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Logbuch

Neuseeland Jan/Feb 2019

 

Waiheke  - von Weingütern, einem Maoridorf, schaukeligen

Nächten und dem Windgenerator

 

 

Waiheke


Während ich diese Zeilen schreibe ist Ute schon wieder abgereist, die 3 Wochen waren natürlich viel zu kurz. Wir sind gar nicht mehr bis Auckland zurückgesegelt sondern haben unser letztes gemeinsames Quartier auf der Insel Waiheke aufgeschlagen.
Nach einer windigen Nachtfahrt waren wir morgens um 09:45 in der Oneroa Bay angekommen. Hier war ich ja bereits am 1. Jan und wusste dass dies ein guter Ankerplatz sein würde. Diesmal ist es auch nicht so schrecklich voll, wir teilen die weitläufige Bucht mit weniger als 20 anderen Yachten. Neujahr waren es mindestens 300.

Unser erster Landgang. Hier gibt es keinen Steg und wir müssen am flach auslaufenden Sandstrand landen. In der geschützten Ecke die wir uns ausgesucht haben gibt es keine Brandung aber trotzdem verstolpert sich Ute beim Aussteigen und fällt ins Wasser, pitschnass ist sie jetzt, aber mein Angebot zurückzufahren um was Trockenes anzuziehen schlägt sie tapfer aus. Leider hat sie sich dabei auch an einer Muschel geschnitten und so schnappen wir nun einen der am Strand rumstehenden Stühle. Überall sind Stühle und Tischchen am Strand im Schatten großer Pohutukawabäume aufgestellt für jedermann frei zur Benützung. So einen schleppt Ute jetzt ins Wasser um sich dort die Wunde auszuwaschen und eines der Pflaster draufzukleben die ich immer im Rucksack dabei hab.
Wir wandern den endlos scheinenden Sandstrand entlang bis wir einen Weg finden der ins Dorf hinaufführt. Oneroa ist ganz schön touristisch mit zahlreichen Souvenirläden, Cafes und Restaurants. In einem davon, dem Vino Vino enden wir dann auch bei Kalamari, gutem Waiheke Wein und Traumblick über die Bucht. Und weil gerade ein kleiner Schauer nieder geht müssen wir 'leider' noch ein Gläschen trinken bis wir wieder trockenen Fußes nach Hause fahren können.

Am nächsten Tag wollen wir die Bus- und Fährverbindung nach Auckland auskundschaften, denn Ute wird hier in Waiheke von Bord gehen. Das spart uns eine 5 Stunden Fahrt, ein Taxi und eine Marina. Von hier ist sie in 30 Min in Auckland Downtown direkt am Busterminal der sie zum Flughafen bringt. Super easy. Die Fähre fährt jede halbe Stunde.

Auf dem Weg zum Fährterminal, normalerweise ein 15 Min Fußmarsch oder 5 Min per Bus, nehmen wir ein paar Wald- und Wiesenpfade und finden uns plötzlich zwischen Weinbergen und Olivenhainen wieder. Direkt vor uns liegt ein Weingut. Das trifft sich hervorragend, denn Ute wollte ohnehin zu einer Weinprobe. Das Weingut überblickt eine schöne Bucht und ist auf Besucher eingestellt. Es gibt eine schöne Terrasse, ein Restaurant und die übliche ‚Cellar door‘, die Verkostungsstube mit Blick auf die Kellerei. Wir leisten uns die 6 Euro die eine Verkostung von 4 Sorten kostet. Wenn man anschließend einkauft bekommt man die 6 Euro verrechnet. Die Weine waren richtig gut, von Chardonnay bis Syrah, von Weiß über Rose zu Rot. Erstaunlicherweise sind diese Weine in Oneroa im Weingeschäft bedeutend günstiger als wenn man sie im Weingut direkt kauft. Nach der Weinprobe wandern wir weiter auf verwucherten Pfaden nach Matiatia zum Fährterminal und auf dem Rückweg nach Oneroa hält ein Auto dass uns eine Mitfahrgelegenheit anbietet. In Oneroa kauft Ute noch ein paar Souvenirs und wir verbringen einen letzten schönen gemeinsamen Abend an Bord mit Blick auf den weißen langen Sandstrand und die untergehende Sonne.

Am nächsten Tag bringe ich Ute mit ihrem Gepäck an Land und zum Bus. Und in den steigt sie nun ein und ist weg. Wie schade, wir hatten eine so schöne gemeinsame Zeit.



