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Logbuch

Januar 2019

City of Sails ohne sails

Auckland, Großstadt mit Kleinstadtcharme

 

Ooops, jetzt hätte ich beinahe 2 Pinguine überfahren. Zum Glück sind sie noch rechtzeitig abgetaucht.
Heute ist es richtig windig, eigentlich mehr als mir lieb ist und ich segle gerade durch den Waitemata Harbour, den Hafen von Auckland. Vor mir liegt die Skyline und außer mir sind heute am 02. Januar kaum Segelschiffe unterwegs. Nur 2 riesige Volvo Ocean Boote segeln voll beladen mit Touristen vor der Skyline und der Harbourbridge auf und ab. Und das soll die City of Sails sein? Heute ist sie eher eine City 'ohne' Sails, denn die Sails sind jetzt in den Sommerferien und speziell an den Feiertagen um die Jahreswende alle draußen auf den Inseln im Hauraki Golf. Ich habe also jede Menge Platz und kann ganz in Ruhe die Carina für ihre erste Marina seit 8 Monaten vorbereiten.



Westhaven Marina

Über Funk melde ich mich in der Westhaven Marina und erkläre dass ich am Liegeplatz S49 festmachen werde der mir von Freunden überlassen wurde. Zu meinem Erstaunen kommen keine weiteren Rückfragen sondern nur eine Beschreibung wie ich durch die riesige Marina für 1400 Schiffe zu meinem Liegeplatz komme. Da es gerade sehr böig ist und ich zum ersten Mal diese Marina anlaufe bitte ich um Hilfe am Steg beim Anlegen. Gott sei Dank, denn hätte ich das nicht gemacht, hätte mein Anlegemanöver in einem Desaster geendet. Was ich nicht wissen konnte, meine Freunde die mir den Liegeplatz überlassen hatten, haben ihn für ihren Katamaran so präpariert dass sie weder Leinen noch Fender brauchen. Fender und Leinen sind bereits am Steg montiert und von den Längen her genau auf ihren Katamaran bemessen so dass sie bei der Ankunft nur noch die vorbereiteten Schlaufen auf die Schiffsklampen hängen brauchen. Damit diese Schlaufen nicht ins Wasser fallen und leicht aufgenommen werden können, haben sie in Hüfthöhe dünne Hilfsleinen vom hinteren Poller entlang dem seitwärtigen Finger bis vor zum Steg gespannt. Festmacheklampen oder Ringe gibt es am Steg nicht, da nicht mehr nötig. Hätte ich wie üblich mein Anlegemanöver alleine durchgeführt, hätte ich mich beim Herunterspringen vom Schiff in all den Leinen verheddert und verstolpert und keine Möglichkeit gefunden meine Leinen irgendwo zu befestigen. So war ich sehr dankbar dass die beiden Dockmaster, Nick und Barry am Steg auf mich warteten, meine Leinen annahmen und umständlich durch Katamaran Margaritas Festmacheschlaufen zogen, die natürlich für die kleine Carina viel zu weit auseinander lagen.
Nachdem alles gut vertäut war erzählen mir die Beiden dass sie nichts von der Vereinbarung wüssten dass Carina hier festmachen darf. Aber das mache jetzt nichts. Das wird sich sicher alles im Marinabüro klären. Das öffnet aber erst morgen wieder, denn heute ist Feiertag. Die habens gut, gleich 2 Feiertage zum Jahresbeginn.

Carina hatte die letzten 8 Monate nur geankert, abgesehen von der kleinen Reparaturpause am Opua Yachtclub, und liegt nun seit Panama zum ersten Mal wieder in einer Marina. Die Marina ist riesig und der Weg zum Office weit. Aber wozu habe ich denn ein Fahrrad an Bord. Das pack ich jetzt aus, aber nachdem es seit einem Jahr nicht mehr benutzt wurde haben beide Reifen einen Platten. Dummerweise ist auch die kleine Luftpumpe so verrostet dass ich keine Luft in die Reifen bekomme. Also doch zu Fuß zum Marinabüro und Supermarkt.

Im Marinabüro wusste man Bescheid über meinen Besuch und der nächste Supermarkt liegt auch ganz in der Nähe. Ich nutze die Gelegenheit das Schiff mit viel Frischwasser mal wieder von seinen Salzkrusten zu befreien, das Teak zu schrubben und zu ölen und alles hübsch und sauber zu machen, denn morgen früh kommt Crew Ute aus Österreich.
Und nach getaner Arbeit mach ich es mir  im Cockpit bequem und genieße den fantastischen Blick auf Downtown, den Skytower und die schön beleuchtete Hafenbrücke.



Besuch und Stadtbummel durch Auckland

Ich bin früh aufgestanden, denn Utes Flugzeug kommt bereits um 05:00 morgens an. Ich beschließe den Müll wegzubringen und als ich das Gate von Steg S öffne hält davor ein Taxi und daraus klettert Ute. Perfektes Timing.  Na wenn das kein gutes Omen ist.

