren schlafen gegangen. Es ist Mitternacht. Ich bin verwirrt. Findet doch nichts statt?

Jamal meint ich sollte schlafen gehen, er würde mich wecken wenn es soweit ist. Aha, darum sind alle anderen auch ins Bett gegangen – und das tu ich nun auch.

Kaum habe ich mich ausgezogen und liege im Bett, klopft Jamal – jetzt wäre es soweit. Schnell ziehe ich mich wieder an und wickle mich in meine riesige dicke Schlafdecke, denn draußen ist es hundekalt – kann man sich ja vorstellen, unweit von hier liegt noch Schnee an dem ich heute vorbeigestapft bin. Julia friert, sieht meine Decke und läuft schnell noch mal zurück um sich auch eine zu holen. So eingehüllt marschieren wir nun zu sechst ins Dorf.

Auf der Strasse hat sich eine Gruppe Männer eingefunden. Unter ihnen auch der Bräutigam. Sie singen und tanzen und trommeln, mitten auf der Strasse um 01:00 in der Nacht. Aber wo sind die Frauen? Die sind noch im Festsaal (eine kleine Gemeindehalle) die kommen später und dann tanzt die ganze Hochzeitsgesellschaft auf der Strasse. Wir warten gespannt und sehen den Männern zu wie sie ausgelassen umherhopsen. Die Frauen lassen auf sich warten. Wann kommen sie denn? Ach das weiß man nicht, das kann dauern auch bis zum Morgengrauen und Jamal zeigt uns auf seinem Smartphone ein Video wie es grad da drinnen zugeht, denn dort ist sein Bruder, unser Informant. Wir dürfen dort leider nicht hinein, da wir ja nicht eingeladen sind. Aber auf der Dorfstrasse, da kommen dann alle zusammen und tanzen und da hätten auch wir gerne das Spektakel miterlebt und die schönen Kleider live gesehen. Das können wir aber nicht erwarten und gehen etwas enttäuscht zurück in unsere Herberge wo ich sofort einschlafe. Schade.

 

Berbermarkt in Tabant und warum das Bougoumez Tal das „Glückliche Tal“ ist.

Wieder ein sonniger heißer Tag und ich bin unterwegs entlang an den vielen Bewässerungsgräben durch winzige Felder und Obstgärten. In diesem Tal gibt es keinen Wassermangel und überall ist es grün, ganz im Gegensatz zur Umgebung und den anderen Nebentälern (abgesehen vom Arous-Tal durch das wir gestern gewandert sind). Schafe grasen und man braucht hier nicht hungern und auch kein Nomadenleben führen. Das was hier wächst reicht um das ganze Tal das ganze Jahr über mit allen benötigten Lebensmitteln und Holz zu versorgen. Deshalb heißt es auch das glückliche Tal. Alle paar Kilometer gibt es ein kleines verschlafenes Dorf aus braunen Lehmhäusern vor denen bunte Decken und Wäsche zum Trocknen ausgebreitet liegen, Frauen waschen am Fluss, Männer bepacken Esel, Kinder lugen neugierig hinter den Ecken hervor aus den kleinen Lehmöfen steigt Rauch und es riecht nach frisch gebackenem Brot. Ich wandere einfach immer im Tal entlang ostwärts. Eigentlich kann man sich gar nicht verlaufen und ich müsste theoretisch im 12 km entfernten Tabant beim Berber-Markt, meinem heutigen Ziel ankommen. Trotzdem frage ich ab und zu die Leute die mir begegnen ob es hier nach Tabant geht, denn die schmalen Trampelpfade verzweigen sich immer wieder und ich will ungern weiter gehen als nötig. Aus einem Haus tritt gerade ein junger Mann. Bonjour wo ich denn hinwolle. Nach Tabant zum Markt. Da geht er auch hin und schon habe ich einen Wegbegleiter.

Tabant ist der Hauptort im Tal aber auch nur ein winziges Dorf aus ein paar Häusern. In den 3 Strassen die sich durch den Ort ziehen herrscht emsiges Treiben. Überall sind Stände aufgebaut. Von überall aus den Bergen kamen die Leute um zu kaufen und zu verkaufen oder zu tauschen. Die Eselsparkplätze sind wieder mehr als voll und einige Transporter drängen sich dazwischen durch. Nein, nein die transportieren auf ihrer Ladefläche keine Waren, sondern Personen. Dicht gedrängt stehen sie dort und fahren so durchs Tal. Eine alte Frau wird gerade heraufgereicht, denn selber raufklettern kann sie nicht mehr. Kein Problem da helfen eben alle zusammen. Auch unsere 3 Jungs sind heute auf dem Markt unterwegs, denn das ist das Event der Woche im Tal.