Kuakas und ein Marae

Jetzt wo Ute weg ist hab ich gar keine Lust aufs Schiff zurückzukehren und beschließe in die gegenüberliegende Huruhi Bay zu wandern in der das Wasser von oben gesehen so unwirklich grün aussieht. Es ist wirklich so grün und weit draußen ankern einige Segelschiffe. Der Sand- und Kiesstrand ist wie fast überall menschenleer. Statt dessen tummeln sich hier viele Seevögel. Vor allem die seltenen geschützten Kuakas haben sich diese Bucht als Winterquartier ausgesucht. Sie fliegen jedes Jahr von Alaska hier her, also um die halbe Welt, und sind die am Weitesten migrierenden Vögel. Sie stehen unter Schutz und deshalb sind Hunde hier nicht erlaubt.

Am Ende des langen Strandes entdecke ich ein eigenartiges Tor mit schön geschnitzten Giebelbalken, den Eingang zum Marae eines Maori-Dorfes. Das Marae ist der Versammlungsplatz eines Dorfes zusammen mit dem Versammlungshaus, dem Wharenui und dem Speisehaus, dem Wharekai. Hier finden alle offiziellen Events statt und hier werden auch Besucher begrüßt. Es ist nicht erlaubt ein Marae ohne Einladung zu betreten, so steht das auch am Eingangstor. Aber ich bin so neugierig! Ich war noch nie in einem Maori Dorf. Vorsichtig versuche ich unbemerkt ein wenig durchs offene Tor zu spähen und sehe dahinter Menschen auf einer Wiese. Aus Respekt vor Ihrer Kultur gehe ich nicht einfach hinein. Aber neugierig bin ich trotzdem. Also gehe ich ein wenig um das Dorf herum, entdecke einen Kindergarten, ein Gesundheitszentrum und durch die Büsche kann ich die Menschen auf der Wiese beim Marae sehen. Vom Strand aus kann ich das Versammlungshaus sehen und es sieht wunderschön aus. Hier ist kein Tor und auch kein Schild, nur ein paar Stufen führen vom Sandstrand hinauf zur Wiese. Vorsichtig schleiche ich die Treppchen hinauf um ein bisschen besser zu sehen. Vor dem Versammlungshaus, von dem ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht weiß dass es eines ist, stehen fein säuberlich aufgereiht jede Menge Schuhe. Wie vor einer Moschee denke ich, vielleicht ist das sowas wie ihre Kirche? Da kommt eine Frau von der Wiese heraufgeeilt - auf mich zu – oh je, ich bin entdeckt worden – und noch bevor ich ein Hallo oder eine höfliche Frage herausbringen kann fragt sie mich ob sie die Schuhe wegräumen soll. ???? Ach so, sie hat gesehen dass ich gerade versucht habe ein Foto vom Gebäude zu machen. Nein nein, das ist schon in Ordnung erwidere ich und denke mir insgeheim, ohne die Schuhe wäre das Foto nur halb so hübsch. Nachdem es ihr scheinbar nichts ausmacht dass ich hier bin werde ich mutig und frage sie was das für ein Gebäude sei. Bereitwillig erklärt sie das sei das Versammlungshaus und dass sie hier gerade ein Seminar abhalten und sie dieses Versammlungshaus als Übernachtungslager nutzen dürfen. Mein vorsichtiger Blick durch die Tür erhascht Koffer und Matratzen auf dem Boden mit Schlafsäcken darauf. Die Lady scheint sehr freundlich zu sein und ich frage sie ob ich durch die Tür hineinschauen dürfte. Na klar und sie führt mich hinein und erklärt mir all die wunderschönen lebensgroßen geschnitzten Figuren die die Wände verzieren. Sie stellen die verstorbenen Vorfahren der Maori dar (ich find die sehen gruslig und nicht gerade sehr menschlich aus) und die aufsteigenden Streifen die alle unterm Dach im Zentrum einer an die Decke gemalten Sonne enden, stellen die Geister der Verstorbenen dar die zum Himmel aufsteigen. Die Zwischenräume an den Wänden sind mit schön geflochtenen Matten aus Flachs verziert. Ein wirklich schönes Gebäude von dem eine gewisse Spiritualität ausgeht. Da hab ich aber Glück gehabt, dass mich diese Dame hier rumführt und alles erklärt, denn draußen werden gerade 3 junge Männer weggejagt, die uneingeladen den Weg vom Tor zum Marae heraufkamen.