Und so war es dann auch. Wir verstehen uns auf Anhieb bestens und vor uns liegen 3 gemeinsame Segel-Wochen.  Aber jetzt ist Ute nach dem langen Flug erst mal müde und nach einem gemeinsamen Frühstück hält sie erst mal ein kleines Schläfchen.

Aber bereits vor mittag sind wir schon unterwegs um Auckland zu erkunden. Auch für mich ist alles neu, denn bisher bin ich über den Supermarkt noch nicht hinausgekommen.

Wir schlendern durch das Wynyard Quarter mit den zahlreichen Restaurants am alten Pier, über den Fischmarkt und queren die Zugbrücke die sich über die Einfahrt zum Viaduct Harbour spannt in dem die edlen Yachten der Schönen und Reichen liegen.  Und über alles ragt der Skytower.

Vom Fährterminal nehmen wir die Quensstreet mit all den Nobelboutiquen und finden in einer Seitenstraße ein nettes Lokal in dem wir uns mit Fish&Chips stärken. Dann schlendern wir durch den Park in dem die Bäume so riesig sind dass sich Ute unter ihren Wurzeln verstecken kann.  Als wir abends zum Schiff zurückkehren ist Ute so K.O dass sie bis zum nächsten Morgen durchschläft und den Jetlag schon überstanden hat.

 

Wer traut sich vom höchsten Gebäude der Südhemisphäre zu springen?

Wir sitzen im Cockpit in der Sonne beim Frühstück und genießen den Blick auf den Skytower. Da fällt plötzlich etwas dunkles großes vom Turm. Er ist zu weit entfernt um genaueres zu erkennen aber es sah aus wie ein Mensch. Wir werden bald erfahren was es war, denn heute steht der Skytower auf unserem Programm.

Er ist mit 325 Meter Höhe das höchste alleinstehende Gebäude der Südhemisphäre. Bis auf 220 m kann man rauf. Der Bau dauerte 2 Jahre 9 Monate und kostete 85 Millionen NZ-Dollar. Er wiegt 21 Tausend Tonnen oder so viel wie 6000 Elefanten und besteht aus 15 000 Kubikmeter Zement und 2000 Tonnen Stahl.

3 Jahre nach seiner Fertigstellung wurde er 16 x innerhalb von 30 Minuten vom Blitz getroffen und hat keinerlei Schäden davongetragen.

1267 Treppen führen hinauf zur Aussichtsplattform, dem Skydeck. Natürlich fährt man mit dem Aufzug hinauf (wir auch) und ich staune dass ich „Senioren“ Rabatt bekomme. So weit ist es also schon mit mir gekommen. Es tröstet ein wenig dass man den hier schon ab 60 bekommt. Für 15 Euro dürfen wir 2 mal hinauf, einmal bei Tag und einmal abends, können jedesmal so lange bleiben wie wir wollen und haben einen wunderschönen Rundumblick über Auckland. Wir können über den Manakau Harbour bis zur Westküste und über den Waitemata Harbour bis zur Ostküste Neuseelands blicken. Wir sehen die vielen Vulkanhügel der Stadt, die Inseln im Hauraki Golf und die fast leeren Stadtautobahnen. Nicht nur von hier oben, auch unten zeigt sich Auckland als Großstadt mit Kleinstadtcharm obwohl sie 1,5 ‚Mill Einwohner hat. Allerdings wird sich bald herausstellen, dass es damit bald wieder vorbei ist, denn sobald die Sommerferien vorbei sind und die Auckländer wieder zurück in die Stadt kehren, herrscht hier das selbe Chaos wie in jeder anderen Großstadt der Welt.

Nicht nur der Ausblick vom Tower ist es wert hier herauf zu kommen, es ist auch spannend zuzusehen wie Wagemutige in 195 Meter Höhe außen um den Turm herumlaufen, auf einem schmalen Gitter ohne Geländer, dem sogenannten Skywalk,  und nur mit einer Leine gesichert sind. Wem das noch nicht genug Kick ist, der kann sich auch vom Turm stürzen, also den sogenannten Skyjump wagen. Das war es also was wir beim Frühstück aus Carinas Cockpit beobachtet hatten. Natürlich sind auch die mit Leinen gesichert, stürzen aber mit 180 kmh hinab um unten rechtzeitig abgebremst auf einem kleinen Plateau zu landen. Manchmal steht auch jemand am Abgrund und traut sich dann doch nicht hinunter zu springen – nur zu verständlich.

Unseren dritten gemeinsamen Tag in Auckland verbringen wir größtenteils getrennt. Während Ute auf der Jagd nach neuen Schuhen durch die Quensstreet streift besorge ich Diesel und bereite die Carina für die morgige Abreise vor. Ute hat nicht nur Schuhe ergattert, sondern auch noch leckeren Fisch vom Fischmarkt mit nach Hause gebracht und so gibt es abends ein feines gemeinsames Fischessen an Bord.

Und dann geht’s los nach Norden, zurück in die Bay of Islands. Was wir dort und auf dem Weg dorthin so alles erleben könnt ihr im nächsten Bericht lesen.

 

Zu den Fotos

 

 

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