Nun muss ich wieder 12 km zurücklaufen und die Füße tun mir weh. Für den Rückweg hatte ich mich für die Strasse entschieden die durch alle Dörfer hindurchführt. Da hält ein Lastwagen neben mir. Ich solle einsteigen, was ich gerne tue. Er heiße Ali und wo ich denn her käme? Ahh, Deutschland – Deutschland ist gut. Moment hier müsse er schnell was liefern und dann geht’s gleich weiter. Und so werde ich wenig später direkt vor der Haustüre abgesetzt. Die Jungs sind inzwischen auch zurück und bringen mir gerne meinen Tee auf die Dachterrasse auf der ich mich nun vom langen Tag entspanne.

Was gibt’s heute abend zu Essen? Ah wieder Tajine und morgen? Wieder Couscous! Aha, das ist scheinbar alles was Hassan kochen kann, aber das kann er gut.

Ich beschließe am nächsten Tag das Tal wieder zu verlasen und zurück nach Azilal zu fahren, denn übermorgen geht mein Flugzeug von Marrakesch nach München. Muss mich mal kurz zu Hause blicken lassen, hab einen Termin.

 

Auf dem Weg nach Marrakesch

Jamal hat mir das Sammeltaxi bestellt und so sitze ich nun eingekeilt mit 3 Männern auf dem Rücksitz des alten Mercedes 240. Da war der Multitransport aber bequemer. Na hilft nix. Es geht wieder zurück über den Pass nach Azilal. Am Busbahnhof kaufe ich gleich noch die Fahrkarte für morgen früh um 07:30 nach Marrakesch. Der Fahrkartenverkäufer hat auch einen Hoteltip wo ich übernachten kann. Im Ouzoud. Ich muss ein Formular an der Rezeption ausfüllen auf dem auch die Nummer der Heiratsurkunde anzugeben ist. UUUpps, so was hab ich nicht. Der nette Betreiber kann es nicht fassen, dass ich nicht verheiratet bin. Normalerweise schummle ich und sage ich wäre verheiratet und mein Mann kommt nach, denn ich weiß aus Erfahrung dass es in diesen Ländern nur viel Fragen und Unverständnis aufwirft nicht verheiratet zu sein. Aber diesmal geht Schummeln nicht.

Ich bin schon um 06:00 morgens auf dem Weg zum Busbahnhof. Die ersten Bäcker öffnen gerade. Am Busbahnhof erklärt man mir mein Bus fällt aus. Er habe eine Panne. Die nächste Möglichkeit wäre Nachmittag um 14:00. Das ist zu spät, da verpasse ich mein Flugzeug, das um 17:00 in Marrakesch starten wird.

Bleibt also wieder das Sammeltaxi. Bald ist auch wieder eines voll. 2 Männer haben bereits den Beifahrersitz belegt, ein anderer sitzt hinten. Ich stehe noch daneben und warte bis sich die beiden jungen Männer einig geworden sind wer denn nun in der Mitte sitzen muss. Hihi, was sie noch nicht wissen - sie werden beide in der Mitte sitzen. Der Verlierer steigt also ein und der Gewinner lässt mir höflich den Vortritt als nächste einzusteigen. Ach nein danke, nach ihnen! Da bleibt ihm nichts anders übrig und er muss einsteigen und sitzt nun auch in der Mitte. Der Taxifahrer der das Spiel beobachtet hat grinst und nickt mir bestätigend zu. Dann geht’s los. Die jungen Männer sind extrem breitschultrig und wir wechseln ab. Anlehen oder nach vorne geneigt sitzen. Puuhhh bin ich froh als wir 4 Stunden später in Marrakesch am Busbahnhof ankommen.

 

Im TukTuk zum Flughafen

Taxi? Taxi? – nein danke ich nehm den Bus. Der kostet 30 Dirham, das Taxi nur 150,meint der Herr. Nein danke, ich nehm den Bus. Oder Tuk Tuk, kostet 50 Dirham! Er bleibt hartnäckig. Mir gefällt die Idee und ich stimme zu. So klettere ich nun auf die Ladefläche des Tuk Tuk auf dem sich eine gemütliche Matratze befindet. Der Fahrer setzt seinen Helm auf und los geht’s. 500 m bis zur nächsten Tankstelle. Er müsse jetzt gleich kassieren sonst könne er kein Benzin kaufen und wir nicht fahren. Ok, ich bezahle, er tankt und weiter geht’s. Passanten, Autos hinter uns amüsieren sich über den Anblick mit mir im Tuk Tuk und winken mir fröhlich zu. Eine ziemliche Schüttelei und wenn wir nicht bald ankommen hat er mich vergast, so stinkt der. Aber es macht trotzdem Spaß. Der Fahrer ist begeistert. Nur 15 Min haben wir zum Flughafen gebraucht, das hätten wir mit keinem anderen Fahrzeug schaffen können, denn die hätten sich nicht so durch den dichten Stadtverkehr schlängeln können wie wir.