Zurück in Oneroa mache ich noch ein Foto von der Pinguinfamilie die gerade ein Selfie macht (natürlich sind das keine echten Pinguine sondern eine der vielen originellen Skulpturen die über den Ort verstreut sind) bevor ich auf die Carina zurückkehre.

 

Bootsarbeiten - wenn das Dinghy von oben ins Cockpit schaut - schaukelige Nächte und - ach wie peinlich!

Weil ich in knapp 2 Wochen sowieso wieder in Auckland sein muss, um Corina abzuholen die mich besuchen kommt, bleib ich hier in der Oneroa Bay. Ich finde es sehr hübsch hier, es gibt Läden, Cafes, gutes Eis und jede Menge Wanderwege. Der Strand ist wunderschön und es gibt genug Schiffe hier um Gesellschaft zu haben, falls gewünscht. Abgesehen davon gibt es genug Arbeiten auf dem Schiff zu erledigen die bisher liegen geblieben sind. Da ist zum Beispiel die neue Endlos-Reffleine für die Genua die eingespleisst werden muss, alle Filter des Wassermachers müssen ausgewechselt werden, alle Schapps und Backskisten werden wieder mal durchsortiert und geputzt, Motoren- und Ölchecks sind zu machen, Großputz und Großwaschtag und viele andere Kleinigkeiten sind zu erledigen.

Nach einer sehr ruhigen fast windlosen Woche leert sich der Ankerplatz schlagartig. Der Wetterbericht spricht von 10 – 15 Knoten Wind aus Nord. Das würde bedeuten dass der Wind ein wenig in die Ankerbucht weht und deshalb ergreifen alle bis auf mich und noch ein anderes Segelschiff die Flucht. Wegen 15 Knoten Wind brauch ich nicht weglaufen, habe ich doch schon problemlos 45 Knoten vor Anker überstanden. Wie zu erwarten wurde die Nacht zwar nicht stürmisch aber doch recht schaukelig. Am nächsten Morgen kam mein Nachbar herübergerudert um zu fragen wie ich denn die Nacht überstanden hätte. Och, kein Problem. Und da ich gerade Kaffee gekocht habe lade ich ihn zu einer Tasse ein. Er heißt Peter und verbringt den größten Teil des Sommers auf seinem Schiff. Er kommt nun fast täglich und langsam kenn ich seine ganze Lebensgeschichte. Er ist nett, handwerklich sehr geschickt aber fast ein bisschen zu oft da. Bei einem seiner Besuche blickt er zu meinem stillstehenden Windgenerator hinauf und erzählt er hätte selbst Windgeneratoren gebaut. Und das was er sagt klingt fachmännisch genug dass ich ihm das auch glaube. Ich erzähle ihm dass dieser Windgenerator ein rechtes „Glump“ sei und dass er nicht mehr funktioniert. Alle möglichen Tests hätte ich bereits durchgeführt und die Reparaturvorschläge des Kundenservices hätten nichts genützt. Angeblich seien die Bremswiderstände beschädigt und müssten erneuert werden. Und deshalb ist er seit bereits 8 Monaten außer Betrieb. Er fragt ob er sich das mal anschauen soll? Ich zögere, aber er meint wenn das jemand reparieren könne, dann er. Mehr als dass er hinterher auch nicht geht kann ja eigentlich nicht passieren denke ich und so stimme ich zu.

Am nächsten Tag erscheint Peter mit einer Werkzeugtasche und beginnt seine Überprüfungen. Der Generator selbst ist in Ordnung sagt er und auch am Regler kann er kein Problem finden. Wo denn meine Batterien seien. Er prüft die Anschlüsse und will wissen ob es eine Sicherung gäbe. Er stelllt fest dass das Kabel vor der Sicherung etwas locker ist und misst nochmal die Ströme. Irgendwie kommt da nicht genug durch. Es schwankt - mal ist es fast ausreichend, dann wieder fast nichts. Also baut er die Sicherung aus und …. Oh oh oh wie peinlich, die ist durchgebrochen. Ich reiche ihm eine neue, er baut sie ein und der Windgenerator läuft seitdem ohne Probleme und lädt wie in alten Zeiten. Wie kann das sein? Ich hatte doch alle Leitungen durchgemessen und auch vor und hinter der Sicherung und die volle Voltzahl erhalten. Ich komme mir so schrecklich dumm vor. Da lebe ich nun seit 8 Monaten auf Sparflamme was den Strom angeht nur wegen einer kaputten Sicherung die ich nicht gefunden hatte. Ein wenig tröstet mich dass sich in dieser Sicherung eine Metallplatte befindet die schlichtweg durchgebrochen war und es kommt vor dass diese beiden Plattenteile so aneinandergeraten dass bei den Messungen genügend Strom durchgeht und sobald mehr Spannung anliegt weil der Windgenerator läuft der Bremswiderstand ausgelöst wird. Trotzdem, ich hätte noch weitere Male messen sollen, dann hätte ich dem armen Windgenerator nicht so Unrecht getan und ihn so schlecht gemacht. Na ja, lieber ist es peinlich und ich steh als „Dummerl“ da und hab jetzt wieder einen arbeitenden Windgenerator als unnötig viel Geld in einen Neuen zu investieren. Das wär noch dümmer gewesen.

Nachdem der Wind weiter anhält und dife Schaukelei kein Ende nimmt gibt schließlich auch Peter auf und verlässt den Ankerplatz. Ich bleibe allein zurück und habe die gesamte Oneroa Bay ganz für mich allein. Wie schön. An Land gehen kann ich allerdings nicht mehr. Der Seegang ist so heftig dass mich das Dinghy oft von oben anschaut. Ich habe es wie immer am Heck angebunden und die Wellen heben es höher hinauf als mein Cockpit. Unter diesen Bedingungen kann ich unmöglich ins Beiboot klettern und die Überfahrt zum Strand wäre viel zu gefährlich, wahrscheinlich würde ich kentern. Am 5. Februar verlasse auch ich die Bay und segle nach Auckland in die Westhaven Marina denn morgen früh kommt Corina mit dem Flugzeug aus Deutschland eingeflogen.

 

Nachts allein in Auckland

Ich laufe morgens um 03:00 ganz allein durchs nächtliche Auckland. Keine Menschenseele ist auf den Straßen, alles ganz still, irgendwie unheimlich für eine Großstadt. Und was mache ich da? Nein ich bin nicht versumpft oder auf dem Heimweg von einer Party, ich bin unterwegs zur Haltestelle des Skybus der mich zum Flughafen bringen soll. 45 Minuten flotter Fußmarsch sind es von der Marina bis zur Haltestelle und 50 Minuten braucht der Bus bis zum Flughafen. Um 04:45 kommt Corinas Flugzeug an und ich habe versprochen am Flughafen zu sein um sie abzuholen. Ich freu mich sehr auf sie. Wir waren jahrelang Arbeitskollegen und bereits viele Jahre vor meinem Umzug auf die Carina hatten wir beschlossen wenn ich dann bis Neuseeland gesegelt bin kommt sie mich besuchen. Und jetzt ist es soweit. Da kommt sie auch schon aus dem Ankunftsterminal. Huhu! – Willkommen in Neuseeland! Umarmung, Drücker, wie schön dass sie da ist.

Corina hatte von zu Hause aus bereits ein Auto gemietet und das holen wir jetzt ab. Und nun kommt die große Herausforderung für sie, nach 28 Stunden Flug in einer fremden Großstadt in der auch noch links gefahren wird zur Marina mitten in der Stadt finden. Als Copilot schau ich wann wir wo abbiegen müssen und erinnere Corina ab und zu auf der richtigen Seite zu bleiben oder nicht zu weit links zu fahren. Aber sie hat das recht schnell raus und nach 30 Minuten parken wir unversehrt vor dem Marina-Gate.

Wir verbringen 2 Tage in Auckland, schlendern durch Downtown fahren mit dem Auto kreuz und quer durch die Stadt, wandern auf den Mount Eden, genießen die tolle Aussicht über die Stadt und bestaunen den kreisrunden grasbewachsenen kleinen Krater, trinken Kaffee in Parnell und genießen den Blick  auf die zur Zeit bunt beleuchtete Harbourbridge die zu Ehren des neuseeländischen Nationalfeiertags, dem Waitangi Day, stündlich ein buntes Lichterspiel zeigt, dass die Entstehung der Erde aus Maori Sichtweise erzählt.

Und morgen machen wir uns auf um 10 Tage lang Neuseeland auf dem Landweg mit dem Auto zu erkunden.

Zu den Fotos

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