Am Flughafen angekommen, habe ich noch jede Menge Zeit. Dann begebe ich mich zum Check-In und zum Gate. Ich komme nicht durch die Passkontrolle. Ich brauche einen Einreisestempel für das Auto. ????? Was wollen die??? Nachdem ich nicht per Flugzeug eingereist bin sondern über Tanger muss ich doch mit dem Auto gekommen sein. Und dafür brauche ich nun einen Einreisestempel. Nein ich bin mit dem Schiff gekommen, und das liegt in Rabat im Hafen. Ich war in Rabat beim Zoll und bei der Polizei beim Abmelden und die sagten es wäre alles geregelt ich könne das Land per Flugzeug verlassen. Nein, ich brauche jetzt einen Einreisestempel für das Auto. Ich solle zum Ankunftsflughafen rüber gehen. Dort würde ich den bekommen. Ich laufe also dort hin. Was ich will? Keine Ahnung, der Beamte sagt ich brauche einen Einreisestempel. Wo denn das Auto jetzt sei. ICH HABE KEIN AUTO. Ich bin hier sowieso nicht richtig. Ich müsse dort rüber.

Nächste Station. Was ich hier will. Weiß ich auch nicht, aber ich brauche schnell einen Stempel mein Flugzeug geht gleich. Wo denn mein Auto sei. Die treiben mich noch zum Wahnsinn. ICH HABE KEEEIIIINNN Auto. Ich bin mit dem Schiff gekommen. Wo die Schiffspapiere sind. Auf dem Schiff!! Hmmm …..BITTE einen Stempel, mein Flugzeug geht in 10 Minuten – ich werde es verpassen. Der Beamte schaut mich erstaunt an, klatscht einen Stempel in den Ausweis und ich renn, ich fliege hinüber zum Abflughafen schubse einfach alle Leute zur Seite. Ich muss wieder durch das dumme Handgepäck und Scan durch. Auch hier drängle ich mich einfach vor und komme atemlos wieder bei dem Beamten an, der den Stempel wollte. Noch 3 Minuten … Er ist zufrieden und ich bekomme endlich meinen Ausreisestempel. Ich renne weiter. Schon wieder eine Warteschlange vor mir. Weg –weg –alle weg – rufe ich – mein Flugzeug startet gleich und rase an ihnen vorbei. Wohin eigentlich? Auf meinem Ticket steht gar kein Gate? Vielleicht gibt’s nur eines? Es gibt 10! Welches ist meines? Nirgends steht München. Ich frage atemlos einen Bediensteten. Der schaut mich verwundert an. Weiß er auch nicht –ich soll mal da hinten schauen. Dort hinten steht PARIS und ich frage wieder. Abflug ist erst in ein paar Minuten –ich habe noch Zeit – man würde ohnehin noch auf das Flugzeug warten. Und dann müsse man sehen an welchem Gate Boarding ist. Ich falle gleich maustot um. Das ist zuviel. Aber noch geschafft. Und jetzt warte ich hier 30 Minuten bis endlich das Flugzeug landet.

Mit einer Stunde Verspätung starten wir. So erreiche ich den letzten Zug von München nach Passau niemals und stelle mich schon mal auf eine Nacht am kalten Flughafen ein (es ist April).

Irgendwie schafft es das Flugzeug die verlorene Stunde hereinzufliegen und kommt sogar vor der geplanten Ankunft in München an. Um 02:00 erreiche ich das Haus meines Sohnes in Passau und schleiche mich über die Terrasse leise herein. Ein Zettelchen an der Tür. Ich kann im Bett meines jüngsten Enkels schlafen, der liegt heute bei Mama und Papa im Bett. Bin ich froh, besser als auf dem Wohnzimmersofa und kurz drauf bin ich eingeschlafen.

Nach 4 Tagen Passau sitz ich wieder im Flugzeug auf dem Rückweg nach Marrakesch. Diesmal klappt alles wie am Schnürchen und spät nachts komme ich mit dem Zug in Rabat im Hafen an. Ich bin wieder zu Hause auf meiner Carina und kann mich nun auf die Überfahrt nach Madeira vorbereiten, sobald das Wetter es zulässt. Das wird hoffentlich stressfreier.

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